Podyssey
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Themenstarter/in
Hallo zusammen,
Der Podyssey-Podcast sucht Sprecherinnen und Sprecher für SF- und Fantasy-Kurzgeschichten.
Aktuell suchen wir Sprecherinnen und Sprecher für folgende Episoden:
Wenn ihr eine der Geschichte einlesen möchtet schreibt mir bitte eine E-Mail an: geschichten@podyssey.de
Im Folgende die jeweils ersten Absätze der Geschichten:
Byte the Vampyre (Frank Hebben)
„Der Kopf ist der geilste Computer der Welt. Man findet dort aufregenderes Zeug als im Internet.“ (Billy Idol, 2005)
Die Sekunde danach: Dunkelheit, durchästelt von Nervenblitzen. Er jagt die Tesla-Neuronen entlang, folgt den künstlichen Fasern – Dendriten, Synapsen. Wellen aus blauer Energie prasseln auf ihn ein, als er zum Thalamus durchbricht wie ein Malibu-Surfer und dort von einer Flut aus Impulsen fast rausgedrängt wird. Silberne Elektronen, kreuz und quer, aus tausend Kanälen gefeuert.
Synästhesien.
Drogenspielerei.
Draußen nimmt er sein Messer aus der Tasche und rammt es der alten Frau ins Fleisch. Und wartet, bis der Schmerz durch ihren Thalamus rauscht, strahlenden Sonnen gleich. Schnell wechselt er zum Neokortex; sieht und fühlt und schmeckt, wie der Schmerz in einer Kaskade aus prismatischen Farben explodiert. Lustvoll genießt er den letzten Moment, bevor der Trip schwarz und bitter zerbricht.
Raven zieht die Stecker raus.
Machina (Frank Hebben)
Stille, als ich die Haustür hinter mir schließe. Ich stelle die Einkaufstasche ab, schüttle Regentropfen vom Wollrock und ziehe meine Schuhe aus, um den Flur so leise es geht zu durchqueren. Maurice erschreckt sich ganz leicht, jedes unvertraute Geräusch löst Panik in ihm aus, wie bei einem Tier, das in die Ecke getrieben worden ist: die Furcht in seinen Augen. Deshalb bittet er mich ständig um Überwachungskameras, aber ich befürchte, das würde seine Krankheit nur verschlimmern.
Flach atmend, die Tasche in der Hand, schleiche ich an den leeren, großen Räumen vorbei, dem Esssalon, dem alten Schlafgemach unserer Eltern, zum Zimmer im zweiten Stock, die Stufen hoch, wo er sich eingesperrt hat in seinen Käfig. Bedächtig folge ich der Wendeltreppe, eine Hand am Geländer, um meine Tritte abzufedern; es knarzt, ganz kurz, dann bin ich oben und kann auf dem staubigen Teppich weiterlaufen.
Am hinteren Ende des Korridors, zu dessen Seiten die Türen abzweigen, ist ein Erkerfenster eingelassen: Es hat noch dieses schöne, grobkörnige Glas, das einen Lichtzauber ausstrahlt, sobald Sonne hindurchfällt. Doch heute ist der Himmel trist, nur graue Wolken, regenschwanger.
Die Borussia-Eskalation (Uwe Post
Alles begann mit einer Schwalbe.
Natürlich behauptete Stürmerstar Phrono Miller, nach dem Schlusspfiff von Journalisten dahingehend befragt, es sei keine gewesen. Er habe den Stoß doch deutlich gespürt! Ihm die gelbe Karte zu zeigen, statt auf Elfmeter für seinen FC Wega 04 zu entscheiden, sei die Fehlentscheidung des Jahrhunderts gewesen, die eine Menge Leute noch »mega bereuen« würden.
Ich war mittendrin. Stand zwischen den zigtausend Fans unserer Borussia Tau Ceti, als der Hexenkessel brodelte. Miller wurde ausgepfiffen, wüst beschimpft und mit goldgelben Mikro-Photonentorpedos und anderer Pyrotechnik beschossen, die einige Fans auf unerklärliche Weise an den strengen Zutrittskontrollen vorbeigeschmuggelt hatten. Es bildete sich eine Spielertraube, und auch Betreuer und Einwechselspieler warfen sich in die Schlägerei, hieben mit Lichtschwertern auf jeden ein, der die falschen Farben trug.
