Xilef

zerfahrener Verdutzter
beim Lesen hats bei mir so gezündet, dass ichs auch hören wollte - und deswegen sprechen mußte:
 
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Heute habe ich die bisher erste und einzige Reaktion auf meine damalige Vertonung von Nees "Genehmigung" erhalten: ein "Daumen hoch"; da freu ich mich, denn ich hatte das kleine Stimmspektakel selbst schon wieder vergessen und mich nun, muss ich zugeben, wirklich amüsiert bei erneutem anhören!
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Nicht übel! Habe ich doch glatt verpasst. Sehr beeindruckend wie du mit dir selbst Dialog hältst und man wirklich meinen könnte, es hätte ein anderer mitgesprochen. Tolle Variation! Das Ding hätte außerdem einen spektakulären Crazy-5 abgegeben. Der Gesang zum Schluss hat etwas sehr hypnotisches: Ich hörte Stimmen, die mir befahlen, auf "Gefällt mir" zu klicken. :confused:
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

wie unheimlich....aber das gefällt mir natürlich, denn es eröffnet ja eine schöne Fantasie in bisher noch gar nicht erschöpfend erprobte Hörspiele: Hypnospiele....das erinnert dann fast an japanischen Horror...ich bin jedenfalls inspiriert!
 

Marco

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AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Lieber Xilef,
die verschiedenen Persönlichkeiten finde ich wirklich sehr schön. Den Inspektor finde ich serh passend, sehr bürokratisch.
Der andere Part hat allerdings nicht so auf mich gewirkt. Ich finde ihn einfach zu nett gespielt. Er wirkt auf mich fast gar nicht genervt, eher gelassen und ruhig. Mir fehlt diese Mischung zwischen stark unterdrückter Genervtheit und geduldeter Ergebenheit.
Deutlich wird es an der Stelle (02:20) wo gesagt wird:"...wenn das noch lange dauert, stirbt noch mein Opfer an Altersschwäche". Dann kommt:"Nicht in diesem Ton bitte".
Ich finde das passt nicht zusammen, denn der Ton war ja ganz nett, eher sogar witzig.

Aber wie gesagt....ich empfinde es so, Geschmäcker sind ja verschieden.
Die Genehmigung selbst ist jedenfalls ein klasse Shorty und ich gebe denen Recht, die meinen, dass es auch ein Crazy-5 sein könnte
 

Erdie

Der düstere Herrscher
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AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Marco, ich kann das nicht nachvollziehen. Ich finde beide Charaktere genial. Für mich wirkt das so als ob der Priester zwar genervt ist, aber das vor der Autoriät des Bürokraten zu unterdrücken versucht. Eben kein Overacting, sondern realistisch. Genau die richtige Balance. Sehr gut!
 
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Marco

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AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Wie ich ja schrieb....für mich ist es so....für mich klingt es zu nett. Möglicherweise habe ich eine andere Vorstellung wie die beiden miteinander umgehen. Eine Frage der Interpretation.
Xilef hat es anders interpretiert, damit heißt es nicht, das es schlecht ist. Er möchte eine Rückmeldung haben, er bekommt eine Rückmeldung. Und das ist halt mein Eindruck :)
Was auch wiederum nicht heißt, dass mein Eindruck der richtige ist. Kein Eindruck ist DER richtige.
 

Vetter Balin

Martin Beyerling
AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Kein Eindruck ist DER richtige.

Na doch. Meiner! Will das hier jemand ernsthaft in Frage stellen?
Nur n Scherz. Für mich passt die Interpretation, auch wenn die von Marco genannte Stelle tatsächlich einen scharfen "Ton" hätte gebrauchen können. Insgesamt wäre mir aber ein deutlich genervter Okkultist too much gewesen. Lustiger ist für mich dieser routinierte Plauderton angesichts des zappelnden Opfers.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: DIE GENEHMIGUNG von Nee zum hören

