christina.d

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,
ich setze mich gerade sowohl beim Lektorieren als auch beim Schreiben mit der Frage auseinander, was eigentlich die Einteilung in Szenen in einem Skript ausmacht.
Ist es einfach der Umgebungswechsel? Oder wie eine Art Kapitel in einem Roman zu verstehen? Wozu genau soll die Einteilung in Szenen eigentlich dienen?
Ich denke, Antworten auf diese Frage können jedem Skriptschreiberlingsanfänger hilfreich sein. Deshalb stelle ich sie mal hier zur Diskussion. :)
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Was ist eine Szene?

Ich denke es ist Sache der Definition, was letztendlich die Aufteilung in einzelne Szenen angeht. Die strenge Auslegung ist meines Wissens folgende:

Sobald sich eine der beiden Szenendimensionen (Zeit und Raum) ändert, befinden wir uns in einer neuen Szene.

Beispiele:
Wenn ein Dialog also in der Küche startet, die beiden Figuren ind Wohnzimmer gehen, haben wir bereits einen Szenenwechsel. Szene 1 in der Küche, Szene 2 im Wohnzimmer. Das wäre der räumliche Wechsel.

Wenn unser Protagonist sich in sein Bettchen legt und wir "vorspulen" und er am nächsten Morgen wieder aufwacht, haben wir ebenfalls einen Szenenwechsel, da wir einen zeitlichen Sprung gemacht haben, auch wenn der Handlungsort nach wie vor sein Schlafzimmer ist.

Meine Meinung:
Da wir im Hörspiel allerdings nicht so abhängig von Dreh- und Handlungsorten sind, wie Film oder Theater, sollte bei einem räumlichen Wechsel auch eine Notiz, ein Sound o.ä. ausreichen, um den Orstwechsel für die Mitwirkenden erkennbar zu machen. Eine neue Szene würde ich dann tatsächlich erst bei einem Zeitsprung machen. Ein fortlaufender Dialog, während dem die Charaktere in "Bewegung" sind, würde ich demnach nicht in einzelne Szenen aufsplitten.
 
AW: Was ist eine Szene?

Also in erster Linie gibt es auch hier wieder kein Patentrezept, jeder kann seine Szenen anlegen wie er will.

Ich mache es so, immer wenn eine Musikunterbrechung kommt endet, bzw. beginnt eine Szene. Wenn, wie Civok geschrieben hat, die Protagonisten im Wohnzimmer sind und in die Küche latschen, dabei ohne unterbrechung sabbeln, setze ich keine neue Szene. Nur bei Unterbrechungen.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Was ist eine Szene?

Eine Szene ist eine inhaltliche, dramaturgische Einheit. Sie ist eine Handlungseinheit, innerhalb der sich eine zusammenhängende Handlung (z.B. ein Gespräch) vollzieht.
Als Autor darfst du Szenen setzen, wie du es für richtig hältst. Bestimmte Konventionen können sich anbieten, z.B. ein Szenenwechsel bei Wechsel von Zeit oder voneinander getrennten Räumlichkeiten. In Spezialfällen kann es aber gerade ein Kunstgriff sein, hier keinen Szenenwechsel durchzuführen, wenn beispielsweise Vergangenheit und Gegenwart absichtlich ineinander montiert werden.
Durch die Stukturierung eines Skripts in Szenen machst du das Hörspiel auch für den Zuhörer verständlicher. Er kann dadurch besser nachvollziehen, dass eine Handlungseinheit abgeschlossen wurde und eine neue beginnt.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Was ist eine Szene?

