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Sherlock Holmes – 12. Ein Skandal in Böhmen

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Erster Eindruck: Ebenbürtige Gegenspielerin für Holmes

Nach seiner Heirat ist Dr. Watson kein viel gesehener Gast mehr in der Baker Street. Doch nach einer zufälligen Begegnung mit Mrs. Hudson kehrt er bei seinem Freund Sherlock Holmes ein und wird gleich in einen neuen Fall hineingezogen: Ein Brief kündigt die Ankunft eines geheimnisvollen Besuchers an, den der Meisterdetektiv jedoch schnell identifizieren kann. Und er hat eine ungewöhnliche Bitte….

„Ein Skandal in Böhmen“ gehört zu den bekanntesten Erzählungen, die Sir Arthur Conan Doyle seiner Figur Sherlock Holmes auf den Leib geschneidert hat. In der Umsetzung von Titania Medien fällt auf, dass sich hier sehr eng an ebendiese Vorlage gehalten wird, beispielsweise wird Dr. Watsons Heirat hier nicht verschwiegen, sodass das Bild der ewigen Junggesellen nicht aufrechterhalten wird, und auch Holmes‘ Drogensucht wird hier ausführlich behandelt und nicht nur angedeutet. Der Einstieg in die Handlung ist sehr klassisch, nach der Begegnung mit Mrs. Hudson und einigen Sticheleien von Holmes trifft der Besucher ein und weiht das Gespann in die Rahmenbedingungen des Falles ein. Doch danach entwickelt die Handlung ganz eigene Elemente und geht insbesondere gegen Ende andere Wege als einige andere Fälle. Die Verkleidungskunst von Sherlock wird gefordert, ebenso sein detektivischer Scharfsinn, doch an seiner Gegenspielerin beißt er sich die Zähne aus. Sie scheint ihm immer einen halben Schritt voraus zu sein, und so kann der Fall auch nicht zur vollen Zufriedenheit gelöst werden. Das ist sehr kurzweilig und spannend erzählt, zumal auch der bissige Humor hier nicht zu kurz kommt. Das sehr gut geschriebene Dialogbuch mit dem flüssigen Verlauf kann vollkommen überzeugen und diese Umsetzung sehr gelungen wirken.

Hervorragend ist auch wieder die Besetzung der Sprecher. Pascal Breuer macht als unbekannter Besucher eine sehr gute Figur, mit Nachdruck und einem gelungenen Sprechrhythmus kann er die Figur sehr rund darstellen. Johannes Raspe spricht in einer Nebenrolle den Godfrey Norton, den er mit seiner volltönenden Stimme gekonnt in Szene setzt. Besonders gut gefallen hat mir jedoch Traudel Haas als Irene Adler, der Gegenspielerin dieser Geschichte. Mit einer sehr energischen und energiegeladenen Stimme kann sie ihr viele Facetten und zahlreiche Eigenschaften verleihen. Weitere Sprecher sind Tim Schwarzmaier, Liane Rudolph und Manfred Lehmann.

Dezent und unaufdringlich präsentiert sich auch hier wieder die akustische Gestaltung, die aber trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlt und eine stimmige Atmosphäre schaffen kann. Dabei sind während der Szenenübergänge leise Melodien eingebaut worden, während die Dialoge durch passende und glaubhafte Geräusche untermalt werden. Dabei stehen die Gespräche der Protagonisten jedoch stets im Vordergrund.

Der Hintergrund des Cover ist reich verziert und zeigt das Zimmer des Meisterdetektivs, zahlreiche Details sind hier eingebaut worden, beispielsweise die Geige, die Holmes manchmal spielt. Das reichliche Zierwerk überdeckt aber nicht Holmes im Fokus des Bildes, der mit einer Lupe dem ihm überreichten Brief überprüft, während der geheimnisvolle Besucher im Sessel vor ihm nur halb von hinten zu sehen ist. Ein ansprechendes und gelungenes Cover.

Fazit: Die Geschichte wird hier sehr eingängig und lebendig umgesetzt, hält sich dabei nah an das Original und kann sowohl die spannende als auch die sarkastische Seite der Handlung betonen. Mit Irene Adler ist ein sehr gelungener Gegenspieler aufgetaucht, die jede Menge Würze mit einbringt und sehr eigenständige Elemente mit einbringt. Eine sehr gelungene Umsetzung!

VÖ: 15.April 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4970-8
 
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