Poldi

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Sherlock Holmes – 64. Nebel des Schreckens

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Erster Eindruck: Wieder keine Erholung für Sherlock Holmes

Eigentlich sollte sich Sherlock Holmes von seinen Ermittlungen erholen und einige Tage in einem einsamen Moorgebiet erholen. Doch als Watson bei einem abendlichen Spaziergang Hilfeschreie hört und auf eine aufgelöste junge Frau trifft, kommt ein neuer Fall für das Detektivgespann ins Rollen. Auf der Suche nach dem Hund ihrer Herrin wurde sie angegriffen. Doch schon bald entdeckt der Meisterdetektiv erste Unstimmigkeiten…

„Frei nach Motiven von Sir Arthur Conan Doyle“ prangt als Untertitel auf den neuen Folgen der Sherlock Holmes-Serie von Maritim. Denn nachdem die Vorlagen des englischen Autoren allesamt vertont wurden, sind kurzerhand neue Geschichten mit den bekannten Figuren erdacht worden. Und tatsächlich finden sich einige Ideen aus dem Fundus von Doyle wieder, in der 64. Folge beispielsweise die Idee, dem Detektiv ein paar erholsame Tage zu gönnen, in denen er (natürlich) über einen neuen Fall stolpert. Zu loben sind die Dialoge, die sehr kurzweilig und flott gelungen sind, insbesondere das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren ist lobenswert. Weite Teile der Produktion werden nur von den beiden bestritten, ohne dass es langweilig wirkt, dabei wichtige Durchbrüche in der Handlung gemacht. Und auch die düstere Stimmung dieser Folge im Moor ist gelungen und ein positiver Aspekt. Gut auch, dass ein neuer Gegenspieler die Bühne betritt, der uns anscheinend noch einige Folgen lang begleitet wird. Dieser wirkt recht durchtrieben und bösartig und scheint dem Meisterdetektiv wenn nicht überlegen dann doch mindestens ebenbürtig zu sein. Doch nicht alles an dieser Folge läuft rund, einige Kritikpunkte gibt es dann doch: So ist die Folge insgesamt recht durchschaubar, die Grundzüge hat ein halbwegs aufmerksamer Hörspielhörer schnell beisammen, sodass nur einige Details Würze in die Handlung bringen können. Hier hätte man mit einer etwas geschickteren Storyführung mehr herausholen können, so bleibt diese Folge nur Mittelmaß.

Wie immer bei Maritim ist als Sherlock Holmes der grandiose Christian Rode zu hören. Seine markante, fast schon schneidende Stimme bringt den Scharfsinn, aber auch den trockenen Humor des Meisterdetektivs bestens herüber. Ihn auf unnachahmliche Weise ergänzend kann sich auch Peter Groeger wieder profilieren, sein stets leicht schusseliges und zerstreutes Wesen als Dr. Watson bringt oft eine locker-humorige Seite mit ein. Cornelia Meinhardt ist zweifelsohne eine sehr talentierte und engagierte Sprecherin, was sie hier als Leonie auch wieder beweisen kann. Weitere Sprecher sind Lutz Riedel, Manfred Erdmann und Michael Tietz.

Die Serie war schon immer recht spartanisch in Sachen Akustik ausgestattet, um die nüchterne Seite der Geschichten zu betonen. Hier hätte ich mir allerdings manchmal doch etwas mehr in Sachen Atmosphäre gewünscht, insbesondere die Szenen im Moor wären so noch intensiver umgesetzt werden können. Auch der diabolische Abgang des Täters am Ende hätte noch etwas mehr Dramatik vertragen.

Der Titel der Folge, der auch jeder Geisterjäger-Produktion alle Ehre gemacht hätte, ist vielleicht etwas reißerisch geworden, aber natürlich auch auf dem Cover umgesetzt. Aus dem dichten Weiß des Nebels schälen sich nur langsam Umrisse heraus, zu sehen ist der Körper einer toten Frau, die passender- und dramatischerweise in ein ebenso weißes Kleid gehüllt ist, auf dem ein dezenter Blutfleck zu sehen ist.

Fazit: Atmosphäre und die Schärfe der Dialoge können überzeugen, die Handlung kann aber leider den hohen Standard der Serie nicht halten. Diese ist insgesamt zu durchschaubar und kann nur durch wenige Details überraschen, während der Grundgedanke ebenfalls kein neuer ist. Eine Folge, die trotz des wunderbaren Bösewichts hinter dem Potenzial zurückbleibt.

VÖ: Januar 2014
Label: Maritim
Bestellnummer: X0006UTP5X
 
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