AROCC

vintage style
Tja: Weiss oder schwarz, 0 oder 1……Hype oder Wahrheit? Röhren im Signalweg? Ist ja fatal, rauscht doch wie verrückt? Muss man da nicht erst mal 15 Minuten warten, bis die Röhre "Betriebstemperatur" erreicht hat? Pffff, da lasse ich lieber die Finger von. Tja, da stehen die Skeptiker wohl Schlange…

Ich sollte erst einmal erwähnen, dass ich absoluter Röhren-Fan bin. Vor Jahren habe ich mit Röhrenverstärkern Musik gehört….nein genossen. Und auch meine damaligen Gitarren-Amps liefen mit Röhre. Und damals sagte ich sofort: "Das ist es!" Sollte ich nun beschreiben, was nun tatsächlich anders ist, mit Röhren Musik zu geniessen, ist dies nicht unbedingt einfach - denn jeder hört und beurteilt mit "seinen" Ohren auf individuelle Art. Außerdem wird es immer Menschen geben, die einfach mehr "Zugang" haben. Dafür aber z.B. beim Zeichnen/Malen kläglich scheitern ;)

Seit einigen Tagen bin ich stolzer Besitzer eines Röhren-Grossmembran-Mikrofons. Ich wollte es wissen, die Neugierde hat -mal wieder- gesiegt. Es geht um das Modell t-bone SCT-800 aus dem Hause Thomann. Als Vorstufen-Röhre wurde hier eine 12AX7 eingesetzt. Mikrofon aufgeschraubt und nachgesehen……ein kleiner Glaskolben aus einer chinesischen Billig-Fertigung. Hm…..raus damit und ne feine amerikanische "5751" New Old Stock eingesetzt. Als Alternative hatte ich noch ne ECC803 S von JJ/Slovakia parat liegen. Letztlich: Die "5751" bleibt drin - PASST ! Der Unterschied hier zur ursprünglichen China-Variante: Im oberen Mittenbereich und im Hochtonbereich ein klein wenig luftiger, offener. Sehr schön.

Zu meiner Konfiguration: Angeschlossen wird das SCT-800 an ein Zoom H4n über XLR. Meine Befürchtung, daß ich evtl. nen Pre-Amp bräuchte, wurden nicht bestätigt, das Signal des Mikrofons ist ausreichend. Schon wieder….sehr schön.

Zum Klangbild: Ich werde wohl in den nächsten Tagen mal was hochladen - derzeit plagt mich eine allergische Reaktion auf irgendwelche Pollen - Nase häufig dicht, Kopf zu, da macht´s nicht wirklich Spass. Soooo……..das Klangbild im Ganzen präsentiert sich wunderbar warm und voluminös - so wie ich es auch erwartet hatte. Nix Schärfe oder Kälte…..wunderbar rund mit einer Art "Saftigkeit" - die Röhren-Spezies werden diese seltsame Beschreibung zu deuten wissen ;). Ich will hier eigentlich gar nicht weiter in´s Detail gehen, der gesamte Höreindruck ist einfach warm/symphatisch ohne jeglichen Anflug von Härte. Und irgendwie…..fühle ich mich in alte Zeiten versetzt, als man diesem typischen Klang diverser Radio-Moderatoren lauschen konnte…….satt, präsent und warm (und will ja nicht abstreiten, dass es das heute auch noch gibt). Angenehm halt *g* - jo, das vermag die Röhre. Natürlich sollte auch der Rest der Kette einigermaßen stimmig sein.

