Nacks

Neues Mitglied
Hallo,

stelle mir immer wieder die Frage wie man am besten große Lautheitsunterschiede aufnimmt?
Bisher mache ich das immer so, dass ich bei einem Schrei diesen extra einpegel und diesen dann unabhängig vom Dialog aufnehme. Teilweise merkt man dies jedoch, da hier die Dynamik fehlt. Jetzt frage ich mich wie ihr das macht bzw. wie man das am besten macht.
Kann ich einfach einen Limiter dazwischen hängen um dann hier wenn es zu einer übersteuerun kommen sollte diese dann einfach begrenzt wird?

Als Limiter bzw Kompressor würde mir ein Samson SCOM 4 zur Verfügung stehen
 

marcotronic

sprechender Komponist
Sprechprobe
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AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Das Optimum für große Lautstärkeunterschiede bietet mit Sicherheit eine Raumumgebung, bei der Du grundsätzlich nicht im Zentimeterabstand vor dem Mikro hängen musst, sondern bei der Du auch noch aus einigem Abstand einen guten Raumklang mit wenig Raumhall hast (bei professionellen Filmsynchronisationen werden Sprecher z.B. in der Regel aus einer "gesunden" Entfernung zum Mikrofon aufgenommen, zum einen um hier den Nahbesprechungseffekt zu minimieren/eliminieren - weil es eben "natürlicher"/"räumlicher" klingt und weil somit der Unterschied zwischen leise und laut gesprochenen Passagen oder wenn geschrieben wird, nicht so auffällig wird. Dabei machen sich natürlich dann hochwertigste Mikros bezahlt, die zum einen eine hohe Empfindlichkeit haben, zum anderen aber einen sehr hohen Schalldruck vertragen. Ausgebügelt werden die Lautstärkeunterschiede selbst dann mit den schon von Dir erwähnten Kompressoren/Limitern.

Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, durch entsprechende Mikrofontechnik (also beim Sprecher jetzt), ein wenig auszugleichen. Bei feststehenden Mikros muss man sich natürlich selbst ein wenig bewegen, den Kopf bei lauteren Passagen etwas wegbewegen oder gar am Mikro vorbei"schreien". Als Sänger hat man sowas in der Regel nach einiger Zeit raus (im Idealfall :) Ich kenne genug Spezies, die - egal ob sie flüstern oder Deathmetal gröhlen - das Mikro permanent am Mund kleben haben :)

Natürlich kannst Du auch grundsätzlich Schrei-Parts nachträglich aus geeigneter Entfernung aufnehmen - ich würde dann aber bei den leiseren Stellen darauf achten, dass hier der Nahbesprechungseffekt nicht zu stark auffällig ist, Du also auch leisere Stellen aus gewisser Entfernung aufnimmst. Das Ganze dann nachher mit Kompressor/Limiter ausgleichen.

Gruß
Marco
 

Erdie

Der düstere Herrscher
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AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Das ist alles ohne Einschränkungen richtig. Leider ergibt sich daraus automatisch das Problem mit dem Raumhall, welchen man dann eben bei lauten Stellen umso deutlicher hört, wenn man den Abstand vergrößert. Die Anforderungen an die Aufnahmeumgebung steigt dramatisch, wenn man Schreie aufnehmen möchte.
Der Raumhall wird (relativ) nicht stärker, wenn man lauter spricht. Er nimmt nur zu, wenn der Mikrofonabstand vergrößert wird. Daraus folgt auch die Tatsache, dass eine empfindlicheres Mikrofon eben nicht mehr Raumhall aufnimmt als ein unempfindliches - auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Es gibt nur 2 Parameter, die den Raumhall beeinflussen: Richtcharakteristik und Abstand .. sonst nix.
 

aigiko

Aiga Kornemann
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AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Wie ist das gemeint mit der fehlenden Dynamik beim runtergepegelten Schreien ohne größeren Abstand vom Mikro? Es gibt eine vergleichbare Diskussion hier irgendwo, da war der Rat, einfach stark runterzupegeln und den Abstand vom Mikro nicht zu vergrößern. Ich hab zwei Schreiparts vor mir, wie mach ich dat denn nun am besten. Beide Varianten ausprobieren und hoffen, dass mein Kabinchen nicht zu viel Raumhall bildet? Arme Nachbarn... *gack*
 

Erdie

Der düstere Herrscher
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AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Es ist so gemeint, dass man mit Hilfe von Tools (Kompressor, Limiter) die lauten Stellen, also Schreie, leiser macht und die leisen so läßt wie sie sind bzw. sogar lauter macht. Dadurch wird die Dynamik kleiner. Das ist aber erwünscht, weil die Dynamik sonst für die Wiedergabe zu groß wäre und man müßte schon sehr laut aufdrehen, damit man die leisen Stellen noch hört und von den lauten wird man dann erschlagen. Nur übertreiben sollte man das nicht. Wenn man beim Schreien vom Mkro weggeht, dann hat man schon bei der Aufnahme den Lautstärkeunterschied etwas veringert, was durchaus sinnvoll ist. Nur sollte man eben aufpassen, dass dabei nicht zuviel Hall mit drauf kommt.
 
AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, durch entsprechende Mikrofontechnik (also beim Sprecher jetzt), ein wenig auszugleichen. Bei feststehenden Mikros muss man sich natürlich selbst ein wenig bewegen, den Kopf bei lauteren Passagen etwas wegbewegen oder gar am Mikro vorbei"schreien". Als Sänger hat man sowas in der Regel nach einiger Zeit raus (im Idealfall) :)

Hier dazu mal ein Beispiel:

Wie laut ist denn so ein Schrei aus 0,xy Metern Entfernung? Das Mikro verträgt ja "nur" 115dB aber es hat eine Superniere. Vielleicht reicht ein seitliches "vorbeischreien" schon, gute Absorber um Dich herum vorausgesetzt.
Kann man mit der Röhre im Signalweg Verzerrungen überhaupt deutlich ausmachen?
 
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aigiko

Aiga Kornemann
Sprechprobe
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AW: Große Lautheitsunterschiede (Schreie - Flüstern) wie am besten aufnehmen

Danke für die Erklärung und das Beispiel!

Die Aufnahmeumgebung und wann der Raumhall loszickt ist also bei jedem anders, wie das jeweilige Mikro reagiert auch. Das heißt, wenn ich eine Szene habe, die von recht leisen Tönen bis ins Schreien geht, mach ich erst mal einen technischen Stresstest in meiner Kabine und probiere Abstände zum Mikro und Wirkung von Vorbeischreien aus.

Dabei muss ich eigentlich "nur" den besten Pegel finden, damit an den lautesten Stellen nichts nach oben ausreißt. Dann ist die Harmonisierung der Dynamik Sache der Nachbearbeitung. Theoretisch kann ich die Dynamik durch mein Verhalten am Mikro auch so steuern, dass gar nicht sooo viel nachzubearbeiten ist. Könnte ich, wenn ich es könnte.

Na, mal sehen, ob ich das hinkriege... sehr spannend!
 
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