Rock am Saturnring (Uwe Post)
»Causa! Smonk! Mantrikeel!« Riff tritt gegen einen Schrotteimer, dass es nur so scheppert im blechernen Raumschiff. Eine junge Schleimschlange verschwindet aufgeschreckt hinter den Kisten des Laderaums. »Keine Ahnung haste, keine, aber das ist mir ja nicht neu, wieso geb ich mich mit dir ab?«
Bedächtig knetet Kkord seine mittlere Faust, bevor er antwortet: »Weil unser Dudelsack ohne meine Zweitlunge einfach erbärmlich klingt?«
»Lass mich kurz prusten«, meint Riff und fummelt sein Naniten-Taschentuch aus der ehemals gelben Arbeitshose, schnaubt hinein und lässt das Tuch zwecks Selbstreinigung davonflattern. Dann schmeißt er ein Holo an, das eine leere Fläche zeigt, deren einzige bemerkenswerte Eigenschaft ist, direkt vor der atemberaubenden Kulisse der Saturnringe zu schweben. »Da! Das Festivalgelände auf Titan. Niemand da. Zuschauer fehlen. Zuhörer auch. Leer. Empty. Laputschni. Vrssg. Du verstehst doch plapsonisch?«
Venus (Michael Schmidt)
Eine neue Episode aus dem Galactic Pot Healer über eine Pandemie galaktischen Ausmaßes. Der Goldene Reiter schickt seinen besten Mann...
Galaktiker aller Rassen sonderten Flüssigkeiten von sich. Husten, Schnupfen, Schleim, das ganze Programm. Die Gruppe, die sich in dem Bereich der Galactic Pot Healer auf hielten, der Ubik genannt wurde, schien schwach und kränklich. Im extremsten Fall lagen sie nur teilnahmslos herum und schienen wirklich zu darben.
Sorgenvoll betrachtete der Goldene Reiter das Geschehen hinter seiner goldenen Sonnenbrille. Immer weiter breiteten sich die Symptome in Ubik aus und so sah sich der Goldene Reiter zum Äußersten gezwungen.
Er sperrte den betroffenen Bereich ab und schaltete das Modul in den autarken Modus. Energie, Luftversorgung, all dies war jetzt ein geschlossener Kreislauf und die Schotte von Ubik verriegelt und von Innen nicht mehr zu öffnen.
Der Goldene Reiter aktivierte den internen Rundruf und Jeck Spacken meldete sich prompt. Die Instruktionen des Goldenen Reiters waren detailliert und ließen keine Zweifel aufkommen, was er von seinem Mann für spezielle Aufgaben erwartete.
Und Jeck Spacken versprach, zu tun, was getan werden musste. Und machte keinen Hehl daraus, dass er nicht nur die richtige Person für diesen Auftrag war, sondern auch mit Abstand der beste Mann im Stall.
Einwegzeitreisen (Soenke Scharnhorst)
Wir trafen uns an der Kasse im Aldi. Zum ersten Mal seit Jahren war ich wieder in Zweiburgen. Als Kind und als Jugendlicher lebte ich dort einige Zeit. Nach dem Abitur bin ich zuhause ausgezogen in eine andere Stadt. Meine Eltern waren auch vor einigen Jahren weggezogen, so dass es für mich keinen Grund gab, mehr nach Zweiburgen zukommen. Ich konnte nicht mehr sagen, was mich gerade zu diesem Zeitpunkt in die Gegend verschlug.
Mein Freund erkannte mich sofort als ich ihn ansprach. Ich kaufte eine große Tafel weiße Schokolade und zwei Packungen Trinkschokolade.
»Wundert mich nicht, dass Du immer noch in die Breite gehst. Das ungesunde Zeug hast Du auch damals schon gekauft«, sagte mein Freund.
»Die Trinkschokolade ja, die Schokolade nur hin und wieder, aber beides kaufte ich schon seit Jahren nicht mehr. Diese Sachen gibt es nicht dort wo ich jetzt wohne.«
Er nickte und schien nicht an Details interessiert.
»Wenn Du schon mal da bist, kannst Du mir beim Tragen helfen.«
Damit gab er mir einen der beiden, gerade gekauften 10Liter Kanister Frostschutzmittel in die Hand. Wir gingen die kurze Strecke zu dem windschiefen Haus, in dem er schon damals mit seinen Großeltern lebte. Seine Großeltern waren inzwischen beide verstorben.
