• Blut-Tetralogie   Dark Space

Bala619

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Jo, dies ist meine letzte Story die ich vor einigen Jahren geschrieben habe. Is ne lange Geschichte also nur für jemanden der es mag mal was so richtig durch zu ziehen.



Prolog

Langsam betrat der Mann den dunklen Raum. Hier würde er seine Falle zu
schnappen lassen. Sein Gegner wusste nichts von dem, was er konnte. Mit einem
Umhang und einer Kapuze verhüllt hatte er ihn getroffen.

Seine eigene Schuld, meinte er doch tatsächlich, es wäre dem Verhüllten
möglich, eine größere Menge an Waffen zu beschaffen. Aber der Verhüllte
hatte nie Waffen gebraucht, dürfte sie nie benutzen, beherrschte er doch Magie,
wozu Waffen?
Schnell hatte er das Gesicht vom Steckbrief erkannt, als er im Wirtshaus war. An
Körpersprache und Gesten erkannte er schnell, dass dieser Junge Mann etwas
bestimmtes suchte, immer wieder mit einzelnen Personen in eine dunkle Ecke ging.
Also hatte er ihn angesprochen: „Vielleicht ist es mir möglich, euch zu
helfen.“

Er war ungestüm, wie er ihn schon beim ersten Gespräch kennen gelernt hatte.
Und dies hatte ihm wohl auch das Bild auf dem Steckbrief eingebracht.
Aber wie, warum, und weshalb kümmerte den Magier nicht, ihm ging es vor allem
um eines: Der Junge würde ihm Geld einbringen. Früher hatte er Personen, die
durch das Leben kommen mit Kopfgeld verachtete, aber da war er noch nicht in der
Situation wie jetzt.

Nun war er hier, in diesem Raum. Schnell blickte er sich um: Es war Nacht,
einzelne Kerzen flackerten in Leuchtern an der Wand. Von draußen hörte man das
leise Zirpen von Grillen.
Hier konnte er also keine Quelle für seine Energie finden. Blitzschnell prüfte
er mit seinem Geist den Edelstein an seinem Gürtel, tastete nach der Kraft,
welche in diesem schlummerte.
Er spürte das Flackern der Energie, wusste, sie würde ausreichen, um das, was
auf ihn zu kam, zu überstehen. Sie könnte ihn schon jetzt durchfließen, aber
das musste warten.

„Wie viele Waffen könnt ihr mir beschaffen?“ fragte jetzt sein Gegenüber,
der stets einen Dolch bei sich trägt.
Seine Antwort war: „Zwanzig Schwerter und sechzehn Bögen. Aber die werden
dich was kosten, Junge.“
„Geld ist kein Problem,“ wurde erwidert. „Aber ich frage mich immer noch,
woher sie alle habt? Seit der Premierminister Tarasios regiert, wurden
sämtliche Waffen außer denen der Armee beschlagnahmt. Also, woher?“

Der Magier setzte sich in typischer Geschäftsmann Art an den Tisch, schlug die
Beine übereinander und meinte locker: „Ich habe Quellen im Nachbarreich Eiea,
und die nötigen Mittel, um sie ohne große Probleme über die Grenze zu
bringen. Alles andere verschweige ich lieber, ich habe euch erst getroffen, mein
Vertrauen muss man sich erarbeiten.“
„Meines ebenso, merkt euch das,“ war die Antwort. Der etwas ungeduldige Ton
des Jungen missfiel dem Magier sehr. Er mochte es überhaupt, wenn man so mit
ihm redete. Vor allem dann noch so ein Jung-Spund. Jedoch schluckte er den
leichten Zorn schnell wieder hinunter, aktuell war Geduld wichtiger.

Jener fuhr nun fort: „Wenn das alles also der Wahrheit entspricht, so habt ihr
doch sicher etwas dabei, damit ich es in Augenschein nehmen kann, nicht wahr?“
Der Magier ließ seine Augenbraue nach oben gehen, so, als ob er nicht mit
dieser Frage gerechnet hätte. Der Junge bemerkte das natürlich: „Also?“
„Denkt ihr wirklich, ich würde Waffen bei mir tragen?“ sprach der Zauberer,
was dem Jungen ein erstauntes: „Angesichts des Geschäftes, dass ihr mir
anbietet, schon alleine zu eurem Selbstschutz.“
„Selbstschutz? Dafür habe ich keine Waffen nötig.“ Er stand auf und zapfte
das erste mal die Energie des Kristalls an. Sie durchströmte ihn, übermittelte
ihm, dass die Eingangstür verschlossen war. So hatte er es auch erwartet.

Misstrauisch beäugte ihn jetzt der Junge: „Ihr seid ein Magier?“ In dem
Glauben, es sei unbemerkt, tastete er nach seinem Dolch. „Wie habt ihr es
geschafft euch zu verbergen? Tarasios duldet keine unangemeldete Magie.“
„Ich kann euch darüber keine Auskunft geben, ein Geheimnis, das ich nicht
verraten darf, es geht um meine Freiheit.“ Es war ihm natürlich nicht
verborgen geblieben, wie der Junge nach seiner Waffe griff, trotzdem tat er so,
als ob er es nicht ahnte, während er auf den anderen zu schritt, der inzwischen
aufgestanden war.

„Geheimnis?“ Der Junge zog das Messer und stürmte jetzt auf den Zauberer
ein. Dieser wich aber schnell aus, überrascht war er keineswegs, er hatte fest
damit gerechnet.
Mit scheinbar entrüstetem Gesicht fragte er: „Weshalb greift ihr mich jetzt
an?“
„Ihr seid ein Agent Tarasios, gebt es zu!“ schrie er.
„Da liegst du falsch, Junge!“, dann entnahm er Energie des Kristalls,
erzeugte einen Strahl, den er auf den Jungen schleuderte. Dieser rollte sich
über die Seite weg.
Nun stand er auf, den Dolch bereit, ein zorniger, entschlossener Blick auf den
Zauberer gerichtet: „Was sollst du sonst sein, Tarasios hasst Magier, die ihm
nicht folgen weshalb sonst solltest du...“ Er stockte, als ihm eine Eingebung
kam: „Ein Kopfgeldjäger. Oh nein, du bist eine Schande für deinen Stand!“
Wieder griff er an.

Überrascht über den Angriff war der Zauberer nicht, wohl aber über die
Geschicklichkeit und vor allem Schnelligkeit seines Gegners. Er hatte es sich
irgendwie leichter vorgestellt.
Strahl auf Strahl ließ er los, und wieder und wieder wich der Andere aus.
„Ich will Tarasios hier vertreiben, wie kannst du ihm nur den Gefallen tun,
mich ihm auszuliefern? Er hat euch Magier doch mit am meisten unterdrückt.“
Wieder griff er an, und dies mal schien es zu schnell zu sein für den Magier,
denn der Dolch erwischte ihn an der Schulter knapp.
Der Stechende Schmerz durch fuhr die Schulter des Magiers, zog sich durch den
ganzen Körper. Ein knurrender Schmerzenslaut entfuhr ihm.

Sofort packte er sich die Hand des Jungen,welcher anscheinend einen kleinen,
entscheidenden fehlenden Moment einem Gefühl des Triumphs hingab. Dann nahm er
all seine körperliche Kraft, fügte etwas Magische Energie hinzu, und
schleuderte den Jungen gegen eine Wand.
„Ich bin nicht für deine Dummheiten und Schwierigkeiten verantwortlich, in
die du dich bringst. Mich interessiert nur das Geld, dass ich für dich
bekomme.“
„Verräter, verdammter Verräter!“, keuchte sein Gegner. Wut war jetzt im
Magier erwacht, dass dieser Junge ihn verletzte, es schmerzte weniger im Körper
als in seinem Ideal.
Noch einmal stürmte der Junge auf ihn, aber der Magier packte schnell den Arm,
schlug ihm den Dolch aus der Hand: „Es wird Zeit, meine Belohnung zu
kassieren!“

„Ich weiß was du bist, ich werde dich verraten,“ knurrte der Junge, worauf
der Magier aber antwortete: „Du wirst es nicht sagen können, weil du es nicht
mehr wissen wirst.“ Die Drohung seines nun Gefangenen ließen ihn eher kalt.
Ein aller letztes Mal tastete er nach dem Kristall, wirkte einen Zauber, der in
den Kopf und das Gedächtnis des Jungen fuhr und die Erinnerung daran, dass er
ein Magier war, löschte er aus.
Als Letztes entzog er dem sich weiter windendem die Kraft, welche der Magier
selber benötigte, aber nur soviel, damit er bewusstlos wurde.

Er hätte ihn auch töten können, aber dann wäre er nichts mehr wert, was er
nicht brauchen konnte.
Es dauerte nicht lange, da erschlaffte der Körper des Jungen. Der Magier nahm
den Dolch an sich, holte Stricke hervor und fesselte die Arme und Beine des
Gefangenen.
„Dummer Junge,“ murmelte er, „glaubst noch an solche Dinge wie
Gerechtigkeit, denkst, man könnte es ändern. Nichts kann man ändern, man muss
akzeptieren, wer die Macht hat. Alles ist so, wie es ist, und jeder muss es
akzeptieren, wie es ist, wenn er überleben will.“
Schnell nahm er den Jungen auf seinen Rücken: „Alles dein Fehler, nicht
meiner.“



Kapitel 1:
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Kapitel 1

„Ahhh, verdammt, muss du den Verband dermaßen fest ziehen. Das ist ja nicht
zum Aushalten.“ Der Magier verzog sein ovales Gesicht, kniff die braunen Augen
zusammen. Seine kurzen, braunen Haare zeugten immer noch von den Strapazen, die
er noch vor einigen Stunden überstehen musste.

Es zog an seiner Schulter, welche von einem etwas älteren Mann versorgt wurde.
In dessen schwarzen Haaren zeigten sich erste Anzeichen des Alterns, sein
Gesicht war eher rundlich und er hatte eine breitere Nase.
„Du weißt genau, dass es so fest sein muss, sonst wird die Wunde kaum
verheilen. Aber du bist letzten Endes selber Schuld, Orestes. Warum nur tust du
das?“ Dem Älteren war es schon seit langem ein Rätsel, dass Orestes diese
Dinge tat, welche er tat. Er war mal ganz anders. Hatte Freude am Leben.Sah
Wunder überall, die sein Innerstes erwärmten. Und jetzt?

Orestes antwortet mit einer neutralen, beinahe kalten Stimme: „Weil es die
einzige Möglichkeit für mich ist, zu überleben ohne der Sklave von
irgendeinem zu sein.“
Sein Freund schüttelte mit dem Kopf, während er den Verband weiter richtete:
„Denkst du wirklich, der Clan der Sonne...“

„Der Clan der Sonne existiert nicht mehr. Er ist vernichtet seit zehn
Jahren!“ wurde er von einem nun mehr aufgebrachten Zauberer unterbrochen.
„Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst, Timaios. Du reißt die alten
Wunden immer wieder auf.“ Angesichts des Verbandes fügte er hinzu: „Die
Seelischen jedenfalls.“
Der Verband war fertig, Orestes stand auf, prüfte mit ein paar Bewegungen den
Sitz des Verbandes und weitere, mögliche Beschwerden. Dann drehte er sich um.
„Erinnere mich bitte nicht mehr daran, ist das klar?“, drohte er mit
erhobenem Zeigefinger.

Es brodelte in ihm, kochte, zehrte an seiner Seele. Die Schmerzen waren doch
immer wieder so real, so stark, obwohl es so lange her ist. Timaios seufzte:
„Der Tempel wurde zerstört, aber zählt das alleine?“, wollte er wissen.

Orestes war nicht der Sinn nach Diskussionen: „Ich bin entkommen, sonst
niemand. Es ist alles vernichtet, begreife das endlich.“ Der Magier nahm
seinen Umhang, zog ihn sich über und lief in Richtung Tür.
Als er an der Schwelle stand, drehte er sich noch mal um: „Der Verband ist
hervorragend wie immer. Danke dafür, alter Freund. Ich hoffe, mein Nächster
Besuch bei dir wird nicht aus diesem Grund sein.“
„Daran habe ich meine Zweifel,“ war die Antwort, „wegen dem Verband, denke
bitte dran jeden Tag die Salben von mir täglich auf die Wunden auf zu tragen.
Ich tue eben, was man kann, und für dich, werter Kamerad, sowieso.“ Orestes
hob seinen rechten Mundwinkel mit einem Nicken, dann er zog seine Kapuze tief
ins Gesicht und verließ das Haus.

Auf der Straße herrschte reges Treiben. Grund dafür, es war Markt, und
überall riefen die Händler um ihre waren los zu werden. Geschäftig liefen
viele Frauen umher, betrachteten Obst, Gemüse und Fleisch. Die Männer dagegen
begnügten sich damit oftmals an Theken zu stehen, zu trinken und dabei einige
Lieder zu singen.

Natürlich nicht alle. Viele ließen sich Jagdmesser vorführen, besahen sich
Schwerter. Hier, in diesem Land, war man sehr angesehen wenn man wusste, wie man
mit dem Schwert umgeht. Orestes konnte dem nichts abgewinnen. Er war ein Magier,
als solcher hatte er ein Gelübde abgelegt, nie eine Waffe in die Hand zu
nehmen.

Während er seines Weges ging, zog er die Kapuze so tief, dass er gerade so
alles überblicken konnte, ohne irgendwo dagegen zu stoßen. Um diese Zeit war
es ihm nicht möglich, irgendwo etwas zu kaufen. Zu viele Leute waren da.
Und er war eine Person, welche sich besser nicht all zu offen zeigte. Denn
Tarasios, der Premierminister Asanos, hasste nicht nur Magier, die ihm nicht
folgten, er hatte jede Magie verboten, welche nicht in seinem Dienst praktiziert
wurde.

Man war als Zauberer richtig gehend Freiwild, hält man sich nicht daran. Die
Strafen waren hart. Lebenslang in den Kerker, oder sogar die Todesstrafe.
Orestes blieb es immer ein Rätsel, wie es dem Premier gelang, den Rat dazu zu
bringen jenes Gesetz auf den Weg zu bringen. Ebenso, wie es ihm gelang, seit nun
mehr vierzehn Jahren immer wieder vom Volke gewählt zu werden.

Nun, er hatte es geschafft dafür zu sorgen, dass Arbeit behielt, wer sie hatte,
aber verbessert hatte er nichts. Ganz im Gegenteil, einige Dinge hatten sich
verschlechtert, da der Handel mit dem Nachbarn Eiea schlechter lief. Besonders,
seit die Magie außerhalb des Staatsdienstes verboten war, da die Händler von
Eiea vor allem mit magischen Utensilien handelten.

Um die Wirtschaft wieder nach oben zu bringen, waren wohl auch Einschnitte
nötig, all diese Gedanken kreisten im Kopfe von Orestes. Das Volk müsste
selber einiges hervorbringen. Nur gab es da ein Problem, diese Wahrheiten wurden
von den Gegenkandidaten Tarasios oftmals genannt, aber so jemanden wählt das
Volk nicht. Es war zufrieden mit dem, was es hören wollte. Gewählt wird, wer
das sagt, was die Menschen hören wollen.

Auftreten, ja das konnte Tarasios, innerlich knurrte der Zauberer darüber.
Warum nur sahen die Menschen nie hinter die Fassade? Sie begnügten sich gerne
mit dem Oberflächlichen, einigen, wenigen Sätzen, die einem die Arbeit des
genauen Nachdenkens ersparte.
Dabei musste man doch auf die Einzelheiten achten. Die scheinbaren
Kleinigkeiten, die genauen Vorgänge. Oder konnte etwa ein Bäcker einfach so
Brot backen, wenn er nur irgendwie Mehl und Wasser nahm, ohne zu wissen wie und
in welcher Mischung?

Ihm selber war es genau so beigebracht worden. Betrachte das Ganze. Nicht nur
eine Aussage, einen Begriff. Hinter allem steht mehr, als es den Anschein hat.
Es machte ihn wütend. Selbst jenes Ereignis, das damals geschah, ihm so starke
seelische Schmerzen bereitete, hatte Tarasios denen, die ihn wählen,
schmackhaft gemacht. Indem er ihnen nur Sätze nannte, die so leicht klangen.
Und mit Gesten, mit Sprüchen hatte er sich sogar fast richtig beliebt gemacht.

Ja, auftreten das konnte der Premier. Leider machte sich niemand die Mühe, den
Auftritt nicht alleine zu beachten, sondern auch Tatsachen. „Aber das
Auftreten zu sehen ist eben viel einfacher, nicht wahr?“, zischte er noch mal
leise in Richtung, des Stadtinneren, als er sein Zuhause erreicht hatte.
Daraufhin öffnete er die Tür und betrat es.

Das Zimmer war sehr spärlich eingerichtet. Ein altes Bett war in einer Ecke,
belegt mit einigen Fellen. Am Kopfende war eine Holzkommode. Auf der anderen
Seite war ein kleiner Kamin, aber da momentan Sommer war, war dieser Sauber,
abgesehen von einigen, wenigen Ruß-Spuren.

Orestes begab sich in Richtung des Bettes. Schnell zog er den Umhang und sein
dickes Wollhemd aus, ehe er sich auf das Bett setzte. Nach dem er sich die
Schuhe ausgezogen hatte, driftete er in Gedanken ab, zurück an den Moment, als
er den Jungen den Wachleuten der Stadt übergab, dabei starrte er ins Leere.

Der Junge hatte ihn so merkwürdig angesehen, als ob er immer noch wüsste, was
Orestes war. Aber es war dem Zaubere klar, dass dies unmöglich ist,
schließlich hatte er das Gedächtnis seines Gefangenen in Bezug auf seine
Festnahme gelöscht. Aber da war irgend etwas in dessen Augen, wie er zu ihm
blickte. Orestes konnte sich nicht erklären wo, weshalb, aber sein Schicksal
würde noch viel mit diesem Jungen zu tun haben.

„Ach was, Orestes, das bildest du dir alles ein. Komm zurück in die
Wirklichkeit,“ sprach er zu sich selbst. „Er wird mein Schicksal genau so
wenig formen wie sonst noch jemand. Mein Schicksal wird es sein, mich stets zu
verstecken, immer zu verheimlichen, wer ich bin und was. Die Zeiten der Hoffnung
sind vorbei, ich habe es schon längst akzeptiert, niemals irgend etwas
bedeutendes leisten zu können.“

Er blies ein mal kräftig aus: „Dabei würde ich es so gerne. Wie sehr habe
ich davon geträumt. Und doch, es wird nie sein. Nie mehr.“ Die oberste
Schublade wurde geöffnet und ein Medaillon wurde her raus geholt.
Ein kleines Medaillon, eine dünne Kette, eine Runde Scheibe, auf welcher die
Sonne abgebildet ist. Eingraviert sein Name.

Dies war sein Medaillon, welches ihn als Mitglied des Clans aufzeigte. Er musste
es nun verstecken.
Der Clan der Sonne, einstmals gegründet von Helios, dem ersten Menschen dem es
gelang, Magie aus dem Licht der Sonne zu wirken. Ein großartiger Mann dürfte
er wohl gewesen sein, dessen war Orestes sich sicher.

„Träume sind Schwachsinn“, dachte er sich, „haben sie denn meinen Clan
geschützt? Haben sie uns vor unserem Untergang bewahrt, dieses Land vor
Tarasios? Nein. Alles nur nutzlose Visionen.“
Was konnten einem irgendwelche möglichen Wünsche bringen?
Nichts konnten sie bringen. Kein Brot, kein Geld, und erst Recht kein Leben.

Erneut sah er in die Schublade. Was dort lag, ließ alles in ihm Schmerzen. Es
durchzuckte ihn. Er fasste sich ans Herz, weil es so sehr Schlug-voller Trauer.
Dieses Halstuch, bunt, voller Farben wie in einem Flickenteppich. Orestes nahm
es aus der Schublade, dann roch er ein mal daran. Tief sog er den Duft ein.

„Orestes, es sind wieder einige Frauen hier, um unseren Clan zu unterstützen.
Hilfst du mir bei der Auswahl?“ sagte sein blonder Freund zu ihm.
„Bin schon auf dem Weg, Zenon,“ sagte der Magier zu dem Jungen Mann, dessen
Haare ihm strubbelig ab standen. Orestes konnte nie verstehen, warum sich sein
Freund, dessen Gesicht sehr Schmal war, nie darum kümmerte.

Praktisch seit seiner Gründung wurde der Clan der Sonne von Frauen freiwillig
unterstützt. Was allerdings besonders die Herstellung von Kleidung und die
Zubereitung von Essen betraf, auch wurden manchmal Dinge von Bauern geliefert,
empfangen durch die Frauen.

Solche Dinge wie Kleidungen zu nähen gehörten nicht dazu, da es laut dem
Pergament der Sonne jedem Magier vorgeschrieben war, auf sein eigenes Hab und
Gut selbst zu achten. Dazu gehörte, dass sie auch noch in gutem Zustand war.

Orestes begab sich in den Raum, in welchem er mit den Frauen sprach. Eine nach
der anderen kam zu ihm, und zusammen mit Xenon, seinem besten Freund im Clan,
entschied er dann je nach ihrem Können und den Interessen, wo sie helfen
konnten.

Schließlich kam die Reihe an die letzte Frau für diesen Tag. Schüchtern
betrat sie den Raum, als sie aufgerufen wurde: „Ähm...seid mir gegrüßt. Mir
wurde der Name Melania gegeben.“
Kurz hörte Orestes auf zu atmen. Diese Frau, welche nun ein trat, war
unglaublich. Ihre schwarzen, langen Haare glänzten leicht in der Sonne. Als sie
schüchtern lächelte und dabei auch ein wenig Strahlung ihre braunen Augen
kamen, meinte der Zauberer, die Sonne hätte so eben ihren Platz hier, in diesem
Raum eingenommen.

Sein Herz fing richtig gehend an zu flattern. Es fühlte sich an, als wäre es
ein kleiner Vogel, der den ersten Strahlen des Morgens entgegen flog. Sie trug
ein weißes Hemd, über dem eine braune Lederweste war, und einen grünen Rock.
Um ihren Hals trug sie Tuch, bunt mit allen Farben, welche er sich selber
vorstellen konnte. Eine Adlige war sie nun definitiv nicht. Aber die Adligen
hatten sowieso ihre eigenen „Probleme“, jedenfalls wurde das immer wieder
gerne behauptet.

Jedoch wusste er sich selber nicht zu erklären, was sie war. Ein Engel
vielleicht? Irgend etwas besonderes haftete an ihr. Aber was war es nur? Orestes
konnte sich keine Antwort darauf machen.
„Verzeiht,“ fragte Melania, „ich denke doch, ihr wollt mit mir darüber
sprechen, wo ich helfen kann?“

Diese Worte brachten ihn in die Realität zurück. Ertappt, verlegen und sich
etwas errötend, stammelte der Zauberer: „Was...ah...ja, verzeiht mir, ich
weiß selber nicht, was eben geschah. Offensichtlich war ich eben mehr auf der
Sonne als hier.“

Melania lachte darauf hin, was für Orestes so unglaublich klar, schön klang.
Als ob die Vögel ihre schönsten Gesänge anstimmten. Er glaubte, das Licht der
Sonne zu spüren. In jedem Teil seines Körpers, und am stärksten in seinem
Herzen.

Jede Sekunde, welche die Beiden damit verbrachten, zu besprechen, wo und wie sie
sich für den Clan ein bringen konnte, genoss er. Unabsichtlich, er wusste nicht
weshalb. Etwas war anders, aber er konnte nicht sagen, was.


Ein Knarren löste alles mit einem Schlag auf. Orestes ließ vom Tuch ab und
besah sich die Quelle des Knarrens: Sein Fenster war offen. Schnell schloss er
das Fenster. Dann legte er das Tuch wieder zurück in die Schublade, schloss
sie.
„Hör endlich auf irgendwelchen Dingen nach zu trauern, die nicht mehr
existieren,“ dachte er sich,
„sie kehren nie wieder zurück. Du bist ein alter Narr.“

Orestes zog sich seine Schlafsachen an, dann löschte er die Kerze in dem
Leuchter, welchen er auf seinem Nachttisch hatte. Er zog die Decke über seinen
Oberkörper, schloss seine Augen.
Aber wie jede Nacht, so auch in jener, lag er noch lange wach. All die
Erinnerungen an seinen Clan und schließlich an sein Ende kamen wieder in seinen
Kopf.
Es dauerte nicht lange, da tropften die ersten Tränen aus seinen Augen. Ihm
wurde klar, einen friedlichen Schlaf würde er nicht finden. Irgendwann aber
nahm in die Erschöpfung und das Verlangen nach Erholung auf.



Kapitel 2:
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Kapitel 2

„Premierminister Tarasios, wir haben Grund zur Annahme dass sich eine kleine
Gruppe von Magiern in der Hauptstadt versteckt hat.“ Tarasios, ein eher
dürrer Mann mit kurzen, schwarzen Haaren sah von seinen Dokumenten auf und
betrachtete den Boten.
„Und was tust du dann noch hier? Sofort Befehl an die Wachkräfte!“,rief er
voller Zorn, welcher sich schnell aufbaute, wenn es um diese Sache ging.
„Ja, sofort,“ sagte der Bote und verließ den Raum. In Tarasios brodelte es
wie in einem Vulkan, der gleich ausbricht. Stets hatte er seine Gefühle im
Griff, aber wenn es darum ging, um diese Magier, die nicht diese Magie benutzt,
welche nur er erlaubte, dann war es schon gewaltig schwer, sich zurück zu
halten.
Ein paar mal atmete Tarasios tief durch, ehe er sich wieder seinen Dokumenten
widmete. „Diese...“

Gedankenverloren lief Orestes durch die Straßen der Stadt. Das Kopfgeld für
den jungen, den er gefangen genommen hatte, war beträchtlich und würde ihn
noch einige Zeit versorgen können. Aber es war ihm bewusst, dass es nicht all
zu lange halten würde.
Deshalb begab er sich in Richtung des Hauptplatzes. Hier hingen die Steckbriefe
an einer Wand, direkt dort, wo die Hinrichtungen statt fanden. Orestes wurde es
durchaus immer etwas Flau im Magen, wenn er an dem Schafott vorbei muss. Ihm war
klar, wenn er nicht vorsichtig wäre, konnte es schneller passieren dass er hier
sein würde.

Er studierte die Bilder, die Beträge und den Grund, der diese Gesichter hier
her gebracht hat. Ganz genau besah er sich alles, eigentlich überflog er nur
die Anklagen. Aber doch fiel es ihm auf: Seit langer Zeit waren hier nur Köpfe
von Menschen, denen vorgeworfen wird, unerlaubte Magie zu benutzen oder
Verbrechen gegen das Land begangen haben sollen.
Seinen letzten Mörder hatte Orestes vor einigen Jahren hinter Gitter gebracht.
War Tarasios nicht klar, dass es auch andere Probleme gibt? Warum fürchtete er
überhaupt solche Leute? Man wählte ihn doch immer.

Angeklagte wegen unerlaubter Magie hatte er nie verfolgt. Es wäre auf ein
Magisches Duell hinaus gelaufen, damit hätte er riskiert, enttarnt zu werden.
Jedenfalls waren das stets seine Gedanken, wenn er solche Steckbriefe sah. Aber
war es nicht auch, weil er als Magier keine Zauberer ausliefern wollte? Weil sie
das taten, was sie immer in ihrem Leben tun, was zu ihnen gehörte? Vielleicht.
Aber die andern schnappte er sich gerne. Man muss es nun mal akzeptieren, wie es
ist. Der Staat ist, wie er ist. Und momentan war er so. Man kann sich ja auch
kaum gegen jemanden wehren, der doch immer das letzte Wort hat und Urteil
sprechen durfte.
Schnell hatte er sich entschieden, nahm sich ein paar Steckbriefe und verließ
den Platz. Dermaßen viel Öffentlichkeit erzeugte nicht wirklich ein gutes
Gefühl in ihm. Es war besser, dort zu sein wo es leise ist. Also beschloss
Orestes, sich in den nächstgelegenen Wald zu begeben.
Aber er wollte auch Nachdenken. Nachdenken, was inzwischen war. Wer er war.
Orestes war sich nicht mehr sicher.

Orestes erreichte den Wald nach einiger Zeit. Die Mittagssonne brannte, aber
hier im Wald war es angenehm kühl. Der Zauberer suchte sich einen Baumstumpf,
auf den er sich setzen konnte. Danach packte er zwei Dinge aus: Das eine war
sein Brot und etwas Fleisch, welches er hier essen wollte, das andere die
Steckbriefe, die es nun genau zu studieren galt.

Schwierig war es hier nicht, sich genau darauf zu konzentrieren. Diese absolute
Still hatte etwas besonders und half ihm sehr dabei.
Jedes einzelne Gesicht musste er sich einprägen, in seinen Erinnerungen
einschließen. Orestes aß, studierte, dachte nach. Ein immer sich
wiederholender Zyklus, welchen er seit Jahren beherrschte.

Auf ein mal vernahm der Magier etwas. Waren das Schreie? Nein, bestimmt nicht.
Die Natur wird sich eben bemerkbar gemacht haben. Es kam so entfernt. Aber
irgend etwas war daran doch faul, oder villeicht nicht?
Orestes bekam ein merkwürdiges Gefühl. Es war, als ob das Licht der Sonne ihn
berührte, irgendwie zu etwas drängte. Orestes sah auf. Er vergaß einfach
alles. Irgendiwe musste er dorthin, wohin die Sonne ihn bringen wollte. Schnell
packte er seine Sachen zusammen, folgte dann diesem Drang, diesem Zug, der an
ihm zerrte.

Was war es nur? Dem Magier war es nicht klar. Nur, dass er es bereuen würde,
wenn er es nicht tat. Immer schneller rannte er. Ohne Ahnung wohin, einfach nur
seinem Instinkt hinterher. Ein Ort. Jener Gedanke bildete sich immer wieder in
seinem Kopf: Ein Ort, nein, der Ort. Der Ort, welcher vieles verändern würde.

Da, eine Lichtung. Hatte er den Ort erreicht? Erneut hörte Orestes etwas, und
hier gab es keine Zweifel. Es war ein Schrei: Der Schrei eines Kindes.

Ein Junge kam auf die Lichtung angerannt und stürzte. Männer waren hinter ihm
her. Sie waren schwarz gekleidet. Orestes kannte diese Gruppe. Tarasios hatte
solcher Häscher schnell angeheuert. Sie sollten die Magier finden, welche nicht
seinen Gesetzen folgten, aber auch andere, wenn sie aufmüpfig sind. Sie
kannten keine Kompromisse-und niemand kannte sie.
Tarasios hatte nie verraten, wie er diese Menschen, welche nicht seinem Willen
folgten, gefangen nehmen konnte. Was auch für ihn selber gut war.

