Brigant

Mitglied
AW: 8. Dez. Facebook Flashmob gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

Mir geht es wie so vielen in diesem Thread.....die ganze Aktion hat was von Shakespeare "Much ado about nothing" - "Viel Lärm um nichts".

So verwerflich und schlimm ich Menschenhandel finde, was bitte soll diese Aktion denn bewirken ausser unser Gewissen zu beruhigen, passend zur Weihnachtszeit? Diese billige "Tu was gutes per Mausklick" ist doch heuchlerische Augenwischerei.

Zum einen verstehe ich eben die Motivation der Macher nicht! Hier geht es um Menschenhandel und das Original-Video zeigt wie junge Frauen in die Fremde gelockt werden, teilweise entführt werden und gewzungen als Prostituierte zu arbeiten. Dabei wird oft die Familie oder das eigene Leben ernsthaft bedroht und oft wird zur psychischen Gewalt noch jede Menge physische Gewalt oder Drogen angewendet.

Soweit habe ich das alles verstanden und soweit bin ich ehrlich und ernsthaft berührt und auch zornig.

Aber was soll denn jetzt die Aktion? Wir haben hier erstmal eine Situation X und machen nun was ganz anderes Y dagegen. Wir eröffnen einen Kreuzzug gegen Prostitution. Das ist doch ein völlig anderes Paar Schuhe. Nicht jede Prostituierte ist (wie schon erwähnt) ein Opfer. Manche machen das vielleicht gerne, ich weiss es nicht. Natürlich ist das Millieu bzw. Umfeld meist kriminell, machen wir uns doch nichts vor und da liegt doch auch das eigentliche Problem. Prostitution jetzt generell zu verteufeln halte ich für falsch. Prostituion muss raus aus der Schmuddelecke und dem Dunkel des Milieus.

"Echte Männer kaufen keine Frauen". "Frauen stehen nicht zum Verkauf".

Das sind knackige Slogans, aber das ist mir viel zu allgemein. Ich halte nichts von Generalisierung oder Stigamtisierung. Das Problem wird doch hier von der falschen Seite angegangen.

Unsere Gesellschaft konsumiert Sex. Das ist ein Fakt. Wir sehen Sex in der Werbung, wir sehen es im TV. Milliarden und aber Milliarden werden im Internet anonym mit Pornos verdient. Es ist der Suchbegriff nummer eins bei Google. Lügen wir uns doch nicht mit der McDonalds Lüge in die Tasche.

Möglicherweise gibt es das ein oder andere Sexualverbrechen weniger, weil Männer (oder Frauen) mit aufgestautem sexuellem Druck diesen durch eine käufliche Dienstleistung abbauen können? Ersetzt das eine Beziehung oder echte Liebe? Nein. Es ist ein Befriedigungsgeschäft. Manche Menschen sind glücklich mit Ihrem Leben und ihrer Familie und brauchen einfach ab und an den Kick und funktionieren dann wieder als liebende Mütter oder Familienväter weiter.

Viele Frauen sind nicht freiwillig Prostituierte, das ist klar. Manche sind es aus Veranlagung, manche mögen das schnelle Geld, (in welcher Branche kann man 1000 Euro die Nacht verdienen?) für manche ist es die finanzielle Not (obwohl Hartz IV eine Alternative zur Prostitution ist ) und dann haben wir noch die letzte Gruppe der Prostituierten: die Zwangsprostituierten, die illegalen Frauen. Ich mag weder Freier noch Dienstleister/innen hier an den Pranger stellen.

Das Problem ist doch, dass die Menschenhändler hoch kriminelle Menschen sind, die vor Mord und Totschlag nicht halt machen, denn hier liegt richtig Geld auf der Strasse. Jetzt mal ganz im Ernst.....wie vielen Mädchen bleibt Eurer Meinung nach denn solch ein Schicksal - wie im Video geschildert - aufgrund diese Facebook-Aktion erspart? Wie viele Mörder / Menschenhändler geben ihr Tun auf und werden ehrliche Menschen wegen einiger Facebook Fotos?

Richtig. Keine. Jemand der mordet, entführt, schlägt, bedroht und Menschen mit Drogen gefügig macht kehrt sich einen feuchten Rentierfurz um so eine billige Facebookaktion. Die machen was Sie immer machen. Stattdessen werden Freier und Prostituierte angeprangert. Das ist doch eine völlig falscher Ansatz.

Tut mir leid, die ganze Aktion ist nichts anderes als moralische Onanie für das eigene Gewissen, weil es so schön in die Vorweihnachtszeit passt.

