Hm, ich bastel noch, aber hier mal ein bröckeliger Anfang....
Werde ich es können, nicht mehr an der Fragmentserie schreiben? Ehrlich? Nein, ich muss einfach weitermachen. Dabei ist es egal, ob ich einen Roman parallel zu schreiben beginne oder sonst etwas Sinnvolles oder dessen Gegenteil tue. Wie ich in meinem ersten Buch schrieb „Schreiben wird meine Seele befreien“ und genau darum geht es wohl auch nur. Aus mir brechen die Worte förmlich hervor und fallen auf das Papier. Das wirklich Interessante daran ist, dass ich nur mein Textprogramm öffnen brauche und schon geht es los!
Und einen Grund brauche ich scheinbar nicht zwingend, denn ich schreibe hier vor mich hin, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Wahrscheinlich erkennen die Leser meiner Bücher auch auf Anhieb, aber selbst das scheint mir in meinem tiefsten Inneren egal zu sein. Es geht tatsächlich nur um das egoistische Ar*chloch an der Tastatur, mir allein! Na gut, ich bin halt der Autor und kann in meinen Welten tun und lassen, was ich möchte! Fatalerweise sind es aber keine Fantasiewelten, die mir entspringen und die ich beschreibe und mit Leben fülle, sondern meine verdammt eigene Realität und mein Leben! Ich nehme etwas wahr und schwups, inhaliere ich es einfach und entweder ist es der von mir bereits ausgiebig beschrieben Müll oder wird zu etwas Neuen oder Andersartigem vermischt und hier geschrieben. Manches Mal trifft es mich aber auch wie ein Blitz und in meinem Kopf, dessen Multiversen vor sich hin dümpeln, zischt ein Komet mit etwas heran, mit dem ich mich beschäftigen möchte. Muss, würde ich nicht wählen, weil ich muss schon einmal gar nichts, sondern kann alles, was ich mir vorstelle. Klingt natürlich nun sehr von mir überzeugt, aber keine Sorge, ist nur eine Vorstellung und nicht die Realität. Neige ich leider noch immer, mich selbst für schlecht zu halten. Darum geht es heute und in diesem Zeilen aber nicht, also entspann dich und lese ruhig weiter. Keine Ambitionen in Sachen Weltherrschaft, die es für mich nicht mehr zu erlangen gilt. Keine tiefe Verzweiflung, weil mir Antworten nicht gegeben werden, die ich mir dann selbst ersinne, sondern einfach mal eine kleine Unterhaltung.
„Wie kommst du denn dazu?“, wirst du vielleicht fragen. Das lässt sich sehr einfach beantworten oder beschreiben. Ich glaube erstens, dass ich fürchterliche Angst davor habe, einen Roman zu schreiben, der nach allen Regeln der Literatur entstehen soll und zweitens glaube ich, dass ich nur so schreiben kann, wie ich eben schreibe. Natürlich wird das irgendwann echt öde für den Leser – kann ich mir vorstellen, denn ich hätte ich keinen Bock das x-te Fragment vom Fölske lesen zu wollen. Schreiben möchte ich das natürlich schon, aber lesen? Nee, das lassen wir dann einfach mal. Ich habe auch eher daran gedacht, während ich mit dem Roman beginne, parallel an diesem Buch zu schreiben, dass dann als Tagebuch dienen kann. Ich glaube nicht einmal, dass ich diesen Kram hier veröffentlichen werden.
Sehe ich diesen Text eher, wie ein Ausprobieren, einen Test, ob es mir gelingen mag, neue Welten zu erobern und mich in die wunderbare Welt der Fantasie zu begeben und möchte daher an dieser Stelle schon einmal meine Romanwelt zu skizzieren. Wie gesagt, lehne dich zurück, nimm dir nen Keks und los geht es. Ach ja, bitte stelle dir nebenbei getragene Musik vor und eine tiefe männliche Sprechstimme, die nun endlich zu sprechen beginnt und ich halte ja schon die Klappe!