Denn seine Häscher kannten kein Mitgefühl. Sie fanden nur, fingen, kerkerten
ein,und beseitigten auch. Orestes hatte selber erlebt, wie sie einen Menschen
umgebracht hatten, weil dieser nicht sagte, was sie wollten. Wenn das das Volk
wüsste, und der Rat, wäre Tarasios seine Karriere los gewesen. Aber es war
einfach unmöglich, denn diese Männer hinterließen keine Spuren.

Der Blick des Magiers fiel jetzt wieder auf den Jungen. Orestes schätzte ihn
auf etwa zehn Jahre. Er trug eine lederne Hose und ein rotes Oberteil aus Wolle.
Er hatte blonde Haare, die ihm bis zur Schulter gingen.
„Bitte,“ weinte der Junge jetzt, „bitte, lassen sie mich.“
„Du sagst uns jetzt sofort, wo sie ist. Sie, und ihre verdammten
verräterischen Helfer. Wirds bald?“ schrie einer der Männer.
Der Junge schrie: „Ich weiß es doch nicht, wohin sie sind. Bitte!“
Doch der Mann lächelte diabolisch. Ein eiskaltes Grinsen, während er den
Jungen am Kragn packte und hoch hob. Die anderen hatten sich neben ihm auf
gestellt. „Du wirst uns schon von Nutzen sein. Und falls nicht, tut es mir
sehr Leid für dich.“

Orestes lief es eiskalt den Rücken herunter. Der Zauberer hatte sich, während
er die ganze Szene beobachtete, hinter einem Gebüsch versteckt. Ihm war es ja
klar, wie eiskalt diese Männer sein könnten. Jedoch hatte er noch nie
mitbekommen, dass sie ein Kind derartig jagen und es quälen konnten.
Nun, wo der Junge verängstigt zu dem Mann sah, bemerkte Orestes die blauen
Flecken in dessen Gesicht.
Sie wollten dieses Kind wirklich töten. Weshalb auch immer. Jedenfalls, wenn
sie von ihm nicht das bekamen, was sie wollten. Was das war, war aber erstmal
nicht wichtig.

Das einzig wichtige war, dass er den Jungen retten muss. Sofort legte Orestes
sich ein Tuch auf sein Gesicht, während der Junge weinend immer wieder den
Versuchen der Häscher auswich.
Orerstes würde es niemals schaffen, das Gedächtnis von ihnen allen, es waren
offenbar fünf, zu löschen, also musste er sein Gesicht so gut es ging
verbergen.

Die Sonne schien am Himmel, es war ein Glücksfall. Orestes konnte seinen besten
Trick anwenden: Er würde diese Männer sehen, ohne sie zu sehen, und dies
würden nie wissen, wer er ist.
Aber er musste sich beeilen. Einer der Männer hatte sich den Jungen geschnappt.
„Gut gemacht,“ meinte der Anführer hämisch, „nun, sag es uns!“
„Ich weiß es nicht!“ schrie der Junge. Der Häscher zückte ein Messer:
„Schade, Unwissenheit kann manchmal wirklich schreckliche Folgen haben.“

„Lasst den Jungen in Ruhe!“ schrie Orestes jetzt laut. Der Häscher stoppte
und drehte sich in die Richtung, aus welcher er die Stimme vernahm. Orestes
hatte die Lichtung betreten. Noch gerade rechtzeitig. In den letzten Sekunden
war er hin und her gerissen von seiner Vernunft, die ihm riet, sich zu
vermummen, und seinem Instinkt, der sofort helfen wollte. Hätte er auch zu viel
riskieren können, weil die Vernunft stärker war? Aber warum fragte er sich
das, dieser Junge war wichtiger.

„Wage es ja nicht, Fremder!“ knurrte der Mann und griff sofort an. Orestes
wich aus, sprang auf den Mann, in dessen Griff sich das Kind befand, legte seine
Hand auf ihn, und ehe dieser wusste wie ihm geschah, flog er auch schon die
nächsten Meter hinweg.
Der Junge fiel auf den Boden und sah zum Zauberer. Einen Moment lang glaubte
Orestes, hier eine neue Welt gefunden zu haben. Da war etwas an diesem Kind.
Aber was? Eine Sekunde, welche so ewig schien, für ihn und das Kind.
Der Junge schrie auf ein mal, was aber nicht wirklich nötig gewesen wäre,
Orestes spürte einen der Mörder in seinem Rücken dank seiner Fähigkeit.
Schnell wich er aus und schleuderte einen Strahl gegen den Gegner.
Der Anführer rief: „Unerlaubte Magie! Na warte,“ und schleuderte dem
Zauberer einen Feuerball entgegen. Das einer von ihnen ebenfalls Magie
beherrschen würde, damit hatte Orestes gerechnet. Und genau so wusste er:
Alleine würde er kämpfen, könnte ihn bezwingen, aber hier war dieser junge
Mensch. Es war zu gefährlich.
„Komm!“ Orestes ergriff dessen Hand und gemeinsam rannten sie so schnell sie
nur konnten. Hier konnte es nur eines geben: Flucht.

„Verfolgt sie, los, macht schon ihr Idioten!“ vernahm er die Stimme des
Anführers. Orestes rannte, immer noch mit Hilfe seiner besonderen Art der
Wahrnehmung. Immer weiter rannten sie. Nur weg hier, in Sicherheit sein, das war
sein Wunsch.
Aber Orestes war klar, das Kind würde das nicht lange durchhalten. Und da
keuchte der Junge: „ich kann nicht mehr!“
„Du musst, sonst sind wir beide tot! Halte durch, komm schon!“ Das Kind
hörte auf Orestes und mobilisiert noch mal neue Kräfte.

Aber sie hörten immer wieder die Rufe ihrer Verfolger, die langsam immer näher
kamen. Auch die Luft in seinen Lungen wurde immer schmerzhafter, fing an zu
brennen, der Wille hier raus zu kommen hielt ihn noch an, weiter zu flüchten.
Da ein Aufschrei.
Orestes drehte sich um und das das Kind, welches sich den Knöchel hielt. „Ich
bin an irgend etwas hängen geblieben. Mein Fuß!“ Die Schmerzenslaute des
Kindes erzeugten in Orestes eine unglaubliche Verzweiflung. Gerade wollte er den
Jungen hoch ziehen, als schon die Häscher um sie herum standen.“

„Das war ein großer Fehler. Wer auch immer ihr seid, aber jetzt werdet ihr
dafür bezahlen.“ Der Anführer lächelte Angst einflößend. Ein
zustimmendes, leises Gelächter seiner Truppe folgte.
„Sie haben uns. Es ist vorbei!“ Der Junge weinte, vor Schmerz, vor
Hoffnungslosigkeit.

„Schließ deine Augen!“ rief Orestes. Er musste nun zu diesem Mittel
greifen. Der junge Mensch, dem er helfen wollte, er bedeutete ihm sehr viel,
aber weshalb? Nach nur wenigen Augenblicken?
„Was?“ rief der Junge.
„Mach die Augen zu!“ Dann streckte Orestes sich nach der Energie, sammelte
sie so schnell es ging. Er fühlte sie, nahm sie, ließ sie durch seinen Körper
fließen, in seine Hände und die Fingerspitzen hinein. Es vergingen nur wenige
Sekunden. Noch bevor Tarasios Häscher angreifen konnten, strahlte ein großer
Lichtball aus seinen Händen. So unglaublich hell, wie es nur die Sonne sein
kann, direkt dort oben am Himmel.

Er vernahm die schmerzerfüllten Schrei der Häscher: „Meine Augen, ich sehe
nichts mehr, helft mir,...“Sofort nahm sich Orestes das Kind, hob ihn hoch und
machte, dass er den Ort in den Rücken bekam.

In seiner Hütte angekommen legte er den Jungen, der immer noch am ganzen Leib
zitterte, in sein Bett. Als nächstes zog er ihm die Schuhe aus. Allerdings
verursachte das Schmerzen, da der Junge kurz aufschrie. „Ganz ruhig,“ sprach
Orestes. „Ich will mir nur deinen Fuß ansehen.“
Mit verzogenem Gesicht, in dem erste Tränen zu sehen waren, nickte der Junge.
Langsam zog Orestes den Schuh vom Fuß und tastete das Gelenk ab. Es war ein
einfache Verstauchung, also nichts schlimmes.

„Das kriegen wir wieder hin.“ Orestes begab sich zu einem kleinem Schrank.
Da er selber keine Verbände hier hatte und er es für zu riskant hielt, zu
Timaios zu gehen, da er ja dann den jungen alleine zurück lassen würde, musste
er sich mit einem alten Tuch begnügen.
Der Magier befeuchtete es, band es dann um den Knöchel des Kindes, welches
immer noch nichts sagte. Aber Orestes wunderte das nicht.
Nach allem, was der Junge gerade eben und wohl auch davor durchgemacht hatte
würde es nicht einfach sein, das alles zu verarbeiten.

Als Orestes fertig war, sah er erneut in das Gesicht des Jungen. Es war
kreidebleich, weiterhin flossen Tränen über die Wangen und die Augen waren
gerötet. „Willst du was essen? Ich könnte dir eine Suppe machen.“
Zaghaft nickte das Kind. Orestes ging zu seinem Herd, fachte ein Feuer an, was
mit seinen Kräften schnell erledigt war, setzte einen Topf auf und schnitt
schnell etwas Fleisch und Gemüse hinein, würzte das alles dann noch.
Und gerade, als der Zauberer zwei Teller holte, hörte er ein „Danke!“
hinter sich. Orestes drehte sich um und sah zum Jungen, der zaghaft lächelte.

Ein unglaublich warmes Gefühl erfasste Orestes. Irgendwie fühlte er sich
plötzlich gut. So unglaublich gut. Hatte er sich nicht mehr so gefühlt.
„Ist schon in Ordnung. Hier.“ Orestes gab ihm einen Teller. „Du solltest
was essen.“
Zuerst war der Junge etwas zaghaft, aber nun meldete sich der Hunger. Er nahm
den Teller und schlang regelrecht alles in sich hinein.

Das eben Passierte hatte ihm sehr viel Kraft gekostet wie Orestes erkannte. Er
würde sich dann wohl genau so verhalten. Kaum war das Kind fertig damit zu
essen, sah es zu Orestes. „Ihr habt so viel für mich getan. Ihr habt euer
Leben riskiert. Ich...ich weiß nicht...wie kann ich euch danken?“

Der Junge stockte immer wieder dazwischen, einige Schluchzer unterbrachen sein
Sprechen.
Orestes lächelte und erwiderte: „Mir wurde gelehrt, Menschen in Not zu
helfen. Ich habe das in den letzten Jahren vernachlässigt, aber ich musste es
einfach tun, als ich dich sah. Ich will nicht zu lassen, dass man Kinder
quält.“
Der Junge blickte zum Zauberer. Erneut kam ein Lächeln auf sein Gesicht,
welches langsam wieder einen gesunden Farbton angenommen hatte, wischte sich das
Gesicht ab und redete: „Ich heiße Matthaios.“



Kapitel 3:
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Kapitel 3

Tarasios bekam so eben die Mitteilung, dass seine Leibwache ihn sprechen wolle.
Der Premierminister bat sie daraufhin in sein Arbeitszimmer. Die Männer
betraten den Raum und der Führer der Gruppe trat einen Schritt vor.
„Und?“ sagte Tarasios sogleich.
„Sie sind uns entkommen!“ Tarasios ließ seiner Wut sofort freien Lauf. Der
Premier sprang auf, schlug auf seinen Tisch, warf seine Dokumente durcheinander,
trat danach gegen das Tischbein.
Dabei schrie er: „Ihr verdammten Versager. Was ist mit dem Kind?“
„Ebenso entwischt,“ murmelte der Anführer.

Tarasios fing nun an richtig gehend zu knurren: „Dieses Kind war eine
Möglichkeit, wahrscheinlich die einzige sie zu finden. Wieso ist er
entkommen?“
„Wir konnten nichts dafür, Premierminister, jemand hat uns gestört. Wir
haben versucht aus dem Kind das Versteck zu erpressen, als ein Magier uns
störte. Er überrumpelte uns mit unerlaubter Magie,“ redete der Anführer nun
völlig verängstigt, und deshalb auch sehr schnell.

Tarasios Zorn wuchs: „Und was bist du, etwa ein Tänzer?“
„Aber Herr, wir haben sie verfolgt, als sie fliehen wollten, wir hatten sie
sogar eingeholt, doch...“
„Weshalb sind sie dann nicht hier?“, brüllte Tarasios.
„Er hat uns geblendet. Noch ehe wir wieder richtig sehen konnten, waren sie
fort.“

Tarasios versteifte sich als er das hörte. Also, war es vielleicht möglich:
„Magie der Sonne,“ schoss es ihm durch den Kopf. Kaum hatte er diesen
Gedanken erfasst, schrie er ihn her raus: „Magie der Sonne!“ Dann griff er
sich den gläsernen Briefbeschwerer auf seinem Tisch und warf diesen gegen die
nächste Wand, so dass dieser sofort in tausend Teile zerbarst.

Die Leibgardisten zuckten vor Schreck zusammen. Tarasios keuchte, es loderte in
ihm, brannte. All dieser Hass, oh wie er doch an ihm nagte. „Habt ihr ihn
erkannt?“, zischte er.
„Nein, war vermummt.“
„Setzt das Gesicht des Kindes auf eine größere Anzahl von Steckbriefen und
gebt sie an unsere Kontakte weiter. Ich kann den Jungen nicht offiziell als
Verräter suchen lassen, dann bekommen wir es mit dem Rat zu tun.“ Der
Premierminister drehte sich um: „Wo der Junge ist, ist dieser Magier.
Wahrscheinlich kann er uns sagen, wo sie sind. Findet ihn oder ihr bekommt bei
den nächsten offiziellen Hinrichtungen eine Hauptrolle, welche ihr aber nur ein
mal spielen.“

Die Gardisten wurden leichenblass, während Tarasios ganz nahe an den Anführer
heran trat: „Und noch eins,“ drohte er mit dem Finger, „kein
Sterbenswörtchen zu irgend jemandem außer unseren geheimen Kontakten, ist das
klar?“
Nachdem der Anführer ein paar mal durchgeatmet hatte, antwortete er:
„Natürlich, my Lord.“ die Gardisten verließen den Raum.
Tarasios setzte sich wieder an seinen Tisch. Er packte den eisernen
Kerzenständer, der auf seinem Tisch stand, ergriff ihn an beiden enden. Er
zitterte, als er durch seine Zähne leise knurrte: „Ich finde dich und jeden
deiner Kumpanen, welche vielleicht weshalb auch immer noch übrig sind, und sie.
Du hast dich mit ihnen verbündet, wer auch immer du bist. Ich finde euch und
werde jeden einzelnen von euch einen nach dem anderen auseinander nehmen, bis
nichts mehr von euch auch nur in Erinnerungen existiert!“ Dabei verbog er den
Ständer, bis dieser eher einem Hufeisen ähnelte.

Orestes wälzte sich im Bett hin und her. Der Junge, Matthaios, war durch die
Flucht und die Erlebnisse viel zu müde, um noch irgend etwas zu berichten. Erst
als Orestes im Bett war, fiel ihm auf, dass er seinen Namen dem Jungen
gegenüber noch nicht gesagt hatte. Aber diesen störte das alles anscheinend
nicht.
Nun aber plagten Orestes wieder Erinnerungen. In seinem Traum wurde er
heimgesucht. Auch wenn diese etwas angenehmes war, eigentlich: Melania.

„Wann sagst du es ihr denn endlich?“ fragte Zenon.
„Was soll ich ihr sagen?“ ein wenig verärgert sah Orestes zu seinem Freund.
Er mochte es überhaupt nicht, wenn er bei seinen Magie-Übungen gestört wird.

Zenon grinste verschmitzt und setzte sich Orestes gegenüber: „Na was wohl.
Das, was du mir erzählt hast.“ Kurz räusperte sich Zenon: „Dass dein Herz
schnell schlägt, wenn du sie siehst. Dass die Sonne in deinem Herzen ist, wenn
sie zu dir spricht, dass ihr Lachen das schönste...“

„Zenon, bitte hör auf!“ Orestes vergrub verzweifelt sein Gesicht in den
Händen. „Ich kenne meine Gefühle. Aber was bringen sie mir?“ Er sah nun in
Zenons erstauntes Gesicht. „Zenon, sie denkt nur an ihre Pflicht. In ihrem
Herzen, in ihrem Leben kann ich nicht sein.“
Zenon schüttelte den Kopf. Er hatte ganz andere Dinge erfasst als sein Freund:
„Orestes, hast du nie ihren Blick bemerkt, den sie hat, wenn sie dich sieht?
Wie sie sich verhält? Dass sie stets verlegen wird, wenn du in ihrer Nähe
bist?“

Orestes wurde langsam ärgerlich, weil er nicht glaubte, dass ihn jenes ganz
große Glück treffen würde. Was er nicht wusste war, Melania stand direkt
hinter der Tür seines Zimmers, in welchem sie diskutierten, und bekam so das
gesamte Gespräch mit.
Ihr Herz klopfte unglaublich schnell, als ob es flatterte wie ein kleiner Vogel.
Ein kribbeln breitet sich in ihrem Innern aus, noch intensiver als an jenem Tag,
als sie ihm zum ersten Mal begegnete.
„Kann es wirklich sein?“ Flüsterte sie sich zu mit einem Lächeln im
Gesicht. Sie lehnte sich Kurz mit dem Rücken an den Türrahmen, schüttelte
dabei ungläubig den Kopf.

Sie hörte, wie Orestes sprach: „Sie ist meine Sonne, Zenon. In dieser
Hinsicht hast du Recht. Ich liebe sie, mehr als mein eigenes Leben, mehr als
mein Dasein als Sonnen-Magier. Aber gerade weil sie meine eigene Sonne ist, ist
sie für mich unerreichbar.“

Mehr musste Melania nicht hören. Alles kribbelte in ihr, Millionen
Schmetterlinge flogen durch ihren gesamten Körper, welcher jetzt nur noch von
ihrem Herzen gesteuert wurde. Melania trat durch die Tür und wurde dabei sofort
von Zenon bemerkt.

Zenon schmunzelte und meinte dann zu Orestes: „Ich denke du solltest doch mal
deine Sonne nach ihrer eigenen Meinung fragen.“ Mit diesen Worten entfernte
sich Zenon so schnell es ging aus dem Zimmer.
Als Orestes sich fragte was damit gemeint wäre und sich umdrehte, sah er
Melania, die gezielt auf ihn zu schritt. Orestes stand auf: „Melania!“
brachte er noch hervor. Da schon hatte die junge Frau ihre Arme um seinen Hals
genommen, zog den Magier zu sich runter und legte ihren Mund auf den seinen.

Im ersten Augenblick war Orestes völlig perplex, bis er registrierte, was
gerade geschah: Melania küsste ihn, seine Sonne küsste ihn, den Magier
Orestes, Mitglied des Clans der Sonne. Orestes schloss die Augen, erwiderte den
Kuss.
Er schlang seine Arme um ihre Taille, sie schmiegten sich immer fester
aneinander, öffneten ihre Lippen für einen kurzen Tanz ihrer Zungen.

Draußen ging die Sonne gerade unter, doch im Herzen des Zauberers stieg sie so
eben auf. Orestes glaubte nicht, jemals in seinem Leben glücklicher sein zu
können.Die Zeit existierte nicht mehr, ihr Tempel existierte nicht mehr. Nur
eines existierte: Liebe. Das aller stärkste Band, welches immer zwischen ihnen
bestand, nun fühlten sie beide, in jenen Momenten, wie es sich unzerstörbar
zusammenschloss.

Kurz löste sich Orestes und sah Melania in ihr wunderbares Gesicht. Sie war
schon immer für ihn das Schönste Wesen der Welt, aber jetzt, als sie so ein
unglaubliches Strahlen Hatte, welches sicher auch sein Gesicht erfasst hatte,
war sie einfach nur noch wie das tausendfache Licht der Sterne.
„Ich liebe dich!“, flüsterte er ihr zu, dabei streichelte er ihre Wange,
fasziniert von der Weichheit ihrer Haut.

„Ich liebe dich auch!“ war die Antwort Melanias. Erneut küssten sie sich.
Orestes fuhr mit seiner Hand ihre Silhouette nach, bis er an das Band ihres
geblümten Kleides ankam. Orestes öffnete es langsam und sah dabei Melania tief
in ihre wundervollen braunen Augen. Melania nickte ihm zu, als ihr Kleid zu
Boden glitt.

Es war eine Nacht, welche ihnen so vorkommen sollte, als wäre es die
allerletzte überhaupt, welche diese Welt noch erleben würde. Sie wurde
unvergesslich und wunderbar.
Orestes sah auf seine Hand, verschlungen mit der Hand von Melania. Sie
lächelten sich an. Inzwischen stattete der Mond dem Zimmer von Orestes seinen
ersten Besuch ab. Kurz sah der Magier auf dessen Abbild durch das Fenster, um
sich dann aber wieder seiner Sonne zu zu wenden.

Melania schmiegte sich an seine Schulter. Er legte seinen Arm um sie und
streichelte ihre Schulter. So genossen sie einfach die Wärme des anderen.
„Orestes, ich,...“
„Pscht,“ machte der Zauberer leise, „nicht jetzt. Nicht mehr in dieser
Nacht, meine Liebste.“
Melania nickte und drückte sich noch enger an ihn. Er hatte Recht, diese Nacht
brauchte es keine Worte mehr. Wie sie so da lagen und sich gegenseitig Freude
und Glück schenkten, dies war Sprache genug.

Plötzlich krachte es. Orestes fuhr ein gewaltiger Schreck in die Glieder.
Erneut ein Krachen. Dann die Schreie, die er vernahm: „Wir werden angegriffen,
Magier und Soldaten greifen uns an!“ So schnell es ging sprang Orestes aus dem
Bett, Melania ebenso, sie zogen sich an.

Dann rannten sie aus dem Raum. Durch viele Gänge, einem nach den anderen.
„Wohin rennen wir?“, schrie die junge Frau voller Panik. Orestes zog sie an
seiner Hand mit sich.
„Wir müssen zu einem geheimen Gang, einen Fluchtweg!“ Immer weiter rannten
sie, andauernd hörten sie Explosionen und Schreie.

Orestes erkannte all diese Geräusche. Kanonen, aber auch magische
Zerstörungswut. Warum nur? Sie waren stets ein Clan des Friedens gewesen.
Orestes wusste, dass der neue Premierminister nicht gut auf Magier zu sprechen
war, aber das er so weit gehen würde`?
Es konnte nur im Auftrag von Tarasios sein, die Armee griff sie an, niemand
sonst hat Kanonen.

Staub wirbelte durch die Gänge. Der Geruch von Rauch und Zerstörung ging durch
das Gebäude. „komm, beeile dich, es ist nicht mehr weit!“, rief er Melania
zu, welche stark hustete und kurz stoppen musste.
„Ich kann nicht mehr...bitte...rette dich!“
„Ich werde den Tempel nicht ohne dich verlassen!“ antwortete Orestes und
zog sie wieder mit sich.

Da, der letzte Torbogen. Nicht mehr weit. Doch gerade, als Orestes meinte ihre
Flucht würde gelingen, erkannte er etwas furchtbares: die Feinde, schwarz
gekleidete Häscher mit magischen Kräften welche er sofort spürte, kamen aus
dem geheimen Gang. Sein Herzschlag setzte kurz aus. „Nein, nein, das kann
nicht sein!“ Wie konnten sie es nur wissen. Gab es einen Verräter im Clan?
Nein, das war nicht möglich.

„Wir müssen versuchen durch den Haupteingang zu entwischen!“, schrie er
nun. Aber er wusste, dies wäre eigentlich unmöglich. Der Geheimgang war
blockiert, niemand könnte jetzt noch entfliehen.
Er zog Melania mit sich, auf der Flucht vor den Häschern, die sie jetzt
verfolgten. Feuerbälle schossen immer wieder an ihnen vorbei. Irgendwie hier
raus, irgendwie wollte er seine Sonne in Sicherheit bringen.
Auf ihrer Flucht sahen sie so manches mal, wie andere Magier der Sonne
flüchteten. Immer weiter Schreie.

Und dann, da, der Haupteingang. Schnell rannten sie. „Wenn wir dort sind
müssen wir irgendwo hin, uns verstecken, so schnell es geht, es werden feinde
beim Tor sein. Es ist unsere einzige Möglichkeit, wenn auch die geringste!“
Vielleicht würde ja niemand der Gegner damit rechnen, dass jemand durch den
Eingang flüchten will, waren seine Gedanken, Vielleicht würde niemand das in
Betracht ziehen, dass sie diesen Weg benutzen würden.
Sie erreichten das Tor. Schnell öffnete Orestes die Pforte. Doch kaum waren sie
einen Schritt hinaus getreten, da explodierte etwas direkt in ihrer Nähe.
Orestes verlor die Hand Melanias.

Er wusste selber nicht, wie lange er in der Luft flog durch die Druckwelle, die
entstanden war. Die ganze Welt drehte sich vor seinen Augen in einem grausamen
Tanz. Dann kam ein harter Aufprall. Es dauerte seine Zeit, bis Orestes wieder
fähig war, normal zu sehen.
Er wusste selber nicht, wie lange. Waren es nur Sekunden gewesen, die er
benommen lag, in einem Gebüsch am Rande des Waldes? Oder doch nur Sekunden? Der
Magier drehte sich in Richtung des Tempels.

Der Tempel, welcher Ähnlichkeit hatte mit eine mittelalterlichen Burg,
bestehend aus Mauerwerk und runden Türmen mit spitzen Dächern, stand in
Flammen. Orestes sah, dass der Haupteingang eingestürzt war.
„Melania!“ Orestes wollte hin rennen, doch da explodierte alles. Die gesamte
Front des Tempels ging in einem gewaltigen Flammenball auf. Der Knall lies
Orestes zusammenzucken, die Lautstärke warf ihn auf den Boden.

Er sah hin. Nichts war mehr da. Alles glühte in Feuerrot. Nur noch Trümmer. In
diesem Augenblick, als der Tempel zusammenstürzte, stürzte auch alles in
Orestes zusammen. Sein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. „Melania!“,
schrie er.
Schreie ließen ihn aufhorchen, nachdem er mit Tränen in den Augen das
Schauspiel brachtet hatte, welches so grausig war. Die Häscher.

So schnell er konnte, rannte er davon. Da er keine helle Kleidung trug war es
keine Schwierigkeit gewesen, zu entkommen. Schnell, wie es ihm sein Instinkt
sagte, hatte man ihn aus den Augen verloren

Als er dann ab einer Lichtung ankam, die Flucht nicht mehr in seinem Gedanken
war, kamen die anderen Gedanken zu ihm.
Es war vorbei. Der Tempel vernichtet. Niemand konnte entkommen, war doch der
einzige Fluchtweg versperrt gewesen durch den Feind, wer auch immer es letztlich
wirklich war, Orestes war sich sicher, es musste Tarasios was damit zu tun
haben.

Warum glaubte man, den Clan mit der Armee angreifen zu müssen? Aber das
schlimmste war, seine Sonne war weg. Er hatte nur eine wunderbare Nacht mit ihr
gehabt, und nun? Alles war zerstört.
Man hatte bemerkt, wie das Volk immer mehr von Tarasios in seinen Bann gezogen
wurde, mit seinen reden gegen die Magier außerhalb des Staates.

Er konnte hervorragend reden, gegenüber jedem Bürger und den Ratsmitgliedern,
und keiner wollte hinter diese Worte blicken. Es war ihnen zu schwer, dem Volk,
sie wollten sich nicht mit Einzelheiten beschäftigen und Zeit dafür
verwenden.
Viel zu wenig zeit. Gerade eben hatte er sie gewonnen, und schon wurde ihm das
Glück genommen, für immer.

Orestes brach zusammen und weinte hemmungslos. So viel Leid in so kurzer Zeit.
Somit wurde es für Orestes klar, man kann versuchen zu kämpfen, wie es
Mitglieder seines Clans mit Worten getan haben, um dem Volk zu zeigen, der Clan
wäre niemals sein Feind, und doch bringt es nichts, wenn der Feind jemand ist
wie Tarasios, und letztlich wohl auch die Mehrheit des Volkes.

Man kann die Verhältnisse nicht ändern, nur sich mit ihnen abfinden. Orestes
nahm sein Gesicht in die Hände, als er auf dem Boden lag, und weinte immer
weiter. Selbst das erste schwache Licht der Sonne vermag ihn nicht mehr zu
trösten. „Melania!“ schluchzte er.

Mit einem schnellen, erschrecktem Atmen öffnete der Zauberer die Augen.
Inzwischen war es Morgen. Erste Sonnenstrahlen lugten in seine Hütte und
erhellten den Raum. Orestes erhob sich und
setzte sich auf die Kante seines Bettes.
Der Zauberer senkte den Kopf in seine Hände und versuchte die Furchtbaren
Bilder zu verscheuchen. Als er den Kopf hob, sah er den Jungen Matthaios an der
Tür in seinen Schlafraum stehen, und der Magier glaubte, Besorgnis in dessen
Augen zu sehen.

„Was machst du hier?“ wollte der Zauberer wissen.
Matthaios schien zuerst nicht wirklich zu wissen, was er tun sollte, doch dann
trat er doch einen Schritt vor: „Ich habe gehört, wie ihr richtig laut
geworden seid. Ihr habt fast geschrien. Hattet ihr einen Alptraum?“
Der Magier blickte das Kind an. Nach einigen Sekunden antwortete er: „Ja. Ein
Traum aus Erinnerungen, die mich seit Jahren quälen. Baer...ich denke, es ist
nicht leicht für dich, dies zu verstehen.“
„Da habt ihr wohl recht,“ pflichtete der Junge ihm bei.

