Poldi

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Mitschnitt - 4. Séance

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Erster Eindruck: Geisterbeschwörung im alten Internat

Max, Jenny und Carina sind die einzigen drei Schüler, die über die Weihnachtszeit in ihrem Internat verblieben sind. Im Keller wollen sie eine Séance abhalten und den Geist der kürzlich verstorbenen Religionslehrerin anrufen. Doch das ist der Auftakt zu einer Nacht des Schreckens...

"Tondokumente aus den Archiven der Polizei" veröffentlicht floff in der Serie "Mitschnitt". Dass das wohl nicht ganz der Wahrheit entspricht, dürfte jedem klar sein, dennoch wird alles zur Aufrechterhaltung dieser These gemacht. In dieser vierten Folge begleiten wir drei Teenager bei einer Geisterbeschwörung - jedoch erst nachdem wir eine lange Passage gehört haben, die uns Max, Jenny und Carina näher bringt, sondern auch recht krampfhaft auf das Teenageralter der drei pocht, indem verschiedene Dinge aus der Popkultur aufgegriffen werden. Doch was danach kommt kann sich durchaus hören lassen, die wenigen Schwächen sind auf das ansonsten gute Konzept zurückzuführen. So ist die Entwicklung und die Stimmung der Charaktere manchmal recht sprunghaft, was aber aber nötig ist, um das Hörspiel auf einer vernünftigen Länge zu halten. Die Charaktere wirken durch den vermehrten Einsatz eines gewissen Schimpfwortes teilweise eindimensional. Die Erklärungen einiger Dinge sind manchmal etwas hölzern, doch der Einsatz eines Erzählers oder anderer stilistischer Mittel wäre dem Konzept entgegengesetzt. Ansonsten entwickelt sich eine spannende Geschichte, die vergangene Ereignisse aufgreift und geschickt Spukgeschichten variiert, leider aber einige Längen aufweist. Sehr gut gefallen hat mir das offene Ende und die Ungewissheit, was aus den Personen geworden ist. Auf dieses Hörspiel muss man sich einlassen und die (dem Konzept geschuldeten) Schwächen übersehen, dann lohnt es sich jedoch durchaus.

Um den Schein eines realen Tondokumentes aufrechtzuerhalten, wurde auf Sprecherangaben verzichtet. Die Sprecherin der Jenny hat mir am besten gefallen, da sie die steigernde Panik gut umgesetzt hat und herrlich schreien kann, wohingegen "Max" zwar insgesamt auch gut agiert, manchmal aber etwas hölzern wirkt. Die dritte im Bunde, die Sprecherin von Carina, kann hier am besten ihre Wandlungsfähigkeit zeigen und schafft dabei gruselige Stimmungen.

Auch der Einsatz von Musik oder künstlichen Effekten hätte nicht in das Konzept gepasst, deswegen wurde darauf komplett verzichtet, was dem Hörspiel eine ganz eigene Atmosphäre verpasst. Die wenigen Geräusche wurden jedoch glaubhaft eingesetzt, das Kratzen des Holzes über das Board ist extrem beeindruckend, obwohl es relativ leise ist.

Ein blutiges Messer in einem Wasserglas, nicht anderes als ein weißer Hintergrund und der gelungene Schriftzug, fertig ist das Cover. Diese Reduktion auf das Wesentliche funktioniert gut und verrät nicht zu viel vom Inhalt, ist aber trotzdem konkret genug. Auch der Rest der Aufmachung ist schlicht, und irgendwie stören mich die fehlenden Sprecherangaben doch ein wenig.

Fazit: Auch wenn es einige Ecken und Kanten gibt, insgesamt habe ich mich recht gut unterhalten gefühlt und mit den drei Jugendlichen mitgefiebert.
 
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