Wer sich angagieren will, der muss was ändern, der geht in die Interessenverbände oder in die Politik. Und hilft, die Prostituierten vom Rande der Gesellschaft abzuholen und Sie in unsere gesellschaftliche Mitte zu befördern, wo Sie hingehören. Seit einigen Jahren dürfen Sie Steuern zahlen, wie toll. Gebt ihnen ihnen die gleichen Rechte und nicht nur die Pflichten anderer werktätiger Menschen auch. Ein Anspruch auf Rente und Krankenversicherung und weg von der Gesellschafltichen Ächtung. Gebt ihnen Gewerkschaft und Interessenverbände. Und dann gräbt man diesem Berufszweig auch die kriminelle Umfeld ab. So nach und nach.

Aber dazu muss man raus auf die Strasse, wo es kalt ist und sich die Hände schmutzig machen. Dazu muss man sich engagieren, im Dunklen, abseits des Rampenlichts. Das wiederum ist vielen dann wiederum doch zu viel. Vor allem die Promis posten da lieber mal ein Facebook oder Twitterbild. Wird man dabei gesehen und als Gutmensch wahr genommen.

Die Prostituierten und ihre Freier als "Nicht"-Menschen (kein echter Mann/keine echte Frau) anzuprangern ist nicht nur der falsche Weg, sondern Wasser auf die Mühlen der Übeltäter. Sorry.
 
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Nero

Anne
AW: 8. Dez. Facebook Flashmob gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

Ich würde die Kampagne ja noch befürworten, wenn man damit zum Beispiel auf einen Verein oder so aufmerksam machen will. Aber nix. Hab nach "Real men don't buy girls" gegoogelt und das einzige, was ich dazu finden konnte, sind Websiten, die darauf aufmerksam machen und ein Youtube-Kanal, wo sich Promis selbst auf die Schulter klopfen. Keine Links zu Spenden, Hilfseiten, Aufklärungsseiten, wie man sich engagieren und mithelfen kann ... Nichts. Einfach nur ein "Wir machen ne Kampagne ... um auf unsere Kampagne aufmerksam zu machen ... die sich mit uns beschäftigt, wie toll wir unsere Kampagne machen".

Aber was konkretes? Hilfe für die Opfer? Fehlanzeige.
Virtuelles Rubbeln. Geilo.

Oder wo sind die konkreten Links?
Konnte nix finden, BigBear. Sollte sowas nicht der Sinn einer solchen "aufmerksamkeits-Kampagne" sein? Wozu aufmerksam machen, wenn dann eh alles in Leerlauf geht?
 
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BigBear

Witzepräsident
AW: 8. Dez. Facebook Flashmob gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

Ich würde die Kampagne ja noch befürworten, wenn man damit zum Beispiel auf einen Verein oder so aufmerksam machen will. Aber nix. ...
... Aber was konkretes? Hilfe für die Opfer? Fehlanzeige.
Wozu aufmerksam machen, wenn dann eh alles in Leerlauf geht?


Vielen Dank erst mal für diese kritischen Anmerkungen, und dass Ihr dadurch beitragt, dass diesem Thema wieder mehr Beachtung geschenkt wird. :)

Liebe Nero, wenn Du auf der offiziellen Facebook Seite zu dieser Aktion nachsehen würdest, dann findest Du dort sehr wohl eine ganze Reihe von Links zu Organisationen, sowohl international als auch lokal bei uns vor Ort, mit denen kooperiert wird, die z.B. Opfern von Menschenhandel helfen. Da läuft nichts ins Leere. Hier nochmal der Link für Dich zum prüfen:
https://www.facebook.com/events/533935970030977

"REAL MEN DON'T BY GIRLS" ist kein Verein oder so, sondern ein provokanter Slogan für diese Aktion, um die Thematik der Zwangsprostitution zur Sprache zu bringen. Dinge, die man nicht zur Sprache bringt können auch nicht verändert werden. Daher sehen wir die Facebook Aktion nur als ersten Schritt, und wir bringen dann Leute mit den entsprechenden NGOs in Kontakt, die bereits hervorragende Arbeit leisten, und mit denen sie sich dann gemeinsam engagieren können, um Frauen aus der Zwangsprostitution zu befreien.

Bisher habe ich von Euch nur Kritik gelesen. Man könnte ... man müsste ... Besser wäre ... usw. Was tut Ihr denn konkret gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution?
 
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Mr B.

Tassenmörder
Sprechprobe
Link
AW: 8. Dez. Facebook Flashmob gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

Man kann ja auch Fragen mit Gegenfragen beantworten ;) Aber um Bigbear den Gefallen zu tun: Ich mache in dieser Sache recht wenig. Ich geh nicht in den Puff und halte mich aus Menschenhandel raus. Ist nichts tolles, aber man wird dieses dreckige Geschäft nie unterbinden können, denn der Mensch ist des Menschen Feind
 
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