„Komm, setze dich zu mir. Ich denke die Zeit ist gekommen mir zu sagen, woher
du kommst. Und auch, dass ich dir mitteile, wer ich bin, und woher ich komme.“



Kapitel 4:
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Kapitel 4

Nach einigem Zögern setzte sich der Junge schließlich neben den Zauberer.
„Also, woher kommst du?“
„Wenn ihr den Ort meint, den kann ich euch nicht genau nennen.“
„Nicht?“ Orestes wunderte sich. „Warum denn?“
„Meine Mutter und ihre Freunde,“ erwiderte das Kind, „werden von Tarasios
verfolgt. Wir müssen uns immer verstecken.“ Orestes hörte gebannt zu. „Die
Freunde meiner Mutter sind Magier und welche, die mit ihnen verbündet sind,
jedenfalls hat das meine Mutter mir gesagt. Ich kann mich nicht so gut gegen
Magie wehren, die einem in die Gedanken sieht. Deshalb hat man mir immer die
Augen verbunden, wenn wir unser Versteck verlassen haben.
Falls ich von Tarasios oder seinen Leuten gefangen werden würde, könnten sie
somit nicht durch mich das Versteck finden.“

Orestes ließ diese Sätze erst mal sacken, ehe er weiter fragte: „Werden sie
jetzt nach dir suchen?“
„Hoffentlich. Ich habe nur geheime Hinweise auf Papier und einem Medaillon
bekommen, damit ich den Weg finde, sollten wir getrennt werden. Aber ich bin aus
diesen nie schlau geworden. Man sagte mir, nur eine Bestimmte Gruppe könnte die
Zeichen deuten.“
Orestes wusste, diesem Kind musste er helfen. Es braucht sein Zuhause wieder.
Also musste er dafür diese Hinweise sich ansehen. Vielleicht könnte er ja was
tun. „Dürfte ich das Medaillon mal sehen?“ fragte er.

Matthaios sah den Zauberer kurz verwundert an, dann aber kam ein ganz kleines
Lächeln hervor. Hoffnung, ja, so was erkannte Orestes schnell, besonders bei
einem Kind. Matthaios holte etwas hervor, welches hinter seinem Hemd war, und
gab es Orestes.
Orestes nahm es in Augenschein. Von einer Sekunde auf die nächste erfasste ihn
ein Schauder. Es war ein vergoldetes Medaillon, das Bild zeigte eine Sonne, doch
unten war eine Blütenknospe zu erkennen.

„Was ist?“ wunderte Matthaios sich. Orestes konnte zuerst gar nichts sagen.
Seine Kehle war wie zu geschnürt. Das konnte doch nicht sein. Das war
unmöglich.
„Dieses Zeichen,...“, Orestes musste ein paar mal durchatmen, ehe er weiter
sprechen konnte, „wird an Abkömmlinge von Magiern der Sonne gegeben. Dein
Vater ist Mitglied des Clans der Sonne.“

„Ihr kennt den Clan der Sonne? So nennen sich die Freunde meiner Mutter.“
Matthaios besah sich Orestes jetzt genau. Da war etwas. Irgendwie glaubte
Matthaios, mit diesem Mann war etwas besonderes verbunden. Es kam ihm vertraut
vor.
Orestes antwortete: „Ja. Ich war ein Mitglied des Clans, bis der Tempel
zerstört wurde. Sie leben noch. Ich dachte, sie wären alle tot, dass der Clan
nicht mehr existiert.“
Welch eine Freude fuhr in Orestes hinein. Sein Clan war also doch noch da. Er
betrachtete den Jungen jetzt mit einem Lächeln.

„Sag mir, was hat deine Mutter über deinen Vater gesagt? Vielleicht kenne ich
ihn ja?“
„Nun ja,“ meinte der Junge, „sie war schon lange in ihn verliebt. Aber es
dauerte lange, bis sie ein Paar wurden. Sie hatte zufällig mitbekommen, wie er
einem Freund sagte, dass er meine Mutter mag.
Sie hat es ihm gesagt, danach haben sie sich umarmt. Sie haben sich ganz doll
lieb gehabt.“ Orestes entging nicht, wie Matthaios Tonfall irgendwie
niedergeschlagen wurde.

„Was ist?“ fragte Orestes.
„Mama ist immer sehr traurig, wenn sie von ihm spricht. Sie vermisst ihn
sehr,“ antwortete Matthaios. Orestes fühlte mit ihm, besser gesagt ihr mit.
„Ich kann mir denken, wie sie fühlt. Ich habe auch einen wichtigen Menschen
verloren,“ sagte er.
Einige Sekunden schwiegen die beiden. Dann fuhr Matthaios fort: „Sie meinte,
er wäre ein guter Magier gewesen. Geschickt, stets auf seine Pflichten
achtend.“ Matthaios stockte. Er sah zum Zauberer: „Bevor ich weiter spreche,
wie heißt ihr?“
„Orestes!“ antwortete der Magier schnell. „Nachdem ich deinen Namen kenne,
ist es nur richtig, wenn ich dir meinen nenne.

Einige Sekunden, sah Matthaios Orestes an, dann wendete er seinen Blick von ihm
ab. „Sie haben sich verloren nachdem sie sich lieb hatten,“ erzählte er
weiter.
„Das ist tragisch,“ erwiderte der Zauberer. „es wäre schön gewesen, wenn
ich ihr hätte helfen können. Wenn ich ihnen hätte helfen können, damals, als
der Tempel vernichtet wurde. Es zehrt sehr an mir.“
„An ihr auch,“ sprach der Junge. „Und auch an mir.“
„Ich wüsste gerne den Namen deiner Mutter,“ redete Orestes. „Der Clan
hatte zwar viele Mitglieder, wobei, ich kann ja zum Glück hat sagen, und ich
kenne deshalb nicht alle, auch nicht zwingend alle Helfer dort, deine Mutter war
doch eine Helferin richtig?“
„Ja!“ folgte die schnelle Antwort.

„Aber sollte ich sie kennen, würde es mir sicher helfen, sie für dich wieder
zu finden, wenn du das willst. Außerdem kann ich dann wieder zu meinen
Kameraden zurück.“
Matthaios schwieg erst mal einige Zeit lang. Orestes ging einiges durch den
Kopf. Vor allem, wie er sie finden sollte, jedoch, wenn der Junge Hinweise hat,
die nur ein Mitglied des Clans der Sonne deuten kann, konnte es nicht schwer
sein.
Aber er fragte sich auch, warum der Junge erst mal schwieg? Hatte er Misstrauen
gegenüber dem Zauberer? Aber warum sollte er, er war ein Sonnenmagier? Gerade
als orestes nachfragen wollte, sagte Mathaios: „Sie heißt Melania“

Nein. Das konnte doch nicht sein. Seine Melania? Sie hatte ein Kind? Sie war
glücklich mit einem anderen Mann? Wie konnte sie es ihm nur antun.
Ihm war, als ob jemand von hinten sein Herz raus gerissen hätte aus seiner
Brust. Eine schmerzliche Hitze war in seinem Innern. Es ging durch ihn hindurch,
bis in seinen Kopf. Er spürte Tränen aufkommen, aber er unterdrückte sie. Er
durfte keine Schwäche zeigen, nein.
Tief atmete Orestes durch. Dann fragte er rau, mit etwas leiserem und eher
neutralem Ton: „Und der Name deines Vaters?“ Eigentlich, so ging es ihm
jetzt durch den Kopf, konnte und durfte er weder ihr, noch dem Mann, der Vater
dieses Kindes war, einen Vorwurf machen.
Konnte er denn erwarten, dass Melania so lange Zeit sich nicht wieder verlieben
würde? Sie wollte glücklich sein wie alle Menschen, und wenn es jetzt durch
jemand anderen geschehen war, so war es so.

Er würde wohl auch diesen Mann, der nun auch von Melania getrennt war, suchen
müssen oder andere ihn suchen, wenn er seine Kameraden wieder gefunden haben
sollte. Aber wie er ihr selber unter die Augen treten würde, das war für ihn
jetzt eine schwere Aufgabe, die ihn dann erwarten würde. Könnte er das
überhaupt überstehen?
Wegen seines Trübsinns bekam er nur gerade so mit, wie Matthaios zu ihm die
Worte: „Sein Name steht auf meinem Medaillon,“ hörte. Klar, seufzte er, auf
den Medaillons steht immer der Name des Vater eines Abkömmlings eines Mitglieds
seines Clans. So war es immer Tradition gewesen. Also besah er sich erneut das
Schmuckstück.
Aber diesmal die Rückseite, auf welcher der Name des Vaters eingraviert war.
Orestes begann die Zeichen der Sonne, eine spezielle Schrift des Clans welche
die wichtigsten Geheimnisse beschützen soll, zu entziffern. Dies aber mit einer
unglaublichen Gleichgültigkeit, hatten ihn doch in wenigen Momenten Freude und
dann wieder Schock, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit erfasst. Er hoffte
dadurch weitere Schmerzen zu verhindern, jedenfalls sie zu fühlen.
„Matthaios,“ entzifferte er die Zeichen, „Abkömmling eines Mitglieds vom
Clan der Sonne. Dessen Name: Orestes.“

Orestes sah auf. Auf einen Schlag begann alles in ihm sich durcheinander zu
bewegen. Sein Herz schlug sehr schnell, sein Kopf wurde von vielen rasenden
Gedanken durchzogen. Das war doch nicht möglich. War dieser Junge...
Der Zauberer bekam wieder erste Tränen, als er auf den Jungen blickte. Er
schien ihn die ganze Zeit beobachtet zu haben, während er die Schrift
entzifferte. Jetzt erkannte Orestes einige Züge in diesem Kind, die ihn an
Melania erinnerten. Aber er bemerkte auch jetzt erst, bei näherer Betrachtung,
wenige Dinge, welche ihn an sich selbst erinnerten, als er selber ein Kind war.
Züge von dem Willen, Dinge richtig zu tun, und doch auch sich selber Freude zu
geben.

Warum nur hatte er diese Züge nicht gleich erkannt? War er so blind gewesen?
Oder waren zehn Jahre voller Nachtrauern und teils auch Wut zu seinem
Nebelschleier vor den Augen geworden? Denn Orestes wusste: Was auf diesen
Medaillons stand, war immer die Wahrheit. Und Matthaios wusste es offensichtlich
genau so.
„Papa!“ Schluchzend warf sich Matthaios an den Magier. Erst noch zögerte
Orestes, aber dann schlang er seine Arme um das Kind und drückte es an sich.
Und beide weinten jetzt hemmungslos. Hemmungslos vor lauter Freude, als Orestes
flüsterte: „Mein Sohn.“ Ein paar Züge lang schluchzte er, ehe er es
wiederholte: „Mein Sohn!“

Es vergingen einige Minuten, ehe sich die beiden kurz von einander lösten.
Lange sahen sich Vater und Sohn in die Augen. Und es gab einfach keine Zweifel.
Orestes erkannte sich selbst in so vieler Art und Weise, und er erkannte
Melania. Seine Melania, welche noch lebte. Und die Mutter ihres gemeinsamen
Sohnes war.
Erneut schloss er sein Kind in seine Arme. „Papa?“ fragte Matthaios.
„Ja?“ fragte der Zauberer.
„Ich will zu Mama!“ Orestes kamen erneut die Tränen. Ja, jetzt hatte er
nicht nur erfahren, einen Sohn zu haben, sondern ihn auch in seinen Armen, aber
das war nicht perfekt, noch lange nicht. Orestes wollte eine Familie.

Er wollte Melania und seine Kameraden finden. Er wollte Melania heiraten nach
Tradition des Sonnenclans. Mit ihr zusammen ihr Kind groß ziehen, weitere
Kinder bekommen. Und besonders wollte er in Frieden leben-mit seinem Clan. Er
hatte ein Ziel: Endlich hatte er in seinem Leben wieder ein Ziel.
Orestes sah sich also Matthaios wieder an, in dessen Augen die Tränen blinkten,
wie sie wohl auch in seinen waren: „Wir finden sie!“
„Wirklich?“ fragte Matthaios voller Hoffnung?
„Ja. Wenn man dir die Hinweise gegeben hat, welche nur ein Mitglied vom Clan
der Sonne deuten kann, wer soll dir sonst helfen außer mir?“ Nun hatte ein
Lächeln Orestes Gesicht erfasst, und auch Matthaios wurde nun von einem solchen
erfasst.
„Da hast du recht, Papa. Wer sonst?“

Orestes besah sich seinen Sohn noch ein mal, ehe er sprach: „Und während wir
deine Mutter suchen, lehre ich dich, die Magie der Sonne zu nutzen.“
„Was?“ Matthaios sah mit großen Augen auf seinen Vater. „Du bringst mir
das Zaubern bei?“
„Natürlich,“ schmunzelte Orestes. „Du bist mein Sohn und trägst damit
das Talent in dir, die Energie der Sonne für Magie zu nutzen.“

Matthaios Augen fingen an zu leuchten: „Super!“, rief er enthusiastisch.
„Aber jetzt wird erst mal was gefrühstückt, dann besorgen wir Proviant,
einverstanden?“
„JAAAAAA!“ rief Matthaios und schon war er aus dem Schlafzimmer von Orestes
hinausgerannt. Orestes sah ihm mit einem kleinen Lachen hinterher.

Aller Kummer war für diese wenige Augenblicke vergessen. Orestes konnte nicht
glauben, wie viel Glück ihm in einem Moment gegeben wurde. Nicht nur, dass er
erfahren hatte, dass seine Freunde des Clans noch lebten, dass seine große
Liebe noch lebte, nein, er hatte auch noch einen Sohn, und diesen so eben
gefunden. Zum ersten mal seit der Tempel vernichtet worden war, blickte Orestes
wieder optimistischer in die Zukunft.
Das Schicksal und Matthaios hatten seinem Leben endlich wieder ein Ziel gegeben.



Kapitel 5:
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Kapitel 5

Tarasios besah sich die Karte von Asano zusammen mit seinen Häschern.
Allerdings nicht in seinem Arbeitszimmer, sondern einer kleinen Hütte, welche
versteckt in einem Wald lag. Der Anführer der Häscher zeigte ihm verschiedene
Orte und kommentierte: „Hier haben wir den Jungen zuletzt gesehen, hier haben
wir, wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt die Gruppe entdeckt bei der er
dabei war.“
„Und wo seid ihr dem Magier begegnet?“ fragte Tarasios.

Der Häscher antwortete: „Genau kann ich das kaum sagen. Ich glaube wir sind,
als wir ihn verfolgten, immer weiter in den Wald eingedrungen. Ich denke nicht,
dass wir den Weg genau verfolgen können. Dürfte eher schwierig werden.“
Tarasios beugte sich etwas über den Tisch, führte eine Hand an sein Kinn und
grübelte: „Wenn der Magier etwas mit dieser Widerstandsgruppe zu tun hat,
wird er mit dem Jungen in ihr Versteck gehen. Das Problem ist, er war, so sagt
ihr mir, vermummt, womit wir nicht wissen, wie er aussieht. Wir können nur
versuchen die Spur des Jungen wieder zu finden, doch das Gesicht eines Kindes
kann ich auf keinen Steckbrief setzen.
Doch der Mann wird das wohl in seine Überlegungen mit ein beziehen.“

„Was sollen wir also tun, Premier?“, erkundigte sich der Häscher.
Tarasios sah zu ihm: „Führt eure Suchaktionen weiter durch wie bisher. Das
Gesicht des Kindes habt ihr ja an unsere Kontakte weiter gegeben. Beobachtete
alles, absolut alles jetzt umso genauer.“
„Was ist mit den Hinrichtungen die geplant sind?“, fragte der Häscher.
„Ebenfalls durchführen wie geplant. Wir haben ja einige der Widerstandsgruppe
an uns gebracht. Wenn diese sehen, wie ihre Kameraden sterben, wird das den
Druck auf sie erhöhen.“ Er kreuzte die Arme vor seiner Brust: „Menschen
begehen immer Fehler, wenn sie unter Druck geraten. Und hier wird sich dieser
erhöhen, mit jedem Hingerichteten immer weiter.“

Der Häscher beugte sich etwas vor zu Tarasios: „Aber wenn diese
Widerständler versuchen sie zu befreien?“
„Genau dafür sollt ihr die Plätze doch überwachen. Ich habe die Köpfe der
Männer auf Steckbriefe gesetzt, wenn wir sie einfach so im Kerker töten ohne
offizielles Urteil werden das Volk und der Rat misstrauisch.
Nicht zu vergessen, wenn es keine offiziellen Hinrichtungen gibt glaubt der Rat
nicht mehr an eine bestehende Bedrohungssituation, ohne Urteile, und entzieht
mir die Gewalt über die Gerichte und deren Besetzung.
Sie müssen weiterhin glauben, dass die Situation in diesem Land derart
bedrohlich ist, dass es besser ist wenn ich sofort die Besetzung der obersten
Gerichte, welche auch über Widerständler befinden, bestimme als wenn sie
darüber debattieren.
Sie wundern sich sowieso schon über den langen Zeitraum, wo ich diese Gewalt
für mich beanspruche, es sind nun mehr 6 Monate. Umso wichtiger, dass wir diese
Gruppe endlich ausheben, uns läuft die Zeit davon.“
„Ja, Premierminister,“ erwiderte der Häscher.

Tarasios zeigte auf ein paar Punkte auf der Karte, welche blau markiert waren:
„Hier, hier und hier, dort überall haben wir sie zuletzt gesehen. Sie
schaffen es dafür zu sorgen, dass wir einfach kein Rückzugsgebiet erkennen
können.Sie müssen die Hilfe von Magiern haben oder selber Magie
beherrschen.“
Der Häscher wollte wissen: „Transportzauber?“
„Viel zu riskant,“ sprach Tarasios, „solche Magie ist nur sehr, sehr
selten erfolgreich benutzt worden
und hat die Anwender oft genug das Leben gekostet. Wahrscheinlicher dürften
Tarnzauber sein. Also wacht in nächster Zeit nochmal so genau wie bisher auf
jegliche Anzeichen von Magie.“

„Papa, ich schwitze so sehr unter diesen Verbänden. Der Hinweg war ja echt
furchtbar. Muss das sein?“ Matthaios gefiel seine Situation überhaupt nicht.
Sein ganzes Gesicht war während des Weges zu Timaios mit weißen Verbänden
bedeckt, nur seine Augen waren frei. Außerdem juckte es ab und an.
Orestes, welcher kurz vom Tisch weg sah, auf dem der vorbereitete Proviant lag,
schmunzelte. Es war gerade wenige Stunden her, seit er erfuhr, dass er Vater
ist, aber er erhielt bereits die Erfahrungen, die es eben so gab wenn man ein
Kind hat.

Er erwiderte: „Tut mir leid, aber die Häscher kennen dein Gesicht an Stelle
von meinem, jedenfalls meinem als das eines Magiers. So lange wir in einer Stadt
oder einem Dorf sind, ist es besser wenn die Menschen glauben, die Verbände
verdecken Brandwunden. Es ist zu unser Beider Sicherheit.“ Dann wandte er sich
wieder Timaios zu.
Sein Freund musste auch etwas schmunzeln, während er weiter neben Proviant ein
paar weiter hilfreiche Dinge dazu legte. Dazu gehörten auch Verbände, Salben
und eine Karte von Asano. Matthaios hatte einen etwas kleineren Rucksack von
Timaios bekommen, während Orestes selber schon länger einen besaß.

Timaios musste feststellen, wie ähnlich sich wirklich Vater und Sohn waren. In
einigen Gesten, Blicken und Bewegungen waren sie praktisch gleich. Als er von
Orestes gehört hatte, wer Matthaios war, war er natürlich auch erst mal etwas
perplex, letztlich freute er sich doch für den Zauberer.
Zum einen gab es noch Hoffnung für den Clan, und zum Anderen hatte Orestes
jetzt einen ersten, kleinen Teil seiner Familie, als welche dieser stets auch
den Clan betrachtete, wieder zurück.
Orestes Suche nach dem Rest seiner Familie würde hoffentlich ein Erfolg werden.
Er wünschte es den beiden von ganzem Herzen.

„Timaios,“ der Magier holte seinen Kameraden aus dessen Gedanken, „bitte
denk daran, erwähne nie irgendetwas. Ich hoffe, keiner hat gemerkt wie wir in
Kontakt standen. Sei nichts desto Trotz auf der Hut.
Wenn man sowohl die Beziehung zwischen meinem Sohn und mir als auch die zwischen
uns beiden erfahren sollte, wirst du ein bevorzugtes Ziel von Tarasios Häschern
sein.“
Orestes war sehr besorgt um Timaios. Er war die einzige Stütze gewesen in den
letzten zehn Jahren.
Timaios verstand die Sorgen: „Ich werde aufpassen, alter Freund.“

Orestes und Timaios verbanden dann Matthaios wieder das Gesicht. Als sie damit
fertig waren, war die Zeit für den Abschied gekommen. Orestes legte seine
rechte Hand auf die Schulter von Timaos, und dieser tat es ihm gleich: „Passt
gut auf euch auf,“ sagte Timaios. „Findet eure Familie wieder. Und wenn ihr
sie gefunden habt, dann, ich bitte dich darum, versucht für diese Familie die
Zukunft zu ändern.
Ich weiß, du glaubst nicht daran, es wäre Möglich die Verhältnisse zu
ändern, und das ist es für dich alleine wohl auch nicht, aber für den Clan
ganz bestimmt. Ich hoffe, wir sehen uns dann bald wieder.“

„Ich werde es versuchen,“ sprach der Zauberer. „Danke, Kamerad.“
Mit einem Schmunzeln meinte Timaios dann noch zu Matthaios: „Pass mir gut auf
ihn auf, junger Mann. Bei ihm muss man immer vorsichtig sein.“
„Mach ich,“ redete Matthaios. Einmal noch lachten sie alle leise, dann
verließen Vater und Sohn die Hütte.

Möglichst unauffällig gingen sie durch die Stadt, zielstrebig in Richtung
Wald, und wenn einer fragte, was mit dem Jungen los sei, so gab Orestes die
Begründung von den Brandverletzungen kund.
Als sie den Waldrand erreichten und die Stadt in den Rücken bekamen, nahm
Orestes den Zettel her raus, während Matthaios sich aufatmend von den
Verbänden befreite. „Und, wo müssen wir hin?“ fragte er seinen Vater.

Orestes meinte mit Blick auf den Hinweis: „Hier steht: Als Beginn deiner Reise
gehe hin, wo sich Helios stets am Morgen am besten gefühlt hatte. Dort, wo die
Strahlen, welche ihn stärkten, als aller erstes jenes erweckte, was die Sonne
versorgt, beginnt der Pfad.“
Matthaios wollte wissen: „Was heißt das?“

Orestes erklärte nach einigen Überlegungen: „Unser Clan-Gründer, Helios,
fühlte sich am Morgen am meisten wohl, von wo die Strahlen der Sonne kommen.
Die Sonne geht im Osten auf, also muss es im Osten Asanos sein.
Die Strahlen, welche ihn stärkten, sind die Sonnenstrahlen. Sie versorgen das
Leben. Und es gibt somit kaum mehr Leben als im Waldgebiet an der Ostgrenze
unseres Landes. Demnach ist das Waldgebiet dort unser Ausgangspunkt.
Wenn ich mich nicht irre,“ und dabei betrachtete er die Karte, welche er
vorher unter seinem Arm eingeklemmt hatte, „müssen wir also hier lang. Zum
Glück liegen auf diesem Teil der Strecke keine Dörfer, nur eine Straße. In
ein drei bis vier Stunden müssten wir den Rand des Gebietes erreicht haben,
schließlich liegt das Dorf, das wir eben verlassen haben, bereits weiter
östlich.
Wir machen eine Pause, wenn wir weiter innen in diesem Wald sind, dann bringe
ich dir die ersten Dinge bei. Einverstanden?“
„Klar!“ folgte die sofortige Antwort.

Nachdem Vater und Sohn dann in einem Gebiet waren, in welchem die Bäume um
einiges enger standen, entschieden sie sich zu rasten. Sie aßen ein wenig,
tranken etwas, redeten. Inwzischen war es Mittagsstunde.
Als sie fertig waren, erhob Orestes sich: „Also, mein Sohn, fangen wir an.“
„Au ja!“ rief Matthaios und war nun ganz enthusiastisch.
„Na na, immer langsam mit den jungen Pferden,“ beschwichtigte Orestes,
„erst mal zeige ich dir, was für dich möglich ist, mit Zeit und Übung.“

Der Magier schloss seine Augen. Matthaios beobachtete seinen Vater ganz genau,
aber bis auf ein nun etwas langsameres Atmen schien nichts zu passieren.
Dann aber nahm Orestes seine Hände ganz nahe bei einander, und nach wenigen
Augenblicken bildete sich eine golden leuchtende Kugel. Der Zauberer öffnete
die Augen.

Matthaios Mund klappte auf vor Staunen als er sah, wie sein Vater die leuchtende
Kugel durch die Gegend schweben ließ. Sie flog nach oben, unten, links und
rechts. Begleitet von Bewegungen seiner Hände ließ er sie auch durch seine
Beine schweben, dann auch durch die seines Nachkommen, welcher sich mit einem
Lachen nach der Kugel umdrehte. Dann ließ der Zauberer seine Arme sinken und
die Kugel verschwand.

„Das war schön!“, rief Matthaios erstaunt. „Wie macht man das?“
„Die Kugel bestand nur aus Energie des Sonnenlichts, mein Sohn. Ich habe die
Energie gesammelt und konzentriert,“ erklärte Orestes. „Aber bevor du die
Energie der Sonne nutzen kannst, musst du sie spüren.“
„Was muss ich machen?“ Matthaios wollte nun unbedingt so schnell wie
möglich das machen, was sein Vater erreichte.

Orestes ging nun dicht vor seinen Sohn und legte ihm beide Hände auf die
Schultern. „Schließe deine Augen!“ Matthaios gehorchte. „Und jetzt, mein
Sohn, atme ganz ruhig. Langsam und gleichmäßig. Konzentriere dich dabei auf
die Wärme, welche die Sonnenstrahlen spenden.“

Matthaios tat wie ihm geheißen. Langsam ließ er seinen Atem strömen. Er
dachte nur daran, die Wärme zu fühlen, die durch die Sonne auf seinen Körper
wirkte. Die Wärme tat unglaublich gut. Matthaios genoss sie, ertastete sie.

Nach einiger Zeit aber fühlte, wie diese Wärme nicht mehr einfach nur noch
Wärme war. Es wurde zu etwas anderem. Nach und Nach war es immer wohltuender
und auch irgendwie voller Energie. Ja das war es.
Matthaois spürte eine Energie. Und sie floss. Sie floss durch die Luft, durch
den Wald, an seinem Körper entlang. Ebenso erkannte er, wie jene Energie sich
langsam mit ihm verband. Sie begann, ihn zu stärken.
Es war, als ob sie wollte, dass Matthaios nach ihr griff, ja man könnte meinen,
sie wäre wie etwas zu Essen, welches einem auf einem Tablett serviert wird. Er
spürte es und es erheiterte ihn. Eine Glückseligkeit, welche die Ganze Welt
umso mehr erstrahlen ließ.Da hörte er seinen Vater sprechen: „Nun öffne
deine Augen.“ Der Junge gehorchte.

Orestes blickte nun in zwei Augen, die Leuchteten. Strahlten. Man könnte
meinen, es wären Sterne.
„Was hast du gefühlt?“, fragte er seinen Nachkommen.
„Die Wärme wurde zur Energie, die überall floss, sie wollte auch in mich
fließen. Ich glaube, ich hätte sie einfach nehmen können.“ Matthaios war
überwältigt.
Orestes nickte: „Dies ist der erste Schritt auf deinem weg. Du musst erst mal
anfangen, die Energie zu spüren. Diese Energie wird durch das Licht der Sonne
erzeugt und ist die Grundlage unserer Magie. Nur wer das Talent dafür hat ist
dazu fähig.
Aber bedenke, in der Natur und der Welt ist sie nur vorhanden, solange es Tag
ist und das Licht der Sonne auf die Erde kommt.“
„Aber,“ wollte Matthaios wissen, „wie kann man dann zaubern, wenn die
Sonne nicht schient?“
Orestes Schmunzelte: „Geduld, mein Sohn. Erst ein mal musst du lernen, wie man
die Energie durch das Tageslicht zu nutzen vermag, ehe du auch andere Quellen zu
finden vermagst.“
„Na gut.“ Matthaios wollte eigentlich sofort alles wissen und können, wie
es für Kinder in jenem Alter normal war, doch war ihm klar, sein Vater würde
wohl damit warten.

„Ich denke es wird Zeit dass wir unseren Weg fort setzen. Wir sollten den Wald
im Osten noch heute erreichen, damit wir dann weiter gehen können,“ redete
Orestes. Matthaios stimmte zu und so gingen sie weiter ihren Weg.
Es dauerte seine Zeit bis sie den Wald endlich erreichten. Es fing bereits an zu
dämmern. „Und jetzt?“ fragte Matthaios.
„Wir müssen nach einem Zeichen suchen, das hinterlegt worden ist,“ war die
Antwort.
Also suchten sie einige Zeit lang, dabei drangen sie immer tiefer in den Wald
ein. Als es bereits fast komplett dunkel war, entdeckte Orestes etwas. „Schau,
dort!“
„Was denn?“ erkundigte sich der Junge.
Der Magier zeigte auf einen etwas lichtere Stelle, dicht bewachsen mit gelben
Blumen, die etwas kreisförmig aussahen. Orestes war erleichtert: „Dies ist
die Stelle die wir gesucht haben, mein Sohn. Gelbe Blumen, kreisförmig
bewachsen sie jenen Ort. Dies ist eine Sonne, da bin ich mir sicher.“

„Jaaaa!“ rief Matthaios und sprang etwas herum, wobei er jubelte.
„Na komm,“ meinte Orestes mit einem Lachen, „es wird Zeit zu schlafen.“
Der Magier holte Decken aus seinem Rucksack her raus und machte daraus zwei
Schlafstellen. Zwar nicht wirklich die gemütlichsten, aber immerhin.
„Und wenn uns Tiere anfallen?“ Matthaios hatte etwas Angst vor der
Dunkelheit.
Doch Orestes erwiderte: „Mach dir keine Sorgen, ich habe einen Kristall bei
mir, welcher einen hellen Strahl los schickt sollte sich etwas uns nähern. Das
dürfte sie verjagen.“ Derart beruhigt legte sich Matthaios dann auf seine
Schlafstelle neben seinem Vater, schlüpfte unter die Decke und wartete, bis
auch sein Vater sich auf den Boden begeben hat.
„Gute Nacht, Papa.“
„Schlaf gut mein Sohn.“

„Habt ihr eine Spur von ihm?“ Die Frau sah verzweifelt zu den Männern,
welche so eben den Raum betreten hatten. Sie schüttelten die Köpfe.
Im Innern der Frau zerbrach einfach alles. Ihr Herz schmerzte. Sie hatte bereits
ihre Liebe verloren, sollte sie jetzt auch noch ihren Sohn nicht mehr bei sich
haben? „Wenn Tarasios Häscher ihn haben,“...
„Daran solltest du erst gar nicht denken, Melania!“ fiel ihr ein dritter
Mann ins Wort. „Er ist ein kluger, geschickter Junge. Ich bin sicher, er wird
es in unser Versteck schaffen.“
Melania erwiderte: „Wie soll er den Weg finden. Ohne Hilfe eines Sonnenmagiers
hat er doch keine Chance die Hinweise zu verstehen, Zenon.“
Zenon legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Ich bin sicher, Helios und die
Sonne werden ihn mit seinem Vater zusammen führen.“
„Woher willst du wissen dass Orestes überhaupt noch immer am Leben ist?“
schniefte Melania. Und Zenon lächelte aufmunternd: „Weil ich ihn genau kenne
und dir sagen kann: eher erlischt die Sonne als dass Orestes sich jemals von
irgend jemandem das Leben verkürzen lässt. Ich fühle es einfach.“
Melania schluchzte noch ein mal: „Ich kann nur hoffen du behältst Recht.“



Kapitel 6:
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Tarasios besah sich die vielen Dokumente die er gerade auf seinem Tisch hatte.
Seine Häscher standen bei ihm. Den Wachleuten alleine traute Tarasios nie,
weshalb der Premierminister stets auch seine Häscher beauftragte, bei
offiziellen Anlässen heimlich Wache zu schieben. Wie eben auch diesem, der
bevor stand.
„Die Hinrichtungen sind in sechs Tagen, my Lord,“ sagte der Anführer.
„Wir haben bereits erste Pläne für die Überwachung der Routen für den
Gefangenen-Transport angefertigt.“ Er reichte ihm weitere Papiere.