Das Jahr 2069 und die Welt steht erneut am Abgrund. Bisher ist es uns, der Menschheit, selbst von dem Planeten zu tilgen, nicht gelungen, aber bereits 70 % der, noch zu Beginn der Jahrtausends bekannten, Säugetierarten wurden ausgerottet. Die Überbevölkerung hat, trotz Kriegen, Hunger und Wasserknappheit, keine Regierung in den Griff bekommen. Noch immer siechen mehr als acht Milliarden Menschen auf dem Planeten dahin, denn ein vernünftiges Leben ist kaum noch möglich. Schnell haben die wir gelernt, dass Gier, Neid und Missgunst, die Basis unserer Kraft sind, um unserem Nachbarn das wegzunehmen, was wir zu brauchen meinen. Ein sehr kleiner Prozentsatz der Weltbevölkerung lebt jedoch noch immer wie die Maden im Speck.
Europa ist nach dem letzten Bürgerkrieg in West und Ost gespalten! Im Westen herrscht eine Pseudodemokratie mit einem Kaiser als Oberhaupt, der von vielen Kurfürsten alle 5 Jahre gewählt wird. Im Osten setzten sich die Nationalisten durch und gründeten das Ostreich unter einem Diktator. Die baltischen Staaten fielen während des letzten europäischen Krieges an Russland, welches sich zuvor die Ukraine und Weißrussland einverleibte. Dann stoppte die Expansion an dieser Stelle, denn Russland sah sich einem anderem Feind gegenüber, der bereits Japan, Korea und weite Teile des Pazifikraum erobert hatte, China!
Nordamerika tauchte weiter in die Bedeutungslosigkeit! Präsident D. Trump III führte die Abschottungspolitik seiner Väter weiter. Das ganze Land war mittlerweile fast komplett mit einer Mauer begrenzt worden, sodass kaum noch jemand aus oder in das Land kam, ohne nicht erschossen zu werden.
Die Türkei besiegelte im Jahr 2043 mit der Gründung des Neuen Osmanischen Reiches den Untergang der Nato und entwickelte sich zu einem Kalifat, mit mehr oder wenig starker Religion, jedoch einem stabilen Handel, sodass es den Osmanen besser ging, als vielen Europäern. Indien und Pakistan gab es bereits seit vielen Jahre nicht mehr, denn beide Staaten und ein Großteil der Bevölkerung wurden in einem regionalen Nuklearkrieg vernichtet und das Land für Jahrhunderte unbewohnbar. Durch den Klimawandel ist der afrikanische Kontinent ebenfalls fast menschenleer, da ein Leben dort fast unmöglich scheint. Die letzte Hungersnot in Zentralafrika forderte fast 90 % der Menschenleben, denn Hilfe aus dem Ausland gab es schon lange nicht mehr. Das, was einst der Amerikanische Präsident mit seiner Politik „America First“ lostrat, und auch zeigte, dass selbst Verrückte in hohen Ämter regieren können, infizierte förmlich alle anderen Staaten auf dem Planeten. Chancen auf einen Neuanfang in der eisfreien Antarktis, die von Flüchtlingen und Überlebenden der Krieg besiedelt wurden, liefen ins Leere, weil wir Menschen lernten, dass Solidarität nicht zu unseren Stärken gehören.
Dennoch haben einige von uns es nicht aufgegeben und versuchen noch heute, die Welt zu verbessern, um die alten Werte wieder herauszuformen. Dies stellt allerdings in den meisten Staaten eine Straftat dar und wird mit der Verbrennung bis zum Tode bestraft, weil die Lehre von Ethik und Solidarität als Anstiftung zu Revolution gilt. Bereits 2029 gab es die ersten genmanipulierten Menschen, die als Sklaven oder Soldaten dienten. Sie zu züchten, war viel günstiger, als Maschinen und deren Energieverbrauch zu bezahlen. Außerdem konnte man sie auch schnell wieder entsorgen und in die Nahrungskette einfließen lassen. Der Kreislauf des Lebens, wie uns die Regierungen erklärten. Mit dem Human-Food-Act von 2048 wurde es weltweit erlaubt, dass Menschen als Nahrungsmittel gezüchtet und angebaut werden durften. Dies wurde notwendig, weil die Säugetiere knapp wurden und nicht jeder Mensch auf Fleisch verzichten wollte. So war es schon 2050 üblich, dass wir uns gegenseitig essen konnten. Natürlich nur angebaute, angeblich nicht lebensfähige Zuchtmenschen, dienten als Nahrung. Gentechnisch war uns alles möglich!
