AW: "Über den Köpfen"-Effekt
Hallo zusammen,
ich grabe den alten Thread mal wieder aus, da ich mich seit kurzem mit der Thematik auseinandersetze und auf eine interessante Software für die Hörspielproduktion gestoßen bin.
Ich benutze für meine orchestralen und hybriden (orchestralen + elektronischen) Musikproduktionen hin und wieder eine "Spatialization"-Software zur räumlichen Anordnung der diversen Instrumente im Studio oder Konzertsaal, die mit einer speziellen Technik von Multi-Impulse-Response funktioniert (Vienna MIR Pro nennt sich das Dingen ->
http://www.viennamirpro.com/ ) - hiermit lassen sich hervorragend und sehr authentisch Audioquellen in diversen verfügbaren (nachträglich erwerbbaren...) Studio- und Konzerthallenumgebungen positionieren.) - Nachteil für die Hörspielproduktion: Feste Studios/Konzerthallen/Kirchen, die nur von Vienna angeboten werden. Noch größerer Nachteil für Hörspiele: Die Positionen und Ausrichtungen der Quellen im Raum sind nicht in Echtzeit automatisierbar/animierbar (da hier das Ergebnis immer neu aus hunderten oder tausenden von Impulsantworten berechnet werden muss...)
Eine andere Software, die nicht auf multiplen Impulsantworten, sondern auf algorithmischer Berechnung beruht, ist Ircam Spat:
http://www.fluxhome.com/products/plug_ins/ircam_spat
Hier ist jede Positionierung und Ausrichtung einer Tonquelle in Echtzeit automatisierbar/animierbar - sehr schön zur Hörspielproduktion geeignet. Audioquellen können wunderbar im Raum (auch vor und hinter dem "Zuhörer") positioniert und bewegt werden.
Nachteil: Leider schweineteuer (knapp über 1000,- EUR...)
Dann bin ich letztens auf eine sehr sehr interessante Software gestoßen, die für Hörspielproduktionen wohl genial ist, wie ich finde:
AudioStage (und H3D Plugin) der französischen Softwareschmiede "longcat":
http://www.longcat.fr/web/en/prods/audiostage
Man kann sich zum Testen auch mal die lite Version kostenlos herunterladen - ich habe das mal getan und das in Verbindung mit Logic als Host auch mal ausprobiert. Funktioniert bestens. Die Lite Version hat viele Einschränkungen, aber in der nächsthöheren Vollversion ("Stereo", 299,- EUR) kann man beliebige Tonquellen und den Zuhörer selbst in virtuellen 3D-Räumen positionieren (recht, links, vorne, hinten, aber auch oben und unten), diese animieren, ihre Ausrichtung einstellen, mehrere Räume miteinander mit sog. "Portalen" miteinander verbinden. Man kann passende Reverbs dazuschalten, sogar die Materialeigenschaften, der Böden, Decken und Wände einzeln festlegen. Wohl nur so richtig überzeugend nur mit Kopfhörer, aber ich finde das Ganze auch sehr brauchbar ohne Kopfhörer. Hier mal ein Beispielvideo eines "virtuellen Gangs" durch diverse Räume und Tonquellen:
Es gibt auf der Herstellerseite aber noch mehr Videos (
http://www.longcat.fr/web/en/audiostage-videos) Macht einen sehr guten Eindruck, muss ich sagen. Vermutlich mein nächster Software-Kauf (die besagte "Stereo" Version...)
Gruß
Marco
PS: Habe gerade noch mal ein wenig gelesen bezügl. "binaural":
http://de.wikipedia.org/wiki/Binaurale_Tonaufnahme
Vermutlich nur Zufall und durch meine Lautsprecherpositionierung begründet, dass es bei mir auch mit Lautsprechern ganz gut funktioniert - sonst halt nur über Kopfhörer.
Da bleibt dann wirklich die Frage, ob binaurale Produktionen das Richtige für Hörspiele sind. Mhhh...