Liebe DieViele
zunächst finde ich, es wäre ganz schön, wenn Du auch selbst einen Vorschlag unterbreiten könntest für die Definition von "Szene".
Ein Vorschlag, denn ich mache, lautet: lies mal klassische Dramenliteratur à la Shakespeare, Schiller, Lessing...oder auch Ibsen...ja sogar Kroetz oder Ravenhill.
Anders als in sehr modernen Stücken, die sich oft der kreativen Destruktion verschreiben und als Live-Ergebnis auch u.U. Land gewinnen, gibt o.g. schonmal einen ganz guten Hinweis auf den Wert, den die Kategorie Szene als solche hat.
Wie schon angemerkt, ist gerade für rein audible Dramen, also Hörspiele i.d.R., eine Orientierung an diesem Muster sehr nützlich.
Wichtig ist, glaube ich, nicht, ob der Begriff super korrekt nach irgendeinem Schema angewendet wird - sondern ob und wann die Verwendung "Szene" für Dich im Rahmen der dramatischen Entwicklung des Plots Sinn macht !
Nimm es mal so: unser Leben ist ein ewiger gemütlicher Strom bis aufregendes Bachgerinnsel und umgekehrt. Wenn Menschen Lebensläufe schreiben, dann merkt man bereits, wie gerne oder auch fast zwanghaft wir daran interessiert sind, den Dingen und Ereignissen ein Schema von Ursache und Wirkung aufzunötigen (obwohl im echten Leben diese Kausalkette so schlüssig fast nie wirklich existiert ) - und damit sind wir natürlich bereits mitten im Geschichten-Erzählen, einer Art Selbstversicherungs- und -erbauungsnahrungsmittel der Menschen für Menschen seit sie denken können.
Merke: Szenen sind also auf jeden Fall ein Artefakt und kein Naturereignis.
Das künstliche an einer Szene ist, dass sie innerhalb der Dramenformulierung quasi die kleinste Einheit darstellt, die definierbar macht, wie ein Plot zugespitzt wird. Manche benutzen auch noch den Begriff der Sequenz, um den ganzen Erzählkram noch weiter aufzuräumen (vielleicht hilfreich für Drehs, wo oft achronologisch gearbeitet werden muss )...aber das ist eher was für Kleinkarierte oder Akademiker oder AfA-Sachbearbeiter.
Stell Dir also beispielweise bildlich vor, Du willst mit einer Schraube, die Du in die Wand drehst, den Umstehenden zeigen, dass irgendwo in der Wand ein Stromkabel liegt. Ein etwas drastisches Bild, aber ich finds schön waghalsig und besser als nach Öl oder Wasser zu bohren - denn wenn du das Kabel, also den Nerv, triffst, dann hauts, sagen wir mal so, alle um und dich vielleicht auch.
Warum Schraube ? Da es langweilig ist, vor den Augen der Leute immer an verschiedenen Stellen einen Nagel in die Wand zu hauen, bis es vielleicht mal PENG macht ( und dann hats trotzdem keiner kapiert ), ist die Schraube natürlich das griffigere Bild:
Eine Szene !!: ist also eine, wollen wir mal sagen, ganze Gewindeumdrehung einer Schraube. Genüsslich in die richtige Richtung gedreht bringt sie das Ganze dem Ziele näher: im Bilde nähern wir uns vermutlich dem Kupferdraht - im Plot nähern wir uns der Lüftung aller Rätsel, deren Lösung anfangs mit jedem neuen Überraschungsei quasi versprochen wurde. Theoretisch kann eine Szene also auch nur ganz winzig sein, wenn sie uns voran bringt. Aber da kommt das Genüssliche ins Spiel: also meistens führt sie an einen anderen Ort, in eine neue Zeit (das wurde schon oben beschrieben) oder aber, eine neue Person oder eine plötzliche Umstandsveränderung (Blitzschlag, Unfall etc.) tritt ein.

Wichtig: Wir Menschen möchten, vor allem in unserem Kulturkreis, irgendwie gerne belohnt werden, will sagen: eine Szene muss spätestens am Ende des Spiels im Rückblick Sinn gemacht haben, sonst sind wir irgendwie enttäuscht. Wenn die Szene also nicht wie eine Minigeschichte ( so wie die Lazzi in der Comedia del Arte ) für sich stehen kann, hat sie, "verdammt" nochmal, einem höheren Zweck zu dienen und muss eine "Gewindeumdrehung" sein, sonst hat sie nachträglich nur aufgehalten, uns "unnötig"(sic) hingehalten und die ganze haarsträubende oder wenigstens köstlich spannende Suche dach der Lösung verlangweilt.
Ob eine Szene also in diesem Sinne wirklich eine Szene ist, kann sie oft erst posthum, also am Ende der ganzen Sauce, unter Beweis stellen.
Und als Lektorin bist Du quasi die einzige vom Autor autorisierte Instanz, ihm auf den Kopf hauen zu dürfen, wenn sie Dir diesen beweis schuldig bleibt.
Was denkst Du?
 

Pandialo

P. Zweimann / Paul Conrad
Sprechprobe
Link
AW: Was ist eine Szene?

Es gibt ja offensichtlich viele Definitionen von "Szene". Da hab ich gar nichts mehr hinzuzufügen.
Letztendlich bin ich ein Fan von Dekonstruktion, woraus für mich folgt, dass das Lektorat im Hinblick auf den Szenenbegriff auch nicht so streng sein sollte, da es ohnehin wenig Einfluss auf das fertige Hörspiel hat.
Viel wichtiger ist für den Cut, dass nicht jede Szene ein Track sein sollte. Das hat mich anfänglich bei Dorian Hunter unglaublich genervt.
 

christina.d

Mitglied
AW: Was ist eine Szene?

