Poldi

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Die schönsten Hörspielklassiker für Kinder

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Erster Eindruck: Fünf Klassiker unter einem Dach

Eines Tages nimmt ein Wirbelsturm Dorothy aus der Prarie in Kansas mit in ein wundersamen Land namens Oz. Auf dem Weg in die Smaragdstadt findet sie gute Freunde... (Der Zauberer Von Oz)
Der aufgeweckte Cedric wächst bei seiner Mutter in New York auf, bis er erfährt, dass er ein waschechter Lord ist und sein Großvater ihn bei sich in England haben möchte... (Der kleine Lord)
Als Alice einem weißen Kaninchen in seinen Bau folgt, stürzt sie in ein großes Abenteuer. Denn sie landet in einem Land, in dem nichts so ist wie es zu sein scheint und alle Einwohner ein wenig verrückt sind... (Alice im Wunderland)
Der Frosch ist begeistert von Autos und möchte immer nur fahren. Dass er dabei einen Unfall nach dem anderen hat stört ihn nicht sonderlich. Seine Freunde, der Maulwurf und die Ratte, wollen ihm helfen... (Der Wind in den Weiden)
Als eine amerikanische Botschafter-Familie in einen englischen Landsitz ziehen, wollen sie von Gespenstern nichts wissen – was den Hausgeist des Anwesens natürlich ändern möchte... (Das Gespenst von Canterville)

Der Hörverlag hat in einer Box fünf bekannte Geschichten als Hörspiele veröffentlicht, die zwar eher an Kinder gerichtet sind, aber eher durchaus für die ganze Familie geeignet sind. Fünf Klassiker, die den meisten bekannt sein dürften, die als Radiohörspiele umgesetzt wurden und hier eine interessante Zusammenstellung bilden. Den Anfang macht „Der Zauberer von Oz“, das sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Die bekannte Geschichte wird hier um einige Elemente reduziert, so taucht zum Beispiel der Hund Toto gar nicht auf. Auch wirkt die Handlung teilweise etwas gebremst, die Dynamik fehlt. Dafür sind die Erzählteile gut gelöst: Der Erzähler ist gleichzeitig der Zauberer von Oz, wird immer wieder von Dorothy unterbrochen, die auch eigene Passagen erzählt. Bei „Der kleine Lord“ wird der Fokus etwas breiter gestreut als nur auf Cedrics Gutmütigkeit, vielmehr werden auch seine Unlust, Lord zu werden, thematisiert. Auch hier überzeugt eine gute Randgestaltung, in der der alte Dick die Geschichte erzählt. Zahlreiche Umsetzungen als Hörspiel gibt es bereits von „Alice im Wunderland“, diese stammt aus dem Jahr 1999. Einige Passagen werden hier stark in die Länge gezogen, andere wirken seltsam verknappt. So kommt ein kleines Ungleichgewicht zu Stande, was ein wenig merkwürdig wirkt. Die Charaktere kommen hier aber gut zur Geltung. „Der Wind in den Weiden“ dürfte für die meisten die unbekannteste der fünf Geschichten und ist auch noch nicht so oft adaptiert worden, kann also durchaus noch Überraschungen bergen. Die liebevollen Charaktere und ein wenig Skurrilität sorgen für Unterhaltung, auch wenn die Handlung den Hörer nicht so stark an sich binden kann, zu abstrakt die Geschehen in der Tierwelt. Den Abschluss der Box bildet „Das Gespenst von Canterville“ von Oscar Wilde. Hier wird eher Wert auf die komische Seite der Geschichte gelegt, die gruseligen Aspekte treten in den Hintergrund. Die Darstellung des Gespenstes, dem das Spuken nicht mehr so recht gelingen will, ist amüsant und witzig dargestellt. Fünf Hörspiele, die alle ihre kleinen Ecken und Kanten haben, insgesamt aber durchaus gelungen sind.

Natürlich ist hier eine Vielzahl an Sprechern zu hören, und jedes Hörspiel hat auch in diesem ganz unterschiedliche Qualitäten. Grandios ist beispielsweise Tilly Lauenstein als böse West-Hexe, hier kann die ihre volle Stärke ausspielen. Ihr kurzer Auftritt kann aber die eher durchschnittliche restliche Leistung des restlichen Ensembles nicht auffangen. Auch der wunderbare Traugott Buhre kann als Graf von Dorincourt die Wandlung vom hartherzigen alten Griesgram zum liebevollen Großvater gut aufgreifen. Auch bei „Alice im Wunderland“ wird keine herausragende Sprecherleistung geboten, Franziska Mager wirkt in der Hauptrolle manchmal zu blass. Gut ist allerdings die Besetzung von „Der Wind in den Weiden“, bei dem besonders Ilka Teichmüller als Maulwurf und John Yamoah als grummeliger Dachs überzeugen können. Die Sprecherliste beim „Gespenst von Canterville“ besteht unter anderem aus Peter Fricke, Marion von de Kamp und Horst Sachleben.

Trotz unterschiedlicher Produzententeams ist in Sachen Atmosphäre eine einheitliche Linie erkennbar, sie sind alle eher ruhig produziert und setzen eher auf ihre Sprecher denn auf einen bombastischen Sound. Da alle in den 90er Jahren aufgenommen wurden, klingen sie noch vergleichsweise modern und können mit hübschen kleinen Melodien und gut platzierten Geräuschen überzeugen.

Besonders die Gestaltung der Box ist außergewöhnlich und auffällig. Denn statt eines normalen Pappschubers befinden sich die fünf einzelnen, gewöhnlichen CD-Hüllen in einem Haus aus Pappe, bei dem sich das Dach öffnen und die CDs entnehmen lassen. Eine schöne Idee, nur nicht unbedingt für Kinderhände konzipiert. Die Cover der CDs sind einheitlich gestaltet, die schlichte Aufteilung wird jeweils durch ein Motiv aus dem Hörspiel ergänzt.

Fazit: Eine Box für kleine und große Kinder, mit wunderbaren Geschichten, die zwar nicht perfekt produziert wurden, aber durchaus viel Herz enthalten.

VÖ: 7.November 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-822-8
 
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