AW: Premiere: Dark Space - Der Flug der Draaken - Premiere am 26.08.12 um 20.00 Uhr
Hallo Pio,
herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Premiere.
Es hat mir gefallen, aber nicht so richtig gut, so dass ich mir nun eventuell den Unmut der Community auf mich ziehe, in dem ich mich nicht der Begeisterung voll und ganz anschließe.
Zunächst einmal: Ich respektiere die Arbeit, die in der Produktion eines so langen Hörspiels drin steckt und ich weiß auch, dass es nicht um ein Hörspiel mit einem Budget vom Stile “Die Säulen der Erde” (als Beispiel) handelt.
Ich werde auch versuchen nicht zu vergleichen. Ich habe mir auch keine Notizen gemacht, die Punkte rufe ich im Moment aus dem Gedächtnis ab, also kann es sein, dass ich an der ein oder anderen Stelle auch irre.
Außerdem gebe ich zu, dass ich nicht bis zum Schluss durchgehalten habe. Ich werde mich jedoch noch hinsetzen und den Rest auch anhören, nur nicht im Moment.
Also:
Ja, es ist spannend, auch ich möchte wissen, wie es weiter geht, der Kniff ist gelungen.
Warum habe ich es dann nicht zu Ende gehört?
Zum einen empfinde ich das gesamte Hörspiel als außerordentlich “hinhaltend” (mir ist kein besseres Wort eingefallen), was noch verstärkt wird durch die Zwischenmusiken, die ich einfach für zu lang erachte.
Was hält hin?
- Die Pressekonferenz: Eigentlich kann man diese Infos auch in anderer Form geben (der alte Brünning hätte sie erzählen können) und der Auftritt von Frau Warrell ist völlig überflüssig. Weder glaube ich, dass so jemand auf einer solchen (wir befinden uns hier beim Militär, das vorher alle Leute, die zu solch einer Pressekonferenz geladen sind, durchleuchtet) Veranstaltung überhaupt dabei sein könnte, noch glaube ich, dass man es sich erlauben würde, auf so einer seriösen PK den Namen einer Journalistin zweimal falsch auszusprechen (um sie zu ärgern?). Dazu kommt: 3 Fragen? Auf einer PK zu diesem unglaublichen Ereignis? Wo ist die internationale Presse? Wenn überhaupt PK, dann richtig.
- Die Bemalung der Bugspitze: OMG. Sind wir bei den Cowboys des 2.Weltkriegs oder in der bemannten Raumfahrt? Völlig unnötig und nicht ein bißchen aufschlussreich bezgl. der Handlung.
- Die Szene, wo Brünning mit den anderen Piloten rumsitzt und herausbekommt, welches Jahr tatsächlich ist: Unglaubwürdig, denn niemand hat in so einem Fall Erlaubnis mit dem Gefangenen zu sprechen
Tatsächlich müsste ich mir alles nochmal anhören um detailliert auf andere Szenen einzugehen, aber offensichtlich habe ich auch teilweise beim Hören abgeschaltet...
Zum anderen: Der Ort der Handlung: Schleswig-Jagel ist wirklich ein sehr wichtiger Luftwaffenstützpunkt in Nordeuropa, aber niemals der geeignete Platz für einen Start eines Raumschiffs. Im Umkreis gibt es viel zu viel bewohntes Gebiet. Warum starten die Russen in Baikonur und die ESA in Kourou? Weil Beides in “the middle of nowhere” liegt. Schleswig ist denkbar ungeeignet, zumal es außerdem zu weit vom Äquator entfernt ist. Ansonsten fand ich die Idee ganz hübsch, da ich auf der Ecke aufgewachsen bin, aber es ist zu abwegig.
Zum Dritten habe ich ein echtes Problem mit der Tatsache, dass die Draaken in so kurzer Zeit entwickelt worden sein soll. Ich hab 8 Jahre bei Airbus und im Umfeld gearbeitet, um sagen zu können: Niemals in den paar Jahren! Außerdem würde EADS sich nie finanziell daran beteiligen, sondern nur die Aufträge für die Entwicklung und den Bau annehmen, da nicht abzusehen ist, ob und wieviele von diesen Raumfahrzeugen am Ende gebaut und verkauft werden und somit keine Rentabilität des Projekts erreicht werden kann. (Zumindest ist das alles sehr hypothetisch)
Zu allerletzt gibt es da noch einige Kleinigkeiten, die wohl beim Lektorat durchgerutscht sind, oder nicht so aufgefallen sind, wie mir. 2 Beispiele: Leutnant Brünning sagt zu seiner Frau: Ich bin zum Abendbrot wieder zurück. Kurze Zeit später sagt er zu seinem Kameraden: Ich will doch zum Abendbrot wieder zurück sein. Das hätte man eleganter lösen können. und dann sagt irgendwer Lieutenant zu Leutnant Brünning, das ist halt nicht durchgehend.
Dass das Ganze so nah an "heute" dran spielt, stört mich persönlich auch etwas, aber wahrscheinlich vor allem durch die Tatsache, dass ich nicht denke und wünsche, dass so die nahe Zukunft aussieht.
Die Sprecher kann und möchte ich an dieser Stelle nicht kritisieren. Der Regisseur hätte meiner Meinung nach mehr aus einigen “herausholen” können, damit es realistischer wirkt und insgesamt besser klingt. Dadurch wäre bei manchem noch Luft nach oben gewesen.
Und über die Hintergrundgeräusche sage ich auch nichts, da ich weiß, wie schwer es ist, dass adäquat hinzubekommen. (Aber welches Gerät wie ein Fahrrad klingelt würde mich doch noch interessieren)
Die Besetzung der Rollen ist perfekt, da gibt es nichts dran zu meckern.
Ich hoffe, dass du mit meiner Kritik leben kannst, gerne stehe ich zur Verfügung, wenn es um ein Zweit- oder Dritt-Lektorat im zweiten Teil geht, oder als Testhörer wenn es um den Feinschliff geht.
LG
Harry