„Gut,“ antwortete der Regierungsleiter, „sehr gut. Vergesst nicht
äußerst aufmerksam zu sein. Wie geht die Suche nach dem Jungen voran?“
„Bisher gibt es noch keine Hinweise darauf, wohin er ist und wer der Mann ist,
welcher ihm geholfen hat. Allerdings durchsuchen wir möglichst alle Gebiete die
sich als Versteck eignen könnten,“ war die Antwort.
Tarasios sah ihn streng an: „Es wäre besser wenn ihr euch damit beeilt. Ich
will den Jungen und diesen Magier.“ Der Premierminister stand auf und drohte
mit dem Finger: „Durchsucht vor allem die Wälder und Gebirgsketten! Und zwar
gründlichst. Und es wäre besser wenn ihr nicht versagt. Ihr wisst was euch
sonst blüht.“
Der Häscher schluckte, ehe er sich verbeugte: Natürlich my Lord.“

Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen durch das Blätterdach des Waldes. Das
erste Zwitschern der Vögel kündigte den Beginn eines neuen Tages an. Langsam
aber sicher wich die morgendliche Kühle des Frühlings zurück und wurde durch
die Wärme des Mittags abgelöst.
Die Augen des Sonnen-Magiers zuckten und schließlich öffnete er sie. Es war
schon lange her, seit er wieder dieses wunderbare Gefühl hatte wenn die Sonne
ihre erste Energie schickte. Eigentlich hatte er sie seit der Zerstörung des
Tempels niemals wirklich wahr genommen, zu sehr hatte ihn der Schmerz über zehn
Jahre gefangen genommen und ihn verbittern lassen.

Doch war Orestes klar, weshalb er es nun wieder schaffte, sie zu spüren. Mit
einem Lächeln sah er zur Seite, wo sein Sohn friedlich schlief. Dieser Junge
war etwas besonderes. Ja er würde vielleicht der beste Sonnenmagier in der
Geschichte des Clans werden. Talent hatte er jedenfalls.
Orestes hatte somit ein weiteres, typisches Gefühl des Vater Seins bekommen.
Denn alle Eltern hielten ihre Kinder in den ersten Jahren für das Größte was
es gibt, und Orestes war da keine Ausnahme.

Nun aber wurde es Zeit diesen Schlaf zu beenden. Orestes beugte sich zu
Matthaios und stupste ihn an: „Zeit zum aufstehen, mein Sohn,“ redete er
sanft. Matthaios murrte kurz und kuschelte sich noch enger in die Decke. Kurz
kicherte der Zauberer, dann aber stieß er ein wenig stärker: „Aufstehen!“
Nun öffnete sein Kind die Augen und knurrte: „Och Papa, lass mich doch noch
etwas schlafen.“
„Tut mir Leid,“ erwiderte Orestes, „aber es ist besser wenn wir möglichst
schnell weiter gehen. Die Häscher von Tarasios werden mit Sicherheit alles
durchsuchen.“
Ein mal atmete Matthaios durch. Stimmt ja, sie mussten sich verstecken. Es war
alles andere als angenehm. Ein ständiges Gefühl der Angst schwebte irgendwie
doch mit.
„Ich will mich nicht verstecken müssen,“ raunte er.
Orestes wurde nachdenklich. Auch sein Herz war beschwert durch ihre Situation.
„Ich auch nicht, mein Junge, aber wer weiß, was alles geschieht, wenn wir
wieder bei deiner Mutter sind.“ Dabei lächelte er Matthaios an und auch
dieser wurde von einem kleinen Strahlen erfasst, wie es Orestes in dessen Augen
erkannte. Ja, wer weiß.

Nach einem Frühstück nahm Orestes den Zettel mit den Hinweisen hervor und las:
„Hast du erreicht das erste Ziel, nimm die Richtung, zu der Helios sich zur
Ruhe begibt. Erreiche einen Platz, an welchem Reichtum ist ohne Hilfe durch das,
was Helios am meisten liebte.“
Kurz überdachte Orestes diese Worte, dann besah er sich seine Landkarte.
„Papa?“, fragte Matthaios. „Weißt du was gemeint ist?“

Orestes schmunzelte: „Zweifelst du?“ Etwas verschämt sah Matthaios zum
Boden. War das peinlich, schließlich war sein Vater ein Magier der Sonne, klar
versteht er die Schrift.
Orestes begann zu erklären: „Helios begab sich erst zur Ruhe, wenn die Sonne
das Ende ihrer Bahn erreicht. Wir müssen nach Westen.“
„Und die Reichtümer?“, wollte Matthaios wissen.
„Ohne das was Helios am meisten liebte, das ist natürlich das Sonnenlicht.
Reichtümer ohne das Sonnenlicht, das müsste heißen,“ und dabei zeigte der
Magier seinem Sohn die Karte und den Ort den er meinte, „Bodenschätze. Die
gibt es hier, diesem Berg. Dort gibt es Eisenerzvorkommen. Da gibt es einige
Minen die inzwischen stillgelegt wurden, soweit ich weiß werden noch eine oder
zwei betrieben.“

Matthaios nickte. „Können wir auf unserem Weg dann auch wieder etwas
üben?“
„Natürlich,“ bestätigte Orestes. „Dann wollen wir mal versuchen, ob du
es schaffst eine Energiekugel zu bilden, in Ordnung?“
„Au ja!“ Der Junge war ganz aufgeregt und richtig gehend aufgekratzt und
zappelte etwas. Orestes lachte ein wenig.
„Na komm, lass uns unseren Weg fortsetzen. Wenn wir den Berg erreichen, haben
wir nur noch eine Etappe vor uns.“ Damit begaben sie sich wieder auf ihre
Reise.

„Häscher durchsuchen das ganze Land. Tarasios möchte absolut und unbedingt
Matthaios in seine Hände bekommen.“ Der schwarzhaarige Mann sah sorgenvoll zu
Melania.
Melania war verzweifelt. Ihre Hoffnung schwand immer mehr ihren Sohn jemals
wieder zu sehen. „Also werden wir ihn wohl kaum wieder sehen, oder?“
Zenon trat zu ihr: „So was darfst du nicht mal ansatzweise denken, hörst du!
Er wird es schaffen!“
Doch Melania sah ihn an: „Wie sollen wir ihn finden, schließlich haben wir so
bereits genug Probleme. Warum nur? Bitte, es kann doch nicht sein dass... dass
ich nun auch noch... mein Kind...“
Die verzweifelte Mutter brach wie so häufig in den letzten Tagen in Tränen
aus. Ihr Herz schmerzte so sehr, als ob es im nächsten Moment zerrissen wird.
Schließlich rannte sie aus dem Raum.

Zenon sah ihr nach. Dann sprach er: „Ich kann es einfach nicht ertragen wie
sie leidet, Kelmend. Warum nur können wir ihr nicht mehr Hoffnung geben?“
Kelmend, welcher schulterlange Haare hatte, von athletischer Figur war,
erwiderte: „Zu keinem Zeitpunkt ist unsere Situation so schwer wie jetzt.“
Gekleidet in einer ausgefransten Weste, welche er über einem braunem Hemd trug
und dazu eine braune Lederhose, an welcher er ein Schwert befestigt hatte,
beugte sich nun wieder über die Karte.

Zenon nickte, ehe Kelmend weiter redete: „Abgesehen davon dass wir Matthaios
finden müssen, hat Tarasios die Aktivitäten seiner Häscher verstärkt, ebenso
die der regulären Wachmänner. Nicht zu vergessen seine Planungen in Bezug auf
die Hinrichtungen in einer Woche. Acht unserer Kameraden befinden sich in
Lebensgefahr.“
„Und dazu,“ ergänzte Zenon, „die Gerüchte nach denen der Premierminister
plant die Armee ein zu setzen. Zum Glück hat er noch nicht die Zustimmung des
Rates. Was haben unsere Spione erfahren?“
„Eigentlich nur dass er immer noch versucht Beweise zu finden, oder besser
gesagt zu machen, um den Rat von der Notwendigkeit zu überzeugen,“ war die
Antwort.
Zenon atmete ein mal durch: „Also müssen wir weiter sehr vorsichtig sein.“

Das Mittagslicht erreichte die Erde und sowohl Orestes als auch Matthaios
bekamen Hunger. Also rasteten sie an einer Lichtung. Wenn Orestes sich nicht
irrte, so waren sie schon eine gewisse Strecke gelaufen und würden den Berg
gegen Abend erreichen.
Das wäre wohl auch besser, denn der Proviant würde nicht mehr lange reichen,
vielleicht noch für zwei Tage. Erneut in eine Stadt zu müssen bedeutet Risiko.
Ihnen lief die Zeit davon.

„Papa, was hast du?“ Matthaios war der nachdenkliche Blick seines Vaters
nicht entgangen.
Der Magier wollte seinen Sohn nicht beunruhigen: „Nichts, es ist nichts.“
„Du hast doch was,“ bestand der Junge, „jetzt sag schon!“
Orestes atmete durch. „Matthaios, wenn uns der Proviant ausgeht ehe wir unser
Ziel erreicht haben, müssen wir wieder in eine Stadt. Das bedeutet Bedrohung
für uns. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.“

Matthaios sah seinen Vater an. Ja, es würde neue Gefahr bedeuten, aber war da
ein Unterschied? „Papa, ich bin eh in Gefahr. Man verfolgt mich, und damit
uns. Ich will zu Mama, und du willst zu Mama. Egal wie gefährlich es ist.“
Der Magier schmunzelte. In dieser Hinsicht hatte das Kind Recht. So groß die
Angst auch war, größer war die Sehnsucht nach seiner Liebsten, für Matthaios
nach seiner Mutter. Und dieser Wille ließ alle anderen Dinge verkommen.

Das Essen war beendet, worauf Orestes mit dem Unterricht seines Sohnes fort
fahren wollte: „Also Matthaios, es wird Zeit weiter deine Fähigkeiten zu
schärfen. Als erstes möchte ich, dass du das machst was du gestern geschafft
hast. Taste nach der Energie der Sonne!“
Matthaios schloss seine Augen und wie am Tag vorher konzentrierte er sich zuerst
auf die Wärme, dann den darauf folgenden Energiefluss.
Orestes beobachtete ihn genau: „Spürst du den Energiefluss?“
„Ja,“ war die Antwort.
Orestes nickte still für sich: „Gut, dann versuche jetzt die Energie zu
greifen. Versuche sie zu nehmen und in deine Hände fließen zu lassen. Nicht
mit deinem Körper, greife in deinem Geist.“

Matthaios versuchte es. Ein wenig bewegten sich seine Hände, aber er wollte den
Rat seines Vaters beherzigen, im Geiste, mit seiner Vorstellung. Doch es war
alles andere als einfach. Die Energie lag direkt vor ihm, aber sobald er sie
greifen wollte, kam es ihm vor, als ob sie sich wand.
Er steigerte seine Konzentration. Immer weiter, immer stärker griff er danach.
Und dann erfasste er die Energie. Sie ging in jede einzelne seiner Fingerkuppen
über und schien sich sich jetzt formen lassen zu wollen. Doch sobald Matthaios
ein wenig die Konzentration senkte, flüchtete sie auch schon wieder.

Also strengte er sich jetzt umso mehr an, diese Macht in sich zu nehmen und auf
den Punkt zwischen seinen Händen zu weisen. Dies gelang ihm, aber nur immer ein
klein wenig. Ein bisschen ging zwischen seine Hände, der Rest floss richtig
gehend daneben. Diesen musste er erst mal wieder finden und neu aufnehmen. Weil
er darin so sehr vertieft war, bemerkte somit auch nicht, wie jemand sehr
erstaunt war.

Orestes konnte es kaum glauben. Tatsächlich erblickte er ein erstes, kleines
Licht dort, wo die Hände seines Sohnes waren, es bildete sich wirklich.
Aber er erkannte auch die Probleme, welche Matthaios hatte. „Lass liegen, was
du nicht gleich aufnehmen konntest, mein Sohn. Versuche nicht, es zurück zu
holen.“
Matthaios schwitzte, er begann zu zittern, aber er wollte einfach nicht
aufgeben. Er hörte auf die Worte seines Vaters: „Gehe nur auf die neue
Energie, siehe nicht nach dem Verlust!“ Doch Matthaios verließ erst mal die
Kraft.

Das kleine Licht erlosch. Der Junge ließ sich auf den Hosenboden fallen und
atmete tief durch. Es war eine gewaltige Anstrengung. Dabei war es doch
eigentlich nur wenig, wie er es bei seinem Vater gesehen hat. „Ich konnte
nicht mehr, es war...es dauerte zu lange die Energie zu sammeln,“ dabei sah er
entschuldigend zu seinem Vater.
Orestes ließ sich nieder und sah seinem Sohn ins Gesicht: „Soll ich dir etwas
sagen, Matthaios? Du hast mir eben gezeigt, wie groß dein Talent ist.“
„Was?“ Matthaios konnte nicht glauben was er da eben gehört hatte. Großes
Talent?“

„Ich kann verstehen,“ fuhr der Magier fort, „wenn du erst mal enttäuscht
bist mein Sohn. Es stimmt, eine Lichtkugel zu bilden ist die leichteste Übung
für uns Sonnenmagier. Aber wenn man noch keine lange Erfahrung hat im Umgang
mit der Magischen Energie des Sonnenlichtes, so wie du, dann ist der einfachste
Zauber als ob man einen ganzen Berg bewegen müsste.
Aber du hast es geschafft, ein erstes kleines Licht zu bilden. Nach wenigen
Minuten. Weißt du, die wenigsten Magier unseres Clans waren so schnell auch nur
ein wenig Licht zu erschaffen. Wenige brauchten sogar erst einen zweiten
Versuch.
In dir schlummert viel, mein Sohn. Sehr viel. Du musst nur daran glauben und
fleißig üben und trainieren. Und das werden wir in nächster Zeit tun. Jeden
Tag müssen wir üben die Energie zu finden und dann, sie zu fassen.
Und du wirst sehen, von Tag zu Tag wird es dir leichter erscheinen.“
Aufmunternd lächelte der Zauberer seinen Sohn dabei an.

Matthaios erfreuten die Worte seines Vaters. Vielleicht hatte er manche Dinge
wirklich etwas zu leicht genommen und wollte den zweiten Schritt vor dem ersten
machen, aber irgendwie war ihm auch bewusst, dass es dauern würde bis er ein
richtiger Magier sein Würde. Und irgendwie wusste er, jede Sekunde dafür
würde sich lohnen.
Er stürzte sich in die Arme seines Vaters und flüsterte: „Danke Papa!“
Im ersten Moment war Orestes etwas überrascht über die Geste seines Kindes,
aber dann erwärmte sich sein Herz und glücklich schlang er seine Arme um den
Körper von Matthaios. „Du solltest dich jetzt etwas ausruhen, bevor wir
weiter gehen mein Sohn,“ sprach er.
Und so saßen sie ein paar Minuten einfach so, und genossen jede Sekunde davon.

Dann aber setzten sie ihren weg fort. Langsam fing es an zu dämmern, die
Strahlen der Sonne verloren allmählich ihre Kraft und die Schatten wurden
Länger, als Orestes und Matthaios dann langsam den Berg erblickten.
Das letzte abendliche Sonnenlicht lies die Spitzen des Berges golden glänzen.
Wieder mal musste Orestes sich eingestehen was für unglaubliche Wunder doch die
Sonne erschaffen konnte. Nicht mehr lange und sie erreichten ihn.
Sofort machte Orestes sich auf die Suche nach dem Zeichen. Allerdings war ihm
klar, dass jenes Zeichen wohl kaum direkt an einer der Außenwände war, also
sucht er nach den Mineneingängen. Matthaios folgte ihm.

Tatsächlich hatte Orestes auch schon einen ersten Mineneingang gefunden.
Offensichtlich war diese Mine schon länger still gelegt, denn das Stützgerüst
am Eingang war schon lange nicht mehr wirklich stabil und von einer dicken
Staubschicht bedeckt. Vorsichtig betraten die beiden den Eingang.
Die Schritte hallten von allen Wänden. „Ich denke wir brauchen etwas
Licht,“ sagte Orestes und holte einen Kristall her vor. Mit ein wenig
Konzentration und Einspeisen von Energie begann dieser zu leuchten.

Schritt für Schritt liefen die beiden durch die Gänge und suchten nach einem
Zeichen. „Wir müssen aufpassen nicht an eine Kreuzung zu gelangen welche zu
einer Mine führt die noch in Betrieb ist. Wer weiß was, oder besser gesagt wer
dort sein könnte,“ warnte der Magier seinen Sohn, welcher antwortete: „In
Ordnung.“
Die Suche gestaltete sich als schwierig. Die Mine hat wirklich viele Wege. Um
sich nicht zu verirren, schlug der Zauberer an jeder Kreuzung, an welche sie
hinkamen, eine Kerbe in den Felsen mit Hilfe von Steinen, welche auf dem Boden
lagen.

Gerade wollten die beiden eben wieder einen Gang entlang, als Orestes von Fern
einen Lichtschein bemerkte. „Matthaios, schnell in Deckung!“ Der Zauberer
nahm seinen Sohn, versteckte sich schnell mit ihm in einer Nische, und löschte
das Licht.
„Sei ruhig mein Sohn, sei ruhig!“ Orestes presste dem Jungen seine Hand auf
den Mund. Nach und nach wurden die schritte lauter, und sie hörten jetzt auch
ein Gespräch mit: „dass wir hier immer noch Wachgänge machen müssen, es
kommt doch absolut niemand mehr von denen auf die Idee, sich hier zu
verstecken.“
„Du weißt doch wie Tarasios ist, für ihn kann absolut jeder Platz der
richtige sein, wo sie sind.“

Das konnten nur wieder Häscher von Tarasios sein, das war Orestes sofort klar.
Während die Schritte immer lauter wurden wie auch das Gespräch, fühlte der
Zauberer wie sein Kind immer stärker zitterte und erste Tropfen auf seine Hand
fiel.
„Pscht!“ machte Orestes und strich mit der freien Hand über Matthaios Kopf,
in der Hoffnung diesem die Angst zu nehmen. Auch wenn Orestes kaum etwas vom
Gesicht seines Sohnes sehen konnte, so konnte er sich vorstellen wie
angsterfüllt Matthaios zu ihm hin sah.

Die Männer kamen mit einer Fackel an der Kreuzung an. Sie blieben stehen und
sahen sich, angesichts des Verlaufs des Lichtscheins, um. „Nun geht doch schon
weiter!“, flehte Orestes im Inneren.
Da sprach einer der Männer: „Hier ist irgendwas!“



Kapitel 7:
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Der Mann kam der Stelle, an welcher Orestes und sein Sohn standen näher und
untersuchte argwöhnisch alles. Ganz genau betrachtete er jeden Zentimeter der
Mine. Orestes war klar es wurde Zeit zu handeln.
Matthaios bemerkte einen Energie-Strom. Doch dies war schnell vergessen, denn
jetzt stand er praktisch Auge in Auge mit dem Häscher. „Jetzt ist alles
aus!“, dachte er. „Sie werden uns töten.“ Sein Herz schlug heftig gegen
seine Brust, Tränen fielen aus seinen Augen. Eine furchtbare Kälte hatte sein
innerstes erfasst. Alleine sein Herzschlag dürfte ausgereicht haben sie zu
verraten.

Immer Stärker presste sich die Hand sein es Vaters gegen den Mund des Jungen.
Ganz nahe stand jetzt der Häscher, als die Stimme des anderen erklang: „Da
hast du dir was einbildet, hier ist niemand.“
Der Mann betrachtete noch ein mal die Stelle, dann wandte er sich um:
„Anscheinend werde ich schon genauso panisch wie Tarasios. Niemand versteckt
sich in einer der Minen, zu offensichtlich, so dumm kann keiner sein.“

Die Schritte wurden immer leiser, ebenso die Stimmen der beiden Männer, die
sich unterhielten. Immer noch presste der Vater Matthaios an sich fest. Als die
Stimmen schließlich endgültig nicht mehr zu hören waren, lockerte Orestes mit
einem erleichtert klingendem Ausatmen die Umarmung um seinen Sohn.
Matthaios fiel mehr als nur ein Stein vom Herzen. Eben noch hatte er gedacht,
sein Leben würde bald ein Ende finden, doch dem war nicht so. Erleichtert sah
er zu seinem Vater, welcher mit einem sanften Lächeln zu ihm blickte.

„Wie hast du das gemacht Papa? Er stand direkt vor uns? Er hätte uns sehen
müssen,“ wollte Matthaios wissen.
Der Magier antwortete: „Nun, dies ist ein ganz besonderer Zauber. Er
verschluckt das Licht, welches von einem Selber kommt. Er hat also verhindert,
dass das Bild, die Erscheinung von uns zum Auge des Häschers kam.
Dafür hat er das Licht der hinter uns liegenden Wand zu geschickt, welches
reflektiert wurde. Allerdings hätte er uns durchaus noch hören können, aber
du warst zum Glück ruhig genug, mein Sohn.“

Im nächsten Moment drückte Matthaios sich stark an den Körper seines Vaters.
„Ich hatte so eine gewaltige Angst, Papa.“ Dabei weinte er jetzt Tränen aus
sich her raus, und es tat gut. Es schien, also ob sich alles auf seinen Vater
übertrug.
Orestes strich tröstend über Matthaios Kopf: „Schon gut, mein Sohn. Ich
hatte auch Angst, gewaltige Angst. Aber wir haben es ja erst mal
überstanden.“

Einige Minuten lang standen sie so da. Genossen jede Sekunde dieses Augenblicks.
Dann aber lösten sie sich von einander. Als Orestes in das Gesicht seines
Kindes blickte, erkannte der Magier wie der Blick von Matthaios auf etwas
bestimmtem lag.
Der Sonnenmagier drehte sich um und erkannte es jetzt. Etwas glitzerte an der
Wand, es schien ein kleiner Kreis zu sein, aber eigentlich sah es nur nach den
üblichen kleinen metallischen Einschlüssen aus, doch war da etwas, was den
Zauberer aufmerksam werden ließ. Ob es nur ein Gefühl war oder die Tatsache,
dass diese Einschlüsse doch sehr musterhaft aussahen, so dass ein Zufall eher
ausgeschlossen war, Orestes wusste es selber nicht.

Er hob einen seiner Kristalle an, richtete ihn auf die Stelle, und schon begann
diese zu leuchten. Ein Bild wurde deutlich. Dies musste der letzte Hinweis sein,
nur erkennbar für jemandem, welcher mit Sonnenmagie um zu gehen verstand.

„Matthaios, in der kleinen, rechten Seitentasche ist etwas Papier und ein
Kohlestück. Zeichne damit alles nach was du siehst,“ sprach Orestes.
Matthaios tat wie ihm geheißen. Also zeichnete er das Bild ab, welches er sah.

Nach dem er damit fertig war, nahm der Sonnenmagier den Kristall wieder von der
Wand. Dann besah sich Orestes das Bild. Es ähnelte einer Roggen Ähre. Der
Zauberer holte den Zettel mit den Hinweisen hervor.
Dort stand zu lesen: „Du wirst wissen was es zu bedeuten hat, wenn du jenes
Zeichen siehst. Begebe dich dort hin, wo jenes Zeichen im Vielfachen zu finden
ist. So wirst du an jenen Ort gelangen, an welchem die Sonne für jeden das
größte Glück auf Erden ist.“

Die Sonne das größte Glück auf Erden, das muss der Ort sein. Hier wäre sein
Clan. Und Orestes musste auch nicht lange überlegen, um zu wissen wo jener Ort
ist, den er sucht. „Wir müssen ins landwirtschaftliche Gebiet, mein Sohn.
Dort werden wir deine Mutter finden.“
Die Augen des Jungen leuchteten auf. Matthaios Hoffnung bald wieder seine Mutter
in die Arme laufen zu können wuchs nun wirklich sehr. Sein kleines Herz machte
einige Hüpfer. „wirklich, Papa?“
„Ja, wirklich. Unsere letzte Etappe hat begonnen, Matthaios,“ wurde er vom
Sonnenmagier ermuntert.

Kelmend betrat den Raum, in welchem sich neben Melania und Zenon auch einige
weitere Männer waren, teils vom Clan, teils von der Rebellen-Gruppe. „Wir
haben inzwischen die Namen aller Männer, welche hingerichtet werden sollen.“

Damit händigte der Mann eine Liste aus und gab sie herum. Alle lasen sich die
Namen durch. „Es wird alles andere als leicht werden sie zu retten, davon
können wir ausgehen.“

Zenon war aber mit seinen Gedanken ganz wo anders. „Zenon?“ Melania, war der
Gesichtsausdruck vom besten Freund ihrer Liebe nicht entgangen.
Zenon sah auf: “Was ist?“
„Irgend etwas beschäftigt doch Zenon, bitte sag mir was?“
Zenon atmete ein mal tief durch, ehe er sprach: „ich weiß nicht, wie lange er
noch durchhalten kann. Das Alter zehrt an ihm. Ich hoffe nur, er schafft es bis
Orestes bei uns ist.“

Melania zog die Luft scharf ein und nahm erschreckt eine Hand vor den Mund:
“Adamantios, ist er schon so geschwächt?“
„Ich fürchte ja,“ war die Antwort.
„Melania überlegte ein wenig hin und her, ehe sie einen Entschluss gefasst
hatte. „Lass uns zu ihm gehen. Ihr entschuldigt uns?“
„Selbstverständlich,“ entgegnete Kelmend.

Melanai und Zenon betraten einen kleinen Raum. Auf einem kleinen Tisch stand
eine Kerze, welche leichtes Licht spendete. Neben dem Tisch war ein großes
Bett. In jenem lag ein alter Mann. Sein Gesicht war bereits voller Falten und
die Haare schneeweiß.
Der Alte, welcher der Vorsteher des Clans der Sonne war, bemerkte die zwei
Personen als sie durch die Türe traten.
„Kommt zu mir, meine Kinder,“ sagte der Greis mit einer angenehm milden,
aber doch schon etwas ruhigeren Stimme. Melania und Zenon taten dies.
„Wie geht es euch, Adamantios?“ fragte Melania, die die Hand des Mannes nahm
und sich auf einen kleinen Stuhl setzte, der ihr von Zenon gereicht wurde.

„Nun, ich werde langsam alt Melania, und es ist mir bewusst, die Zeit bis
Helios mich zu sich ruft wird nicht mehr lange wären. So, wie es uns allen
bestimmt ist.“ Melania kamen die Tränen bei diesen Worten, ebenso Zenon.
Adamantios war vor zwanzig Jahren zum Vorsteher des Clans gewählt worden. Er
war somit lange Repräsentant des Clans und überwachte auch die Ausbildung
neuer Magier. Aber der Angriff auf den Tempel und die kummervolle Zeit danach
hatten sehr an ihm gezehrt.
Es tat jedem Mitglied im Clan der Sonne weh, ihn so zu sehen. Jeder von ihnen
sah in Adamantios ein Familienmitglied, und sie alle liebten ihn auch ebenso.

„Ihr habt wohl große Angst um mich, nicht wahr?“ Den Angesprochenen war die
Stimme vor lauter Sorge verschnürt, also nickten sie nur. „In einer Hinsicht
müsst ihr euch aber nicht Bange werden lassen. Denn ich fühle, wie Helios mir
die Gnade zusagte, auf jeden Fall erst zu ihm zu kommen, wenn Orestes wieder bei
uns ist.
Und was danach ist, so bin ich mir auch sicher, dass ich dann, wenn ich mit
unserem Clangründer auf euch blicken werde, die Zukunft wieder golden
erstrahlen wird. Aber definitiv werde ich Orestes vorher noch hier wieder
sehen.“
Melania und Zenon wischten sich die Tränen ab, ehe die Frau mit brüchiger
Stimme wissen wollte: „Versprichst du es uns auch wirklich, auf Orestes zu
warten?“
„Beim Lichte der Sonne, ich werde warten,“ versicherte der gealterte
Zauberer.

Orestes hatte nun zusammen mit Matthaios die Gegend des Bergbaus hinter sich
gelassen. Obgleich es schon abgedunkelt war, wussten beide, dass die Häscher
ihnen schnell auf den Fersen sein könnten, würden sie entdeckt, also war es
besser wieder so schnell wie möglich in eine eher bewaldetes Gebiet zu kommen.
Nachdem sie dies erreicht hatten, war sich der Magier sicher, ein Licht würde
nun nicht so einfach zu entdecken sein. Nach eindringlicher Prüfung der Gegend,
holte er einen Kristall hervor und erzeugte mit diesem ein Licht.

Vater und Sohn aßen etwas. „Matthaios,“ sagte der Zauberer, „nun möchte
ich dir eine deiner Fragen beantworten, hinsichtlich der Tatsache, wie es
möglich ist, Magie der Sonne zu wirken ohne strahlendes Sonnenlicht.“
„Und wie macht man das?“, wollte der Junge wissen.
„Nun, dafür gibt es zwei Möglichkeiten.“ Orestes schloss seine Augen und
erzeugte nun, wie er es auch einige Tage zuvor getan hatte, eine leuchtende
Energie-Kugel, die er auch diesmal wieder etwas hin und her schweben und dann
verschwinden ließ.