Ich habe für meine Familie niemals, diese Nahrung in Betracht gezogen! Ach, ich habe vergessen mich vorzustellen, mein Name ist, Joshua. Meine ID-Nummer lautet WE65802177931-4 und daher werde ich kurz Joshua WE65-4 genannt. Nachnamen brauchen wir nicht mehr, die gibt es wohl schon seit den Kriegen nicht mehr. Der erste Kaiser war der Meinung, dass unsere Ident-Nummer reichen würde und so kam es dann auch.
Break
Viel schlimmer als die von mir beschriebenen Welt ist, dass ich einfach mich von meinem Schreibstil nicht abwenden kann. Mir kribbeln die Finger, wenn ich mit etwas in den Kopf schießt, sodass ich am liebsten sofort weiterschreiben möchte, was mich bewegt. Klar, es wird sicherlich schnell langweilig, wenn ich mich nicht weiterentwickele und auch mal ein anderes Genre anfange. Aber, da kann ich mich selbst beruhigen, es gibt Fortschritte, wie in meinem vorherigen Text zu erkennen ist. Natürlich werde ich weiterschreiben, denn ich habe nun einmal beschlossen, mich einem solchen Thema zu widmen und ganz so fern und fremd ist es mir nicht, schreibe ich doch bereits häufig über eine Art Weltuntergang oder, dass es so nicht weitergehen kann!
Springen wir wieder in die von mir beschriebene Zukunft und schauen, wie es dort weitergehen wird. Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht und lasse mich überraschen. Also, wir beide sind also gespannt, was dort gerade so passiert.
„Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und vielleicht sehen wir uns bald wieder.“,
lächelte ich dem Verkäufer in einer Nebenstraße zu, als er mir ein paar Äpfel für meine gesammelten Lebensmittelmarken reichte.
„Mir doch egal!“,
murmelte er vor sich hin.
„Es interessiert mich nicht, weil morgen kannst du schon tot sein!“,
setzte er nach und grummelte:
“Ich habe keine Zeit, mir die Gesichter meiner Kunden zu merken und es interessiert mich nicht!“
„Okay, okay“,
versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Gewöhnlich versuchte ich noch immer etwas netter zu sein, als die anderen. Aber dieser Herr wünschte wohl nur meine Karten für seine Äpfel und brauchte kein Gespräch.
„Ich werde morgen noch leben, aber du vielleicht nicht mehr“,
dachte ich bei mir und verabschiedete mich mit einem Lächeln, drehte mich um und mischte mich wieder die Schlange von Menschen, die sich durch die Straße schob.
Trotz Tod und Krankheit gibt es einfach noch zu viele von uns. Gut, wir sind nun einmal sehr erfinderisch und irgendwie doch anpassungsfähig, wenn es um das Überleben geht. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich zu den Starken gehöre, aber wir haben eine Nische für uns entdeckt, in der wir klar kommen. Körperlich gehöre ich eher zu den kräftigen und unsportlichen Männern und mit kräftig meine ich eher meine Form, als das ich in Form wäre. Ach, ich habe ganz vergessen, dir zu berichten, wer „wir“ denn sind. Wir, sind eine kleine Gemeinschaft als Menschen, die versuchen mit ihren Kindern in dieser Welt uns durchzumogeln. Das ist nicht einfach, aber klappte bisher ganz gut. Seit der Stadtrat allen Bewohnern angeboten hat, Land zu erwerben und dort zu leben, haben wir zugeschlagen. Der Preis ist allerdings auch sehr hoch, denn seit dem die Regierung in Paris, in unseren Breiten immer mehr an Einfluss verloren hat, erstarkten die Kommunalräte und deren Vorstände immer mehr und entwickelten sich zu Fürsten.
„Wenn dir der Preis zu hoch ist, kannst du dich in Paris beschweren!“,
sagte die Leiterin der Landverteilstelle.
„Nein, alles in Ordnung. Die jährliche Sonderabgabe passt.“,
ruderte ich zurück, als mir bewusst wurde, wer hier am längeren Hebel sitzt. Irgendwie werden wir es hinbekommen, redete ich mir ein und nahm die Urkunde.