Danke für Eure Antworten!:kuss:

Liebe DieViele
zunächst finde ich, es wäre ganz schön, wenn Du auch selbst einen Vorschlag unterbreiten könntest für die Definition von "Szene".
[...]
Und als Lektorin bist Du quasi die einzige vom Autor autorisierte Instanz, ihm auf den Kopf hauen zu dürfen, wenn sie Dir diesen beweis schuldig bleibt.
[/B]Was denkst Du?


Über Köpfe streichle ich eigentlich lieber, als dass ich zuhämmere. :zwinker:
Ich bin DieViele, weil ich immer alles soviel drehe und wende und von allen Seiten betrachte, dass ich manchmal nicht mehr wirklich weiß, was eigentlich meine Meinung ist…
Da ich das zum Glück mittlerweile kenne, pfeif ich drauf und gehe intuitiv vor – wobei im Hinterstübchen immer noch alle anderen Aspekte rumrödeln.
Gut, Xilef, danke fürs Wachrütteln, hole ich dieses Rödeln mal nach vorne.:gruebel:
Eine Szene stellt für mich eine Art Sinneinheit dar. Etwas, das die Handlung am Ende irgendwie vorangetrieben hat, das geht wohl mit der Drehung Deines Schräubchens konform.
Meistens ist das der Fall, wenn sich Handlungsort oder –zeit verändern.
Beim Schreiben mit Celtx kann ich die Formatierung „Überschrift“ auswählen, das mache ich, wenn ich eine Szene erstelle. Das hilft mir beim Gliedern des Textes, um die Übersicht zu behalten, stört aber eigentlich mein Gefühl von Erzählfluss. Auf diese ganze Frage bin ich dadurch gestoßen, weil ich merke, dass ich nun bei jeder kleinen Änderung der Situation eine Szene erstelle. Viele kleine Versatzstücke.

Jetzt gucke ich mal in ein paar Skripte, die hier gerade so rumliegen und mir passend erscheinen:
Norman/Stoppard – Shakespeare in Love
Stoppard – Rosencrantz und Guildenstern are Dead
Shakespeare – Hamlet

Hamlet => klassische Einteilung Akte und Szenen, Szene wechselt, wenn Ort wechselt, Handlung ist vorangetrieben worden.
Rosencrantz + Guildenstern => Einteilung in Akte, Verzicht auf Szenen, Stoppard beschreibt zu Beginn eines Aktes Umgebung und sowas wie Atmo, bei den Dialogen stehen Hinweise auf Aktionen und Tonfall/Gefühlslage des Darstellers – kommt einem Hörspielskript recht nahe, Akt wechselt, um Zeitverlauf oder Umgebungswechsel anzuzeigen.
Shakespeare in Love => ist schon im Untertitel als Drehbuch benannt, verzichtet komplett auf die Deklarierung von Szenen und Akten, stattdessen wird die Umgebung einfach kurz beschrieben, wie es auch bei Celtx (andere Programme kenne ich nicht) in der Bemerkungsfunktion der Fall ist, somit sind Umgebungswechsel gut und schnell zu unterscheiden, es ist jedoch schwer, hier nach einer bestimmten Stelle im Buch zu suchen.
Ich schließe daraus: jedes Werk an sich hat seine eigene Form und ist völlig ok in der Darstellungsweise (erlaube mir jetzt mal diese wertende Bemerkung).
Spielen und Dekonstruieren sind bei mir durchaus gerne gesehen und erlaubt, jedoch setzt es voraus, dass man das Handwerk beherrscht und verstanden hat, denke ich. Sonst läuft die Story schnell Gefahr, ins Leere zu laufen, ungewollt sinnlos/langweilig zu werden.
Ich stimme mit Dir überein, Pandialo, dass es nervt, wenn bei einem Hörspiel grundsätzlich bei jedem Szenen-/Orts-/Zeitwechsel ein Track gesetzt wird.

Urks, jetzt ist mir schwindelig von diesem Turbo-Skript-Schreibe-Theatertheorie-Kurs.:confused:

Ich versuche, zusammenzufassen: als Stilmittel hat jede Vorgehensweise ihre Berechtigung. Eine Einteilung in Szenen kann helfen eine Story übersichtlicher zu gestalten, ist aber nicht unbedingt nötig. Auf klare Anweisungen und Bemerkungen der Regie kommt es an.
Ja?
 