Der Fahrstuhl (Soenke Scharnhorst)
Maria hatte ihr Studium beendet. Sie war alleinstehend und glücklich. Fast schon ein Klischee: Jung, erfolgreich, ledig. Seit zweieinhalb Monaten arbeitete sie in einem großen Beratungsunternehmen als Managementassistentin und der Job machte ihr Spaß.
Eigentlich wollte sie immer Lehrerin werden. Studiert hatte sie Sozialpädagogik und Linguistik, doch das Geld und ein junger Mann verführten sie. Der junge Mann war schon längst wieder aus ihrem Leben verschwunden, das Geld war geblieben. Obwohl ihr Job gut bezahlt wurde, Aufstiegsmöglichkeiten bot, ihr Spaß machte und ihre Kollegen nett waren, haderte sie in einsamen Momenten mit sich selbst, dass sie ihren Kindheitstraum aufgegeben hatte. Des Geldes wegen.
Solche einsamen Momente erfassten sie regelmäßig im Fahrstuhl, wenn sie morgens in ihr Büro im 9ten Stock hinauf- und abends wieder hinunterfuhr.
Deswegen mochte sie den Fahrstuhl nicht. Doch es blieb ihr keine andere Wahl. Treppenlaufen würde ihr noch mehr Zeit zum Hadern geben. Außerdem waren die Türen ins Treppenhaus mit dem Feueralarm gekoppelt und durften nur in Notfällen benutzt werden. Das Hochhaus besaß zwei normale und einen Expressfahrstuhl. Niemand musste Treppen laufen, um in sein Büro zu kommen. Auch wenn es manchen älteren Kollegen sicher gutgetan hätte, sich etwas mehr zu bewegen.
Wir würden uns sehr freuen von Euch zuhören
Der Podyssey-Podcast sucht Sprecherinnen und Sprecher für SF- und Fantasy-Kurzgeschichten.
Aktuell suchen wir Sprecherinnen und Sprecher für folgende Episoden:
- 039: Einwegzeitreisen (Soenke Scharnhorst), Umfang 1.887 Wörter
- 048: Venus (Michael Schmidt), Umfang 1.698 Wörter
- 049: Der Fahrstuhl (Soenke Scharnhorst), Umfang 3.884 Wörter
- 050: Die Borussia-Eskalation (Uwe Post), Umfang 2.840 Wörter
- 051: Byte the Vampyre (Frank Hebben), Umfang 2.172 Wörter
- 052: Rock am Saturnring (Uwe Post), Umfang 2.389 Wörter
- 053: Machina (Frank Hebben), Umfang 3.176 Wörter
- Alle Details findet ihr unter: Mitmachen – Podyssey
- Alle bisher produzierten Geschichte gibt es unter: Geschichten Archiv – Podyssey
- Der Feed zum Podcast ist: http://podyssey.de/feed/mp3
Wenn ihr eine der Geschichte einlesen möchtet schreibt mir bitte eine E-Mail an: geschichten@podyssey.de
Im Folgende die jeweils ersten Absätze der Geschichten:
Byte the Vampyre (Frank Hebben)
„Der Kopf ist der geilste Computer der Welt. Man findet dort aufregenderes Zeug als im Internet.“ (Billy Idol, 2005)
Die Sekunde danach: Dunkelheit, durchästelt von Nervenblitzen. Er jagt die Tesla-Neuronen entlang, folgt den künstlichen Fasern – Dendriten, Synapsen. Wellen aus blauer Energie prasseln auf ihn ein, als er zum Thalamus durchbricht wie ein Malibu-Surfer und dort von einer Flut aus Impulsen fast rausgedrängt wird. Silberne Elektronen, kreuz und quer, aus tausend Kanälen gefeuert.
Synästhesien.
Drogenspielerei.
Draußen nimmt er sein Messer aus der Tasche und rammt es der alten Frau ins Fleisch. Und wartet, bis der Schmerz durch ihren Thalamus rauscht, strahlenden Sonnen gleich. Schnell wechselt er zum Neokortex; sieht und fühlt und schmeckt, wie der Schmerz in einer Kaskade aus prismatischen Farben explodiert. Lustvoll genießt er den letzten Moment, bevor der Trip schwarz und bitter zerbricht.
Raven zieht die Stecker raus.