„Wie hast du das jetzt gemacht Papa?“ fragte Matthaios.
„Sieh dir die Pflanzen an, mein Sohn!“ erwiderte sein Vater. Matthaios
betrachtete nun die Pflanzen welche er im Licht des Kristall erblickte. Sie
hatten sich verändert.
„Die Pflanzen sind gelblich geworden,“ wunderte er sich.
Orestes nickte: „So ist es. Ich habe Sonnenenergie genommen, welche sich in
den Pflanzen befand. Jedes Lebewesen braucht die energie der Sonne um zu leben.
Tiere, welche unter der Erde leben nehmen es über ihre Nahrung auf. Aber
ansonsten vor allem durch die Sonne selber.

Und die Pflanzen haben am meisten davon gespeichert. Mit etwas Übung ist es
einem Magier der Sonne möglich, den Lebewesen diese Energie zu entziehen, aber
dabei muss man vorsichtig sein. Nimmt man ihnen zu viel davon, sterben sie.
Keine Sorge, nach dem Morgigen Tag werden die Pflanzen wieder normal grün sein
wie es sein soll. Ein Tier und ein Mensch haben eher wenig Energie gespeichert
und sind daher nicht als Speicher geeignet.“

„Was passiert wenn man einem Tier oder Menschen die Energie entzieht?“
fragte Matthaios.
Orestes erklärte: „Das erste ist dass ihm das Gedächtnis gelöscht wird.
Geht man weiter, geht es mit ihm zu Ende und stirbt. Dies verstößt aber gegen
unsere Grund-Prinzipien.“
Orestes musste kurz inne halten. Ein stechender Gedanke an den Jungen und einige
andere, welche er als Kopfgeldjäger gefangen hatte, kam in ihm auf. Sein
Gewissen meldete sich. Er hatte selber gegen dieses Prinzip verstoßen, als er
diesen Personen Energie der Sonne entzogen hatte, damit sie sich nicht mehr an
ihn erinnern. Ob er so überhaupt wieder von seinen Kameraden im Clan angenommen
werden würde?

„Papa?“ Matthaios war der nachdenkliche Blick seines Vaters nicht entgangen.
„Was hast du?“
Orestes wollte seinem Sohn keinen Kummer aufbürden. „Es ist nichts, wirklich
Matthaios. Komm, wir sollten uns wieder auf den Weg machen.“ Der Magier hoffte
Matthaios erst mal beruhigt zu haben, doch als sie weiter ihres Weges gingen
glaubte er doch in dessen Augen zu sehen wie der Junge sich mit der Gefühlswelt
seines Vaters beschäftigte.
Nach einiger Zeit fragte Matthaios: „Was ist die zweite Methode? Wie kannst du
zaubern wenn es dunkel ist und nirgends Pflanzen sind? Wie in der Höhle?“

Orestes holte einen Kristall hervor: „Damit. Diese Kristalle speichern die
Energie der Sonne. Wir können sie selber hier drin einspeichern, aber sie
nehmen auch selber Energie auf wenn sie in der Sonne sind.Wenn ich Magie wirken
will taste ich im Geiste nach dieser Energie wie sonst nach dem Sonnenlicht.“
Neugierig nahm Matthaios den Kristall in die Hand. Er glitzerte etwas im
schwachen Licht des Mondes. Auf ein mal musste der Junge gähnen. Die ganze
Aufregung hatte sowohl seinen Körper als auch seinen Geist sehr beansprucht,
und jetzt, wo sie sich legte, spürte er seine Erschöpfung. Vater und Sohn
begaben sich deshalb zur Ruhe.

Am Nächsten morgen beobachteten vier dunkle Gestalten in einem Versteck in
einem Gebüsch in den landwirtschaftlichen Gebieten des Landes. „Bist du
sicher, dass sie heute hier sein werden?“
„Ganz sicher,“ war die Antwort einer zweiten Person, „unsere Spione haben
sie gesehen auf dem Weg hier her.“
„Ich hoffe,“ meinte der dritte, „dass man sich da nicht geirrt hat, sonst
droht uns ein gewaltiges Donnerwetter. Diese Enttäuschung können wir uns nicht
leisten.“
Der Vierte sprach schließlich: „Heute werden wir sie bekommen. Dann haben wir
einen riesigen Schritt getan. Es wird wie ein Triumph.“

„Wenn du glaubst, dass man das als einen Triumph bezeichnen kann,“ erwiderte
der erste wieder, welcher sich als Vorderster im Gebüsch befand, demnach schien
er der Anführer zu sein. Dann erblickte er etwas: „Da hinten!“ flüsterte
er zu seinen Kameraden. Gemeinsam beobachteten sie genau, wie Orestes und
Matthaios sich der Lichtung näherten.

Matthaios war froh endlich das Gebiet zu erreichen, in welchem sich
offensichtlich seine Mutter befand. Doch wie den Ort jetzt finden? „Wie finden
wir her raus, wo das Versteck ist, Papa?“
„Es wird mit Sicherheit hier auch einen Hinweis geben. Ich denke es ist ein
Zeichen, dass man mit Sonnenmagie erfühlen kann.“
Somit begann Orestes jetzt mit Magie der Sonne die Gegend zu erkunden. Alles
Tastete er ab. Dies erforderte große Konzentration. Überall schickte er seine
Sinne hin, aber es schien nirgends etwas zu sein.
Doch der Magier hatte ein größeres Gebiet zu erkunden. Also erhöhte er seine
Konzentration. In dieser bemerkte er zu spät, was Matthaios dafür Auffiel.
„Papa!“ Der ängstliche Schrei seines Kindes riss den Zauberer aus seinem
Vorhaben, doch ehe er noch irgendwie reagieren konnte, hatten bereits vier
starke Arme ihn fest gepackt.

Matthaios wollte los schreien, aber ihm war bereits der Mund zugehalten worden.
Seine geweiteten Augen sahen zu seinem Vater. Orestes wehrte sich, wollte seine
Magie einsetzen, doch die Männer, welche sie gefangen hatten schienen zu
wissen, wie sie dem Magier jede Möglichkeiten sich auf einen Zauber fest zu
legen ersticken zu können.
„Lasst mich los, last los!“ Aber die Männer waren unerbittlich. In ihren
schwarzen Kutten mit Kapuzen und hinter schwarzen Tüchern die Gesichter
verborgen zerrten sie die beiden mit sich.
„Bitte, wenigstens meinen Sohn!“ flehte er, doch die Antwort war ein
schnelles und unnachgiebiges: „Vergiss es!“

Da fiel es Orestes auch schon ein: Die Verbände, sie hatten vergessen Matthaios
die Verbände an zu legen. Nun sind sie erkannt worden.
Der Zauberer musste weinen. Sie waren so kurz vorm Ziel gewesen, und jetzt
hatten Tarasios Häscher sie doch erwischt. Nun war alle Hoffnung verloren. Für
ihn und, was um einiges Schlimmer war, für Matthaios.



Kapitel 8:
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Kapitel 8

Die beiden wurden mit verbundenen Augen einen Gang hinunter geführt. Die
Schritte hallten von überall her und der Boden schien aus Stein zu sein. Ab und
an hörte man einzelne Tropfen auf den Boden plätschern.
Widerstand war absolut zwecklos. Es wäre für Orestes unmöglich, so gut er die
Magie der Sonne auch beherrscht, genug Konzentration auf zu wenden, um diese
hohe Anzahl an Männern zu bezwingen, und von Nahkampf hatte er keine Ahnung.

Was aber den Magier mehr in seinem Kopf spukte waren die Gedanken an seinen
Sohn. Orestes hatte gerade angefangen den Weg, der definitiv falsch war, so
lange, nun zu verändern. Indem er seinem Sohn ein besseres Leben ermöglichen
wollte. Und nun?
Der Zauberer war in unglaublicher Wut auf sich selbst. Versagt. Er hatte wieder
versagt. Die Zukunft seines Sohnes schien zerstört.

Endlich veränderten sich die Geräusche. Nun schienen sie auf einem Holzboden
zu laufen. Dann schon ertönte das Knarren einer Tür. Vater und Sohn wurden in
einen Raum geführt, danach ihnen die Augenbinden abgenommen.
Orestes hielt seine Augen geschlossen und flehte mit hängendem Kopf: „Macht
mit mir was ihr wollt. Aber bitte tut meinem Sohn nichts an. Er ist ein Kind. Er
hat es nicht verdient. Ich habe dagegen in meinem Leben zu viele Sünden
begangen. Nehmt mein Leben und lasst ihm das seine.“

Tränen flossen aus seinen Augen. Sein Herz schmerzte wie damals, als er glaubte
Melania verloren zu haben. Warum nur auch sein Sohn? Warum?
„Ich würde sagen es wäre doch besser euch beide zu nehmen. Pflichtbewusst
wie immer. Denkst du denn allen Ernstes wir würden auf einen von euch
verzichten?“
Orestes sah auf. Diese Stimme, das konnte nicht der Wahrheit entsprechen. War
das Einbildung? Er sah auf, als bereits eine Person ins schwache Licht trat.
„Das ist doch nicht möglich. Ich träume.“
„Du träumst nicht, alter Freund!“

„Zenon!“ Lachend nahm er seinen besten Freund des Clans in die Arme. Nach
und nach kamen weitere Mitglieder des Clans zum Vorschein. Jedem einzelnen
reichte er die Hand und umarmte ihn freundschaftlich. Vor lauter Freude bemerkte
er nicht, wie sein Sohn sich entfernte.
Orestes war überschäumend vor Freude: „Ich glaube das nicht, ich dachte
schon ich hätte alles verloren.“

„Tut mir Leid dass wir euch ein wenig grob behandelt haben, aber falls
Häscher von Tarasios euch auf den Fersen sein sollten, werden sie jetzt denken
dass ihr kein Problem mehr seid.“
Orestes nickte: „Guter Einfall, Zenon. Kompliment. Sagt mal, ihr seid doch
nicht alleine hier oder?“
Zenon erwiderte: „Nein, natürlich nicht. Darf ich dir Kelmend vorstellen?“
Kelmend trat auf den Magier zu: „Willkommen, Orestes. Ich habe viel von euch
gehört.“
Der Zauberer gab ihm die Hand: „Die Ehre ist ganz meinerseits. Darf ich
erfahren warum ihr in Kontakt mit dem Clan der Sonne seid?“

„Kelmend ist Anführer einer Gruppe,“ erklärte Zenon, „welche zu beweisen
versucht, dass Tarasios als Premierminister unseres Landes nicht mehr tragbar
ist. Er will mit ihnen dafür Sorge tragen den Magiern wieder ihre Freiheit
wieder zu geben.“
„Dies ist sehr erfreulich. Ich würde dass am besten gleich mit euch
besprechen,“ meinte der Magier.“
„Sicher,“ war die Antwort Kelmends, „aber jetzt solltet ihr euch erst mal
ausruhen.“

Orestes wollte dem gerade beipflichten, als er die Stimme seines Sohnes vernahm:
„Ich habe dir jemanden mit gebracht Mama.“
Sofort drehte er sich um. Seine Augen trafen sofort den Blick eines braunen
Augenpaares. Erst setzte sein Herz aus, dann aber schlug es umso schneller. In
seinem Inneren wurde es unglaublich warm und alles kribbelte.
In seinem Magen tanzten die Schmetterlinge. Dann setzte er ein Lächeln auf und
ging auf sie zu. Auf Melania.

Auch Melania ging nun langsam ein paar Schritte. Ihr Gesicht wurde erhellt durch
ein strahlendes Lächeln. Sie blieben direkt voreinander stehen und sagten
nichts. Sie lächelten einfach und sahen sich in die Augen. Ihre Gesichter, das
Leuchten ihrer Augen schien alles zu sagen was es zu sagen gab.
Leise verließen alle anderen den Raum. Orestes und Melania bekamen davon nichts
mit. Sie betrachteten sich immer noch.

Nach einigen Minuten, in welchen nur die Augen sprachen, nahm der Magier seine
Liebste fest in die Arme. Nie wieder wollte er sie verlassen, nie wieder von ihr
getrennt sein. Melania hörte schließlich etwas durch ihr eigenes Schluchzen
hindurch: Orestes Weinen. „Melania!“
Sein gesamter Körper wurde durchgeschüttelt.

Eigentlich wollte er immer stark sein, aber nun gingen zehn Jahre währendes
Leid durch ihn hindurch. Wie sollte er dieses Leid jetzt auch zurückhalten? Da
könnte er ebenso versuchen in einem Boot einen Wasserfall hinauf zu fahren.
Melania drückte sich fest an ihn: „Orestes!“
Langsam lösten sie sich von einander. Die Augen von beiden waren voller
Tränen, aber dies gab ihnen einen ganz besonderen Glanz. Ein Glanz, welcher
voller Liebe, Erleichterung und Freude war.

Dann küssten sie sich. Lange, innig. Ihre Herzen schlugen im Einklang, es war
als ob sie sich intensiv berührten. Die Zeit zählte in diesem Moment nicht.
Nur eines zählte: Sie waren wieder zusammen. Und auf vielerlei weise verbunden,
durch ihre Liebe, ihre Erlebnisse, und ihren Sohn. Auch der längste Kuss ging
ein mal zu Ende.

„Ich liebe dich!“, sprach der Magier. „Mehr als alles andere auf der Welt,
mehr als mein eigenes Leben, mehr als die Lehren der Sonnenmagie.“
„Und ich liebe dich auch,“ war die Antwort.
Orestes strahlte sie an: „Zehn Jahre. Ich kann auf ein mal kaum fassen, wie
ich es ohne dich überlebt habe, Melania. Nie wieder. Und wenn es mir Helios
persönlich verbieten will, ich werde mich nie wieder von dir trennen
lassen.“
„Das ist gut zu wissen,“ erwiderte Melania und schmiegte sich an ihn.

„Sag mal,“ fragte sie, „Matthaios...du weißt es, oder?“
„Ja, schließlich habe ich das Medaillon gesehen.“
Melania lächelte für sich: „Es ist unglaublich was er zusammen mit dir
erreicht hat.“
„Da hast du recht, Liebste,“ stimmte der Zauberer zu. „Er ist unglaublich
stark für sein Alter. Entschlossen und talentiert. Wir können beide gewaltig
stolz auf ihn sein.“
Orestes sah in ihr Gesicht: „Und ich will, dass wir eine richtige Familie
werden.“
„So wie ich das will!“ Melania war so von Glück angefüllt, sie meinte es
wäre nicht mehr zu ertragen. Aber auch wenn sie ihren Sohn und dessen Vater
wieder hatte, dies alles konnte andere Dinge nicht komplett verstecken.

„Was ist mit dir?“, wollte Orestes wissen.
Melania wollte ihn beschwichtigen: „Es ist nichts.“
„Melania, ich erkenne doch dass etwas nicht ganz stimmt.“ Orestes war
besorgt.
Schließlich gab Melania nach: „Adamantios.“
Orestes innerstes wurde kalt. Adamantios war der Vorsteher des Clans, Orestes
Lehrer und ihm wie ein Vater. „Ist er....?“
„Nein, aber er hätte uns eigentlich schon lange verlassen müssen. Nur noch
der Wille, dich noch ein mal zu sehen, erhält ihn am Leben. Das Alter,“
erwiderte die Frau.

Der Magier überlegte hin und her. Vielleicht würde Adamantios noch etwas
leben, wenn die Hoffnung ihn in dieser Welt hielt. Aber konnte er ihm das an
tun?
„Ich denke,“ sprach er, „ich sollte zu ihm.“
Melania warf ein: „Orestes, bedenke, dass...also....“
„Diese Qual wäre schlimmer als der Tod. Und wenn es so sein sollte, dass ich
die letzten Worte mit ihm wechseln muss, dann ist es meine Pflicht, diese
Prüfung auf mich zu nehmen. Melania, meine Liebste,“ und dabei sah er ihr
tief in ihre Augen, nahm ihr Gesicht in seine Hände und streichelte über ihre
Wangen, „führe mich zu ihm.“

Ein Klopfen war an der Tür des Zimmers des Vorstehers des Clans der Sonne zu
hören. „Tretet ein!“ Seine Stimme war schwach, aber immer noch laut genug,
damit die Personen die Aufforderung hören konnten.
Orestes und Melania traten ein. Im ersten Moment erstarrte der Zauberer vor
Schreck. Adamantios war bleich, dünn, und seine Augen schienen etwas stumpf.
Dem Sonnenmagier wurde klar, sein Vorsteher wäre nicht mehr lange da.

Doch als er den Mann lächeln sah, und ihn strahlend „Orestes!“ sagen
hörte, wich dieser Schreck von ihm. Orestes trat auf das Bett zu, kniete sich
nieder und nahm eine Hand von Adamantios.
„Wie geht es euch?“, fragte er.
„Jetzt, wo ich dich doch noch ein letztes Mal sehen kann, um einiges besser.
Aber mein Körper ist an seiner Grenze angekommen. Helios ruft mich.“
Orestes weinte. Musste denn auf jeden freudigen Moment ein schwerer Schlag
folgen?
„Ich weiß noch, wie du als kleiner Junge zu uns kamst, Orestes. Du warst ganz
schön ungestüm.“
„Ja, da habt ihr Recht,“ lachte der Magier leise.

„Nun, damals schon erkannte ich dein Talent, und du wurdest zu einem Meister
deines Fachs. Ich bin sehr stolz auf dich, Orestes.“ Orestes merkte, wie
seinem alten Freund jedes Wort anstrengte.
„Kann man das?“ zweifelte er. „Ich habe mich seit der Zerstörung des
Tempels als Kopfgeldjäger durchgeschlagen, habe Regeln unseres Clans ignoriert
und ließ mich in Gefühlskälte und Verbitterung versinken. Wenn Matthaios
nicht wäre....Adamantios, was für ein Mensch bin ich?“

Doch Adamantios beschwichtigte: „Betrachte es als Prüfung, die dir und uns
auferlegt wurde. Jetzt, da ich dich noch ein mal sprechen konnte, ist meine zu
Ende.“
„Gibt es keine Hoffnung mehr?“ Orestes war verzweifelt.
„Auch die Sonne, kann uns nicht die Last der Zeit nehmen, mein Sohn,“
erklärte Adamantios. „Orestes, ich würde dich gerne bitten, meine Nachfolge
an zu treten.“

Orestes verneinte: „Verzeiht mir, mein Herr, aber nach den letzten zehn
Jahren? Und es gibt immer noch welche mit mehr Erfahrung als mich. Das kann ich
nicht.“
Leicht lächelte Adamantios: „Das dachte ich mir. Bescheiden wie immer. Nun,
wird es also wieder eine Wahl geben.
Es tut mir Leid, ich werde eure Befreiung, die euch sicher gelingen wird, nur
noch neben Helios sehen. Aber so muss es auch sein. Jedem ist seine Zeit
bestimmt.“
Hemmungslos weinte Orestes, und auch Melania konnte ihre Tränen nicht mehr
zurück halten. „Eines noch, Orestes. Versinke nicht in Trauer, sondern tu,
was du dir so lange wünscht.“
Orestes war überrascht: „Woher...“

„Deine Blicke verraten mir immer noch deine Gefühlswelt.“
„Wie,“ wollte der Zauberer wissen, „kann ich das tun, kurz nachdem ihr uns
verlassen habt?“
Adamantios legte seine Hand auf den Kopf von Orestes: „Helios lehrte uns, wie
wir uns am Licht der Sonne auch in Erinnerung im Dunkeln erfreuen sollen, auch
in den schwärzeren Stunden die freudigen Dinge neben unseren Pflichten zu
erfüllen. Niemand wird dir einen Vorwurf machen, auch Helios und ich nicht.“

Orestes nickte. Dann sprach Adamantios weiter, und es war nur noch ein Hauchen:
„Lebt gut weiter, meine Kinder. Lasst die Sonne auf euch erstrahlen. Stets
werde ich mit allen meinen Vorgängern über euch wachen. Eines Tages sind wir
dann wieder vereint. Und das wird schön sein. Nun aber wird es Zeit für meine
letzte Reise.“
Adamantios schloss lächelnd die Augen: „Helios,“ hauchte er. „Helios!“
Dann regte sich der Körper von ihm nicht mehr.

Melania schluchzte auf und stürzte sich in Orestes Arme. Er drückte sie fest
an sich und weinte ebenso. Die Tür wurde geöffnet und Zenon sah in den Raum:
„Orestes?“ Der Angesprochene sah seinen Freund kurz an. „Ich verstehe.“
Zenon verließ den Raum.

Es dauerte einige Zeit bis das Paar sich soweit beruhigt hatte, dass die beiden
dass Sterbezimmer des Vorstehers vom Clan der Sonne verlassen konnten. Vor dem
Raum standen einige Mitglieder des Clans, Helfer und Helferinnen, welche Tränen
in den Augen hatten.
Orestes hatte einen Arm um Melania gelegt. Kurz sah er Zenon und Kelmend an:
„Würdet ihr uns kurz für einen Moment alleine lassen?“
Die beiden nickten. „Papa!“ Matthaios ging auf seine Eltern zu und umarmte
sie. Auch er weinte. Fest umschlangen die beiden ihren Sohn und trösteten sich
damit ein wenig.
Nach einigen Minuten sprach Orestes: „Matthaios, bitte verstehe, auch du
lässt uns bitte diese Momente. Danach wird sicher alles besser.“
„Versprochen?“ konnte man die gedämpfte Stimme des Kindes vernehmen.
„Versprochen.“, antwortete Orestes.

Die beiden gingen in Melanias, eher provisorisches Zimmer. Die
Wiedersehensfreude war getrübt durch den Verlust von Adamantios.
„Orestes?“
„Ja?“
„Was meinte Adamantios eigentlich?“ Orestes war zu erst verwirrt.
„Worauf spielst du an?“
Melanaia erwiderte: „Er sprach von einem Vorhaben, welches du auf jeden Fall
in die Tat umsetzen sollst. Was hat er in dir erkannt?“

Der Magier wusste nicht was er tun sollte.Gerade eben war Adamantios gestorben,
war es ihm da erlaubt dies jetzt zu tun? „Melania, ich weiß nicht, ob...“
„Adamantios sagte, du sollst tun, was du dir so sehr wünscht, und nicht in
Trauer versinken. Bitte sag es mir. Meinte er die Befreiung des Clans?“
„Nein,“ antwortete der Zauberer, „das meinte er nicht.“
„Aber was dann?“ Mit ihren Augen blickte jetzt Melania genau in das Gesicht
von Orestes. Der Blick ging durch Orestes durch und durch. Sein Herz klopfte
heftig gegen seine Brust. Er hoffte nur Melania könne es nicht hören.

„Also,“ fing er an. Oh man, das war so schwer.
„Ja?“ Erwartung war nun im Blick seiner Liebsten.
„Wenn dies alles vorbei ist, dann...“ Auf ein mal nahm er ihr Gesicht in die
Hände: „Heirate mich. Wenn dies alles ein Ende hat, heirate mich nach
Tradition des Clans der Sonne.“
Im ersten Augenblick war es Melania nicht möglich, zu antworten. Endlich war er
da. Dieser Moment, auf den sie so lange wartete. Tränene liefen jetzt wieder
verstärkt aus ihren Augen, aber es waren welche der Freude.

Orestes bangte. Warum antwortete sie nicht? Hatte er sie überrumpelt? Es war
aber auch der absolut falsche Moment, sie jetzt zu fragen. Was würde sie jetzt
von ihm denken? Was hatte er sich nur gedacht?
„Ja!“
„Was?“ Orestes war sich nicht sicher was sie eben gehaucht hatte.
„Ja. Ich heirate dich. Nach der Tradition des Clans der Sonne. Ich will mit
dir und Matthaios eine Zukunft als Familie haben. Nie wieder will ich von dir
getrennt sein.“

Orestes Herz flatterte wie ein Vogel. Er lächelte. Alles in ihm wurde warm. Sie
würde ihn heiraten. Sie werden für immer verbunden sein. Mit unglaublicher
Leidenschaft küssten sie sich.
Als der Kuss endete, schmiegte sie sich an den Magier.
„Wir haben weder Zeit um zu trauern noch um eine Hochzeitszeremonie durch zu
führen, nicht wahr?“, wollte Melania wissen.
„Nein, die haben wir nicht. Ich will, dass die Magier wieder frei leben
können,“ antwortete der Magier.
„Bald sollen einige Männer von Kelmends Gruppe hingerichtet werden.“ Diese
Aussage Melanias schockierte Orestes. Hinrichtung? Oh, er war bereits voll in
dieser ganzen Sache versunken.
„Dann haben wir keine Zeit zu verlieren.“ Er stand auf und hielt Melania
seine Hand hin. „Es wird Zeit, unsere Zukunft zu gestalten.“
Melania lächelte. Plötzlich fühlte sie etwas, was sie schon so lange nicht
mehr gespürt hatte: Hoffnung. Vielleicht gab es wirklich doch noch eine
Zukunft. Sie nahm Orestes Hand. Gemeinsam machten sie sich zu Kelmend und Zenon
auf.

„Premierminister, wir haben die letzten Vorbereitungen für die Überwachung
des Transports der Delinquenten abgeschlossen. Wir sind bereit!“ Der Anführer
der Häscher ließ mit diesen Worten ein kaltes Grinsen auf dem Gesicht von
Tarasios erscheinen.
Die Häscher sollten heimlich ihren eigenen Blick, unbemerkt, auf die baldigen
Hinrichtungen werfen und alles absichern.
„Ausgezeichnet,“ sagte er darauf hin, „dann dürfte ja alles glatt
gehen.“
„Was ist wenn diese Gruppe auftauchen wird? Sie werden sicher versuchen ihre
Kameraden zu befreien?“
„Ich würde sagen,“ erwiderte der Premier, „sie werden nicht damit rechnen
wie wir diese Hinrichtungen überwachen. Es ist wohl eher eine Falle, so sieht
es für mich aus. Uns werden sicher einige von ihnen in die Hände fallen. Und
außerdem, wird es dem, was wir letztlich wollen, wohl so wie so sehr dienlich
sein.“



Kapitel 9:
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Mehrere Männer waren um den runden Tisch versammelt. Orestes, Zenon, Melania
und Kelmend und einige andere. Der Raum war nur schwach beleuchtet.
„Bevor wir das weitere Vorgehen besprechen, wie seid ihr eigentlich noch aus
dem Tempel entkommen, Zenon? Der Geheimgang war blockiert,“ wollte Orestes
wissen.

„Es gab noch einen Geheimgang.“
„Was?“ Orestes wollte nicht glauben was er da hörte.
„Adamantios kannte als Vorsteher noch einen Gang, dessen Bestehen aber nur ihm
alleine damals von seinem Vorgänger anvertraut wurde. So zu sagen eine letzte
Sicherheitsmaßnahme.
Nach dem Melania damals von dir weg geschleudert wurde, fand einer von uns sie
zufällig und konnte sie noch rechtzeitig zum Gang bringen. Dich konnten wir
nicht finden.“

„Was mich nicht verwundert,“ erwiderte Orestes, „ich war ja im neben
gelegenen Wald gelandet.“
Er atmete ein mal durch. „Jetzt aber müssen wir uns um andere Dinge kümmern,
nicht wahr?“
„Da habt ihr Recht,“ stimmte Kelmend zu. „Erlaubt mir euch mit zu teilen,
was unsere Spione alles heraus finden konnten.“ Orestes nickte ihm zu.

„Wir haben erfahren, dass Tarasios zu erst es sehr gut gelang, in seinem
Wahlkampf die Bevölkerung von sich zu überzeugen. Besonders überzeugte er die
Menschen, wie wichtig es wäre Magier unter Kontrolle zu bringen.
Die Magie wäre zu verführerisch, als dass man sie frei entfalten lassen
könne. Damit gewann er die Wahlen.
Damit hätte er aber noch lange nicht so gegen die Magier vorgehen können. Aber
es gab Angriffe, Angriffe welche definitiv mit Magie durchgeführt wurden.
Tarasios nutzte sie um den Rat davon zu überzeugen, ein Gesetz zu erlassen,
Magie nur noch für Magier im Staatsdienst durchführen zu dürfen.