ROH

Ryan
AW: Was ist eine Szene?

Oh, da kann ich dir ja gleich an diesem schönen Vormittag was tolles erzählen:

Shakespeare in Love => ist schon im Untertitel als Drehbuch benannt, verzichtet komplett auf die Deklarierung von Szenen und Akten,

Ich wette mit dir, da steht in "Capitals"/Großbuchstaben: EXT. oder INT.
<- Das ist die Szenen-Deklarierung.

stattdessen wird die Umgebung einfach kurz beschrieben, wie es auch bei Celtx (andere Programme kenne ich nicht) in der Bemerkungsfunktion der Fall ist, somit sind Umgebungswechsel gut und schnell zu unterscheiden, es ist jedoch schwer, hier nach einer bestimmten Stelle im Buch zu suchen.

Das wäre es. Deswegen gibt es im "Dreh-Drehbuch" (dem Principal- oder "Final"-Shooting" Script oder Screenplay) eine Szenen-Nummerierung. Die Nummern beginnen bei 1 und gehen bis unendlich. Die macht aber nicht der Autor, sondern die Regie, weil es sich hierbei um Filmarbeit dreht. Es geht hierbei um den Prozess der Übertragung von Handlung auf Papier vor die Kamera.
Du hast sicherlich schon mal eine Filmklappe zuklappen sehen und irgendeiner brabbelt da ganz schnell Zahlen runter, sowas wie: "Madmaxthreereturnfromthethunderdomecameratwosceneoneonetakeone" KLAPP
Und irgendjemand brüllt dann: "AAAAaand Action"
Was der nette "BestBoy" (das ist so ein "Mädchen für alles") da für die Tonspur-Brabbelt löst sich so auf:
"MadMax Three Return from the Thunderdome" <- Titel des Projekts
"Camera Two" <- Das ist die Kamera Nummer 2, denn wir haben vielleicht vier oder fünf
"Scene One" <- AHA! Das ist also die erste Szene und nicht die 10.
"One" <- Einstellung Eins. Es gibt also auch viele Einstellungen.
"Take One" <- Das heißt, wir machen diese Einstellung zum ersten Mal.

Das steht dann auch noch mal in Kreide oder digitalen Zahlen (sehr praktisch) auf dieser Klappe und wenn der Editor (zu Deutsch Cutter) das später sieht, weiß er zur welcher Szene und Einstellung das folgende Filmmaterial gehört. Das erleichtert ihm die Arbeit sehr, denn dann muss er nicht suchen. Und nicht nur dem Editor hilft das, sondern auch dem Kamerateam und dem Produktions-Team aus 20 Mann, damit alle wissen woran sie da überhaupt arbeiten und wieviel das kostst. :) Denn Drehbücher sollen ja nicht gelesen sondern verfilmt werden.
Wenn du da jetzt so ein Drehbuch siehst, kann es sein, dass es sich um eine Ausgabe handelt die für "Fans" aufgelegt wurde, es kann sein, dass es ein "Final Draft" ist, also bevor der Regisseur gesagt hat: Passt auf, so machen wir das. Es kann aber auch sein, dass du das Dreh-Drehbuch gesehen hast. Das merkst du daran wenn du (ACHTUNG:) Szenen dort vorfindest, wo eine Handlung (im Sinne von Aktion) passiert, die nicht unbedingt was mit der Handlung (im Sinne von Dramaturgie) zu tun hat und kein Dialog passiert.

Z.B. in deinem Drehbuch

EXT. STREET - LONDON - DAY

Shakespeare verlässt das Haus. Mit einem langen Blick sieht er noch mal zu Juliettes Fenster.

INT. Irgendwas anderes

Wenn das deckungsgleich mit dem Film ist, hast du höchstwahrscheinlich das Dreh-Drehbuch vorliegen. Das schreibt ein Drehbuchautor normalerweise nicht. Für den endet die Szene vorher wo Shakespeare und Juliette einen Dialog in dem Haus hatten (der was mit der Handlung zu tun hatte). Und diese "Draußen"-Szene wurde dann von der Regie entschieden, um einen Abschluss an die vorherige Szene zu haben. - Shakespeare ist jetzt weg von hier und fährt irgendwo hin. - Das wäre so die Quintessenz der (von mir erfundenen) Szene. ;)
Du kannst das natürlich auch "Juppidu" nennen - aber dann wirst du das erstmal immer erklären müssen. Also wenn du jemals an ein Filmteam kommst und fragst: "Was ist das für eine Szene?" - Dann wirst du eine Antwort erhalten, die die Handlung an der Location wiedergibt. Wie z.B. "Wir drehen gerade wie Shakespear das Haus verlässt."
Und nicht: "Wir machen gerade den Abschluss wie Shakespear Juliette stand, dass er sie für drei Jahre nicht mehr sehen wird." (<-Das wäre in der Szene davor passiert).
Ist im Film/TV Drehbuch reiner Pragmatismus.
Und deswegen nennt man sowas hier:

