Ohrwell

Hell-E-Barde
Angeregt durch die höchst interessante Doku-Reihe auf 3Sat (in 4 Teilen, jeden Samstag um 20:15 Uhr, wird ein Teil des Rings besprochen und analysiert) über diese Opern-Tetralogie habe ich begonnen, mich mit dem Ring näher zu befassen. Bisher war ich mit dem Vorurteil behaftet, dem wohl jeder unterliegt, wenn er den Namen Richard Wagner hört, hingegen seine Musik, wenn überhaupt, nur in groben Zügen im Ohr hat. Daraus läßt sich zwangsläufig ein vorschnelles Urteil in 2 Worten darstellen: lang und laut. Was die Länge der Ring-Tetralogie betrifft, so gibt es glaube ich nur wenige Menschen, die das Mammut-Werk am Stück je gehört haben (ca. 16 Opern-Stunden). Fängt man allerdings an, sich näher damit auseinander zu setzen, wird man in einen musikalischen Strudel gerissen, aus dem man sich nur schwer wieder herauswinden möchte. Lang und laut ja, aber wenn man bedenkt, dass die Handlungen größtenteils im Götterreich ablaufen, so rückt diese Tatsache die Musik plötzlich in ein völlig anderes Licht. Wagners Musik ist Bildersprache in Tönen, wie sonst hätte es sich gefügt, dass seine Kompositionen sich immer wieder als musikalische Untermalung in Filmen wiederfindet (Apokalypse Now ist wohl das bekannteste Beispiel). Dabei ist der Walküren-Ritt eigentlich nur das Vorspiel zum letzten Akt im zweiten Teil des Rings, und die Walküren treten hier auch nicht als Kriegerinnen auf sondern sozusagen als barmherzige Sanitäterinnen, welche die gefallenen Helden einsammeln, um sie nach Walhalla zu bringen. Vielleicht finde ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr Zeit, dass hier alles und mehr noch etwas genauer auszuführen.
 

Erdie

Der düstere Herrscher
Sprechprobe
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AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Ich kenne den Ring auch nur sehr spärlich aber mein Vorurteil hätte sich eher auf "lang" aber weniger auf "laut" beschränkt, da ich auch sehr leise schöne Passagen von Wagner im Ohr habe. Die Musik, die ich bisher kenne, ist phantastisch. Umso eigenartiger ist es, dass ich mich bis jetzt immer noch nicht näher damit befasst habe. Es gibt auf alle Fälle viel zu entdecken.
 
Y

Yüksel

AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Alsoooo ... ich habe sehr früh einen Zugang zu Richard Wagner gefunden. Kaum hatte ich die ersten Passagen gehört, war ich "gefangen". Ähnlich ging es mir mit der Musik von Richard Strauß.
Das sind auch Sachen, für die ich mir wirklich Zeit nehme, um sie richtig bewußt durchzuhören, da mag ich nicht gestört werden. Diese Musik ist für mich ähnlich wie Hörspiele, sehr bildhaft. Speziell die "Alpensymphonie" von Richard Strauß. Ich habe früher beim Theater gerne Musik dieser Komponisten genutzt, und zwar eben nicht nur den Ritt der Walküren.

Ja, Erdie, Du hast es richtig formuliert: Es gibt da SEHR viel zu entdecken. Leider wird es einem nicht gerade leicht gemacht, denn dieser ganze Pop-Müll ist leider übermächtig.

Im Deutschlandfunk gibt es glücklicherweise immer wieder Sendungen mit solcher großen Musik, das kann ich nur empfehlen. Leider kommen diese Sendungen oftmals erst nach 22:00.

Also Ohrwell, ich wünsche Dir noch viele Aufregende Entdeckungen und Erfahrungen mit diesen "symphonischen Dichtungen".
 