Aber das wirklich schlimmste war für euch, Tarasios gelang es den Rat davon zu
überzeugen, Magier der Sonne hätten die Angriffe geplant. Es waren Attacken
auf Waisenhäuser und öffentliche Plätze.Der Rat gab somit Tarasios die
Erlaubnis, euren Tempel an zu greifen und zu vernichten.“

Orestes spürte die Wut, welche in ihm auf flammte: „Wie konnte der Rat dies
nur denken?“
„Wir wissen es noch nicht. Fest steht nur dass der Clan der Sonne nun als
terroristisch galt. Er wolle die Macht an sich reißen. Dagegen wollte der Rat
vorgehen.“

Der Magier schnaubte: „Tarasios war schon immer ein Talent darin mit Rhetorik
andere glauben zu lassen, was er will.“
Doch Kelmend warf ein: „An den Angriffsplätzen waren Kristalle gefunden
worden, welche Sonnenenergie speichert. Dies galt als unumstößlicher
Beweis.“

Jetzt platzte dem Zauberer der Kragen. Er schlug so heftig mit der Faust auf den
Tisch, dass alle im Raum erschraken: „Niemals würde ein Magier der Sonne
anderen Schaden zu fügen. Eine infame Lüge. Tarasios muss manipuliert
haben.“
„Genau das ist was wir auch vermuten. Aber Tarasios und seine Häscher
verstehen es nie Spuren zu hinterlassen und Beweise zu vernichten,“ meinte der
Rebellenanführer.
„Und jetzt haben wir das Problem der bevorstehenden Hinrichtungen einiger
unserer Männer.“

Ein Schweigen trat ein. Eines, bei dem irgendwie nur noch hoffte, dass
überhaupt etwas gesagt wird. Und dies Geschah, als ein junges Mitglied von
Kelmends Gruppe laut meinte: „Warum beenden wir die Sache nicht ein für alle
mal. Töten wir Tarasios!“
Orestes besah sofort den Burschen: „Ist dir Bewusst, was du da forderst?“
„Ja, nämlich die Wurzel allen Übels endlich aus der Erde zu reißen.“

Orestes seufzte: „Tarasios ist nur das Blütenblatt des Übels. Denkst du, er
hat keine Anhänger? Es würde zu einem Krieg kommen, der Rat wäre von
Bedrohungen überzeugt und Tarasios Anhängern die Armee überlassen.
Wir wollen nicht das System stürzen. Wenn das Volk leichtgläubig ist und nicht
hinter die Fassaden blicken will, ist es egal ob wir eine Demokratie haben oder
eine Diktatur.“

Der Junge sah verlegen zu Boden und zog sich zurück. Kelmend besah sich seinen
Kameraden, der eben zu Recht gewiesen wurde: „Ich weiß, es ist schon eine
lange Zeit und wir alle leiden darunter, aber deshalb dürfen wir jetzt nicht
unüberlegt handeln. Auch wenn wir alle uns ein baldiges Ende wünschen.“

Kelmend blickte wieder zum Magier: „Wenn wir unsere Freunde versuchen zu
befreien, ist dies für Tarasios der Grund, die Kontrolle über die Armee ein zu
fordern. Aber Sterben lassen können wir sie auf jeden Fall auch nicht.“
Zenon gab nun seine Überlegungen bekannt: „Das heißt jetzt wird es
entschieden. Wir müssen sowohl unsere Freunde vor dem Tod bewahren, als auch
Beweise finden, um Tarasios der Täuschung, der Verunglimpfung einer
Bevölkerungsgruppe und letztlich des Amtsmissbrauchs zu überführen. Alles
andere als leicht.“

„Da hast du ohne jeden Zweifel Recht, mein Freund,“ stimmte Orestes zu.
„Und wie soll das gehen? Tarasios Häscher sind zu gut darin alles zu
vertuschen,“ fragte der Ungestüme erneut.
„Es sind letztlich auch nur Menschen, und Menschen begehen Fehler. Jeder von
uns, auch diese. Und wir müssen sie nutzen,“ erwiderte Orestes.
Kelmend besah sich die Karte: „Ein Teil von uns also muss durchs Land reisen,
der andere wird versuchen unseren Kameraden das Leben zu retten. Uns läuft die
Zeit davon. Können eure Magier die Transportzauber benutzen? Ohne sie haben wir
keine Chance.“

„Für einen alleine ist es tödlich, egal, welche Energie er nutzt. Mehrere
aber dürften es schaffen ohne schwerwiegende Folgen. In jedem Fall sollten die
Reisegruppen drei Magier bei sich haben. Zwei für den Transport und einer um
euch sonst irgendwie zu helfen.
Zenon, wie viele Magier sind wir momentan?“, kam es von Orestes.
„Wir sind momentan 23. Wenn wir uns je zur Hälfte aufteilen, hieße das dass
drei Reisegruppen los geschickt werden können. Kelmend hat 30 Männer, somit je
fünf Mann für jede Gruppe. Mehr ist einfach nicht drin“

Nachdem Kelmend einmal zustimmend nickte, fuhr dieser fort: „Noch hat Tarasios
nicht die Kontrolle über die Armee, und der Rat schickt nur die üblichen
Sicherheitskräfte. Aber Tarasios hat sicher einige Häscher mit im Spiel.“
„Wir müssen unsere Instinkte nutzen. Jeder einzelne von uns. Und zu wissen,
wie er vorgehen will, und zu verhindern, dass er unsere Vorgehen errät.“
Orestes gefiel diese Schwierigkeit nicht, aber mehr würde ihnen so wie so nicht
bleiben.

„Wobei willst du helfen, Orestes? Alles andere werden Kelmend und ich
entscheiden,“ fragte Zenon.
Orestes nahm sich eines der Blätter, auf welchem die Bilder der Delinquenten
für die Hinrichtung zu sehen waren. Bei einem Bild wurde sein Gesicht kreide
bleich. Sein Herz zog sich zusammen. „Nein!“, flüsterte er geschockt. „Oh
Nein, nein!“
„Orestes, was ist?“, wollte Kelmend wissen.
„Diesen Jungen...“ und der Magier vergoss wenige Tränen vor Scham, als er
das Bild zeigte.
Kelmend betrachtete es: „Das ist der letzte von uns der gefasst wurde.“
„Ich habe ihn aus geliefert!“ Alle Augen richteten sich jetzt auf Orestes.
„Ich habe ihn gefangen, sein Gedächtnis gelöscht und zu den Wächtern
gebracht, um das Kopfgeld zu kassieren. Verdammt, was habe ich nur die letzten
Jahre alles getan.“

Er ließ sich auf den Boden fallen, saß da und weinte. Dieser furchtbare Stich
in seinem Herzen. Diese Last. Es war ein furchtbarer Schmerz. „Stets habe ich
gedacht, sie wären einfach nur Abschaum, alle, die ich gefangen habe. Aber in
Wahrheit bin ich der Abschaum.“ Er weinte. Da spürte er eine streichelnde
Hand.
Der Magier sah in das Gesicht von Melania: „Mein Liebster. Es war vielleicht
falsch, aber du bist kein Abschaum. Du hast um dein Überleben gekämpft. Du
weißt genau so wie ich, dass jeder von uns manchmal nur noch einen
verschleierten Blick hat.
Du bist kein Abschaum. Du hast einfach gelitten. Und welch ein schweres Leid.
Ich könnte das alles nicht ertragen.“

„Wir alle,“ sprach jetzt wieder Zenon, „können dir einfach keine
Vorwürfe machen, alter Freund. Wir brauchen dich. Du bist Teil unserer großen
Familie. Richte deinen Blick darauf, unsere Zukunft zu erhellen.“
Orestes atmete ein mal tief durch. „Bitte verzeiht mir.“
„Ihr habt die letzten Jahre gelitten, Orestes, und damit viel von eurer Schuld
auch getilgt. Es ist keine Frage für uns euch zu vergeben,“ meinte Kelmend.
Er räusperte sich: „Ich denke wir wissen nun wo ihr helfen wollt.“

Orestes, dem immer noch Tränen übers Gesicht laufen, stand auf, wobei er von
Melania gestützt wurde. Dann sah er sich in der Runde um. Nirgends war etwas
von Verachtung zu sehen, eher Mitleid und Verständnis.
Und doch war ihm klar, er könne in seinem Leben niemals Ruhe finden, wenn er
nicht diesen Jungen befreien kann. Also nickte er Kelmend zu.

Kelmend wendete sich jetzt wieder an Zenon: „Zenon, ich überlasse euch die
Leitung der Untersuchungen. Begebt euch zu euren Mitgliedern und sucht die
Magier aus, welche eurer Meinung nach für die Befreiung geeignet sind und die,
um unseren Leuten bei der Suche nach Beweisen zu helfen. Dies sollten in erster
Linie diejenigen sein, die den Transport-Zauber am besten beherrschen.
Besprecht mit ihnen das Vorgehen für die Suche, ich vertraue euch dahin gehend.
Wir werden indessen hier weiter machen.“
Zenon nickte ihm zu und verließ den Raum. Kelmend wendete sich wieder dem Tisch
zu.

„Es wäre auf jeden Fall Falsch, die Aktion auf der Hinrichtungsstätte durch
zu führen,“ überlegte der Rebellenführer. „Das Volk ist bereits genug
schlecht zu sprechen auf Magie, da wäre es fatal sie dadurch zu stärken.
Demnach müssen wir sie auf dem Weg zwischen den Gefängnissen und der Stätte
befreien.“
„Wisst ihr wie der Weg verläuft?“, fragte Orestes.
„Allerdings,“ grinste Kelmend. „Wie ihr sagtet, auch Tarasios ist ein
Mensch der Fehler macht. Er wechselt nie den Weg, so dass es uns möglich war
diesen heraus zu finden.“ Er zeigte mit seinem Finger auf die Karte von Aias,
der Hauptstadt des Landes, und fuhr dann eine Strecke entlang.

„Das Gefängnis für politische Gefangene war als einfacher Berg hier getarnt,
und stets ließ er die Truppe durch den Wald zwischen dem Berg und der Stadt
ziehen. Der Wald bietet uns zwar Schutz, aber auch ihnen.“
„Vor allem Tarasios Häschern,“ musste Orestes nun einwerfen.
„So ist es,“ stimmte Kelmend zu. „Uns ist es leider nie gelungen, zu
erfahren, wie er alles neben den Truppen bewachen lässt. Wo auch immer die
Häscher sich aufhalten werden, wir werden es wohl erst erkennen, wenn sie auf
uns reagieren.“

Orestes wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. Eine schwere last war auf
seiner Seele und auf seinem Herzen. „bedenkt, wir müssen alles riskieren, um
sie da raus zu holen. Uns allen muss das Bewusst sein, dass es mit...das wir
nicht mehr zurückkehren könnten. Ist euch allen dies klar?“
Alle Anwesenden nickten ihm zu. „Also dann...“



Kapitel 10:
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Der Tross mit den Gefangenen, welche an jenem Tage hingerichtet werden sollten,
ging langsam seinen Weg durch den Wald. Es war Morgen. Eigentlich sollten erste
Sonnenstrahlen das Gebiet erhellen, doch war es in diesem Wald sehr dicht. Es
würde wohl erst die Mittags-Sonne eine sichtbare Wirkung haben.
Nur vereinzeltes Vogelgezwitscher gab akustisch das Zeichen für einen
erwachenden Tag. Fast war es als ob auch die Natur um die besonderen Umstände
dieses Tages wusste.

Die Wachleute sahen sich überall um und beobachteten die Gegend haargenau. Es
war eindeutig, sie rechneten jeden Moment damit,dass sie jemand attackiert.

Im vordersten Wagen waren einige junge Männer eingesperrt, unter ihnen auch
der, welchen Orestes als Kopfgeldjäger den Wachen übergeben hatte. Dieser sah
missmutig durch die Gitter. Sein Herz schmerzte, und mit jedem Meter, den dieser
unausweichlicher Weg fortgesetzt wurde wuchs seine Angst.
Weshalb nur musste er jetzt nur noch auf seinen Tod warten? Die Kälte in seinem
Inneren wurde immer schlimmer.

Schon seit das Urteil gegen ihn gefällt wurde, hätte er am liebsten die Zeit
angehalten. Irgendwie wünschte er sich von einer göttlichen Macht einfach aus
seiner Zelle oder jetzt diesem Wagen geholt zu werden.
Oder dass er in der nächsten Sekunde aufwachen würde. Und dies alles nur ein
furchtbarer Traum wäre.

Doch die Gesichter seiner Mitgefangenen, von denen er einige kannte und die ihm
zu guten Freunden geworden waren, mussten ihn aus diesem Wunschdenken ziehen.
Es war unvermeidlich. Dies wären die letzten Augenblicke ihres Lebens.
„War alles umsonst?“, fragte er einfach nur leise für sich. „Alle
Entbehrungen, alles Leid, ist es nichts mehr Wert?“

Einer seiner Freunde, ein braunhaariger Junge, erwiderte: „Nicht wenn unsere
Kameraden weiter kämpfen.“
„Verdammt!“ Voller Wut trat der Junge, welcher auf den Namen Pholos hörte,
gegen die Wand des Gefährts. „Ich will nicht einfach sterben! Ich will weiter
leben. Ich möchte dieses Land sehen, wie es sich weiter entwickelt.“

„Denkst du wir möchten sterben?“, war die Antwort. Pholos schüttelte mit
Tränen in den Augen den Kopf. Natürlich will niemand von ihnen ihr Leben
beenden. Und nun mussten sie sterben, weil sie sich gegen etwas stellten, was
einfach nicht richtig war.
Ja, gerade jetzt, in diesen Augenblicken hasste Pholos diese Welt.

Auf einmal aber geschah etwas. Pholos bemerkte, wie plötzlich das Geräusch von
sich rollenden Rädern stoppte. Erste Schreie waren zu hören. Dann, da. Ein
unglaublich helles Licht, welches in den Augen weh tat, kam durch die Gatter.
„Bedeckt eure Augen!“, rief er. Da sie ihre Augen schützen mussten, war es
ihnen selbstredend nicht möglich mit zu verfolgen, was außerhalb des Wagens
alles geschah.

Orestes ging absolut an alles, während er dieses helle Leuchten erzeugte. Alles
Licht, welches er von der Sonne bündeln konnte, wendete er an, um die Feinde zu
verwirren und zu blenden. Alleine hätte er das selbstredend nicht geschafft,
weshalb ein weiteres Mitglied des Clans ihm half.
„Orestes,“ meinte jetzt der Kamerad, „ich denke das reicht. Wir müssen
den nächsten Schritt gehen.“
„Da hast du Recht,“ war die Antwort. Sie ließen das Licht verlöschen und
liefen jetzt, so schnell die konnten, den Hang hinab.

Inzwischen hatten Kelmend und seine Leute die Verwirrung ausgenutzt. Noch
während die Wachleute sich darauf konzentrierten, in die Richtung zu eilen von
wo das Licht kam, hatte sich eine kleine Gruppe an die Wagen geschlichen.
Sie trugen grüne Kleidung, um im Wald nicht so schnell erkannt zu werden.
Während diejenigen von ihnen, die auf dem Hang waren, schnell zu erkennen
waren, was auch seinen Zweck hatte. So wurden die Wachen schneller auf die
aufmerksam, welche mit der eigentlichen Befreiung nichts zu tun hatten.
In dieser kleinen Gruppe befand sich ein weiterer Magier der Sonne. Dieser
konzentrierte jetzt so gut es ging die Energie des Sonnenlichts, um unglaublich
heiße kleine Kugeln zu erzeugen.
Doch hatten sie dafür nicht viel Zeit, dies war ihnen bewusst. Es würde nicht
lange dauern bis die Wachmänner den Trick erkennen würden. Somit versuchten
sie sich möglichst unauffällig zu verhalten.

Orestes warf sich schnell einen grünen Umhang über. Auch wenn er eigentlich zu
denen gehörte, welche vor allem für die Ablenkung zuständig waren, so wollte
er doch seine Schuld tilgen. Somit lief er sofort auf die Wagen zu, zusammen mit
einem weiteren Sonnen-Magier und zwei Kämpfern von Kelmend.
Doch seine Sinne, seine Instinkte, sie machten ihm klar, hier stimmte etwas
nicht. Dieses Gefühl, es war voller Unheil. Ebenso spürte er irgendetwas
magisches, was aber dunkel war.

Und dies alles sollte ihn nicht trügen. Schnell drehte er sich ein mal und
erblickte zehn, zwanzig Männer, die plötzlich erschienen, dunkel gekleidet.
„Die Häscher!“ Sein Schrei ging laut und Panisch. Und da schon flogen sie:
Schwarze Kugeln, die Kunst der Dunkelheit. Wo sie trafen, explodierten sie und
richteten furchtbaren Schaden an.
Die ersten Schmerzensschreie waren zu vernehmen. Krieger von Kelmend und Magier
der Sonne wurden verletzt. Leider wurden somit auch schnell die Befreier
entdeckt.

Orestes rannte wie es nur ging. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Nein, nicht
noch mehr Opfer. Nicht hier. Er wollte nicht Teile seines Clans, der für ihn
stets eine Familie war, verlieren.
Doch da traf ihn plötzlich eine Faust. Kurz war er fast davor, dass es schwarz
wurde vor seinen Augen, aber sein Wille hielt ihn oben. Nachdem er etwas
getaumelt war, sah er einen Häscher vor sich.
„War ja ein netter Versuch,“ sprach dieser spöttisch, „doch hatten wir
uns gedacht dass ihr es hier versuchen würdet. An sich kein so schlechter
Plan.“ Der Häscher griff Orestes an, schlug nach dem Magier.

Geschickt wich Orestes aus. Die wenigen Trainingsstunden, welche er mit Kelmend
absolviert hatte, kurz bevor sie aufgebrochen waren, machten sich bezahlt. Nur
war das Problem, der Magier konnte gut ausweichen, aber selber angreifen war
eher eine Schwierigkeit.
Orestes wusste dass er so nicht mehr lange durchhalten würde. Immer wieder wich
er aus. Die Luft in seinen Lungen brannte, und er fühlte erste Schmerzen in
seinen Gelenken. Aber aufgeben, das kam für ihn nicht in Frage.

Ein Schlag traf ihn an der Wange, dieser Kämpfer war schneller als er. Orestes
tastete nach seinem Kristall, erzeugte einen Lichtblitz, welcher den Gegner
blendete, und dann lief er weiter. Doch schon war eine weitere Gruppe von
Häschern vor ihm.
Der Anführer der Gruppe grinste ihn an. Triumphierend und auch grausam:
„Hattet ihr wirklich gedacht uns überraschen zu können? Wir hatten fest
damit gerechnet dass man uns hier angreifen würde.
Nun, wenn ihr euch uns ergebt, lassen wir Gnade wallten und ihr werdet nicht zum
Tode verurteilt. Ansonsten aber werdet ihr euch schnell wünschen tot zu
sein.“

Orestes zischte: „Ich werde niemals euer Gefangener. Mich bekommt ihr nicht,
ihr Verräter.“
der Gesichtsausdruck des Häscher verfinsterte sich: „ Dann zeige ich dir mal
wozu Verräter fähig sind!“
Die Häscher erzeugten sofort wieder sie schwarzen Kugeln und warfen sie ab.
Orestes und sein Kamerad erzeugten aus der Energie der Sonne sofort
Schutzschilde. Das zehrte aber an ihren Kräften.

Körperliche und magische Angriffe der Häscher brachten sie in Bedrängnis.
„Hier werdet ihr eure letzte Ruhe finden!“, schrie der Anführer. Er
vereinte mit den Anderen seine Magie, so dass eine noch größere Kugel
entstand.
Orestes und den anderen war klar, diese Männer waren zu allem bereit, alles und
jeden, der Tarasios nicht folgte, nicht nur zu vernichten, sondern ihn vorher
jede Qual zu zu fügen.

Plötzlich flogen Pfeile auf die Häscher. Die Kugel erlischt augenblicklich,
sie blickten in die Richtung aus welcher die Pfeile kamen. Armbrustschützen
standen dort, Männer von Kelmend. „Das kann doch nicht...“, rief der
Häscher.
„Pech gehabt,“ triumphierte Orestes. „wir hatten leider damit gerechnet,
wie man uns in die Falle locken möchte. Scheint so als wäre dies mehr als nur
ein klares Schach.“ Armbrustschützen unter den feindlichen Wachmännern
konnten darauf kaum reagieren, sie waren die ganze Zeit mit den Rebellen und
Magiern beschäftigt, die sich den Wagen genähert hatten.

Die Gruppe, welche Orestes und seine Freunde stoppen wollte, flog auseinander.
„Los!“ Die Befreier liefen nun weiter zu den Wagen und erreichten diese. Der
Magier erzeugte eine leuchtende Kugel und zerschmolz damit das Schloss dieses
Wagens.
Sofort öffnete er danach die Tür: „Los kommt, raus mit euch, los los!“ Die
Gefangenen zögerten zuerst, dann aber flüchteten sie so schnell so nur
konnten. Orestes und seine Helfer halfen ihnen einem nach dem anderen.

Pholos wartete mit seinen freunden und bangte zusammen mit ihnen in einer Ecke
ihres Gefängnisses darauf, bei dieser Aktion nicht zu Schaden zu kommen.
Plötzlich hörten sie ein Zischen, dann wie sich die Tür öffnete. Ein Mann
rief ihnen zu: „Es geht in die Freiheit, beeilt euch.“
Als die Männer Orestes entgegen kamen, erkannte er auch den Jungen, welchen er
damals ausgeliefert hatte. Kurz hielt er inne, als ihm sein Herz bis zum Hals
schlug. Pholos entging dies natürlich nicht: „Was ist mit euch?“ Er hatte
in seiner Flucht inne gehalten.
Durch diese Worte wurde der Zauberer aus seiner kurzen Lethargie geholt, es gab
jetzt keine Zeit um irgendwie vor Schreck starr zu werden: „Nichts, los beeilt
euch!“
Pholos folgte der Aufforderung schließlich und lief, begleitet von Rebellen,
welche er selbstredend kannte, seiner Freiheit entgegen.

Orestes versuchte alles, um die Flucht so schnell wie möglich über die Bühne
zu bringen. Also beeilte er sich, auch den letzten Wagen zu öffnen. Allerdings
war es gut, dass ein weiterer Magier bei ihm war, denn die Begegnung mit dem
Jungen, welchen er ausgeliefert hatte, machte ihn zu schaffen.
Endlich hatten sie auch die letzten Gefangenen einigen Rebellen zum Schutz
übergeben: „Wir sind hier fertig, jetzt lasst uns verschwinden!“, rief er
seinem Kameraden zu, welcher nickte.
Sie flüchteten, rannten, wollten nun diesen Ort nur noch verlassen.

Die Rebellen hatten den Beschuss mit den Armbrüsten eingestellt, als sie sahen
wie die letzten ihrer Freunde befreit waren, und machten sich jetzt auch auf die
Flucht. Der Zauberer wollte so eben einen Hügel hoch, als ihn auf ein mal ein
stechender Ruck zurück auf den Boden warf.
Ein furchtbarer Schmerz fuhr ihm durch die Schulter, während er den Pfeil, der
ihn getroffen hatte, erkannte.
„Orestes!“ Sofort kamen ihm zwei Männer zu Hilfe.
„Lasst mich hier, flieht!“, rief der Magier, doch einer der Männer
erwiderte: „Damit uns Melania den Kopf abreißt? Vergesst es.“
Sofort zogen sie ihn hoch und schleiften Orestes richtig gehend mit: „Den
Pfeil müssen wir raus ziehen sobald wir in Sicherheit sind!“ Und somit
setzten sie ihre Flucht fort.

Voller Sorge lief Melania hin und her in ihrem Zimmer. Am liebsten hätte sie
Orestes irgendwo gefesselt, damit er bei diesem Einsatz nicht mit macht, doch
wusste sie genau so, sie könnte Orestes nicht davon abhalten.
„Du solltest dich nicht verrückt machen, Melania,“ versuchte Zenon, welcher
eben von seiner leider erfolglosen Suche nach Beweisen gegen Tarasios
zurückgekehrt war, sie zu beruhigen.

Melania sah ihn an: „Versetze du dich doch mal in meine Lage, Zenon. Ich habe
ihn gerade erst wieder bekommen. Meinst du, ich möchte ihn wieder verlieren?
Und Matthaios seinen Vater?“
„Ich verstehe dich ja, aber niemanden ist damit geholfen wenn du dich hier
noch völlig in Angst einfangen lässt,“ antwortete dieser.
„Zenon,“ erste Tränen bildeten sich in ihren Augen, „warum nur ist
Orestes so ein Dickkopf? Warum nur muss er immer wieder versuchen unbedingt das
aller beste, seiner Meinung nach, zu tun?“

Zenon schmunzelte: „So ist er eben zu einem der besten im Clan geworden. Er
gibt sich eben nicht mit dem fast Besten zufrieden. Sei es in Bezug auf seine
Magie oder seine Moralischen Vorstellungen. Hast du dich nicht deswegen in ihn
verliebt?“
Sie musste schmunzeln: „Ja, das kann schon sein.“

Auf ein mal wurde eine Tür geöffnet. Melania hörte auch sofort die hektischen
Rufe nach einem Arzt, und wie ein absolutes Durcheinander von hektischen darauf
folgte. „Nun,“ dachte sie, „man kann nicht erwarten dass dabei niemand
verletzt wird, warum sollte Orestes etwas passiert sein?“

Aber ihr Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, als ob es bereits etwas wüsste,
was ihm nicht gefiel. Melania eilte schnell in den Raum, in welchem man die
Leute der Befreiungsaktion und die Befreiten empfangen und sich um sie kümmern
wollte.
Als sie in Orestes Schulter den Pfeil sah, setzt ihr Herz aus. Sofort begannen
die Tränen zu fließen: „Orestes, was ist passiert?“ Sie stürzte sich
sofort in Richtung ihres Geliebten, welcher immer noch gestützt wurde.
Fast im gleichen Augenblick hatte auch Matthaios den Raum betreten: „Papa!“
Doch Kelmend, welcher inzwischen auch eingetroffen war, hielt sie auf: „Halt,
er muss behandelt werden. Schnell, holt einen unserer Ärzte!“

Sofort machte sich ein Mann auf den Weg, während Orestes in eines der wenigen
Krankenzimmer gebracht wurde. Melania ergriff seine Hand, nachdem er lag, und
Matthaios klammerte sich an seine Mutter.
„Halte durch!“, flehte Melania ihn an.
„So ein Pfeil in meiner Schulter bringt mich schon nicht um, Liebste. Keine
Angst.“ Orestes vergaß für einen Moment die furchtbaren Schmerzen in seiner
Schulter. Der Schmerz, welcher durch das sorgenvolle Gesicht Melanias in seinem
Inneren war, empfand er schlimmer als körperliches Leiden.
„Papa, tut es sehr weh?“ Matthaios stand jetzt direkt neben der Liege.
„Du wirst eines Tages lernen, mein Junge, dass es keinen Schmerz der Welt
gibt, der einen vernichten und leiden lassen kann, so lange man diejenigen bei
sich hat, die einem am wichtigsten sind.“ Beruhigend strich er seinem Sohn
über den Kopf, in dessen Augen auch schon erste Tränen glitzerten.

Endlich kam der Arzt zu ihm. Er hatte eine Tasche mit verschiedenen, speziellen
Werkzeugen dabei. Schnell besah er sich die Wunde, ehe er fest stellte: „Ich
muss den Pfeil sofort entfernen. Macht mir Wasser und einen sauberen Lappen
bereit.“
Dann wandte er sich an den Magier: „Hört zu Orestes, wenn ich das nicht
sofort mache, könnte sich eure Verletzung schlimm entzünden und euren Körper
somit vergiften. Es wird sehr schmerzen, macht euch auf etwas gefasst, mein
Freund.“
Er holte ein Stück Holz hervor: „Hier, ich denke es wäre gut wenn ihr darauf
beißen könnte.“
„Ich möchte liebend gerne meine Vermählung mit Melania erleben, also macht
schon und hört auf zu reden!“, knurrte Orestes ihm entgegen.

Trotz der eigentlich eher angespannten Situation musste Melania kurz kichern.
Ja, das war der Mann in den sie sich verliebt hatte. Nach einer Sekunde, in
welcher der Arzt verwirrt war, fing dieser sich sofort wieder, steckte Orestes
das Holzstück in den Mund und begann die Wunde um den Pfeil mit einem scharfen
Messer zu erweitern.
Schließlich schien der Pfeil locker genug zu sein: „Gut, jetzt haltet euch
besser fest!“ Mit einem Ruck zog er jetzt den Pfeil raus.

Orestes bäumte sich laut knurrend auf. Dabei erdrückte er fast Melanais Hand,
doch diese machte sich angesichts der Sorgen um ihren Liebsten kaum Sorgen um
solche Dinge. Dieser Schreckliche Schmerz kam so plötzlich, dass sich der
Zauberer auf so etwas einfach nicht vorbereiten konnte. Ein wenig schämte er
sich dafür.
Die Wunde blutete stark. Sofort ließ sich der Arzt einen mit Wasser voll
getränkten Lappen geben: „Wir müssen die Blutung unbedingt stoppen. Bereitet
schon mal einen Verband vor. In meiner Tasche sind die richtigen Salben. Beeilt
euch!“

Der Schmerz ließ Orestes fast wahnsinnig werden. Aber im Gesicht seiner Melania
und seines Sohnes sah er den Trost und vor allem Liebe, beides brauchte er, um
dies irgendwie zu überstehen.
Doch auch die Größte Liebe kann körperliche Grenzen nicht komplett aufheben.
Langsam schwanden ihm die Sinne.



Kapitel 11:
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„Was fällt dir ein mich dermaßen zu erschrecken, Liebster. Ich wäre fast
gestorben vor Sorge.“ Melania klammert sich an den Arm von Orestes, welcher
immer noch in seinem Krankenbett lag. Ein dicker Verband war um seine Schulter
gebunden.
Der Magier konnte nicht gerade sagen dass es ihm all zu gut ging. Die Schmerzen
waren zwar nicht mehr wirklich schlimm, als störend empfand er sie trotzdem.
Außerdem schränkte der Verband auch seine Bewegungsmöglichkeiten ein.

Der Zauberer nahm Melanias Hand in die seine und blickte in ihre Augen. Auch
wenn sie gerade voller Tränen war, so glaubte er doch in ihnen die Sonne sehen
zu können: „Melania, du und Matthaios, ihr seid meine Sonne. Meine Energie.
Und ich will alles dafür tun, damit wir das Licht der Sonne wieder ohne
Bedenken auf uns scheinen lassen können.
Ich denke mal das wusstest du. Und es tut mir Leid wegen der Sorgen, welche du
um mich hast.“ Intensiv sah er seine Verlobte an, welche nach einiger Zeit
nickte.
Dann fuhr er fort: „Aber ich kann einfach nicht anders. Nun habe ich dank dir
und unserem Sohn ein neues Ziel, ein wirkliches Ziel. Dieses mal werde ich es
erreichen.“
„Warum nur, Orestes? Wofür willst du nur dein Leben riskieren, wofür immer
und überall dich einmischen? Wir haben hier viele gute Magier und Kämpfer,
also was rechtfertigt dein Ziel? Wenn dir etwas zu stößt, erreichst du damit
dein Ziel?“

Bevor Orestes antworten konnte, schwang die Tür auf und Matthaios sprang nur so
zu seinem Vater in die Arme: „Du bist Wach, du bist wach!“
„Oh, langsam mein Junge,“ stöhnte Orestes und schob sein Kind ein wenig von
sich. „Meine Verletzung wurde gerade erst verbunden.“ Matthaios hatte bei
seinem Sprung die Schulter voll mit seinem Arm erwischt, was dementsprechend
für den Zauberer alles andere als angenehm war.
„Entschuldige!“, antwortete Matthaios schuld bewusst, nur um dann aber noch
mal sich an seinen Vater zu werfen.

Orestes genoss es seinen Jungen im Arm zu halten. Sein Blick fiel auf Melania,
und er redete: „Hierfür, Melania, habe ich dieses Ziel, und es ist das
lohnendste dass es nur geben kann.“
Die Frau musste lächeln.
Auch wenn die Sorge um den Vater ihres Kindes sie quälte, ihren Sohn und dessen
Vater in diesen wenigen Momenten sehen zu können, in welchen die Probleme mal
zur Seite geschoben werden, erwärmte ihr Herz, wie man es sich einfach nicht
vorstellen kann.

