• Blut-Tetralogie   Dark Space

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Die Kollegen des Axel Springer Audio GmbH (Felix Stäblein and Simone Terbrack) haben ein schönes Beispiel gemacht, wie binaurale Hörspiele klingen könnten:

Dazu HIER der Link und der Text der Seite mal schnell übersetzt für die "English for Not Runaways". ;)
Die ganze Reihe gibt es schon bei Spotify.

Aber hier erst einmal der Einstieg: (vom dearVR Blog)

Wie können binaurale und räumliche Klänge das emotionale Erlebnis von Podcasts und Hörspielen steigern? Der folgende Artikel von VDT-Toningenieur Felix Stäblein taucht tief in die hybride Mischung aus binauralen Aufnahmen und Sounddesign ein, die mit dearVR PRO für das Podcast-Hörspiel "Dark Audio Moments", produziert von der Axel Springer Audio GmbH, bearbeitet wurde.

Über den Podcast und den Einstieg in die Produktion

Der Funke der Idee für Dark Audio Moments sprang im März 2020 bei einem Gespräch mit Christoph Falke, Geschäftsführer von Axel Springer Audio, über. Ziel war es, eine revolutionäre "Blairwitch"-Horrorgeschichte zu entwickeln, bei der der Hörer nicht als objektiver Zuhörer, sondern mitten im Geschehen steht.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass Podcasts überwiegend in Stereo von Nutzern auf mobilen Geräten mit Kopfhörern konsumiert werden. Die technische Hürde, auf ein immersives Format wie binaurales Audio umzusteigen, war daher im Hinblick auf die Nutzung von Kopfhörern praktisch kein Thema. Außerdem bietet das binaurale Format eine viel höhere Immersion als die meisten anderen Audioformate, was uns helfen könnte, der Intensität von Blairwitch näher zu kommen.

Dieser Vorteil hat uns zu einer 3D-Audioproduktion mit einem binauralen Ansatz bewogen und uns von herkömmlichen Stereo- und Ambisonics-Lösungen weggebracht. Für die Produktion entschieden wir uns schließlich für einen hybriden Ansatz, bestehend aus binauralen Aufnahmen, die mit dem Sounddesign gemischt und später mit dem Spatializer-Plugin dearVR PRO bearbeitet wurden.
Unser endgültiges Setup für die binauralen On-Location-Aufnahmen wurde im Mai 2020 initialisiert und während des Produktionsprozesses auf Basis unserer Anforderungen an Handling und Mobilität weiter optimiert. Unser finales Treatment war dann auf die bestmögliche Reproduktion der Lokalisationsinformationen der Schallquellen bei möglichst geringem Eigenrauschen ausgelegt.

AUFNAHME

Die Aufnahmen für die erste Staffel von DARK AUDIO MOMENTS begannen im August 2020. Das Team bestand aus einer Produzentengruppe um Simone Terbrack, den Autoren Christoph Dittert, Björn Berenz (Die Drei ???) und Perry Rhodan, sowie vielen bekannten deutschen Sprechern wie Joachim Kerzel (deutsche Stimme von Anthony Hopkins) oder Charles Rettinghaus (deutsche Stimme von Jamie Foxx).

Die aktuelle Pandemie-Situation erforderte ein etwas anderes Aufnahmekonzept für die Sprachaufnahmen. Auch hier erwies sich unsere Entscheidung für die Hybridlösung als richtig, da sie es den Sprechern ermöglichte, gleichzeitig zu agieren, ohne die Gesundheit der anderen zu gefährden.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Tonaufnahmen ist der binaurale Aufnahmeprozess anspruchsvoller. Man kann nicht einfach einen Ton aufnehmen und ihn dann an die "richtige" Stelle schieben. Bei binauralen Aufnahmen müssen Faktoren wie Entfernung, räumliche Informationen und Timing im Voraus berücksichtigt und während des Aufnahmeprozesses ständig überprüft werden. Neben den binauralen Takes, die mit einem Kunstkopf aufgenommen wurden, haben wir auch die Sprecher konventionell aufgenommen, um dann später die binauralen Aufnahmen und das nachproduzierte Spatial Audio mit dearVR PRO zu kombinieren.