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Y

Yüksel

AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Da mich das jetzt doch etwas beschäftigt hat, habe ich mal entsprechende Sendungen im Deutschlandfunk zusammengesucht. Vielleicht interessiert es ja jemanden:

Deutschlandfunk:

Samstag 22:05 Atelier neue Musik (jaaa, ist nicht direkt symphonische Dichtung, aber mitunter sehr spannend)
Montag 21:05 Musik-Panorama
Mittwoch und Freitag 21:05 Musikforum
Montag 20:10 Musikjournal

Deutschlandradio Kultur:

Dienstag 22:00 Atelier alte Musik (Also Bach & Co., lange vor Wagner)
Sonntag 22:00 Musikfeuilleton
Dienstag und Donnerstag 00:05 Neue Musik

Diese Sendungen gibts leider nicht als Podcast, soweit ich das gesehen habe. Nunja, wird wohl ein Rechteproblem sein .... solche Aufnahmen sind ja nicht ganz billig.
 
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aigiko

Aiga Kornemann
Sprechprobe
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AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Oh, das gut, danke Yüksel!

Also, wenn ich mir meine meistgehassten Idioten zum Dosenwerfen stapeln würde, stünden Opernlibrettisten ganz oben. Frauen dürfen in deren Fantasie immer nur zart sein und liebend leiden, und sobald sie was für sich selbst entscheiden, rafft sie die Schwindsucht (oder der Wahnsinn, oder beides) dahin. Das ist die Ordnung der Opernwelt, da muss ich meine Toleranzfilter immer sehr hoch pegeln, bevor ich die Musik genießen kann.

Dann stellt dieser Wagner mit Brüni und ihren Schwestern, den Walküren, endlich mal Weiber auf die Bühne, und was passiert? Brüni flieht vorm angesäuerten Wotan zu ihren Schwestern, bittet um Hilfe, und diese wundervolle, pralle Tonne Frauenpower knickt sofort ein, huch, der Vater ist böse auf Dich, neenee, da können wir Dir auch nicht helfen ... und Wotan belegt seine Lieblingstochter mit der schlimmsten aller denkbaren Strafen -- sie soll Hausfrau werden *rofl*

Ich werde den Ring nie kapieren, vollgestopft mit schrägen Menschengötterzwergenelfen, Geschichte, Politik und Durcheinandervögelei. Wagners Musik kann einen auf Wolken betten und einem gleichzeitig das Hirn spalten. Zuhören kann so anstrengend sein. Wie in dieser 3sat-Reihe ein Pianist und ein Dirigent die Musik erklären, das ist wirklich toll. Da stresst das Hören gar nicht mehr, ist einfach nur noch spannend.
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Also, wenn in einem Hörspielforum vom Ring des Nibelungen die Rede ist, dann sollte auf jeden Fall Stefan Kaminski erwähnt werden. Er hat Wagners Tetralogie in eine geniale Live-Hörspielfassung übertragen, spricht alle Figuren selbst, macht Geräusche und wird von zwei bis drei Musikern unterstützt. Habe alle vier Teile im Deutschen Theater Berlin gesehen, jeder ist anders und für sich genial. Stellt für mich alles in den Schatten, was ich an Live-Hörspielen erlebt habe (und ich habe schon viele Live-Hörspiele gesehen).

Termine auf seiner Seite:
http://kaminski-on-air.de/termine.html

Wer nicht das Glück hat, die Live-Vorstellungen besuchen zu können, es gibt auch eine DVD-Aufzeichnung und eine reine Audiofassung.

 
Y

Yüksel

AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Hoi Ohrenblicker, Vielen Dank für diesen Beitrag! Den kannte ich noch nicht, das muß ich mir unbedingt mal live geben.

Aiga, dann kann ich Dir das hier empfehlen, da kommen keine "Heimchen" vor:
http://www.youtube.com/watch?v=7ZW9lJZKP4g
http://de.wikipedia.org/wiki/Eine_Alpensinfonie

Aber stimmt schon. als damals Schlingensief die Wagner-Inszenierung in Bayreuth übernahm, hatte ich ja Hoffnungen, daß sich mal wirklich was bewegt .... aber nein ... leider ist da wohl nichts übriggeblieben ...
 

