Poldi

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Wenn die Gondeln Trauer tragen

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Erster Eindruck: Alptraum in Venedig

John und Laura Baxter kommen mit dem plötzlichen Tod ihrer Tochter nicht zurecht, die beim Spielen ertrunken ist. Gemeinsam wollen sie ihre Sorgen bei einem Urlaub in Venedig vergessen. Sie treffen auf die beiden älteren Damen Betsy und Rose. Eine der beiden Schwestern hat das zweite Gesicht und warnt die junge Familie vor einem schrecklichen Unglück, und so nehmen die mysteriösen Vorkommnisse ihren Lauf…

„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist insbesondere in seiner Verfilmung bekannt, doch auch der RBB hat die Geschichte von Daphne du Maurier als Hörspiel umgesetzt, eine CD-Version ist beim Audio Verlag erhältlich. Von Anfang an wird hier auf eine düstere, intensive Atmosphäre gesetzt, die sich bis zum Ende durchzieht. Die schrecklichen Geräusche von dem tragischen Unfall wird hier als Paukenschlag an den Anfang gesetzt, die Phase der Trauer der Eltern wird hier aber nicht behandelt, sondern gleich die versuchte Flucht vor den Ereignissen erzählt. Mit dem Auftauchen von Betsy und Rose – das glücklicherweise nicht allzu lang auf sich warten lässt – geht die Handlung richtig los, die Spannung steigert sich dabei immer wieder, die Ereignisse verstricken sich zu einem dichten Netz. Allerdings hat man den Eindruck, dass die Handlung ein wenig aus dem Ruder läuft, insbesondere gegen Ende wirkt alles etwas konfus, die Zusammenhänge wollen sich nicht so recht erschließen. Allerdings ist auch dann die Stimmung derart bedrückend, eindringlich und unheimlich, dass sich das Anhören des 50-Minüters von vorn bis hinten lohnt, die knappe Laufzeit lässt keine Langeweile aufkommen und kann trotzdem die einzelnen Elemente sehr gut entfalten. Vom spannenden Anfang bis zum packenden Finale wird hier eine unglaublich dichte Geschichte präsentiert, die zudem sehr gekonnt umgesetzt wurde.

Die Sprecher sind eine Ohrenweide und können ihre Charaktere sehr lebendig wirken lassen. Stefan Kurt spricht John Baxter mit eindringlicher Stimme und kann insbesondere den sich stetig steigernden Schrecken des vom Schicksal gebeutelten Mannes umsetzen. Sascha Icks steht ihm als Laura Baxter in nichts nach, auch die passt sich gekonnt der düsteren Atmosphäre der Handlung an. Wunderbar auch das Zusammenspiel von Christine Oesterlein und Carmen-Maja Antoni als Betsy und Rose, die das alte Geschwisterpaar mit einer sehr mysteriösen Aura umgeben, ihre deutlich gealterten Stimmen passen gut zu den Charakteren. Weitere Sprecher sind Matthias Scherwenikas, Elfriede Irrall und Friedhelm Ptok.

Die Musik ist eigens für diese Produktion komponiert worden, tragende Klaviermelodien sind hier prägend und schaffen im Zusammenspiel mit den hervorragenden Sprechern diese einzigartige, intensive Stimmung, die sich dynamisch an das Geschehen anpasst. Geräusche sind gar nicht mal so viele eingefügt, diese sind dafür umso besser ausgewählt und verfehlen so ihre Wirkung nicht.

Ein junges Mädchen, das in einem roten, leuchtenden Mantel auf einer für Venedig typischen Brücke steht, als einziger Farbklecks in der Umgebung in schwarz-weiß, die bedrückend und dunkel wirkt. Der Gesichtsausdruck ist verängstigt und zur Seite gerichtet – das Titelbild ist sehr aussagekräftig und fasst die Atmosphäre der Produktion bestens zusammen. Sehr gelungen und ansehnlich gestaltet.

Fazit: Das Hörspiel sticht durch seine intensive düstere Stimmung und die unheimliche Handlung aus der Masse heraus, die sich immer weiter steigernde Handlung sollte man sich nicht entgehen lassen.

VÖ: 1.Februar 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1259-7
 
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