Lieber Marco, danke für eine anregende kleine Diskussion durch Deinen Einwand. Er ist insofern interessant, da er meiner Meinung nach nicht nur nach dem Motto "dein Geschmack und mein Geschmack" verhandelbar ist. Deine Reaktion liest sich schärfer als Sie wahrscheinlich klingen würde, wenn Du sprächest....
Womit wir genau beim Thema sind. Wie verstärkt sich die "Absicht" einer Geschichte? Diese Verdeutlichung ist doch etwas, was wir uns als Zuhörer ebenso wie als Kreierende eigentlich immer wünschen. Eine Geschichte ohne Haltung des Erzählenden dahinter gibt es ja ohnehin nicht. Sie ist immer Gestaltung und wirft deshalb ja sofort die Frage nach derselben auf, vor allem wenn sie, wie hier z.B., in ein anderes Medium übertragen wird.
Ich glaube jenseits von Geschmack unterwerfen sich die narrativen Umsetzungen in Ton oder Bild jeweils sehr eigenen Regeln.....die es zu erkunden, auszuloten gilt.
An Deiner Kritik würde mich beispielsweise sofort die praktische Veranschaulichung interessieren. Vor meinem inneren Ohr entfaltet sich nämlich entlang an Deinen Ausführungen sofort etwas, dass ich mir als zwar spielerisch gelungen vorstellen kann, aber was sich sofort viel eindeutiger auf einem Tableau der Comedy abspielen würde ( so Rudi Carell und Dieter Krebs- mässig ). Ich gebe zu, es ist letztlich natürlich auch Geschmacksache aber mir käme es dann so vor als sei der Stoff von Nee irgendwie zu schwach verhandelt worden. Denn sie hat ja nicht einfach eine komisch zugespitzte Geschichte geschrieben sondern auch eine Art Parabel auf die absurde Umgangsweise der Menschen mit an und für sich unverhandelbaren Grundsätzen, die wir spätestens seit der Aufklärung als erkannt und selbstverständlich erachten. Z.B. erinnert die Szene doch auf grausige Weise an die Art und Weise, wie Shoa "funktionierte": das Auslöschen von Menschen wird durch "korrekte" Bürokratisierung mit einem mal handhabbar und die Mörder müssen nur ordentlich Buch führen - schon wird entfesselte Barbarei zu einer formal zu beurteilenden Handlung...usw. - das unsagbar Entsetzliche wird vor dem Hintergrund des mit seiner Familie Weihnachten feiernden KZ-Mörders als anständigem Soldaten fast zur Posse also zum Lachhaften verabsurditiert (s. auch Wolf Staudtes Verfilmung von "Rosen für den Staatsanwalt (?)" oder natürlich Ernst Lubitschs Filmhumor in "Sein oder Nicht Sein").
Was mir an Nees Text so gefällt ist das Hintergründige, denn sie badet die Erzählung ja zunächst ausgiebig in diesem Absurdium - innerhalb dessen ich den Bürokraten für mein Empfinden fast zu sehr zur Charge gemacht habe, denn die Protagonisten müssen eigentlich überhaupt nichts beitragen zu dem hanebüchenen Setting (s. "zappelndes Opfer" von Vetter Balin) ausser einen ernsthaften Dialog. Genial wird das Humor generierende Ungleichgewicht ( zwischen todesbedrohtem Opfer und der Frage nach Ruhestörung ab 22 Uhr ) dann schlussendlich und völlig logisch dahingehend aufgelöst, dass der Tod ebenso einleuchtend wie unvermutet sich nun auch auf den Vertreter des Ordnungswesens erstreckt. Die Kritik an der Form des Todes die dessen Hintergrund nicht erfragt wird erstickt und der Sachbearbeiter geht quasi zugrunde an der eigenen Unfähigkeit und wohl auch Unwilligkeit, das wirklich existentielle Problem zu benennen und anzusprechen.
Für mich ist das wie eine Allegorie auf unsere heutige Zeit, in der wir beispielsweise im Mittelmeer Sommerurlaub machen, während unsere Regierungen und damit wir auch hinnehmen, dass tausende verzweifelte Menschen darin gegenwärtig ertrinken.
In Nees Fokus steht also meiner Meinung nach eindeutig der Ordnungsvertreter ( ein wenig auch wie in Frischs Biedermann und die Brandstifter), denn seine Art der Einlassung ist es, die ihn letztlich ums Leben bringt; der Wille zum Töten bei seinem Dialogpartner wird ja dramaturgisch schlicht gesetzt, als handle es sich um den Tod höchstselbst ( das dabei in diesem Fall die Religion die Kulisse gibt, ist nur eine Spielvariante - wenn auch sehr bitter - von vielen denkbaren...es könnte auch um Mafia oder Banking, um Textilfabrikation oder eben Grenzschutz gehen ).
Alles in allem eine kleine viel zu feine Geschichte als dass den Protagonisten im bewegteren Sinne eine Art lebendiger Charakter eingehaucht werden dürfte...ein wenig mehr vielleicht dem Mann vom Ordnungsamt, dem ich aber im vorliegenden Falle den vorgeblichen Schutz durch "Uniform" gern belassen wollte.
Viel Worte, ich weiss, aber immerhin....nicht um nichts.
 
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