42 EXT. STREET - LONDON - DAY - TAB-TAB-TAB- 42

Shakespeare verlässt das Haus. Mit einem langen Blick sieht er noch mal zu Juliettes Fenster.

Eine Szenen-Nummerierung.

;)

Gruß
Ryan
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Was ist eine Szene?

Ryan
Klasse! Danke für diese Erläuterung der Codes. Manches könnte hier auch für Hörspiele und deren Setup sehr nützlich sein. Oft kommen mir nämlich in der Umsetzung des Skripts die Geschichten enorm Dialog-, also wortlastig vor, und ähnlich wie Shakespeares Blick zum Fenster, fände ich es grossartig, wenn sich auf audibler Ebene da auch noch mehr tun könnte......wie auch immer man das dem Ohr schmackhaft machen kann.

@DieViele: Danke für Deine ausführlichen Einlassungen.
Wichtig ist doch, dass ich im Verlauf einer Geschichte, auf der Analyseebene, weiss, wo ich gerade bin bzw. sein will. Erzählfluss hin oder her. Du sprichst ja vom Lektorat, also dem frühestens zweiten Durchgang. Wie beim Kanuwandern ist es dann doch so, dass, wenn Dir eine Tour super gefällt, Du Dir die markanten Stellen, um die Tour genauso schön wiederholen zu können, irgendwie markierst, um nicht plötzlich im seichten Wasser aufzulaufen. Manchmal ist es sogar noch schöner, 50 Meter weiter zu paddeln, manchmal aber auch hätte man ruhig ein wenig tiefer in den toten Flussarm hineinfahrern können.
Fluss hin oder her. Es geht um Spannung. Szenenwechsel machen nur Sinn, wenn sich die Situation markant verändert - das kann dann im Extremfall sogar innerhalb eines Gesprächs sein. Ausgesprochen übernervigdeutlich schlägt sich das optisch manchmal in Soaps nieder. Da sagt einer schliesslich "Du bist enterbt" - Gesicht des Gegenübers, das nun seine Pistole zieht und schiesst - BLACK - der Mörder holt noch ein Dokument aus den Händen des Toten und verwischt seine Spuren undundund...
Es sind doch immer bestimmte Momente, die das Spannungsrad wirklich weiter drehen. Alles, was vorher besprochen oder gedacht wird, bereitet meintwegen vor aber der "jeweilige Groschen" fällt nur in einem bestimmten Moment (Zack!)...
Was mir auf Hörspielebene gefallen würde, ist etwas, dass mit Szenen zu tun hat, die ähnlich eloquent wie seinerzeit Altmann mit ihnen in Short Cuts umgegangen ist, nach und nach zu einem grossen ganzen montiert werden, dem ich bis zum Schluss atemlos zuhöre. Dieses "dann kam das und dann kam das und dann das und soweiter...." finde ich irgendwie langweilig, weil mein eigenes Assoziationsvermögen, das beteiligt sein möchte chronisch unterfordert ist ( s. die aktuell diskutierten Parapol-Plot-Probleme )
Vielleicht macht es also auch Sinn, unter einer Szene etwas zu verstehen, was im Rückblick auf die Gesamtkomposition als eine Einheit verstanden werden kann, die u.U. auch an anderer Stelle angesiedelt, dem Erzählbogen eine ganz unverwechselbare Note gibt. Eine Szene also als einen deutlichen Impuls zu definieren, der den Hörer in eine Richtung lenkt, könnte auch Sinn machen.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
Link
AW: Was ist eine Szene?

Eine Szene ist, wenn Girlwesen mit Geschirr nach Boywesen wirft...

Nee, aber Spaß beiseite. Für Filmdrehbücher gibt es recht genaue Anweisungen was eine Szene ist und was nicht...Angefangen bei Syd Field über Robert MCKee etc pp... Jeder definiert Szene etwas anders, aber doch läuft es auf einen Standard hinaus, der in etwa das ist was Civok schrieb.