Achso, zum Schluß vielleicht noch: 15 Minuten oder länger warten müssen, bis die Röhre Betriebstemperatur hat? Nein, definitiv nicht. 10-15 Sekunden und es kann losgehen.
Dieses Mikrofon wird bei mir bleiben - ein Freund…..ist es jetzt schon ;)

Und noch was: Es wird Mess-Protokolle geben, die eindeutig darauf hinweisen, dass das alles nicht sein kann. Doch……kann es ;) - Zumindest melden mir das meine Ohren…….und ich behaupte jetzt mal ein wenig frech, dass meine Löffelchen nicht ganz unsensibel/unmusikalisch sind ;)

Retro-Style…..damit komme ich klar *g*
Ingolf (AROCC)

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Y

Yüksel

AW: Rauschend? Oder doch......(be)rauschend? Das Röhrenmikrofon...

Also wie Ingolf bin ich auch ich bekennender Anhänger von Vakuumverstärkertechnik - also Röhren. Ich entwickle und baue seit Jahren verschiedenste Geräte in Röhrentechnik.
Und aufgrund meiner Erfahrungen kann ich das pauschale Urteil definitiv nicht teilen, daß Röhrenschaltungen rauschen würden. Es zeigte sich immer wieder, daß das Rauschen andere Gründe hatte, z.B. Bauteilalterungen, falsche Bauteilauswahlen, schlechte Röhren .... jedenfalls war das niemals auf die Röhrentechnologie an sich zurückzuführen.

Ich kann ebenfalls Ingolfs Beobachtung teilen, daß man nicht zwangsweise mindestens 30 Minuten "vorheizen" muß. Mein Aufnahmegerümpel ist bereits nach 5 Minuten anheizen komplett aufnahmebereit. Die langen Anheizzeiten hat man wenn dann nur bei Meßgeräten, ich habe solche Geräte. Die muß man mindestens eine Stunde vorheizen, weil sie sonst Unsinn anzeigen. Das kann einem übrigens auch bei Nicht-Röhrenschaltungen passieren.

Ich kann ebenfalls Ingolfs Beobachtung zustimmen, daß die Auswahl der Röhren, speziell in so kritischen Bereichen wie im Röhrenmikrofon, einen deutlichen Einfluß auf den Klang haben kann.

Allerdings sein darauf hingewiesen, daß Röhrenmikrofone mitunter tatsächlich einen speziellen "Klang" haben können. Den kann man mögen - wie ich - oder eben nicht. Im Einzelfall muß man das ausprobieren.

Zum Schluß nochmal etwas Eigenwerbung. Ich habe mal in einem Thread versucht, Verschiedenes an Röhrengrundlagen zusammenzustellen und verständlich aufzubereiten:
http://www.hoer-talk.de/showthread.php/16042-Röhren!?highlight=r%F6hren%21
 
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AROCC

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AW: Rauschend? Oder doch......(be)rauschend? Das Röhrenmikrofon...

@Jan

Dein damaliger Thread über die "Röhrengrundlagen" war absolut interessant. Da hast du dir viel Mühe gegeben. Und ich denke mal, es hat hier viele aufmerksame Leser gegeben.

By the way: Ich besaß vor Jahren nen Röhrenverstärker mit 300B-Trioden (FullMusic Mesh Gold Pin/Western Electric 300B Matched Pair) und 6SN7GT Vorstufenröhren black plate von Sylvania. Der Verstärker wurde von einem absoluten Röhrenspezie aus Stuttgart komplett in Handarbeit aufgebaut. Die Ausgangsleistung lag bei 2 x 8 Röhrenwatt. Angeschlossen waren sog. "Jericho-Hörner" (hochempfindlicher LS-Systeme). Ich habe selten solch eine enorme Spielfreude und Dynamik gehört - die Wiedergabe "federte" regelrecht. Ähm.....ich höre ja schon auf zu schwärmen *ggg*.
Und ihr dürft es mir glauben: Mit 2 x 8 Watt flogen mir die Haare nach hinten, wenn man es lautstärkemäßig so wollte - unglaublich!

Diese kleinen glühenden Glaskolben dürfen nicht aussterben - dafür sind sie einfach zu.....zu musikalisch. :music:
Für mich waren/sind das unvergessliche Hörerlebnisse.

Gruss,
Ingolf
 
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