HYBRIDE POSTPRODUKTION

Unser Ziel war es, möglichst genaue Ergebnisse und eine perfekte Verschmelzung des binaural aufgenommenen Raumklangs und der konventionell aufgenommenen Sprecher zu erreichen, die wir anschließend mit dearVR PRO im dreidimensionalen Raum positionierten. Um diese Technik zu erleichtern, haben wir im Vorfeld für jede atmosphärische Aufnahme eine Sprachreferenz erstellt, die es uns ermöglichte, die beiden Welten durch eine automatisierte Echtzeit-Auralisierung von dearVR PRO zu verschmelzen. Dieser Schritt war wahrscheinlich der zeitaufwändigste. Dennoch hat sich die Arbeit gelohnt, denn mit den hochentwickelten Raum-Presets von dearVR PRO ist es uns gelungen, die beiden Formate nahtlos miteinander zu verweben.

Das Sounddesign folgte demselben hybriden Ansatz, der auf einer Kombination aus binaural aufgenommenen Audios und nachträglich mit dearVR PRO im dreidimensionalen Raum positionierten Klängen beruht. So konnten wir das Risiko der unerwünschten Hintergrundgeräusche der direkten Aufnahme mindern. Auch hier funktionierte die Echtzeit-Auralisierung von dearVR PRO perfekt und ermöglichte uns eine nahtlose Integration beider Audioquellen.

Insgesamt war das dearVR PRO Spatializer-Plugin ein zuverlässiger Begleiter bei der Realisierung des Projekts und ließ sich hervorragend in unseren bestehenden Produktionsworkflow integrieren. Aufgrund der einfachen Bedienung von dearVR PRO und der engen Integration von Platzierung und Echtzeit-Auralisierung in einem Plugin (was einzigartig ist) funktionierte die Integration des gerenderten Materials mit den aufgenommenen Klängen aus realen Umgebungen einwandfrei.

MASTERING UND AUSBLICK

Rückblickend auf das Projekt lässt sich feststellen, dass eine gute Immersion vor allem durch den Klangeindruck der Umgebung und der aufgenommenen Geräusche entsteht und nicht durch eine exakte Positionierung einzelner Lautsprecher oder Töne.

Beim Mastering haben wir lediglich einen EQ und einen Brickwall-Limiter eingesetzt, um Verzerrungen durch unerwünschte Pegelspitzen abzufangen. Der Verzicht auf große Mastering-Ketten ist nicht entscheidend und selbst im Fernsehbereich wird heute oft auf ein "großes Mastering" verzichtet.

Solange die Bearbeitung der einzelnen Spuren stimmt, ist es wahrscheinlich, allein durch die Automatisierung der Fader eine kompakt klingende Mischung zu erzeugen, die den Lautheits- und Frequenzgangstandards konventioneller Produktionen entspricht.

Die Resonanz auf unseren Podcast war überwältigend positiv. Wir haben viele begeisterte Rückmeldungen von Audioexperten, Podcast-Produzenten und Hörern erhalten. Darüber hinaus können wir die positiven Auswirkungen auch anhand der Download-Statistiken nachvollziehen.
Da Podcasts oft über Kopfhörer gehört werden, ist die "Begrenzung" des 3D-Effekts gut geeignet, und die Streuverluste waren überschaubar. Im Moment befinden wir uns in der Anfangsphase der Produktion einer zweiten Staffel, und wir freuen uns darauf, erneut dearVR-Plugins zu verwenden, um zu sehen, wie wir die Kunst des Podcasts auf die nächste Stufe heben können.

Felix Stäblein und Simone Terbrack

Felix Stäblein, geboren 1985, studierte Elektrotechnik und Musik an der Universität Bremen. Im Jahr 2006 machte er seinen Abschluss an der SAE Hamburg. Seitdem arbeitet er als freiberuflicher Tontechniker und Komponist für Radio- und Fernsehsender und private Produktionsfirmen sowie für Einzelunternehmen weltweit. Seit 2010 ist er Mitglied des Verbandes Deutscher Tonmeister (VDT).


