• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

Mitglied
Krieg und Frieden

kriegundfrieden.jpg


Erster Eindruck: Irrungen in Zeiten des Krieges

Nach einigen Jahren in Frankreich, wo er in adeligen Kreisen erzogen wurde, kehrt Pierre nach Sankt Petersburg zurück. Doch er findet in der dortigen Oberschicht keinen Anschluss, sodass er schon bald nach Moskau zieht und dort endlich Anschluss findet. Doch während der Querelen des Krieges nimmt sein Leben noch einmal eine dramatische Wendung...

„Krieg und Frieden“ von Lew Tolstoi gehört zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur, nach der Veröffentlichung folgen zahlreiche Umsetzungen als Oper, Film und Theaterstück – und natürlich auch als Hörspiel. Die erste deutsche Hörspielfassung des WDR stammt aus dem Jahr 1965 und wurde nund vom Hörverlag auf 10 CDs veröffentlicht, die jeweils den einzelnen Folgen entsprechen. Und so gibt es zu Anfang jeder CD eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, sodass man immer wieder gut in die Handlung findet – und die Übersicht nicht verliert, denn das Werk ist ziemlich komplex. Mehrere Adelsfamilien mit zahlreichen Vertretern werden über einen Zeitraum von vielen Jahren begleitet, wobei auch geschichtliche Ereignisse mit einbezogen werden. Doch die gute Strukturierung und die sinnvolle Kürzung des Stoffes erleichtern hier das Verständnis. Die Handlung ist atmosphärisch sehr dicht erzählt und entführt in die Welt des russischen Adels, mit Intrigen, Animositäten, Liebeleien, aber eben auch mit schrecklichem Krieg und Verlusten. Das ist sehr dramatisch und eingängig erzählt und begeistert mit lebensnahen, sehr präsenten Charakteren, an deren Schicksal man immer wieder hängt.

Die Umsetzung punktet dabei insbesondere mit den starken Sprechern, die ihre Sache ganz hervorragend machen. Klausjürgen Wussow ist beispielsweise als Fürst Andrej Bolkonskij zu hören, mit seinem markanten Klang und der sehr betonten Sprechweise schafft er eine lebendige Figur, dessen Tun man gern folgt. Irmgard Först ist als Gräfin Natalie Rostowa zu hören, auch sie setzt ihre Stimme seh geschickt ein, um alle Facetten ihres Charakters hervorzukitzeln. Volker Brandt überzeugt als NikolajRostow mit viel Ausdruck und einer sehr punktierten Aussprache. Weitere Sprecher sind Marus Müller-Westernhagen, Peter Oehme und Roswitha Krämer.

Die Musik stammt von Bernd Stolz und wurde eigens für diese Produktion erschaffen, sodass sie sehr gut an die verschiedenen Stimmungen angepasst ist. Dabei wurde auf klassische Instrumente zurückgegriffen, die die Atmosphäre der Handlung weiter verdichten. Geräusche sind eher weniger im Einsatz und kommen nur an wenigen Stellen zur Geltung.

Die dicke Pappbox dieser Veröffentlichung ist mit einem hübschen Motiv versehen: Ein schaukelnder Kronleuchter, der vor schwarzem Hintergrund sehr edel wirkt. Die CDs sind in schlichten Plastikhüllen verpackt, aber das beiliegende dicke Booklet ist sehr lobenswert: Es enthält zahrleiche zusätzliche Informationen zu den Mitwirkenden, den handelnden Personen und dem geschichtlichen Hintergrund.

Fazit: Die umfangreiche Geschichte wird geschickt gekürzt erzählt, sodass sie gut zugänglich ist und dennoch die Essenz des Originals enthält. Dafür sorgen vor allem die herausragenden Sprecher, die die Charaktere sehr zugänglich darstellen. Die dramatischen Wendungen und die komplexe Handlung sorgen für eine anspruchsvolle und sehr hörenswerte Produktion.

VÖ: 28. November 2016
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2050-7
 
Oben