Da klopfte es an der Tür. „Herein!“, rief Orestes.
Zenon betrat das Zimmer: „So eben sind die letzten unserer Freunde wieder zu
uns gestoßen. Fragt mich nicht weshalb, aber ich fühle dass wir nun einen
Schritt weiter kommen werden.“
„Wartet!“, erwiderte Orestes und stand, unter immer noch spürbaren
Schmerzen, aus dem Bett auf!“
„Du musst liegen bleiben, denk an deine Wunde, mein Freund,“ ermahnte ihn
Zenon, und auch Melania hätte Orestes am liebsten sofort ans Bett gedrückt.
Doch Orestes meinte nur: „Die Situation in welcher wir alle sind schert sich
nicht um mögliche Verletzungen. Selbst wenn ihr mich hier fesseln wollt, ich
werde bei den nächsten Beratungen dabei sein.“
Zenon seufzte, manchmal war diese Dickköpfigkeit wirklich ein Problem, aber ein
noch größeres wäre es wohl Orestes dahin gehend in den Weg zu kommen, also
gab er nach: „Na gut, wie du wünscht, aber versuche dich wenigstens ein wenig
zurück zu halten-wenigstens körperlich.“
Orestes grinste nur.

Somit machten sich Orestes, Melania, Zenon und Matthaios auf in Richtung des
Beratungsraumes, wo Kelmend mit Sicherheit schon auf sie warten würde.
Tatsächlich war es auch so. Kelmend schien nicht wirklich überrascht darüber
zu sein dass Orestes trotz seiner Verletzung auch hier her kam.
Er hatte inzwischen wohl auch genug erzählt bekommen durch die Magier des
Clans, außerdem hatte er dessen Entschlossenheit auch selber erlebt. „Schön,
dass ihr hier seid, meine Freunde,“ begrüßte er sie, „wir werden jetzt
hoffentlich neue Möglichkeiten erhalten.
Durch unsere Befreiungsaktion dürfte Tarasios sich vielleicht nun bewiesen
genug fühlen eine Sondersitzung des Rates ein zu fordern, die Zeit wird sicher
knapp. Hoffen wir also das Beste.“

Endlich kamen die letzten Abgesandten zu ihnen, aber etwas stimmte nicht. Es
waren nur noch die beiden Magier und vier Rebellen von dieser Gruppe gekommen.
„Was ist mit...“ wollte Kelmend wissen, aber die zwei Zauberer schüttelten
traurig den Kopf. „Ich verstehe,“ meinte Kelmend daraufhin.
„Zumindest war nicht alles umsonst,“ sagte der erste Magier. „Ich denke
wir haben was wir brauchen.“
Orestes sah voller Hoffnung auf seine Kameraden. Die Trauer um einen verlorenen
Freund war zwar schnell über ihn gekommen, doch die Hoffnung, dass dieser
Verlust nicht umsonst sein würde, gab ihm Kraft diese zu überstehen. In dieser
Stille merkte kaum jemand, wie Zenon von einem Magier flüsternd angesprochen
wurde und daraufhin diesen verließ.

„Ja,“ antwortete der abgesandte Magier und begann zu erzählen: „Wir haben
also dieses Quartier erreicht. Ein geheimes Quartier für eine Gruppe von
Häschern von Tarasios. Wir hofften, dabei würde es sich auch um einen
Knotenpunkt halten. Und dem war so.
Zuerst mussten wir warten bis einige Häscher für eine Patrouille das Haus
verlassen haben. Danach sind wir rein geschlichen. Zwei Häscher konnten schnell
außer Gefecht gesetzt werden, ehe wir das Quartier durchsuchen konnten.“
„Und habt ihr was gefunden?“, fragte Kelmend sofort.
„Ja, das haben wir.“ Der Zauberer holte ein Bündel mit Papieren hervor.
Diese reichte er Kelmend mit den Worten: „Seht euch dies mal an!“

Kelmend nahm die Papiere an sich und sah sie alle durch. Bereits einige wenige
Blicke reichten aus, um dafür zu sorgen dass der Rebellen-Führer tief nickte.
Besonders das letzte Blatt erzeugte eine gewaltige Gefühlsregung, zwar nicht
äußerlich, aber jedenfalls hing Kelmend daran am längsten. Er gab die
Blätter Orestes: „Hier, das war mehr als nur ein kleines Versäumnis von den
Häschern.“

Orestes besah sich die Paiere etwas genauer. Und diese Papiere waren eindeutig.
„Pläne von einem der angegriffenen Plätze, einer Einrichtung für kranke
Kinder,“ sprach Kelmend, während Orestes weiter die Zettel durch ging,
„Orte wo die Kristalle hinterlegt werden sollen, welche Magie benutzt werden
sollte.“
„Und wenn ich mich nicht täusche,“ setzte der Sonnen-Magier fort, „ist
das hier eindeutig Tarasios Handschrift.“
Kelmend nickte. „Seht euch den letzten Zettel an, Orestes.“
Orestes las die Nachricht durch: „Ein eindeutiger Angriffsbefehl.“
„Ausgestellt auf das Datum an dem die Einrichtung fast vollständig zerstört
wurde,“ ergänzte Kelmend.
„Das Tarasios alle diese Dinge offensichtlich lieber persönlich verfasst ist
die Schwäche welche ihn jetzt einiges Kosten wird.“ Orestes bekam nun mehr
als nur Hoffnung, es war ein Glaube, dass ihre Leidens-Zeit ein Ende finden
könnte.

„Nachdem wir diese Dokumente gefunden hatten,“ sprach nun wieder der
Abgesandte Magier, „verließen wir das Quartier, aber die anderen Häscher
waren zurückgekehrt und griffen sofort an.“
Er schluckte, bevor er weiter redete: „Obwohl wir ihm davon abrieten, rief er
uns zu, wir sollten fliehen mit den Beweisen. Er würde die Häscher aufhalten.
Bevor wir den Zauber benutzen konnten, sahen wir noch, wie sie ihn
überwältigten. Ich kann nicht sagen ob er noch lebt.“

Ein Moment der Stille hing über dem Raum. Jeder hing seinen Gedanken nach, ehe
Orestes jetzt weiter redete: „Ob er noch lebt oder nicht, es war nicht
umsonst. Und wir alle müssen dafür sorgen, dass es nicht umsonst sein wird.“
Jeder sah ihn zu stimmend an.
In diesem Augenblick kam Zenon wieder in den Raum: „Wir haben noch weitere
Erkenntnisse erhalten. Die Zweite Gruppe konnte ein früheres Wohnhaus des
Premierministers durchsuchen und haben dabei einige Dinge gefunden, welche uns
die Motive von ihm uns nahe legen.“
„Wie meint ihr das?“ , wollte Orestes wissen.
„Seht selbst. Wir haben dieses Medaillon gefunden.“ Zenon gab Orestes das
Schmuckstück. Es hing an einer silbernen Kette. Das Medaillon war aus schwarzem
Edelstein geschliffen, und mit Silber ein Zeichen darin eingraviert. Es stellte
einen Blitz dar.

„Jetzt wird mir einiges klar,“ sprach der Magier. „Tarasios war also ein
Mitglied des Clans der Dunkelheit. Ein Magier der Dunkelheit.“
„Klingt bedrohlich,“ meinte Kelmend, woraufhin Orestes erwiderte: „Ist es
aber nicht. Wie die Sonne Energie hat, ist auch in Dunkelheit Energie. Der Clan
der Dunkelheit wurde aufgelöst weil die Bevölkerung nicht sehen wollte dass
auch diese Magie gutes bewirken kann.“
„Es gab also keine neuen Mitglieder mehr,“ stellte Kelmend fest.
Orestes bestätigte: „So ist es.“
Zenon fuhr fort: „Tarasios ist also in gewaltiger Weise verbittert.“
„Wenn meine Magie nicht mehr auf reguläre Weise gefragt ist,“ sprach
Orestes seine Gedanken aus, „dann sorge ich eben dafür dass ich nur noch
meine Magie gezwungenermaßen existiert.“ Der Magier wollte es einfach nicht
begreifen. „Nur damit diese Magie überlebt löscht er Menschenleben aus.“

Erneut konnte er Wut in sich fühlen. Zenon redete wieder: „Wir hätten es uns
denken müssen. Schließlich beherrschen auch seine Häscher Magie der
Dunkelheit.“
„Und andere Magie Arten, um Magier in Verdacht zu bringen,“ setzte Orestes
hinzu. Lebensgefährlich. Zwar kann man jeden Zauberspruch erlernen wenn man
eine magische Energie benutzen kann, aber wenn diese nicht für den Spruch
bestimmt sind, hat man kaum Kontrolle über sie.“
Kelmend wunderte es nicht, dass Tarasios so weit ging: „Dieser Mann nimmt
keinerlei Rücksicht auf Verluste. Egal um wen oder was es geht.“

In diesem Augenblick betrat einer der Rebellen hastig den Raum. Alle drehten
sich sofort zu ihm um, als dieser berichtete: „Schlechte Nachrichten. Wie zu
erwarten war hat Tarasios die Befreiungsaktion ausgenutzt. Er hat um eine
außerordentliche Sitzung des Rates gebeten. Er will die Kontrolle über die
Armee.“
Orestes Herz setzte aus. Er sah in die Gesichter der Anderen. Auch ihre Augen
sprachen Bände. Angst.
„Wann ist die Sitzung?“, fragte Kelmend.
„Morgen, zur Mittagsstunde.“
Der Rebellenführer atmete ein mal tief durch. „Nun denn, dann müssen wir es
morgen in den Sitzungssaal schaffen. Bringt uns die Pläne des Gebäudes.“
Sofort ging einer der Rebellen los und beschaffte die Dokumente.

Auch Orestes beugte sich über sie, worauf Zenon besorgt meinte: „Kamerad, du
bist verletzt, du kannst nicht...“
„Körperliche Schwäche ändert nichts an meinen magischen Fähigkeiten. Ihr
werdet jeden brauchen. Du weißt das.“
„Leider hat er recht,“ pflichtete Kelmend bei, „anders werden wir es nicht
schaffen.“

„Na gut,“ gab Zenon schließlich nach.
Kelmend erklärte dann: „Der Hauptplan ist denke ich eindeutig. Wir müssen es
schaffen heimlich in das Gebäude zu kommen, den Rat erreichen bevor es zur
Abstimmung kommt und ihnen unsere Beweise vorlegen.“
„Und egal ob wir es schaffen den Rat zu überzeugen oder nicht, die Häscher
von Tarasios werden überall sein, versteckt,“ fuhr er fort.
Orestes sprach aus, was sich bis dahin keiner traute: „Wenn sie die
Gelegenheit bekommen, uns und, wenn sie sich gegen ihn stellen, die Mitglieder
des Rates, zu töten, wird sie genutzt. Uns allen muss das klar sein.“
Der Magier sah den Blick seiner Melania und seines Sohnes, ein Blick voller
Angst und Sorge. Ihm selber gefiel es nicht dies aus zu sprechen. Sein Herz
schmerzte bei diesen Gedanken. In ihm war Angst. Auch wenn er wusste, was er tun
muss, wenn er es auch wollte, so war da auch diese Angst.

„Also, sollte es zum Kampf kommen, werden wir Magier in erster Linie versuchen
die Magie der Häscher in Schach zu halten. Ihr und eure Leute, Kelmend, müsst
euch mit dem Schwert wehren,“ sagte er weiter. Kelmend nickte ihm zu.
Orestes redete weiter: „Es würde mich auch nicht wundern, wenn Tarasios und
die Häscher gegen den Magier-Kodex verstoßen würden, nie eine Waffe in die
Hand zu nehmen. Wir müssen uns auf einiges gefasst machen.“

Als Orestes sich in seine Gemächer zurück zog, klammert sich Matthaios an ihn.
„Was ist, mein Sohn?“
„Ich will morgen mit!“
Orestes erhob eine Augenbraue: „Das ist zu gefährlich, mein Sohn.“
„Aber jeder wird gebraucht, das hast du doch eben gesagt!“, antwortete
Matthaios trotzig.
Der Magier seufzte, als er sich aufs Bett setzte. „Komm mal her, Matthaios.“
Das Kind setzte sich neben seinen Vater.
„Matthaios, du wärst keine Hilfe. Du hast gerade erst angefangen, mit der
Magie der Sonne um zu gehen. Du wärst für die Häscher eine leichte Beute.“
„Aber ihr könnt mich doch alle beschützen!“ Matthaios musste kurz
schmunzeln. Offensichtlich hatte sein Junge auch die Dickköpfigkeit seines
Vaters geerbt.
„Matthaios, wir müssen uns darum kümmern gegen Tarasios zu kämpfen. Und in
so einem Kampf kann man nicht immer auf alles achten. Es ist zu gefährlich für
dich. Außerdem könnte ich nicht kämpfen wenn du dort wärst.“
„Warum Papa?“

„Mein Sohn, weil ich nicht will, dass dir irgend etwas geschieht. Weißt du
wie viel Angst ich um dich hätte? Ich will dich niemals verlieren. Hier bist du
sicher, mein Junge.“
Orestes sah erste Tränen in den Augen von Matthaios. Der Junge schluckte, bevor
er fragte: „Versprichst du mir, dass du wieder kommst?“
Eigentlich war es dem Magier klar, dies war nie und nimmer ein sicheres
Versprechen, doch konnte er sein Kind nicht leiden sehen. „Ich verspreche es
dir.“
Der Zauberer nahm seinen Nachkommen in die Arme, welcher jetzt ungebremst anfing
zu weinen. Zwischen dem Schluchzen brachte Matthaios ein: „Ich hab dich
lieb!“ , hervor.
Fest drückte Orestes Matthaios an sich: „Ich hab dich auch lieb!“

Am nächsten Morgen versammelten sich alle, welche zur Hauptstadt ziehen wollen,
vor dem Versteck. Weil die Magier jede Kraft brauchen würden, wurde entschieden
zu Pferde und auf Wagen den größten Teil des Weges zurück zu legen, denn
schon sich dann getarnt in die Stadt zu schleichen würde genug Energie kosten.
Orestes betrachtete Kelmend, Zenon und viele seiner Kameraden. „Seid ihr alle
bereit?“, rief Kelmend ihnen zu. Alle gaben ihre Zustimmung bekannt. Der
Rebellenführer gab das Zeichen für den Aufbruch, und Orestes sprach zu seinem
Freund Zenon: „Möge Helios uns beistehen.“



Kapitel 12:
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Tarasios ging einige Schritte im Plenarsaal des Ratsgebäudes. Dann begann er
mit seiner Rede: „Hoher Rat, wie ihr wisst, versuchen wir alles die Magier
ausfindig zu machen, welche sich weigern, ihre Magie in den Staatsdienst zu
stellen. Und ebenso diejenigen, welche diesen Ungesetzlichen Magiern helfen.“
Er machte eine kleine Pause. Um ihn herum waren die Mitglieder des Rates. Der
Saal bestand aus einer kreisrunden Ebene. Im Inneren dieses Kreises war eine
ebenso runder Bereich für die Redner. Darum waren die Reihen der Räte.
Tarasios sprach weiter: „Nun ist die Situation um einiges schwieriger und
komplizierter geworden. Wie ihr sicher mitbekommen habt, haben diese Gesetzlosen
die Hinrichtung vor ein paar Tagen verhindert und alle Delinquenten befreit. Die
Bedrohung für unser Land wird immer schlimmer.“

Leise schlich sich Orestes hinter einem der Rebellen durch die vielen Gänge des
Ratsgebäudes. An den üblichen Wachen vorbei zu kommen war keine große
Schwierigkeit. Der Tarnzauber der Magier reichte auch ohne Probleme für die
Kämpfer.
Jetzt aber, hier in den Gängen, war die Situation schon etwas anders. Ihre
Schritte hallten leise durch die leicht beleuchteten Wege. Einige Fackeln
spendeten Licht. Hier würden mit Sicherheit Häscher des Tarasios sein, und
wenn diese Magie beherrschen sollten, wovon man ausgehen konnte, dann hätten
sie die Magie des Clans der Sonne spüren können und alles wäre umsonst
gewesen.
„Ganz leise,“ flüsterte Kelmend, welcher die Gruppe anführte. „Es kann
nicht mehr weit sein.“
„Seid ihr sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“, wollte Orestes
Wissen.
Kelmend erwiderte: „Wir haben die Baupläne des Ratsgebäudes dank einiger
Spione komplett aufzeichnen und studieren können. Keine Sorge. Ah, Hier.“

Der Rebellenanführer hatte einen kleinen Geheimgang entdeckt, dessen Eingang
sich durch das drehen einer Fackelhalterung öffnen ließ. Durch diesen
schlichen sie jetzt hindurch. Kelmend befahl einer Hälfte der Truppe sich in
die andere Richtung zu begeben.
Er erklärte Orestes: „Dieser Gang führt um den Plenarsaal herum. Wir werden
uns heimlich gleichmäßig verteilen.
Dass die Häscher davon nichts wissen oder Tarasios selber kann man nur dadurch
erklären: Es handelt sich um einen Fluchtweg, welcher nur wenigen Mitgliedern
des Rates offenbart wurde. Wohl um mögliche Angriffe sicher zu sein über
diesen Gang. Aber wie ihr seht, dessen Existenz war nicht geheim genug für
uns.“
Der Magier musste schmunzeln. Offensichtlich waren die Rebellen wirklich sehr
geübt darin, heimlich an Informationen zu kommen. Zum Leidwesen von Tarasios.
Jedenfalls hoffte er das.
Der Gang hatte du einer Empore geführt, die rund um die Ratsmitglieder führte.

Diese schien keinen Zweck zu erfüllen, wenn man nichts von den getarnten
Treppen wusste, die hinunter führten zu den Sitzen der Räte, verborgen dank
Magie. Und die Quellen dafür bemerkte der Sonnenmagier, es handelte sich um
Kristalle, die diese magische Energie verströmten. Welche Art von Energie, das
vermöchte er nicht zu sagen. Offensichtlich konnten diese Kristalle
verschleiern, welche Magie man benutzte.

Heimlich schlichen sich alle an die Positionen, wo sie hin sollten. Orestes
hörte genau hin, und was er hörte, gefiel ihm überhaupt nicht.
Tarasios redete: „Aus diesen Gründen denke ich, es gibt nur noch eine
Möglichkeit für uns, dieser Bedrohung Herr zu werden. Es muss Schluss sein mit
langen Debatten. Wir müssen handeln. Ich bitte deswegen den Hohen Rat, mir die
Aufsicht und Kontrolle über die Armee zu geben. Ich werde diese selbstredend
abgeben, sobald die Krise vorbei ist“

„Schnell!“ Orestes war nun voller Panik. Der Magier und der Rebell sprangen
jetzt von ihrer Position, welche sich direkt über dem Eingang des Saales befand
und somit nicht durch Treppen blockiert wurde, hinab.
„Halt!“ Alle starrten auf die beiden Personen, welche urplötzlich
erschienen waren. Der Vorsitzende des Rates, ein etwas Älterer Mann mit langem,
grauen Vollbart, war sofort aufgestanden, aber ihm fehlten erst mal die Worte.
Tarasios dagegen erholte sich als erster von der Verblüffung. Er zog sein
Schwert und rief: „Wachen, sofort herkommen, Eindringlinge!“

„Halt, Premierminister!“ Tarasios, Orestes und auch Kelmend waren ein wenig
erstaunt darüber, dass der Vorsitzende ein mögliches Eingreifen der Wachen
verhinderte. Der Vorsitzende sprach nun weiter: „Wer seid ihr? Warum seid ihr
hier?“
Orestes fand als erster Mut: „Hochgeehrter Vorsitzender des Rates. Ich bin
Orestes. Mitglied des Magier-Clans der Sonne. Und dies hier,“ damit zeigte er
auf Kelmend, „ist Kelmend, ein Freund.“
Tarasios knurrte. Dies entging natürlich keinem. Der Premierminister war
wütend. Offensichtlich hatten die Häscher versagt. Tatsächlich lebten noch
welche von diesem verdammten Clan. Wofür hatte er eigentlich seine Häscher?
„Ich dachte,“ erwähnte der Vorsitzende, „der Clan wäre komplett
vernichtet worden nachdem man ihn für seine Verbrechen bestraft hat?“
„Verbrechen, ehrenvoller Vorsitzender? Wie ihr seht, gibt es uns noch, und wir
sind hier, um euch über die Ereignisse von vor zehn Jahren auf zu klären. Es
gab keinerlei Verbrechen seitens unseres Clans.“
„Aufzuklären? Keinerlei Verbrechen durch euren Clan?“ Der Vorsitzende
blickte erstaunt auf die beiden Männer.

Kelmend ergriff jetzt das Wort: „Wir können beweisen, dass es in Wirklichkeit
nicht der Clan der Sonne war, welcher die Zerstörungen verursachte. Sondern
jemand ganz anderes, welcher davon mehr als Profitierte. Es ist Premierminister
Tarasios.“
Sofort ging ein Raunen durch den Saal. Die Ratsmitglieder diskutierten angeregt
miteinander, aber der Vorsitzende setzte dem mit einem: „Ruhe!“, ein Ende,
ehe er sich an den Premier wendete: „Was meint ihr dazu Tarasios?“
„Das sind infame Lügen. Die wollen sich nur rächen für die Vernichtung des
Clans.“ Voller Zorn hatte Tarasios während dieser Aussage schon fast
angefangen zu brüllen. „Ihr seht, die Magier schaffen es schon in unsere
Regierungsgebäude. Wir müssen mit ihnen kurzen Prozess machen. Ich
werde...“
„Tarasios!“ Sofort war der Vorsitzende ihm ins Wort gefallen. „Die Gesetze
unseres Landes verlangen von uns, stets so etwas sicher zu prüfen. Wir
verurteilen nicht vorschnell. Auch wenn dies, sollten diese Männer Recht
behalten, ein mal geschehen sein sollte, so wäre dies bedauerlich. Ich würde
sie gerne anhören. Will der Rat mir in dieser Hinsicht zu stimmen?“
Die Mitglieder nickten ihm alle zu. „Sprecht, Orestes. Solltet ihr uns aber
nicht eure Behauptung beweisen können, sehen wir euch als Hochverräter an. Ihr
wisst, was das bedeuten würde,“ fuhr der Vorsitzende fort.
Orestes schluckte ein mal, ehe er erwiderte: „Jawohl, ehrenwerter
Vorsitzender.“

Dann holten Orestes und Kelmend die Dokumente hervor. Orestes begann: „Diese
Zeichnungen stammen ohne jeden Zweifel von Tarasios. Dies ist seine
Handschrift.“ Er gab sie dem Vorsitzenden.
„Es sind eindeutige Anweisungen an Häscher, von denen ihr nichts wusstet, mit
Hilfe von Magie jene Angriffe durch zu führen, die euch zu eurem Urteil vor
zehn Jahren bewogen. Die Anweisungen beinhalten besonders welche Magie
angewendet werden soll und wie und wo scheinbare Überreste der Sonnen-Magie
platziert werden müssen.“
„Sonnen-Magie kann nur von Sonnen-Magiern benutzt werden,“ wand der
Vorsitzende ein.
„Sicher,“ stimmte Orestes zu, „aber wie ihr sehen könnt wusste Tarasios,
auf welche Art die Magie so benutzt werden konnte, dass es möglich war sie mit
der Magie unseres Clans zu verwechseln.“

Der Vorsitzende besah sich die Dokumente nachdenklich, ehe er sie weiter gab.
Dann fragte er: „Aus welchem Grund sollte Tarasios Magiern Attentate in die
Schuhe schieben, um sie schließlich unter Kontrolle zu bringen und euren Clan
aus löschen zu dürfen?“
„Darum!“ Kelmend übergab dem Vorsitzenden jetzt die Mitgliedsurkunde des
Premiers. „Tarasios war Mitglied des Magier-Clans der Dunkelheit, welcher
einige Jahre vor jenen Ereignissen aufgelöst wurde, da er keine Mitglieder mehr
bekam.
Dass man jene Magie auch weiter lehren kann ohne einen organisierten Clan wusste
Tarasios nicht oder wollte es nicht wissen.“
„Und das soll jetzt das Motiv klären?“, fragte der Vorsitzende zweifelnd.
„Er war verbittert,“ sprach Kelmend nun weiter. „Offensichtlich war der
Clan so sehr Bestandteil seines Lebens, dass er sich schwor, die Magie der
Dunkelheit nicht nur auf eher unehrenhafte Weise zu bewahren, sondern jede
andere Magie zu blockieren. Offensichtlich sah er andere Arten von Magie als
Ursache für die Auflösung seines Clans. Besonders die Magie der Sonne.“

Orestes blickte in das Gesicht von Tarasios, dieser war offensichtlich immer
wütender geworden. Der Magier dachte sich selbstredend warum, denn der Premier
erkannte nun seine furchtbaren Fehler. Er hätte eben bedenken sollen, niemand
weiß alles und denkt immer an alles.
Der Vorsitzende hatte auch dieses Dokument weiter gegeben, ehe er fragte: „Wie
seid ihr an diese Dokumente gekommen.“
Kelmend erwiderte: „Unsere Leute haben aufgegebene Hütten von Tarasios und
seinen Helfern durchsucht. In diesen fanden wir sie. Uns ist klar, ehrenwerter
Vorsitzender, dass es nicht korrekt war, es auf diese Weise zu tun, aber wir
hätten wohl kaum jemanden vom Statte zu diesen Untersuchungen bringen
können.“
Er sah zu Tarasios: „Besonders, wenn unser größter Feind einen großen
Anteil dessen unter Kontrolle hat.“ Ganz leise knurrte der Premier vor Zorn.

„Tarasios,“ wandte der Vorsitzende nun an diesen, „was habt ihr dazu zu
sagen?“
„Das sind Lügen,“ ereiferte er sich, „alles Lügen. Diese Männer wollen
nur Rache an mir üben, weil ich dafür verantwortlich bin, unser Land vor
machtgierigen Magiern zu schützen. Diese Beweise sind alle gefälscht.“
„Großer Vorsitzender, wir wollen keine Rache,“ sprach Orestes sofort,
„alles was wir wollen, ist wieder leben. Wir wollen nur wieder in Frieden
unsere Magie ausüben.“

Der Vorsitzende besah sich Orestes, dessen Herz wie wild in seinem Herzen
hämmerte. Nun hing alles davon ab, den Rat mit diesen Beweisen überzeugen zu
können. Sonst war alles umsonst.
„Das ist eure Handschrift, Premierminister,“ redete der Vorsitzende weiter,
„um diese zu fälschen, mit Magie, müsste man auch euren Charakter kopieren
und das ist jeder Magie unmöglich. Und jene Urkunde,“ und dabei zeigte er auf
das Papier, welches in den Händen einer seiner Kollegen war, „ist ebenso mit
Magie versiegelt, mit Magie der Dunkelheit, anders kann man das Siegel nicht
erstellen.“

„Und ich sage euch, das ist Lüge,“ schrie Tarasios jetzt. „Diese Magier
wollten unser Land schon immer unterwerfen. Und diese Krieger, die ihnen helfen,
sind nichts weiter als Terroristen. Sie haben viele Männer verletzt als sie die
zum Tode Verurteilten befreiten.“
„Es tut uns um jeden Leid, den wir von den staatlichen Wachen verletzten,
ehrenwerter Vorsitzender. Aber wir mussten dies tun, um das Leben unserer
Freunde zu retten. Wir hatten keine andere Wahl,“ erklärte der Magier der
Sonne.
Nochmal schaute der Vorsitzende Orestes. „Bitte glaubt uns. Wir wollten den
Frieden nie gefährden. Nur unsere Freiheit,“ sagte dieser.
„Und wir wollten nur deren Überleben sichern in jener schweren Zeit,“
schloss Kelmend ab, „und ihnen ebenso nur zu dieser Freiheit verhelfen. Nie
wollten wir Menschen töten und haben dies auch nie getan. Nur eines wollen wir:
Frieden und Freiheit.“

Einige Minuten vergingen. Orestes brach der Schweiß aus. Es musste klappen,
sonst wäre jede Hoffnung auf ihre Freiheit erloschen. Und was wäre mit seiner
Familie? Melania und sein Sohn? Seine Kameraden des Clans? Die Rebellen? Ihrer
aller Leben hing davon ab, was nun geschehen würde.

„Tarasios, für mich sind diese Beweise eindeutig. Eure Handschrift, welche
man nicht mit Magie fälschen kann. Jene Urkunde, welche ebenso nicht gefälscht
werden kann. In den letzten zehn Jahren hat niemand zuvor so sehr wie ihr um die
Kontrolle über die Armee geworben. Stets kam mir das merkwürdig vor, aber
jetzt verstehe ich den Sinn dahinter.“
Tarasios Gesicht begann rot vor Zorn zu werden, als der Vorsitzende fort fuhr:
„Stets habt ihr als Magier in den Staatsdienst nur diejenigen genommen, welche
Magie der Dunkelheit beherrschten. Ihr sagtet uns, diese wäre am besten zu
kontrollieren, und wir sind, wie ich jetzt bedauerliche feststellen muss, darauf
eingegangen.“
Dann besah sich der Vorsitzende Kelmend und Orestes: „Was diese beiden Männer
in Bezug auf die Folgen ihres Tuns sagen, ist schließlich auch war. Es gab zwar
nachweislich Angriffe, aber immer um Gefangene zu befreien, und bis zu dem Tag
als es um die zum Tode verurteilten ging, waren es immer wenige. Andere Fälle
kenne ich nicht.
Und die zum Tode verurteilten waren die ersten wegen politischem Aufruhr.
Todesurteile, die Ihr erwirkt habt mit eurem Einspruch, welchem euch zu stand
als Premier. Nun müssen wir uns wirklich fragen, warum ihr diese jetzt wolltet,
erst jetzt? Anscheinend weil für euch eine Bedrohung angewachsen war, die nur
euch alleine betraf, aber nicht unser Land an sich?“

Tarasios war zu keiner weiteren Äußerung mehr fähig, während der Rat beriet.
Dann erhob sich der Vorsitzende und gab mit ernster und entschlossener Stimme
bekannt: „Tarasios, ihr habt uns und das Volk Asanos arglistig getäuscht. Ihr
habt die Magier in diesem Land als Bedrohung dar gestellt, die sie nicht war,
und leider haben wir euch geglaubt. Dies alles habt ihr nicht für unser Wohl
und das des Landes getan, sondern um eure Verbitterung ertragen zu können.
Ihr wart nicht bereit auf diese Veränderung des Lebens ein zu gehen, sondern
wolltet alles zu dem machen, was ihr wolltet, ohne jede Rücksicht, ohne dass
wir es bemerkten und hinterfragten, weil wir offensichtlich oberflächlich
geworden sind, leider.
Ebenso habt ihr den Tempel der Sonne zerstören lassen, mit unserer Billigung,
allerdings hatten wir von euch damals verlangt, nur zum Äußersten zu gehen
wenn es keine andere Wahl gäbe. Ich nehme an, auch darin ließen wir uns
täuschen.
Das können wir nicht hinnehmen, genau so wie wir furchtbare Fehler, die wir
damals begingen, unter allen Umständen beseitigen müssen.
Erstens: Euer Antrag auf die Kontrolle über die Armee wird abgelehnt. Zweitens
beschließt der Rat einstimmig: Ihr seid mit sofortiger Wirkung eures Amtes
enthoben, Wir nehmen euch unter Arrest.“

In seinem innersten atmete Orestes auf, und auch Kelmend sah er mehr als nur
einen Stein an, welcher diesem vom Herzen fiel. Tarasios hingegen war
kreidebleich geworden, als die Wachen auf ihn zu kamen, aber dann knurrte er,
hob eine Hand, schon ereignete sich eine Explosion über ihm, die zwar den Saal
kaum beschädigte, die Wachen aber sofort zurück schrecken ließ und die
Ratsmitglieder geschockt aufschreien und zusammen kauern ließ.
„Wie ihr wollt!“, brüllte der Premier. Innerhalb weniger Sekunden waren die
Häscher, die sich getarnt hatten, erschienen, unter denen einige, wie auch
Tarasios, ihre Schwerte zogen.
„Wenn ihr mir die komplette, uneingeschränkte Kontrolle über die Armee und
dieses Land nicht auf dem gesetzlichen Weg geben wollte. Ich nehme gerne auch
den anderen Weg.“
„Was habt ihr vor?“, rief der Vorsitzende ängstlich.
„Das, was ich immer tat: Beseitigen, was mir nicht gehören soll.“
„Träumt weiter, Tarasios,“ rief Orestes, hob seinen Arm, tastete nach der
Energie in seinem Kristall und ließ sofort einen großen, hellen Lichtschein
erstrahlen. „Kommt hervor!“, rief er, während Tarasios und seine Häscher
sich schreiend von dem Licht abwandten wie auch der komplette Rat.