In der Filmbranche hat es auch den Hintergrund das Drehbücher in Hollywood industriell nach Schema F abgearbeitet werden. Ein Drehbuch was die falsche Form hat, wird meist gar nicht erst gelesen...und wird nicht umgesetzt. Und das fängt oft schon bei Courier Schrift an...wehe Du benutzt Arial.:eek::eek::eek:

Im Bereich Hörspiel gibt es meines Wissen nach keine festen Standards. Klar es gibt das BBC Style usw...aber es macht doch jeder wie er will soweit ich weiß.

Die WDR Hör-Feature Skripte die es zum Download gibt, sehen auch jedes mal anders aus...aber zumindest zeigen Sie eine Annäherung die auch für das Hörspiel gelten könnte...

Meiner Meinung nach, sollte jede Szene folgendes berücksichtigen:

1. Sie muss einen Zweck haben der für den Plot wichtig ist...wo stehen die Figuren vor der Szene wo danach?

2. Szenen haben einen Anfang, eine Mitte und ein Ende...ABER man muss aber nicht immer alles erzählen. Ein Beispiel

ANFANG Boywesen will mit Girlwesen Schlussmachen und probt Beziehungsendesatz
MITTE Girlwesen kommt und will Boywesen zum Kino überreden
ENDE Girlwesen wirft mit Geschirr nach Boywesen

Man kann zu jedem der drei Punkte anfangen die Geschichte bzw. die Szene zu erzählen... Es war für die Figuren immer etwas davor...Je nachdem wo man aber einsteigt, wird es für den Zuhörer anders erlebt.

3. Szenen spielen an einem Ort zu einer Zeit siehe Civok => Für das Hörspiel ist es deshalb wichtig auditiv interressante Orte (Meer, Baustelle, Schweinestall) zu wählen bzw. Zeit-Geräusche (z.B. Nachttiere, Morgenwecker, Zugabfahrt am Bahnhof)

4. Wenn man ganz doll technisch einteilen will, könnte man für das Hörspiel Dialogszenen, OFFStimmen-Szenen (Erzähler) und Handlungszenen (also vor allem Sounds) unterteilen....obwohl ich das nicht so mache, das ist bei mir meist immer in einer Szene vermischt...aber manchmal halt auch getrennt. Das betrifft bei mir meist den Erzähler.

5. Wenn man nach McKee geht hat jede Szene auch einen kleinen Wendepunkt...naja... zumindest für Dialogszenen wird häufig gesagt es muss ein Konflikt etabliert sein. Der kann im Subtext einer Szene spürbar sein... Das ist das schwerste. Im Beispiel mit Boy und Girl wäre es z.B. ein Missverständnis im Dialog. Boy will Schluss machen und Girl bezieht es auf das Kino....Sie reden aneinander vorbei mit unterschiedlichen Tragweiten....

Das sind mal so meine Gedanken zum Thema....
 
Zuletzt bearbeitet:

ROH

Ryan
AW: Was ist eine Szene?

@Xilef

Oh. Danke... lol Mit so einer Reaktion hab ich jetzt nicht gerechnet... ;) :)

@Mr_Kubi

Deswegen schreibe ich nochmal, weil mich das interessiert, was du da sagst. Und zwar folgender Satz:
In der Filmbranche hat es auch den Hintergrund das Drehbücher in Hollywood industriell nach Schema F abgearbeitet werden. Ein Drehbuch was die falsche Form hat, wird meist gar nicht erst gelesen...und wird nicht umgesetzt. Und das fängt oft schon bei Courier Schrift an...wehe Du benutzt Arial.

Steht das in den Büchern von Herrn McKee/ Herrn Fields oder hast du das woanders her entnommen? Mich interessiert einfach nur, ob die das geschrieben haben, weil ich deren Werke nicht kenne.

Gruß
Ryan
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
Link
AW: Was ist eine Szene?

@Xilef

Oh. Danke... lol Mit so einer Reaktion hab ich jetzt nicht gerechnet... ;) :)

@Mr_Kubi

Deswegen schreibe ich nochmal, weil mich das interessiert, was du da sagst. Und zwar folgender Satz:


Steht das in den Büchern von Herrn McKee/ Herrn Fields oder hast du das woanders her entnommen? Mich interessiert einfach nur, ob die das geschrieben haben, weil ich deren Werke nicht kenne.