Simone Terbrack, geboren 1995, absolvierte eine Ausbildung zur Schauspielerin und Musicaldarstellerin, studierte Medien- und Kommunikationsmanagement (B.A.) und arbeitet seit 2016 als Moderatorin, Redakteurin und Reporterin bei den Radiosendern Radio Hamburg und HAMBURG ZWEI. 2018 entwickelte sie während ihres Radiovolontariats die bundesweit erfolgreiche Radiokrimireihe "Hummel, Hummel - Mord, Mord!". Mit Dark Audio Moments feierte sie ihr Debüt als unabhängige Podcast- und Audioproduzentin.

[QUELLE]

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Soweit erst einmal die Kollegen.
Die beigefügte Tabelle listet ein paar PRO und CONtra Argumente auf.

1641396965640.png



Das folgende Bild finde ich sehr interessant: Es zeigt den selbstgebastelten "Dummy-Head". Eine etwas abgewandelte Form zwischen Kunstkopf und Jecklin Scheibe.
Witzigerweise sind das die gleichen (Silikon-) Ohren, die ich auch für meine Kunstkopfversuche verwendet habe. ;)


1641397025962.png


Dies haben sie als "Referenz"-Spuren gemacht. Einfach Stereo auf einen Field-Rekorder. Eine recht pfiffige und doch so einfach zu realisierende Idee.
Das ist alles keine Raketenwissenschaft, aber ein bißchen Basteln mußten sie schon.

Aber es funktionnuckelt.


Kommen wir zum Endresultat:
Mir sind die Aufnahmen zuweilen etwas zu sehr nach außen lastig, an der Grenze der De-Korrelation.
Es fehlt häufig die Mitte. Auch wenn man binaural aufnimmt (Dummy-head) kann es eine gute Mitte geben.
Das sich dies wahrscheinlich nicht so für die beiden Kolleg*innen angehört hat, liegt nicht zuletzt auch ein bißchen an dem Dummy-Head.
Die Jecklin Scheibe hat prinzipiell eine (leichte) Schwäche in der Mitte, WENN man zu nah an der Schallquelle ist. Da ist der Kunstkopf als Kugel doch etwas authentischer. Wobei ich Double MS bevorzugen würde, dann kann man die Mitte (unabhängig) so laut machen, wie man möchte. Eventuell hätte es auch ein Double-ORTF oder 3D-ORTF gebracht. Aber das sind nur meine Vermutungen. Jedenfalls, das Konzept der Hybriden Aufnahme funktioniert prinzipiell sehr gut und ist schon in meinen "Zettelkasten" gewandert ;)
Das ist schon eine gute Methode, um die Voraussetzungen für eine authentische binaurale Mischung zu haben.

Mir sind die Räume zuweilen etwas zu groß und zu hallig. So wirken sie etwas unnatürlich. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Bei
bei etwa 8:50 ff kommt eine U-Bahn angerollt. Freunde, Freunde, Freunde. Was war denn das für ein U-Bähnchen? Märklin H0?
In Berlin sind die die Züge der U-Bahnen ... L A U T ... haben viele Bässe und es rumpelt und donnert wie nur was. Da ist lauthals schreien angesagt, wenn man via Sprache Informationen austauschen will. :) Und schließlich fährt die Bahn direkt vor ihrer Nase vorbei!!!
Das kann man live in richtig aufnehmen und dann entsprechend reinmischen. Das Herannahen eines Zugs der Berliner U-Bahn hat etwas Bedrohliches, etwas Monströses. Aber hier .... nicht so richtig, ... eher gar nicht. Leider keine hohe B-Note!

Dafür ist die Story wirklich packend und die Sprecher agieren auf hohem Niveau. Die gesamte Tonqualität ist auf Profi-Niveau und läßt ansonsten keine Wünsche offen.