Das ist nun 5 Jahre her und wir haben es immer geschafft und werden daher in Ruhe gelassen und sogar von der Stadtpolizei, vor Plünderern und Banden, beschützt. Ein weiterer Vorteil im Rahmen der jährlichen Bestechungslieferungen. Unsere Gruppe besteht aus 10 Menschen und wir konnten uns 5ha Land in der Nähe der Stadt sichern. Gerade weit genug weg, dass wir unsere Ruhe haben und Nahe genug, dass wir beschützt werden.
Break
Tja, so ist das in der Zukunft, alles nicht mehr so schön bequem wie heute, aber scheinbar haben die Vorfahren von Joshua mein Kapitel über Utopia gelesen. Schön, dass ich damit helfen konnte. Ein interessanter Gedanke, dass, obwohl ich 2069 nur noch ein Haufen Biomatsch oder Knochen bin, noch jemand etwas gelesen hat, was 51 Jahre zuvor geschrieben wurde. Und bitte, lasse dich nicht wieder darauf ein, dass du denkst:
„Ach, was in 51 Jahren ist, ist mir doch egal!“
Grundsätzlich muss ich dir recht geben, aber vielleicht sind das deine Nachkommen, von denen ich hier ab und zu schreibe und am Ende des Buches denkst du nur, verdammt, hätte ich doch bloß. Genau! Darum geht es. Wir sind nun einmal sterblich und dann kommt der große Vorhang und fällt. Aber vielleicht war dein Auftritt so toll, dass du etwas bei deinem Publikum bewegen konntest und die etwas von dir an sie vererbt hast. Wer weiß?
Aber merkst du, wie schwer es ist, sich Gedanken über die Zukunft zu machen? Aber bitte, mach dir keine Vorwürfen, wenn bei dir die Lampen ausgehen, dann ist es zu spät. Da kannst du einfach sterben und gut ist. Nur sollte es bei dir in absehbarer Zeit noch nicht so weit scheinen, dann mach was! Jetzt! Du kannst es ändern, wie wir alle, die hier noch einigermaßen fit herumlaufen. Wenn ich schon höre, dass wir erst darüber nachdenken, wenn es kaum noch Vögel in der Natur gibt, warum das plötzlich so kommt, dann ist was schiefgelaufen! Dann regst du dich womöglich noch auf, das wir teures Vogelfutter kaufen müssen, damit sich ab und zu noch ein „Flatterhannes“ in unserem betonierten Garten verirrt! Genau, wir sind dafür verantwortlich, dass es kaum noch Insekten für diese Tiere als Nahrung gibt. Die Bienen und Hummeln interessieren und nicht so sehr, denn bereits Anfang des 20ten Jahrhunderts gab es Kunsthonig. Ist dir vielleicht auch schon aufgefallen, dass Honig – der echte – ziemlich teuer geworden ist? Das liegt nicht daran, dass die Imker mehr Geld haben wollen, sondern das ist eine Reaktion auf Angebot und Nachfrage! Schon einmal gehört? Marktwirtschaft.
Nun könnten wir, da Honig kein Ablaufdatum hat, uns Tonnenweise in den Keller packen und dann an der Börse handeln und furchtbar reich werden. Noch reicher als heute? Brauchst du das? Leidest du Hunger? Hast du kein Dach über dem Kopf?
Wenn nein, dann ist deine Geldknappheit selbst verschuldet. Du gibst mehr aus, als du müsstest.
Aber das führt jetzt zu weit. Joshua braucht sich um Bienen und Vögel keine Gedanken mehr zu machen, denn die Bäume und Pflanzen müssen sie bereits seit 30 Jahren selbst bestäuben. Er weiß gar nicht mehr, wie Insekten aussehen und eine Amsel oder Meise hat er in seinem Leben noch nie gesehen.
„Es gab eine Zeit, da flogen Vögel am Himmel und es gab winzige Tiere, die einem das Blut aussaugten“, fangen häufig Gutenacht-Geschichten an.
Im Jahr 2069 gibt uns keiner die Schuld an der Situation, denn die Menschen glauben, dass wir einfach zu dumm waren und nicht erkannt haben, was wir tun. Eher so, wie wir heute unsere Kinder das ein oder andere Mal in Schutz nehmen.
„Och, die Kleinen wussten es nicht besser!“
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, denn wie bereits erwähnt, haben sich die Menschen durch ihre Dummheit und in Kriegen fleißig selbst dahingerafft.
