Poldi

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Traumwandler – 6. Trauma

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Erster Eindruck: Kampf bis auf den Tod

Jonathan Drake ist mittlerweile völlig unter der Kontrolle der Traumwandler und kann kaum noch zwischen Wirklichkeit und Wahn unterscheiden. Die dämonische Frau drängt ihn immer weiter zum Selbstmord und quält ihn mit Visionen aus seiner Vergangenheit. Doch als er dann auch noch Betty und Tim verdächtigt, ihn zu hintergehen, rastet er vollkommen aus...

Von Anfang an war Traumwandler auf sechs Folgen ausgelegt, und gerade in den letzten beiden hat man deutlich gemerkt, worauf die ganze Szenerie zusteuert. Und so kommt es dann auch tatsächlich in der abschließenden Folge mit dem Titel „Trauma“, die Psychospielchen der Traumwandlerin gipfeln in einem großen Finale. Doch so kommt es dann auch, das die ganz großen Überraschungen ausbleiben und sich die Handlung ein wenig zieht. Gerade anfangs ist es zwar sehr interessant, die sich immer weiter steigenden, immer heftigeren Wahnvorstellungen hinzugeben und seinen inneren Monologen zu lauschen, doch mit der Zeit wirkt das Ganze etwas eintönig – zumal nur wenige Szenen diese unterbrechen und Abwechslung bieten. Das Finale ist zwar wieder richtig gut gelungen, sehr dramatisch und eingängig, und auch einige der eindrucksvolleren Szenen können im Gedächtnis haften bleiben. Doch es bleibt das Gefühl, das man noch hätte mehr aus der Handlung herausholen können, der letzte Biss scheint zu fehlen. Und dass nach diesem grandiosen Finale noch gleich zwei „Nachspiele“ folgen müssen, die wieder Tempo herausnehmen und vom Wesentlichen ablenken, ist unverständlich. Insgesamt wird hier eine Höchstbewertung verfehlt, ein gutes Hörspiel ist es aber allemal.

Drei Sprecher haben den Hörer über die gesamten sechs Folgen begleitet, und auch in dieser Folge liegt der Fokus auf ihnen. Zuallererst natürlich Jens Wesemann als Jonathan Drake, der den psychischen Verfall des jungen Mannes hier auf den Punkt bringt, immer mehr in den Wahnsinn abgleitet und leise wie laute Töne gleichermaßen beherrscht. Als Betty Cross ist Julia Casper zu hören, ihre helle und klare Stimme kann verschiedene Facetten annehmen, auch hier bewahrt sie sich immer einen Hauch des Ungewissen. Und schließlich Jens Wendland als Tim Carter, dessen feste und eingängige Stimme auch hier wieder gut ins Ambiente passt. Weitere Sprecher sind Judith Reinartz, Thomas Karallus und Anja Topf.

Die Musik kann hier wieder mit atmosphärischen Klängen punkten und den verschiedenen Szenen die richtige Stimmung verleihen, die Steigerung von Jonathans Verfall begleiten. Doch die Soundeffekte, die im Rest der Serie so stilsicher eingesetzt wurden, wirken hier teilweise aufgesetzt und übertrieben – die vielen Stimmverzerrungen verfehlen deswegen leider oft ihren gewünschten Effekt und verpuffen.

Natürlich wird die dämonische Traumwandlerin auch auf dem Cover wieder gezeigt, dieses mal ganz im Mittelpunkt mit riesigen Flügeln und den charakteristischen rotglühenden Augen. Die Szene scheint sich innerhalb der Kapelle abzuspielen und wird durch Kerzen beleuchtet. Der eher schlichte Schriftzug passt gut dazu und lenkt kaum von der Illustration ab. Das Innere ist wieder schlicht gehalten, zusätzliche Informationen sind nicht zu finden.

Fazit: Das große Finale findet zwar statt und verfehlt seine Wirkung nicht, wird aber durch einen langatmigen vorherigen Verlauf und zwei nachfolgende Szenen ziemlich gebremst.

VÖ: 12.Oktober 2012
Label: iListen
Bestellnummer: 978-3-9430-5618-1
 
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