Ich finde es SEHR interessant, daß sich ein so großer Verlag an diese Form heranwagt und mal etwas Neues probiert.
Mal sehen wie sich das weiter entwickelt und was DIE können, können wir auch. :)

Aber es ist ein vielversprechender Anfang, eine neue Dimension in Hörspielen.
Auch wenn es noch Punkte gibt, die verbessert werden sollten; ich fühle mich schon wesentlich mehr "hineingezogen" in die Geschichte, bin fast ein Teil derselben.
 
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Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
Sprechprobe
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Das ganmze Podcastprojekt hat übrigens seit seinem entstehen in 2020 eine eigene Webseite. (Hättest du auch gleich hin verlinken können, Spirit ;)


Ihr seid also nicht nur auf Spotify angewiesen, auch YouTube, Deezer, iTunes oder simples abgreifen des RSS Feeds für jeden x-beliebigen Podcatcher inkl. Webplayer auf deren Seite wird angeboten.

Ganz nebenbei, solltest du auch im Dear Reality Blog über das Binaural Lufthansa Hörspiel "Backup" stolpern, auch die haben eine eigene Webpage:


und bieten mehr als die ZDF Mediathek zum hören an.
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Danke für den Hinweis. Das mit dem Podcast wußte ich nicht.

Ich bin von einem anderen Ansatz her gekommen. Aber das ist ja das Schöne an diesem Forum, daß die hier die Gesamtheit mehr ist als die Summe der Einzelteile. :D
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Das Lufthans(a) Hörspiel habe ich schon mal besprochen. Länger her. (Link suche ich noch raus)
Das ist akustisch deutlich besser als wie's ADM, wenngleich es auch hier noch das "Loch in der Mitte" recht häufig gibt.

Mir ist das alles zu viel Effekt. Das wird ganz schnell langweilig.
Und auch die Lufthansis haben an verschiedenen Stellen echt ein paar Chancen vertan:

csm_IMG_9284_2b2d0921db.jpg

Der freundliche Kollege rechts im Bild hat ein Zoom F8n (siehe Video: 1:35f) im Einsatz und genau eine Funkstrecke, nämlich das Headset der Schauspielerin und die Regie Anweisungen kommen auch irgendwie mit drauf.
Mit etwas Draht, Gaffa und zwei "Kugeln" über Funk, hätten sie hier die komplette Atmo einfangen können, in binaural, mit der Stimme und das phasen-korrehänt und mit all der phantastischen Umgebung und ihren Geräuschen. Und da ist sicherlich NICHT das Budget im Weg gestanden ;)
Das hätte bei der Schauspielerin vielleicht etwas wie Mork vom Ork ausgesehen, aber ein Axiom der Tontechnik besagt: Das Optische hört man nicht ;)


Dann schaut Euch mal DIESES Video an.
Ganz am Anfang (0:01) sieht man das Studio. Die dort sichtbaren Geräte treiben mir den blanken Neid ins Gesicht :D Allein einer der Lautsprecher dort kostet schon über 1.500€. EINER! Und der unterste Channel-Strip ist wohl ein Neve (2.500+ €)

Doch dann bei 2:00ff ... warum nur das eine Headset?
Hier mal ganz geschmeidig ein "IRT Kreuz", "INA 5" oder "OCT-Surround" und schon wär's schön gewesen. So wirkt das wenig plastisch.

Nun, vielleicht denke ich auch zu weit.
Aber mir fehlt zuweilen die Atmo bei der ganzen Produktion und sie hätte dem "akustischen Gesamtkunstwerk" mehr Tiefe gegeben.

Ja!
Das hätte es in der Postpro etwas komplizierter gemacht. Aber es klingt einfach authentischer als die Lexicon PCM Plug-Ins, die sie dort für den Raumeindruck verwendet haben.
Mir klingen die Räume irgendwie zu künstlich und zwar auch dort, wo es nicht nötig gewesen wäre.
Das ist ein geschickt eingesetzter Effekt, aber manchmal haben sie es ein bißchen übertrieben. :)

Was ich hingegen wirlich putzig finde ist: Video 3:51 .. die Biene Maja und die High-End Studio Monitore von Neumann. :)

Just my 2 cents.
 
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