„Die wussten es halt nicht besser!“
Aber das interessiert unseren Joshua sehr wenig, weil es davon nichts weiß. Er wurde in die Welt hineingeboren, wie sie sich ihm zeigte. Die Vergangenheit ist für ihn weniger interessant, denn ändern kann er sie nun einmal nicht mehr und hat in seinem täglichen Leben tatsächlich keine Zeit darüber nachzudenken. Das Überleben ist wichtiger und alles ist nun einmal schwieriger im Jahr 2069.
Gerne sitzen sie abends in der Gemeinschaftsküche an der warmen Feuerstelle und lauschen den Geschichten der Alten, die nicht nur als Erzähler dienen, sondern auch die Geschicke der Gemeinschaft lenken. Es gibt tatsächlich einen Rat. Jedoch haben die Bewohner ebenfalls ein Stimmrecht, wenn es um elementare Punkte geht, ganz demokratisch wie einst in einer bereits vergangenen Zeit.
Nach der Abschaffung des Geldes im Jahr 2054 gab die Regierung in Paris Lebensmittelmarken heraus, die sich schnell als neue Währung manifestierten. Zudem gab es allerlei andere Zahlungsmittel, die von der Bevölkerung im Rahmen des Tauschhandels akzeptiert wurden. Jedoch mit dem Erlass von 2059, um den Schwarzhandel einzudämmen, gab, führte man ein Jahr später den Neu-Euro (NEuro) ein, den es allerdings ausschließlich als virtuelle Währung gab. Da es damit noch immer kein Bargeld gab, dienten die Lebensmittelmarken als paralleles Zahlungsmittel.
Politisch und wirtschaftlich gab es keine Globalisierung mehr, denn die neuen Staaten hatten das Interesse an einer Gemeinsamkeit verloren und erkannten schnell, wie wertvoll ihre Ressourcen auf ihren Staatsgebieten waren. Börsen und Welthandel waren daher ebenfalls Begriffe, die nur die Alten mit Leben füllen konnten, und zwar in ihren Geschichten von Einst.
An der Grenze zum Ostreich, der nunmehr quer durch das ehemalige Staatsgebiet von Deutschland verläuft, gibt es natürlich den kleinen Grenzhandel, sodass immer wieder interessante und andersartige Waren den Weg auf die Märkte im ganzen Land auftauchten. Die Menschen, die noch immer mächtig und reich waren, brauchen sich nie Sorgen um ihre Existenz machen, denn es gilt noch immer, wer reich ist, ist mächtig, hat Einfluss und ist so wichtig, dass es unbedingt geschützt werden muss.
Die Kirchen verloren bereits im Jahr 2031 ihren kompletten Einfluss und wurden von den Regierungen enteignet. Alles wurde verwertet und Kirchen dienten heute als Wohnhäuser oder Regierungssitze. Natürlich ist der Glaube nicht verschwunden und in den Städten und Dörfern finden noch immer Gottesdienste statt. Auch der Islam hat sich verändert, mit Ausnahme im osmanischen Reich, denn die Religionen vermischten sich zu etwas Neuem. Durch die Völkerwanderungen kam es zu neuen Kulturen und damit zu neuem Glauben.
„Von jedem das Beste. Jeder soll seinen Glauben haben dürfen!“,
hatte Kaiser Christoph IV im ‚Jahr 2040 verkündet und das gilt noch heute. An diesem Gesetz wird auch nicht gerührt, sogar nicht in den Landstrichen, in denen die Pariser Regierung kaum noch Einfluss hat. Selbstverständlich gibt es überall noch Kasernen der europäischen Armee, aber diese hat sich schnell mit den lokalen Fürsten arrangiert und hält sich weitestgehend zurück.
„Wir sind eine Armee und keine Polizei!“,
wurde seitens der Befehlshaber propagiert. Wahrscheinlich sind sie ordentlich bestochen worden und halten sich daher aus allem heraus.
Ich glaube jedoch, wir springen wieder zu unserem Joshua, der mit seinen Äpfeln und anderen leckeren Dingen, sich auf den Weg macht, um die Siedlung noch vor der Dunkelheit zu erreichen. Nachts ist es weniger schön in der Stadt, denn mangels Ordnung und Sicherheit verlieren viele dort ihre Habe oder gleich ihr Leben.