Gruß
Ryan
OFFTOPIC FILM AN
Also in Ami-Land sind die Regeln für Filmdrehbücher relativ fest. Was in der äußeren Form (Layout) abweicht hat keine Chance. Da ist das so. Kannst Du in allen diesen Drehbuchratgebern auch nachlesen. Ist Deutschland ist es wohl etwas lockerer, aber es wird sich oft an den Amis orientiert.

Das habe ich auf einigen Kurzfilmfestivals von Branchenkennern erzählt bekommen. ABER Es ist nicht meine eigene Erfahrung. Spreche hier also vom Hörensagen bzw. Lesen. :)

OFFTOPIC FILM AUS
 

Alibaba

Erik Albrodt
AW: Was ist eine Szene?

Also in erster Linie gibt es auch hier wieder kein Patentrezept, jeder kann seine Szenen anlegen wie er will.

Ich mache es so, immer wenn eine Musikunterbrechung kommt endet, bzw. beginnt eine Szene. Wenn, wie Civok geschrieben hat, die Protagonisten im Wohnzimmer sind und in die Küche latschen, dabei ohne unterbrechung sabbeln, setze ich keine neue Szene. Nur bei Unterbrechungen.
Das ist meine Definition für einen Track. Die Szene sehe ich genauso wie Civok.
 

ROH

Ryan
AW: Was ist eine Szene?

Ich glaube nicht, dass dieses themenbezogene Gebiet so schlimm ist - es sei denn natürlich die Moderation möchte, dass wir uns weiter steif über den künstlerisch- philosophischen Ablauf von Szenen unterhalten.

Und - Nein, um Gottes Willen, ich werde dir wederdeine Lebenserfahrung noch Glauben absprechen wollen. Bitte, lebe glücklich. Ich mein das toternst.
Es ging mir einfach nur um die beiden Herrn und ob die das geschrieben haben. Denn, - Da du dich für das Thema interessiert. Wenn dir sowas noch mal jemand erzählt, mach doch mal folgendes:
Kugelrunde erstaunte Augen - ein ganz großes: "Im ernst?"
Und dann sagst du: "Da sitzt jemand bei den Agencies (klingt cooler auf Englisch) und liest den ganzen Tag 120 Seiten Plots? - Das ist ja Hammer. Wieviele schaffen die so pro Tag?"
Da kriegst du ganz tolle Antworten, da bin ich mir sicher. ;) Mach das mal einfach, das wird sicher witzig.

Gruß
Ryan
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
Link
AW: Was ist eine Szene?

Und - Nein, um Gottes Willen, ich werde dir wederdeine Lebenserfahrung noch Glauben absprechen wollen. Bitte, lebe glücklich. Ich mein das toternst.
Es ging mir einfach nur um die beiden Herrn und ob die das geschrieben haben. Denn, - Da du dich für das Thema interessiert.


Das hatte ich jetzt auch gar nicht so verstanden das Du mir Lebenserfahrung absprichst ;)

Ich wollte nur nicht vom Thema Hörspieldrehbuch + Szene zu weit wegkommen.

Auch wenn vieles am Filmdrehbuch sich ähnelt muss man bei einem Hörspielskript anders denken.
Beim Film heißt es immer zeige Handlung (visuell). Im Hörspiel müsste es also heißen höre Handlung (auditiv).

Das ist wesentlich schwieriger, da der Mensch ein Augentier ist ;)
Das Sounds wesentlich uneindeutiger sind kann man beim Sound-Rate-Thread nachlesen ;)

Mit höre Handlung meine ich jetzt aber nicht einen Erzähler der sagt:" Ryan ging an seinen Rechner und antwortete Kubi"...Nein das Müsste dann so sein:

RYAN: Oh Kubi mach doch mal...

(Regieanweisung Kichern)

SOUND: Tastaturtippen, Mouseklicken

RYAN: Kugelrunde Augen!

SOUND: EmailVersand sound

RYAN: Hehehe
-------------
:)
Gelle nette Grüße
KUbi
 

ROH

Ryan
AW: Was ist eine Szene?

Kubi,

ich verstehe deinen Post nicht. Was jetzt bei mir ankommt, ist, dass du der Auffassung bist ein Film-Drehbuch muss anders sein als ein Hörspieldrehbuch.
Da du das äußerst - geh ich jetzt davon aus, du glaubst ich sähe das anders?