Machina (Frank Hebben)
Stille, als ich die Haustür hinter mir schließe. Ich stelle die Einkaufstasche ab, schüttle Regentropfen vom Wollrock und ziehe meine Schuhe aus, um den Flur so leise es geht zu durchqueren. Maurice erschreckt sich ganz leicht, jedes unvertraute Geräusch löst Panik in ihm aus, wie bei einem Tier, das in die Ecke getrieben worden ist: die Furcht in seinen Augen. Deshalb bittet er mich ständig um Überwachungskameras, aber ich befürchte, das würde seine Krankheit nur verschlimmern.
Flach atmend, die Tasche in der Hand, schleiche ich an den leeren, großen Räumen vorbei, dem Esssalon, dem alten Schlafgemach unserer Eltern, zum Zimmer im zweiten Stock, die Stufen hoch, wo er sich eingesperrt hat in seinen Käfig. Bedächtig folge ich der Wendeltreppe, eine Hand am Geländer, um meine Tritte abzufedern; es knarzt, ganz kurz, dann bin ich oben und kann auf dem staubigen Teppich weiterlaufen.
Am hinteren Ende des Korridors, zu dessen Seiten die Türen abzweigen, ist ein Erkerfenster eingelassen: Es hat noch dieses schöne, grobkörnige Glas, das einen Lichtzauber ausstrahlt, sobald Sonne hindurchfällt. Doch heute ist der Himmel trist, nur graue Wolken, regenschwanger.
Die Borussia-Eskalation (Uwe Post
Alles begann mit einer Schwalbe.
Natürlich behauptete Stürmerstar Phrono Miller, nach dem Schlusspfiff von Journalisten dahingehend befragt, es sei keine gewesen. Er habe den Stoß doch deutlich gespürt! Ihm die gelbe Karte zu zeigen, statt auf Elfmeter für seinen FC Wega 04 zu entscheiden, sei die Fehlentscheidung des Jahrhunderts gewesen, die eine Menge Leute noch »mega bereuen« würden.
Ich war mittendrin. Stand zwischen den zigtausend Fans unserer Borussia Tau Ceti, als der Hexenkessel brodelte. Miller wurde ausgepfiffen, wüst beschimpft und mit goldgelben Mikro-Photonentorpedos und anderer Pyrotechnik beschossen, die einige Fans auf unerklärliche Weise an den strengen Zutrittskontrollen vorbeigeschmuggelt hatten. Es bildete sich eine Spielertraube, und auch Betreuer und Einwechselspieler warfen sich in die Schlägerei, hieben mit Lichtschwertern auf jeden ein, der die falschen Farben trug.
Rock am Saturnring (Uwe Post)
»Causa! Smonk! Mantrikeel!« Riff tritt gegen einen Schrotteimer, dass es nur so scheppert im blechernen Raumschiff. Eine junge Schleimschlange verschwindet aufgeschreckt hinter den Kisten des Laderaums. »Keine Ahnung haste, keine, aber das ist mir ja nicht neu, wieso geb ich mich mit dir ab?«
Bedächtig knetet Kkord seine mittlere Faust, bevor er antwortet: »Weil unser Dudelsack ohne meine Zweitlunge einfach erbärmlich klingt?«
»Lass mich kurz prusten«, meint Riff und fummelt sein Naniten-Taschentuch aus der ehemals gelben Arbeitshose, schnaubt hinein und lässt das Tuch zwecks Selbstreinigung davonflattern. Dann schmeißt er ein Holo an, das eine leere Fläche zeigt, deren einzige bemerkenswerte Eigenschaft ist, direkt vor der atemberaubenden Kulisse der Saturnringe zu schweben. »Da! Das Festivalgelände auf Titan. Niemand da. Zuschauer fehlen. Zuhörer auch. Leer. Empty. Laputschni. Vrssg. Du verstehst doch plapsonisch?«
Venus (Michael Schmidt)
Eine neue Episode aus dem Galactic Pot Healer über eine Pandemie galaktischen Ausmaßes. Der Goldene Reiter schickt seinen besten Mann...
Galaktiker aller Rassen sonderten Flüssigkeiten von sich. Husten, Schnupfen, Schleim, das ganze Programm. Die Gruppe, die sich in dem Bereich der Galactic Pot Healer auf hielten, der Ubik genannt wurde, schien schwach und kränklich. Im extremsten Fall lagen sie nur teilnahmslos herum und schienen wirklich zu darben.