Die Rebellen und Magier des Clans der Sonne umzingelten die Feinde, die sich
umsahen. Aber Tarasios schien davon erst mal nicht beeindruckt. „Unsere
Freunde, die unser Überleben sicherten, und Magier des Clans der Sonne, um euch
auf zu halten und unsere Freiheit uns wieder zu geben. Es ist Vorbei,
Tarasios.“
Doch der Premier lächelte nur: „Ihr habt eine lange Reise hinter euch, wir
sind ausgeruht. Und mächtiger, wie auch ich mächtiger bin als jeder andere von
euch, als ihr alle zusammen. Das war euer letzter Versuch meine Macht zu
untergraben.“ Dann schrie er und die Häscher griffen an.



Kapitel 13:
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Tarasios attackierte Kelmend, der jenen ersten Angriff sofort abwehrte. Um sie
herum entbrannte jetzt eine richtige Schlacht. Schwerter klirrten aufeinander,
magische Angriffe wurden erzeugt, es war ein Chaos das ausbrach, ein sehr
gefährliches.
„Bringt die Ratsmitglieder in Sicherheit!“, rief Kelmend, während er weiter
mit Tarasios kämpfte. Orestes war in erster Linie darauf bedacht, Tarasios und
die Häscher davon ab zu halten mit ihrer Magie Kelmend zu bedrohen.

Wie es nicht anders zu erwarten war, wollte sich der Premier nicht auf sein
Schwert verlassen. Ein Schlag gegen Kelmends Schwert, dann stieß er ihn von
sich weg und erzeugte eine schwarze Energie-Kugel. Die von Orestes sofort
abgewehrt wurde.
„Ich, und nur ich, bin dazu bestimmt den Weg der Magie in diesem Land zu
lenken,“ sagte Tarasios, was Kelmend erwiderte mit: „Niemand darf den Weg
der Magie bestimmen, außer dem Schicksal, Tarasios.“
„Ich bin das Schicksal, du Narr!“ Wieder griff der Premier an.

Orestes wäre viel lieber bei Kelmend geblieben, aber der Kampf mit Magie
erforderte doch seine ganze Aufmerksamkeit. Überall flogen die Energien
verschiedener Magie herum. Ein Häscher griff mit einer Kugel an, die Orestes
abwehrte und sich danach auch schon körperlich verteidigen musste, als der
Häscher auf ihn zu rannte.
Schnell nahm er sich den Arm des Feindes, dann schleuderte er ihn mit einem
Magie-Angriff zurück. Da schon kam der nächste an seine Seite, schlug Orestes
ein, zwei mal gegen die Seite. Der Magier zuckte ein mal zusammen wegen des
Schmerzes, bevor er diesem Feind einen Schlag auf den Kopf verpasste und von
sich weg stieß.

Überall wurde gekämpft, traf Schwert auf Schwert, Magie auf Magie, während
die verängstigten Mitglieder des Rates versuchten unter dem Schutz einiger
weniger Rebellen zu entkommen. „Schneidet den Ratsmitgliedern den Weg ab!“,
schrie Tarasios der immer noch mit Kelmend beschäftigt war.
„Oh nein!“, dachte sich Orestes nur, lief so schnell er konnte hin zu der
Gruppe, welche so eben von einigen Häschern umzingelt wurde. Er nahm Anlauf,
sprang mit einem Salto vor die Ratsmitglieder. Dann hob er den Arm, nahm
Sonnen-Energie und erzeugte eine Druckwelle, die sofort die Häscher hin weg
schob.
So eben kam Zenon zu seinem Freund hin: „Wenn dieser Kampf noch länger
dauert, wird unseren Magiern die Energie ausgehen!“ Er wehrte eine schwarze
Kugel ab.
„Keine Sorge,“ erwiderte Orestes, „Kelmend wird es schaffen Tarasios zu
bezwingen.“ Erneut nutze er Magie um andere ab zu wehren.

Kelmend und Tarasios lieferten sich einen sehr harten Kampf. Keiner der beiden
wollte so schnell auf geben. Die Schwerter klirrten, die Kämpfer keuchten.
Kelmend gab Tarasios einen Schlag in Richtung Hüfte, dann gegen den Kopf,
danach in Richtung des Beines, immer unterbrochen vom Schwert seines Gegners.
„Kompliment,“ sprach Tarasios, „Mit dem Schwert seid ihr geübt. Aber eure
Ziele sind die falschen. Bei meinen Häschern wärt ihr mir sehr nützlich
gewesen.“
„Niemals wäre ich in euren Dienst gegangen. Ihr seid nur verbittert und
unzufrieden. Eure Motive sind nicht ehrenhaft.“
Tarasios knurrte und griff nun umso härter an. Er schlug gegen Kelmends Klinge,
so dass diese sich kreuzten, drückte gegen dessen Körper und zischte: „Wie
ehrenhaft war es bitte, meine Magie einfach so sterben zu lassen?“
„Niemand sonst sollte sich darin einmischen was mit Magie geschieht so lange
es ihn nicht betrifft. Nur damit eure Magie in aller Munde ist habt ihr ein
ganzes Volk für eure Ziele missbraucht. Ihr seid jämmerlich, denn nicht darum
kämpfen zu wollen die Magie auch ohne einen Clan zu erhalten ist schwach,“
reizte der Rebellenführer Tarasios.
Tarasios Wut wuchs umso mehr. „Ich zeige dir wie schwach ich bin.“ Der Kampf
ging weiter.

Orestes und Zenon kämpften weiter mit ihrer Magie, aber ihre Reserven wurden
immer weniger. Die Kristalle hatten nicht unendlich viel Energie der Sonne
gespeichert. „langsam müssen wir einen Weg finden die feindlichen Magier
irgendwie auf einen Schlag unschädlich zu machen, oder unsere Lage wird
bedrohlich.“
Orestes nickte. Er schwitzte, keuchte, hatte sich sehr angestrengt. Und immer
noch tobte der Kampf. Es musste eine Lösung her.
Und der Magier kannte eine Lösung. Aber sie war riskant. Jedoch sah er auch den
immer noch schweren Kampf Kelmends gegen Tarasios, wie auch immer mehr Verletzte
auf beiden Seiten. Diese Schlacht musste ein Ende finden.

„Zenon, es gibt keine andere Möglichkeit. Lass uns unsere Magie zusammen
schließen und dann den Magischen Block ausführen.“ Der Magische Block war
eine der mächtigsten Techniken um andere magische Bedrohungen ab zu wehren.
Sie konnte jede andere Magie außer Kraft setzten und den Magiern, welche diese
besitzen, die Energie entziehen, aber für einen alleine war die Technik
tödlich und selbst für mehrere Zauberer ist sie sehr kompliziert.
„Wenn das nicht klappt haben wir definitiv verloren, Orestes, bist du dir
dessen bewusst?“
„Welche Wahl haben wir denn noch, Zenon? Es muss sein. Für unsere Freiheit.
Wir haben beide die meiste Erfahrung,“ antwortete Orestes.
„Na gut.“ Zenon machte ein paar freunden ein Zeichen, dass sie sofort einen
Schutz um sie bilden sollten. Die Gruppe stellte sich zu ihnen.
„Was soll das?“, rief Tarasios, nachdem er Kelmend ein mal von sich schieben
konnte, aber dann auch schon von Kelmend wieder angegriffen wurde.

Zenon und Orestes schlossen beide ihre Augen. Orestes konzentrierte sich auf
jeden letzten Funken an Sonnen-Energie in seinem Kristall und in sich selbst. Er
tastete nach weiterer Energie und spürte sie von Zenon aus fließen.
In seinen Gedanken erkannte er das Leuchten beider Energien, der seinen und der
seines Freundes. Er versuchte sie zu der von Zenon zu führen. Die Energien
verschmolzen langsam ineinander. Dabei entging dem Zauberer natürlich nicht,
wie ihre Freunde alles taten um jeden Angriff gegen die beiden zu vermeiden,
aber er musste das alles ausblenden.
Die Energien waren miteinander vereint. Sie erzeugten eine Kraft, welche man
einfach nicht beschreiben konnten. Durch Vermittlung von Gefühlen gaben sie
beide zu erkennen, jetzt bereit zu sein.

Die vereinte Energie wurde jetzt benutzt. Sie wurde stärker und stärker. Sie
begannen den Zauber zu wirken. Ein Leuchten entstand zwischen ihnen. Das Licht
wurde immer heller. Jeglicher Versuch der Häscher, dieses zu verhindern,
scheiterte.
Auch Tarasios erkannte darin etwas bedrohliches, als er das Licht bemerkte.
Sofort wollte er eine dunkle Energie einsetzten, doch seine Unaufmerksamkeit auf
den Kampf wurde sofort von Kelmend genutzt. Der Rebellenführer schlug
blitzschnell ein, zwei mal, schon flog das Schwert des Premiers durch den Saal.
Vor Schreck schaffte er es nicht mehr noch irgendwie zu reagieren, denn Kelmend
gab Tarasios noch einen Tritt, und hielt dem Premier sein Schwert an die Kehle
als dieser zu Boden ging.

Orestes zitterten wie auch Zenon die Hände vor Anstrengung, doch konnten sie
jetzt nicht aufgeben. Noch ein wenig Konzentration. Inzwischen war die Schlacht
unterbrochen weil alle von jenem Ereignis abgelenkt wurden.
„Und nun, lassen wir ihn wirken!“, rief Orestes. Mit einem lauten Krachen
stob die Energie als Leuchten auseinander und brachte die Zauberer zu Fall.
Durch den ganzen Saal drang das Leuchten und bestrahlte absolut jeden. Es
mochten nur wenige Sekunden gewesen sein, doch den Menschen hier kam es wie eine
Ewigkeit vor.

Zu erst schien es, als wäre sonst nichts weiter Passiert. Erschöpft versuchten
sich Orestes und Zenon wieder auf die Beine zu bringen. Sie lebten beide noch,
das war die erste, erleichternde Erkenntnis für sie, aber hatte der Zauber
bewirkt was sie wollten?
„Nein, nein verdammt, ich kann keine Kugeln mehr erzeugen. Ich fühle mich
völlig ausgelaugt!“, schrie da schon ein Häscher panisch.
Orestes lächelte seinen Freund an, als ein Stein von seinem Herzen fiel. „Es
hat geklappt.“ Danach dauerte es nicht lange, bis die Rebellen und die Magier
die allgemeine Verwirrung ausnutzen konnten, um die Feinde gefangen zu nehmen.
Tarasios wurde von Kelmend in die Mitte des Saales geführt, während die
Ratsmitglieder, die sich in Sicherheit bringen konnten, auch in Richtung der
Mitte begaben, an ihrer Spitze der Vorsitzende.

Der Vorsitzende brauchte einige Zeit, ehe er wieder sprechen konnte. Kein Wunder
nach dem, was geschehen war: „Nun, in so fern ist euer Widerstand beendet,
oder?“
Doch bevor noch irgendjemand sonst reagieren konnte, stürmte jemand auf den nun
ehemaligen Premier und warf ihn zu Boden: Orestes
Blind vor Wut schlug der Magier jetzt auf Tarasios ein, während Zenon versuchte
ihn auf zu halten: „Orestes, hör auf damit, lass es!“
Doch in dem Magier war unglaublicher Zorn vorhanden, und dieser Musste jetzt
raus, übertragen auf den Mann, welcher ihn verursacht hatte. Er brüllte:
„Zehn Jahre, du hast mich zehn Jahre meines Lebens gekostet. Du wirst
büßen!“

Immer weiter schlug Orestes, Zenon bekam Angst um und vor seinem Freund.
„Orestes, du bringst ihn noch um, hör endlich auf!“
Orestes zog Tarasios am Kragen hoch und holte erneut aus. „Papa!“
Eine Hand hatte sich um seine Faust geschlossen. Sein Herz setzte aus, als er um
sich sah und seinen Sohn erblickte. „Matthaios, was machst du hier?“
Der Junge senkte Schuld bewusst seinen Blick: „Ich konnte nicht anders. Ich
habe mich auf einem der Wagen versteckt. Nachdem ihr dann durch diese geheimen
Gänge gegangen wart, bin ich euch gefolgt, aber während dem Kampf war ich in
einer Ecke versteckt.“
„Wie konntest du den Weg im Gebäude finden?“, fragte Orestes darauf hin.
„Ich kann es auch nicht genau beschreiben. Irgendwie habe ich etwas gefühlt,
etwas, das übrig war,“ war die Antwort.

Orestes war erstaunt und vergaß erst mal sowohl seine Wut gegenüber Tarasios
als auch den Ärger darüber, dass sein Sohn ihm nicht gehorcht hatte.
„Matthaios, du hast die letzten Spuren unserer Magie gefühlt. Jede Magie
hinterlässt Spuren, aber diese Spuren zu erkennen...Mein Sohn, deine
Fähigkeiten sind unglaublich. Wenn du fleißig lernst, wird etwas großes aus
dir.“
„Hör bitte auf ihn zu schlagen Papa,“ ignorierte Matthaios diese Worte.
„Bitte, Papa, das bist nicht du. Was hast du davon, wenn du damit weiter
machst. Bitte sei glücklich für die nächsten zehn Jahre mit Mama und mir!“
Orestes musste schlucken, als er die Tränen in dem Gesicht seines Kindes sah.
Sein Sohn hatte Recht. Sie hatten nun ein dunkles Kapitel für sich alle beendet
und nun wurde es Zeit, ein anderes zu beginnen. Ein viel schöneres.
Der Magier ließ von Tarasios ab: „Du wirst deine Strafe erhalten, Tarasios.
Für mich bist du jedenfalls nur noch ein Nichts.“ Orestes nahm dann seinen
Sohn fest in die Arme, während die Wachen den inzwischen blutenden und immer
noch voller Verachtung auf alle blickenden Tarasios zusammen mit seinen
Häschern abführten.

Der Vorsitzende des Rates räusperte sich, ehe er sich an Orestes wandte:
„Orestes, verzeiht uns. Wir ließen uns von Tarasios täuschen, und wir haben
damit euer und das Leben aller Magier in unverzeihlicher Art und Weise
beeinflusst.“
Der Magier, welcher seinen Sohn nun an der Hand hatte, nickte ihm zu: „Ihr
seid nicht die einzigen. Viele ließen sich von ihm blenden. Ich hoffe nur, ihr
werdet in Zukunft wieder mehr Versuchen, auch hinter die Fassade zu blicken und
nicht vorschnell zu handeln.“
Der Vorsitzende nickte: „Dies werden wir tun. Was können wir tun, damit ihr
uns verzeiht?“
Der Zauberer lächelte: „Alles was wir von euch wünschen ist, die Gesetze,
welche die Magie unter den Staatsdienst stellen, auf zu heben und uns zu
erlauben, unseren Clan wieder auf zu bauen.“
Der Vorsitzende blickte sich um: „Ehrenwerte Mitglieder des Rates, wollt ihr
seinem Anliegen statt geben?“
Alle Mitglieder hoben ihre Hand und zeigten damit an, dass sie damit
einverstanden waren. „So ist es beschlossen. Die Gesetzte werden aufgehoben.
In Zukunft wird die Magie wieder nur durch die Gesetzte beschränkt, welche für
alle gelten. Und euer Clan darf wieder existieren, wie alle Magier-Clans.“
„Ich danke euch,“ antwortete Orestes und verbeugte sich. Erste Tränen
traten in seine Augen, aber Orestes versuchte sie zu unterdrücken. Hier wäre
es besser nicht zu weinen, aus Würde.

Dann redete der Vorsitzende zu Kelmend: „Kelmend, damit eure Gruppe auch
weiterhin eine Aufgabe hat, möchte ich vorschlagen, euch in die Armee auf zu
nehmen. Ich denke wir könnten euch als spezielle Einheit gebrauchen. Man wird
sicher Aufgaben für euch finden. Wollt ihr dies?“
„Ehrenwerter Vorsitzender,“ erwiderte dieser, „ich denke unsere Leute
werden dies akzeptieren. Wir werden vorher noch darüber ab stimmen.“
„Nun denn, der Rat wird in nächster Zeit neue Wahlen organisieren und
außerdem die Bevölkerung darüber aufklären was in den letzten zehn Jahren
nicht so gut verlief. Die Magier müssen rehabilitiert werden. Es wird sicher
nicht einfach werden und viel Zeit brauchen,“ meinte der Vorsitzende jetzt.

Worauf Orestes sagte: „Große und wichtige Dinge benötigen ihre Zeit. Ebenso
wie auch der Wiederaufbau unseres Tempels.“
„Was werdet ihr außerdem tun?“, fragte der Vorsitzende.
„Neben dem Wiederaufbau des Tempels werden wir auch einen neuen Vorsteher
wählen. Bevor ihr fragt: ich sehe mich nicht als solcher. Und dann müssen wir
noch eine wichtige Feier vorbereiten und vollziehen. Nämlich meine
Vermählung.“

Bei diesen Worten schlug sein Herz schnell und die unglaubliche Freude breitet
sich in ihm aus. Er sah zu seinem Sohn, und auch diesem Stand ein breites
Grinsen ins Gesicht geschriben.
„Ich hoffe, einige von uns dürfen bei dieser Zeremonie dabei sein?“, sprach
der Vorsitzende.
„Wir werden euch gerne einladen,“ antwortete Orestes. „Jetzt erst mal
werden wir unser Leben neu aufbauen. Möge Helios über euch wachen.“
Orestes, Kelmend und auch Matthaios, nachdem er die Erwachsenen dabei gesehen
hatte, verbeugten sich und verließen mit ihren Freunden und Verbündeten den
Plenarsaal.

Als sie sich auf auf ihrem Rückweg befanden, tadelte Orestes noch seinen Sohn:
„Matthaios, du hast dich in große Gefahr gebracht.“
„Tut mir Leid Papa,“ schämte sich dieser und sah zu Boden.
„Nun,“ lächelte der Magier sein Kind dann an, „immerhin hast du mich auch
damit davor bewahrt zu etwas zu werden, was ich nie sein wollte. Der Hausarrest
den du bekommst wird deshalb nur eine Woche lang sein-wenn wir einen neuen
Tempel haben.“

Alle drei lachten darauf hin und setzten ihren Weg fort. Den Weg in eine
Zukunft. Einer Zukunft, in welcher sie leben durften. Einer Zukunft, in dieser
sie frei waren. Einer Zukunft, in welcher sie vor allem endlich wieder eines
ohne Bedenken, sorge und Ängste wieder auf sich scheinen lassen konnten:
Sonnenlicht.

Wer glaubt ich wäre am Ende, der Irrt: Ein Epilog kommt noch.



Epilog:
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Der Zauberer besah sich im Spiegel hin und her. Er trug eine festliche Uniform.
Es war ja auch ein festlicher Akt: Der Tag seiner Hochzeit.
In den letzten Monaten war einiges passiert. Der Wahlkampf um den neuen
Premierminister war in vollem Gange. Die Bevölkerung wurde aufgeklärt wie
falsch alles in den letzten Jahren gelaufen war, und doch, wie man erwartete
wahren immer noch große Teile des Volkes den Magiern eher skeptisch
eingestellt.
Jedoch hatte der Rat vorgesorgt und klar gestellt dass niemand mehr
Premierminister werden würde welcher einen Wahlkampf gegen bestimmte Gruppen
führte. So jemand würde sofort wieder seines Amtes entzogen. So hatte man sich
auch mit den Obersten Richtern des Landes geeinigt.

Der Bau des neuen Tempels war in vollem Gange. Sowohl der Rat als auch Kelmends
Männer halfen mit, damit der Clan der Sonne bald wieder ein prächtiges und
sicheres Zu Hause haben würde. Bos der Bau abgeschlossen sein würde, lebten
die Mitglieder und ihre Helfer weiterhin im Versteck der Rebellen. Welches aber
nun natürlich öffentlich zugänglich war.
Endlich auch gab es wieder neue Magier. Wenige Junge Menschen wurden entdeckt,
die das Talent besaßen die Magie der Sonne an zu wenden und wurden nun
gemeinsam mit Orestes Sohn unterrichtet.
Matthaios machte unglaubliche Fortschritte, Orestes war wirklich stolz auf sein
Kind.
Kelmends Männer waren nun Bestandteil der Armee. Man setzte sie in erster Linie
dafür ein um Offizielle Veranstaltungen zu sichern und zu schützen.
Nachdem Magie außerhalb des Staatsdienstes wieder erlaubt war, fing auch
langsam wieder der Handel mit Eiea an zu florieren, wenn auch eher langsam.

Orestes hatte von vorne rein abgelehnt der neue Vorsteher des Clans zu werden,
so wählte man seinen Freund Zenon. Der Magier war sich sicher dass sein Freund
ein guter und ehrwürdiger Leiter des Clans werden würde.
Nun aber war er unglaublich nervös. Er betrachtete sich in der weißen Uniform,
die mit goldenen Knöpfen verziert waren, die alle das Zeichen ihres Clans
eingeprägt hatten. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu seinem Raum
und Kelmend trat ein: „Ihr könnt euch jetzt um drehen wie ihr wollt, es
ändert nichts daran dass ihr angemessen gekleidet seid für diesen Tag.“
Natürlich entging Orestes der amüsierte Unterton nicht: „Wie würdet ihr
euch fühlen, Kelmend. Heute ist nicht irgend ein Tag für mich.“
Kelmend lachte leise: „Natürlich ist mir das bewusst. Aber ihr müsst ruhig
bleiben, Orestes. Wenn ihr in Ohnmacht fallen solltet vor dem Altar, hätte
unser harter Kampf den wir führten ein wenig den Sinn verloren.“ Er legte dem
Magier freundschaftlich die Hände auf die Schultern.
Orestes atmete noch ein mal tief durch.
„Und nun, kommt!“ Die Beiden Männer begaben sich in den Saal, welcher eher
Provisorisch eingerichtet war für diesen Anlass. Um sie herum waren die Gäste
dieses Festes, unter ihnen auch Mitgleider des Rates und von Kelmends Männern.
Zenon und Matthaios standen beim Altar und erwarteten den Magier.
Während Matthaios in einer eben gleichen Uniform wie sein Vater gekleidet war,
trug Zenon, der als Vorsteher die Trauung durch führen sollte, eine vergoldete
Robe. Hinter ihm, an der Wand befanden sich zwei große Banner mit dem Wappen
ihres Clans.
Die Tür öffnete sich und Melania trat ein. Orestes musste kurz nach Luft
schnappen, denn da trat keine Frau ein, sondern ein Engel. In einem weißen
Kleid trat sie ein, welches an den Schultern golden verziert war.
Gemäß den anderen Tradidtionen des Clans trug sie weder einen Bratstrauß, aus
Respekt vor den Pflanzen, noch einen Schleier, da Helios stets auf das Glück
sehen sollte. Langsam trat sie auf ihren Geliebten zu während einige
Sonnen-Magier im Chor ein Lied sangen.

Noch mehr als das Kleid strahlte Melania selber, als sie den Altar erreichte.
Orestes Herz schlug wie ein kleiner Vogel. Die Sonne selber wärmte sein
Innerstes. „Mein Engel,“ flüsterte er ehrfürchtig, als er Melanias Hand in
die Seine nahm. Matthaios stellte sich stolz hinter die ineinander
verschlossenen Hände.
Zenon begann: „Heute, liebe Freunde, vereinigt Helios dieses Paar. Auf dass
das Licht der Sonne ihre Liebe auf ewig erstrahlen lassen möge und sie
fruchtbar mache. So sollen denn diese zwei Menschen den größten Reichtum für
immer in sich bewahren, sich selber schenken und in der Welt das Glück
erfahren.
Denn dies, liebe Freunde, ist ein Reichtum der mit nichts bezahlt werden könnte
und immer größer sein würde als jedes Gold unserer Welt.“

Er wandte sich an Orestes: „Orestes, Magier des Clans der Sonne. Schwört ihr,
bei Helios, dass ihr mit dieser Frau in ewiger Liebe verbunden sein wollt? In
jeder Lage, bei jeder Freude und jedem Schmerz den ihr haben werdet, euer Glück
gemeinsam zu verdoppeln und jedes Leid mit ihr zu teilen? Bis zu jenem Tage, an
dem Helios euch ruft?“
Orestes antwortete mit einem Lächeln: „Ja, so sei es und soll es bleiben. Ich
schwöre es bei Helios.“
Das pure Glück und die größte Freude empfand er in jener Sekunde.

Zenon fragte nun Melania: „Melania, schwört ihr bei Helios, mit jenem Magier
unseres Clans in ewiger Liebe verbunden zu sein? Stets mit ihm das Licht der
Sonne und auch die Schatten zu teilen? Ihm immer zu helfen und Hilfe zu
empfangen, auf dass Helios auf euch und eure Familie strahlen werde, bis zu dem
Tage, an dem er euch ruft?“
Melania strahlte noch mehr, als sie die Antwort gab, die einen langen weg für
sie beendete: „ich schwöre es, bei Helios.“
Zenon lächelte die beiden an, als er sich zwei Ringe von Matthaios geben ließ,
auf denen die Namen dieser Verbindung eingetragen waren: „Dies soll das
Zeugnis eures Bandes sein.“
Er überreichte auf einem kleinen Kissen Orestes die Ringe.
Der Magier nahm einen Ring, steckte ihn Melania an und sagte, mit aller Freude
seines Herzens: „Melania, ich verspreche es bei Helios. Du und ich: Für
immer.“
Melania nahm nun ihrerseits den anderen Ring, um ihn Orestes an zu stecken:
„Orestes, ich verspreche es bei Helios. Du und ich, für immer.“

Sie drehten sich zu den Gästen, sagten gemeinsam: „Helios sei unser Zeuge.“
Dann drehten sie sich zu Zenon: „Und ihr, ehrenwerter Vorsteher, sein
Vollzieher.“
Zenon schmunzelte angesichts dieses Leuchtens in den Augen der beiden, als ob
Helios selber hier wäre, ehe er abschloss: „So hat Helios euch nun für immer
miteinander verbunden, als Mann und Frau. Ihr dürft euch küssen.“

Das frisch getraute Ehepaar küsste sich unter dem Jubel und dem Klatschen der
Gäste, dann umarmten sie noch ihren gemeinsamen Sohn.

Am Abend, als die Feier beendet war, genoss die Familie die letzten
Sonnenstrahlen an einem Berghang der untergehenden Sonne.
„Und jetzt, Papa?“, fragte Matthaios neugierig.
Orestes und Melania schmunzelten, ehe sein Vater antwortete: „Nun können wir
gemeinsam dies tun, was wir die letzten Jahre nicht tun konnten: leben. All die
Jahre sind nun beendet. Jetzt haben wir wieder ein neues Leben. Wir alle!“
Spontan ergriff Orestes die Hände seiner Frau und seines Sohnes, rannte mit
ihnen bis zum Höchsten Punkt des Hanges, und rief der untergehenden Sonne
entgegen: „Ich lebe!“ Er blickte ein mal in die strahlenden Gesichter seiner
Familie, ehe sie gemeinsam riefen: „ Wir leben!“

Siebzehn Monate Später.

Ungeduldig wartete Matthaios vor dem Raum. Er war zwar etwas reifer geworden in
der letzten zeit, aber geduldiger war er nicht wirklich. „Mann, wann ist es
denn endlich soweit?“
Zenon schmunzelte: „Große Dinge brauchen nun mal ihre Zeit, und dies ist eine
sehr große Sache Matthaios.“
„Naja, aber sie könnte sich ruhig beeilen,“ gab der Junge trotzig zurück.
„Ich denke mal, sie will sich damit auch beeilen, da bin ich sicher,“
erwiderte Zenon.

Da öffnete sich die Tür und Orestes sah zu deinem Sohn: „Hier will dich
jemand kennen lernen.“
Sofort eilte Matthaios in den Raum. In einem großen Bett lag seine Mutter, in
ihren Armen ein kleines Bündel.
Lächelnd ging er auf Melania zu, die ihm auch sofort das Gesichtchen zeigte:
„Ein Junge.“
Matthaios bewunderte das Baby: „ Er ist so niedlich. Kann ich ihn halten?“
„Natürlich!“ Vorsichtig nahm Matthaios den kleinen Jungen auf den Arm und
lächelte in die Augen des Säuglings: „Hallo kleiner Bruder!“
Ja, so wollte Orestes es eines Tages sehen. Seine Familie, mit der er auf ewig
verbunden sein würde, da war er sich sicher. Und auf Matthaios Frage: „Wie
wird er heißen?“, antwortete der Magier: „Aias.“





 

schaldek

Mitglied
Teammitglied
AW: Sonnenlicht

Wow, echt lang!
Ich hab s mal auf normales A4 kopiert und komme auf 72 Seiten!
Les ich mir gern mal durch, dafür braucht man aber n bisschen Zeit.
Bin gspannt :)
 
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