Ich hab mich dazu nie geäußert und werde mich dazu auch nicht äußern, - weil es mir total egal ist, solange mich niemand da involviert - soll jeder machen wie er meint. Szenen definieren wie er möchte - sich an Leitfäden halten oder frei heraus schreiben. Und das hat nix mir Ignoranz zu tun sondern einfach mit der Erfahrung, dass jeder am besten so schreibt, wie er meint es am besten ist.
Eine ehrlichere Antwort kann ich dir leider nicht geben. Tut mir leid, dass ich ein extrem langweiliger Gesprächskandidat für solche Definitionen bin, aber ich kann da bei jedem nur sagen: Ja. Wenn du meinst und damit klar kommst. Ist doch schön.

Ich hab DerVielen erklärt was da in ihrem Drehbuch steht und warum man das Szenen nennt. Wenn du sagst, meine Szenen sehen aber so aus ... <- Ja! Schön. Ernsthaft. Wenn du sagst: Man muss anders denken beim Hoerspiel als beim Film.
<- Okay! Du bist der Autor. Was du sagst, ist richtig. Du arbeitest so. Cool. Wenn es funktioniert. - Das ist doch das einzige was zählt.
Wenn du als Produzent sagst: DAS LAYOUT - Du bist der Produzent. Das ist dein Geld, Mann.

Mehr kann ich dazu bislang nicht beitragen, es sei denn du kannst mir noch mal deutlicher machen worauf du hinauswolltest. :)

Gruß
Ryan
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
Link
AW: Was ist eine Szene?

Jetzt verstehe ich Deinen Post nicht :eek:

Was jetzt bei mir ankommt, ist, dass du der Auffassung bist ein Film-Drehbuch muss anders sein als ein Hörspieldrehbuch.
Da du das äußerst - geh ich jetzt davon aus, du glaubst ich sähe das anders?

Genau das wollte ich eigentlich nur sagen Film anderes Medium als Hörspiel. Deshalb muss meiner Meinung nach das Skript auch etwas anders gestrickt sein. Auch wenn es sich ähnelt.
Ich habe nicht gemeint das Du eine andere Meinung hast. ;)

Ich habe das mehr so in den Raum gestellt als meine Meinung.

:)

Das ich Dich in dem Beispiel mit den Kulleraugen verwurtstet habe sorry... das hat wohl zur Verwirrung geführt. Ich wollte eigentlich nur illustrieren wie ich mir ein auditives Skript vorstelle.

Ich wollte hier niemand etwas unterstellen oder auf den Schlips treten. Sorry wenn wir uns missverstanden haben. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

ROH

Ryan
AW: Was ist eine Szene?

Achso, okay! Verstehe.
Um jetzt nicht zu sagen: Ja toll. Mach.
Das einzige was mich - deswegen mache ich das nicht - stört ist der linksbündige Text. Ich bin davon aus rein pragmatischer Sicht nicht so überzeugt und habe bisher auch noch keine negativen Kritiken von Darstellern (bei Vertonungen) gehört. Profis ist das Jacke wie Hose und wenn gibt es eh nur von Amateuren da mal ein Feedback (zum Layout). Ich halte mich da also sehr an einen bestimmten Stil. Hat aber eher was mit Sicherheit zu tun (meiner) - ich bin einfach davon überzeugt, dass ist das beste Layout (wenn ich da in der Entscheidung bin) Wenn jemand sagt: Nee, ich mach es lieber so. - Ja. Toll. Mach. ...lol ;)

Und nein - ich hab dich wirklich nicht verstanden und du darfst mich gerne verwurschteln ich mach das auch gerne. Hab ich hier sogar auch schon mal gemacht... irgendwo da - gings um Kinokarten...

Gruß
Ryan
 

christina.d

Mitglied
AW: Was ist eine Szene?

INT. DIEVIELES ZIMMER.
SOUND: COMPUTER FÄHRT HOCH.

DIEVIELE: Mal gucken, was beim Hör-Talk heute so gelaufen ist.
SOUND: TIPPGERÄUSCHE FÜRS EINLOGGEN
DIEVIELE (weiter): Hey, wow, da ist ja richtig was los bei meiner Fragestellung.Cool!
(Liest halblaut, murmelt Unverständliches, kichert, liest weiter, zieht scharf Luft ein)
DIEVIELE (weiter): Eyeyeyeyey, das geht ja hoch her. Die schreiben sich ja die Köpfe ganz heiß! Ruhig, Jungs. Alles ist gut. Immer schön locker bleiben.
Ich merke schon, Definitionen gibt es derer viele und irgendwie hat jeder Recht. Da lag ich ja mit meiner Intuition gar nicht so daneben. Aber immerhin, jetzt ist das Ganze mal wieder ins Bewusstsein geholt.
(ermutigend zu sich selbst) Weitermachen!


Danke, Leute!

:)
 
Oben