Sorgenvoll betrachtete der Goldene Reiter das Geschehen hinter seiner goldenen Sonnenbrille. Immer weiter breiteten sich die Symptome in Ubik aus und so sah sich der Goldene Reiter zum Äußersten gezwungen.
Er sperrte den betroffenen Bereich ab und schaltete das Modul in den autarken Modus. Energie, Luftversorgung, all dies war jetzt ein geschlossener Kreislauf und die Schotte von Ubik verriegelt und von Innen nicht mehr zu öffnen.
Der Goldene Reiter aktivierte den internen Rundruf und Jeck Spacken meldete sich prompt. Die Instruktionen des Goldenen Reiters waren detailliert und ließen keine Zweifel aufkommen, was er von seinem Mann für spezielle Aufgaben erwartete.
Und Jeck Spacken versprach, zu tun, was getan werden musste. Und machte keinen Hehl daraus, dass er nicht nur die richtige Person für diesen Auftrag war, sondern auch mit Abstand der beste Mann im Stall.
Einwegzeitreisen (Soenke Scharnhorst)
Wir trafen uns an der Kasse im Aldi. Zum ersten Mal seit Jahren war ich wieder in Zweiburgen. Als Kind und als Jugendlicher lebte ich dort einige Zeit. Nach dem Abitur bin ich zuhause ausgezogen in eine andere Stadt. Meine Eltern waren auch vor einigen Jahren weggezogen, so dass es für mich keinen Grund gab, mehr nach Zweiburgen zukommen. Ich konnte nicht mehr sagen, was mich gerade zu diesem Zeitpunkt in die Gegend verschlug.
Mein Freund erkannte mich sofort als ich ihn ansprach. Ich kaufte eine große Tafel weiße Schokolade und zwei Packungen Trinkschokolade.
»Wundert mich nicht, dass Du immer noch in die Breite gehst. Das ungesunde Zeug hast Du auch damals schon gekauft«, sagte mein Freund.
»Die Trinkschokolade ja, die Schokolade nur hin und wieder, aber beides kaufte ich schon seit Jahren nicht mehr. Diese Sachen gibt es nicht dort wo ich jetzt wohne.«
Er nickte und schien nicht an Details interessiert.
»Wenn Du schon mal da bist, kannst Du mir beim Tragen helfen.«
Damit gab er mir einen der beiden, gerade gekauften 10Liter Kanister Frostschutzmittel in die Hand. Wir gingen die kurze Strecke zu dem windschiefen Haus, in dem er schon damals mit seinen Großeltern lebte. Seine Großeltern waren inzwischen beide verstorben.
Der Fahrstuhl (Soenke Scharnhorst)
Maria hatte ihr Studium beendet. Sie war alleinstehend und glücklich. Fast schon ein Klischee: Jung, erfolgreich, ledig. Seit zweieinhalb Monaten arbeitete sie in einem großen Beratungsunternehmen als Managementassistentin und der Job machte ihr Spaß.
Eigentlich wollte sie immer Lehrerin werden. Studiert hatte sie Sozialpädagogik und Linguistik, doch das Geld und ein junger Mann verführten sie. Der junge Mann war schon längst wieder aus ihrem Leben verschwunden, das Geld war geblieben. Obwohl ihr Job gut bezahlt wurde, Aufstiegsmöglichkeiten bot, ihr Spaß machte und ihre Kollegen nett waren, haderte sie in einsamen Momenten mit sich selbst, dass sie ihren Kindheitstraum aufgegeben hatte. Des Geldes wegen.
Solche einsamen Momente erfassten sie regelmäßig im Fahrstuhl, wenn sie morgens in ihr Büro im 9ten Stock hinauf- und abends wieder hinunterfuhr.
Deswegen mochte sie den Fahrstuhl nicht. Doch es blieb ihr keine andere Wahl. Treppenlaufen würde ihr noch mehr Zeit zum Hadern geben. Außerdem waren die Türen ins Treppenhaus mit dem Feueralarm gekoppelt und durften nur in Notfällen benutzt werden. Das Hochhaus besaß zwei normale und einen Expressfahrstuhl. Niemand musste Treppen laufen, um in sein Büro zu kommen. Auch wenn es manchen älteren Kollegen sicher gutgetan hätte, sich etwas mehr zu bewegen.
Wir würden uns sehr freuen von Euch zuhören