Schon wieder einmal muss ich an dieser Stelle unterbrechen, denn stelle ich doch fest, dass ich bei der Zukunft elementare Dinge vergessen haben, zu beschreiben. Ist wirklich nicht so einfach, so mit diesem Thema zu befassen, denn alleine der Punkt, eine komplette Welt nebst Charaktere zu erschaffen, lässt mich an meine Grenzen stoßen! Der arme Joshua hat es nicht leicht und seine Familie habe ich dir noch nicht einmal vorgestellt.
Daher nutze ich diese Unterbrechung und möchte zunächst noch die ein oder andere Anmerkung für die Welt 2069 loswerden.
Natürlich handelt es sich auf den Kontinenten nicht nur um ein mittelalterliche Zustände, wie wir sie aus unserer Vergangenheit kennen. Computer und solche Gerät wurde natürlich weiterentwickelt und massiv zum Einsatz gebracht. Die Regierungen, vor allem die, totalitär geführten Ländern, nutzen die Möglichkeiten zur Überwachung ihrer Bevölkerung aus. Natürlich nur zum Schutz der Menschen, aber das schien eher als eine Lüge der Propaganda. Machterhalt gehört nun einmal mit zu den wichtigsten Zielen solcher Regierungen. Wobei sich die Menschen bereits abgefunden hatten, waren sie es leid, Konflikte führen oder aufbegehren. Das Überleben steht 2069 im Vordergrund und nicht politisches Engagement. Wie hätten sich sonst auch diese Staaten bilden und halten können.
Vor allem, die Abhängigkeiten sind immer stärker geworden, sodass es teilweise nicht mehr erkennbar ist, wer die Regierungen stellt. Die Wirtschaft oder die Politiker, denn einige Unternehmen sind so mächtig geworden, dass sie mit ihren Konzernzentralen auf der ganzen Welt, wie Schattenregierungen wirken.
Neben den Märkten in die Städten gibt es nur noch Läden mit dem Namen Amazon, in denen alles gegen Geld zu kaufen ist. Alternativen wurden bereits in den frühen 40er Jahren aufgekauft und verschwanden damit von der Bildfläche. Selbst die altbekannten Unternehmen, die Automobile produzierten, gibt es nur noch von Namen her, denn dahinter steckt Amazon. Überall, auf allen Produkten kann man diesen Namen sehen. Die Konzernzentrale West Europa wurde daher auch neben dem Regierungssitz in Paris errichtet, um kurze Wege zu haben. Als das Parlamentsgebäude neu errichtet werden sollte, wurde kurzerhand beschlossen, einen Teil des Firmengebäudes zu nutzen und anzumieten. Dem Kaiser war es egal, denn für eine Regierung interessierte er sich wenig.
Für Joshua war dies allerdings alles ziemlich egal, kannte er doch auch nichts anderes. Für alle Menschen, die um die 30 Jahre alt sind, war die Welt schon immer so. Dass es eine Zeit gab, in der er anders war, kennen sie nur aus den Geschichten der Alten und aus den Büchern und dem AzNet, das vor 10 Jahren das marode Internet abgelöst hat und jedem Bürger kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Selbst hier hat sich der Konzern breit gemacht. Auch das ist Joshua egal, denn erfüllt es seinen Zweck und wie er hörte und las, gab es schon immer, mehr als genug Werbung im Netz. Außerdem könnte er durch Zahlung seinen Zugang werbefrei und schneller machen, aber das scheint nur wenigen Reichen vorbehalten zu sein.
Das AzNet stellte nicht nur die hauptsächliche Informationsquelle, sondern bietet auch alle Dienste, um Zahlungen abzuwickeln oder Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen. Gesetze zum Datenschutz wurden kurz nach dem Krieg zur Vereinfachung und zur Förderung des Wiederaufbaus abgeschafft. Dadurch wurde vieles einfacher und Transparenz gibt es nur bei den Bürgern. Das Interessante ist, dass die Staaten, so abgeschottet sein mögen, alle das AzNet nutzen.