Nero

Anne
AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Ich habe vor kurzem eine wissenschaftliche Arbeit über die Einflüsse Richard Wagners in Spanien übersetzt, u.a. wird doch auch über die Musik Richard Wagners gesprochen (wie wurde sie wahrgenommen - Zitate aus der spanischen Presse) und welche Motive finden sich bei anderen Autoren wieder (auch Ring der Nibelungen).

Wenn du möchtest, frage ich meine Dozentin, ob ich dir das zusenden darf.
Es war wirklich sehr interessant.

Vom 03. - 04. Juni findet hier in Alcalá de Henares ein Kongress zu Richard Wagner statt, bei dem ich im Organisationskomitee bin. Zusammenfassend wird es auch ein Buch geben, welches die einzelnen Beiträge beinhaltet.
https://portal.uah.es/portal/pls/portal/docs/1/33824811.PDF

Wenn du möchtest, kann ich versuchen, dir davon ein Exemplar zuzusenden (wird aber noch dauern). Die Beiträge werden auf spanisch und deutsch sein (also es gibt zwei Bücher im pdf steht noch, dass es ausschließlich eine deutsche Variante geben wird, aber ich glaube, man wollte beide Sprachen mittlerweile haben).

Ist jetzt eher allgemein zu Wagner, aber trotzdem ungemein interessant.
Vielleicht möchtest du ja auch als Gasthörer vorbei kommen :)

Grüße
 

ROH

Ryan
AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Wagners Musik ist Bildersprache in Tönen, wie sonst hätte es sich gefügt, dass seine Kompositionen sich immer wieder als musikalische Untermalung in Filmen wiederfindet (Apokalypse Now ist wohl das bekannteste Beispiel).

Die gesamte Filmmusik basiert auf Wagner und ist z.B. auch anders von ihr beeinflusst... StarWars z.B. ich mein, das heist "Lukes-" oder das "Macht-"Thema, ist von der Struktur angelehnt an das Siegfried-Thema (da ist noch mehr drinn, aber das ist so das klassische Beispiel). Horner, benutzt eine Wagner-Fanfare (im Ring glaub ich, Wotans ... Erzürnung?) als Erkennungsmelodie. Ist in Willow, Enemey at the Gates, Avatar etc. immer das Bösen-Thema. "Düdeli-düüüüüüü."
In... Wie man einen Drachen zähmt - ist das Motiv für den bösen Oberdrachen, angelehnt an den Drachen im Ring. Gibt ganz viele Komponisten die sich als "Wagnerianer" "outen", wenn es das Projekt hergibt.

Dabei ist der Walküren-Ritt eigentlich nur das Vorspiel zum letzten Akt im zweiten Teil des Rings, und die Walküren treten hier auch nicht als Kriegerinnen auf sondern sozusagen als barmherzige Sanitäterinnen, welche die gefallenen Helden einsammeln, um sie nach Walhalla zu bringen. Vielleicht finde ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr Zeit, dass hier alles und mehr noch etwas genauer auszuführen.

Nur als Anmerkung: Walküren sind keine Kriegerinnen. Sind wahrscheinlich von keltischen Göttinnen, in der späteren germanischen Kultur "Überbleibsel" (in " weil es sein kann, dass die ganze uns heute bekannte germanische Götterwelt auf der keltischen basiert), die zwar in Verbindung zu Krieg stehen, aber nicht als aktive Kraft.
In der jüngeren Edda hat man dann den Anfang und durch das Niebelungenlied und letztendlich Wagner (Stichwort: Sie gibt ihm ihren Harnisch) diese Verbindung. Oder mal andersherum scherzhaft formuliert: "Eine Göttin die eine Rüstung braucht... da kann irgendwas nicht stimmen..." Also es gibt genug Abbildungen aus ihrer "noch aktiven" Zeit, da tragen sie, wie alle Götter, "zivil". Also wir haben in allen Kulturen einen Kriegsgott, dem wir ja auch bis heute noch durch den Dienstag "verehren". Wir haben sie in einem Zusammenhang zu Krieg oder Kampf (es gibt keine deutschen Mädchennamen mehr, die nicht in Verbindung zu "Kampf" stehen, kommt halt drauf an, wie man z.B. "Gudrun" auslegt - aber "singt wie ein Rotkehlchen" gibt es im Deutschen nicht mehr, wie z.B. im Keltischen oder anderen Sprachen (schreibt man übrigens auch die Zeit um den Ring zu) ) eigentlich wie Wagner sie auch darstellt, nur welche Position sie im eigentlichen Sinne hatten (also im keltischen Sinnverstand), kann heute keiner mehr nachvollziehen. Aber diese direkte Assoziation Walküre = Krieger ist (wahrscheinlich) modernes Denken. Sie sind die Töchter Wotans und sie holen die Gefallenen (und sie haben mit Sicherheit noch was anderes gemacht, weil da gab es sie schon 1000 Jahre). Die überlieferten Geschehnisse aus der römischen Kultur, in der Auseinandersetzung mit germanischen Stämmen, haben da sicherlich mit reingespielt. Ich glaub das letzte Erlebnis hatten nordamerikanische Ureingeborne, als "mal eben" die Frauen kurz die Waffen aufnahmen. Da haben sie dann gesagt: "Nö. Okay... das ist uns jetzt ein bisschen zu extrem hier. Haut nur wieder ab, das ist alles was wir wollen." Irgendwann um die Zeit nach Erik dem Roten war das. Das Spielchen haben sich die Römer auch ein paar mal geben dürfen.