Wer demnach die Macht in den Ländern hatte, wurde natürlich immer klarer, aber auch das war den meisten Menschen egal. Aber von Revolution oder Aufbegehren ist nichts mehr zu spüren, denn durch die Kontrollen, die durch allmächtige Algorithmen durchgeführt werden, ist die Zensur fast perfekt. Und da kaum jemand noch echte Bücher hat, denen eine Welt von vor dem Krieg Informationen entnehmen kann, wird an den Staatsgebilden kaum gerüttelt. Einige Menschen, von denen sogar Joshua welche kennt, reden unter vorgehaltener Hand immer wieder davon, dass es so nicht weiter gehen kann, aber meist wird dies von den Zuhörern als Utopie abgetan.
Tja, und nun muss ich schon wieder unterbrechen, weil sich der Eindruck entwickelt, dass die Menschen von Heute und Morgen sich kaum verändert haben. Aber vielleicht ist das einfach so, die Menschen, die etwas ändern wollen, werden meist als Spinner oder Geschichtenerzähler abgetan. Wer weiß nur, wie das enden soll? Ich kann es mir nicht vorstellen, obwohl ich diesen Text schreibe. Dann schauen wir mal, wie es sich entwickelt. Aber das macht das Ganze spannend und ich hoffe, du hast noch nicht aufgegeben und das Buch in die Ecke geworfen.
„Die Sperrstunde beginnt in 2 Stunden. Bitte beachten Sie, dass wir danach die öffentliche Ordnung nicht mehr gewährleisten können. Wer ohne Papiere aufgegriffen wird, wird vor ein Standgericht erstellt.“,
tönte es aus den Lautsprechern an den Kameramasten, die überall zu finden sind. Diese werden nur noch selten beachtet. Joshua legte einen Schritt zu, um sein Shuttle noch Westen noch zu erreichen, denn es könnte knapp werden, wenn er zu Fuss weitergehen würde. Auch, wenn es ein paar NEuro kosten würde.
Nach 20 Uhr patrouillieren Einheiten der Bürgerwehren, die von den Kommumen unterhalten werden, durch die Straßen. Diese bestehen meist aus ziemlich finsteren und schwer bewaffneten Gesellen. Wer ihnen in die Quere kommt, wird meist erschossen oder am nächsten Baum aufgehängt. Natürlich gibt es immer eine Chance zu Überleben, aber das geht nur mit einem Schwung Lebensmittelkarten oder anderen Gefälligkeiten. Das will im Regelfall wirklich keiner und daher leeren sich fast wie auf einen Schlag die Städte, Dörfer und Gemeinden, wenn es kurz vor 20 Uhr ist.
Meist sitzen sie Menschen bereits ab der Dämmerung zu Hause, weil ab 16:00 Uhr der Strom eingeschaltet wird. Dann können die Menschen ihren alltäglichen Aufgaben nachgehen, aber auch in das AzNet abtauchen.
Selbst Amazon hatte es nicht geschafft, die Sperrstunde für Lieferanten und Boten aufzuheben, weil es nicht möglich ist, alle Bürgerwehren darüber zu informieren, dass Boten nicht erschossen werden sollen. Ist auch schwierig, weil die Kommandanten meist weniger intelligent sind, als die breite Masse. Liegt wohl daran, dass sie aus der Genfabrik stammen und nur für den einen Zweck entwickelt oder wie es so schön heißt, designed wurden. Und Geld für eine neue Generation wollte niemand ausgeben, da bleibt man doch eher bei der Sperrstunde und die Lieferanten müssen ab 6 Uhr alles zustellen, was bestellt worden ist.
Diese Form der Nachtruhe hat aber nicht nur Nachteile für Unternehmen und Nachtschwärmer, sondern auch für den Fall, dass ein Feuer ausbricht oder medizinische Hilfe benötigt wird, kommt es regelmäßig zu Schwierigkeiten, denn meist wollen die Bürgerwehren eine Art Wegezoll von den Rettungskräften kassieren und diese geben dann das ein oder andere Mal auf, weil die Kosten zu hoch sind.
„Was soll‘s!“,
hatte der Bürgermeister in seiner letzten Ansprache zum kommenden Monat verkündet.
„Dann wird halt gestorben oder wieder aufgebaut! Ihr lieben Bürgen könnt euch ja auch vorbereiten, in dem ihr Vorsorge betreibt. Schaut im Netz nach, dort gibt es entsprechende Angebote!“
Was für ein Hohn, natürlich kann man alles bestellen, aber man muss es auch bezahlen können. Die kommunalen Abgaben sind monatlich zu entrichten und wer es nicht kann, muss gehen.