Falls das alles irgendjemanden interessieren sollte...lol ;)

:)

Gruß
Ryan
 

Ohrwell

Hell-E-Barde
AW: Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen"

Oh, das gut, danke Yüksel!

Also, wenn ich mir meine meistgehassten Idioten zum Dosenwerfen stapeln würde, stünden Opernlibrettisten ganz oben. Frauen dürfen in deren Fantasie immer nur zart sein und liebend leiden, und sobald sie was für sich selbst entscheiden, rafft sie die Schwindsucht (oder der Wahnsinn, oder beides) dahin. Das ist die Ordnung der Opernwelt, da muss ich meine Toleranzfilter immer sehr hoch pegeln, bevor ich die Musik genießen kann.

Dann stellt dieser Wagner mit Brüni und ihren Schwestern, den Walküren, endlich mal Weiber auf die Bühne, und was passiert? Brüni flieht vorm angesäuerten Wotan zu ihren Schwestern, bittet um Hilfe, und diese wundervolle, pralle Tonne Frauenpower knickt sofort ein, huch, der Vater ist böse auf Dich, neenee, da können wir Dir auch nicht helfen ... und Wotan belegt seine Lieblingstochter mit der schlimmsten aller denkbaren Strafen -- sie soll Hausfrau werden *rofl*

Ich werde den Ring nie kapieren, vollgestopft mit schrägen Menschengötterzwergenelfen, Geschichte, Politik und Durcheinandervögelei. Wagners Musik kann einen auf Wolken betten und einem gleichzeitig das Hirn spalten. Zuhören kann so anstrengend sein. Wie in dieser 3sat-Reihe ein Pianist und ein Dirigent die Musik erklären, das ist wirklich toll. Da stresst das Hören gar nicht mehr, ist einfach nur noch spannend.

Das ist es ja gerade, was mich so überrascht hat: bevor ich wußte, worums in "Der Walküre" eigentlich geht, war ich der Meinung, dass es sich hierbei auch um so eine Art Amazonen handelt. So hart würde ich aber nicht mit Wagners Frauenbild ins Gericht gehen; zugegeben, der Mut verläßt die Schwestern schnell angesichts des zornigen Göttervaters (was er aber dann auch selbst bekrittelt: "Erzog ich euch, kühn zum Kampfe zu zieh'n, schuf ich die Herzen euch hart und scharf, daß ihr Wilden nun weint und greint"); aber die Verbannung ist ja nur der offizielle Teil, inoffiziell zerbricht es Wotan das Herz, die geliebte Tochter zu strafen, weil sie im grunde nur das getan hat, wozu ihm der Mut gefehlt hat. Und um das Urteil abzumildern, läßt er ja den Feuerring von Loge um ihre Schlafstätte legen, damit nicht jeder dahergelaufene Waschlapp zum Zuge kommt.
 
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