AW: Hell

Ist doch schön für den Film, dass ihn viele Menschen für gut halten und dass er Preise bekommen hat! Ich habe das auch mitbekommen und dem Film ja auch deshalb eine Chance gegeben. Die hat er für mich verspielt!
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Hell

Es geht bei HELL vermutlich in Fragen seiner offiziellen Bewertung eher um eine Art "politisches" Statement, um auch zukünftigen Filmförderungen für dieses, dem deutschen Film eher nicht geläufige, Genre a priori eine Bresche zu schlagen - denn künstlerisch rangiert der Film trotz großartiger Schauspieler (die weitgehend von der Regie im Stich gelassen wurden ) nicht mal auf B-Movie Niveau; das ist meine Wahrnehmung. Schade und rätselhaft zugleich. In Sachen Preiswürdigkeit blicken wir nicht hinter die Kulissen des Geschäfts.
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Hell

OFFTOPIC:..

@Xilef Ein Film unter B Movie Niveau- jetzt werde ich aber langsam neugierig auf das Ding... :)

@Metalwarrior & Noir
Ich gebe Euch zum Teil recht... Juryentscheidungen kann ich auch nicht immer nachzuvollziehen.

Und das "Experten" sachen besser beurteilen können halte ich auch für teilweise fragwürdig. Ein Problem was ich bei einigen Jurys im Kurzfilmbereich mal mit erlebt hatte ist... das sie nur aus Schauspielern bestanden.

Nichts gegen Schauspieler in einer Jury... aber sie können als Experte eigentlich nur das Schauspiel einschätzen. Wenn es um gute Kamera, Licht, Ton, Skript, Special FX etc. geht haben viele auch nicht mehr Ahnung als der Forenuser XY. Zum Beispiel vom Keying und so weiter... Und dann einen Preis für die beste Kamera ausgeben naja...

Egal ich will eigentlich nur sagen, dass einseitig zusammengesetzte Jurys Mist sind. Durchmischte Jurys haben meiner Meinung nach, durchaus ihre Berechtigung... allerdings ist auch das kein Garant dafür, dass hier das breite Publikum bedient wird.

Theoretisch kann eine Jury nämlich auch inspirierende - aber nicht unbedingt massenkompatible Werke auswählen. Diese hätten in freier Abstimmung häufig keine Chance...in dem Fall ist eine Jury für die Aufmerksamkeitslenkung auf solche Werke sogar sehr wichtig.

Nun ja , wie Ihr lest - schaue ich etwas Janusköpfig auf das Nebenthema dieses Threads :) .

:)

OFFTOPIC ENDE
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Hell

@Januskubi, zu B und C: "Hills have Eyes" ist für mich B und recht hast Du mit dem einfältigen Schauspielerpack in der Jury - vielleicht wurde der Preis von HELL ja auch nur fürs Licht gegeben. Aber ich bin ohnehin anmaßend, übertrieben und völlig leidenschaftslos...;)
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Hell

wow....ein Film, der offenbar so dermaßen krass polarisiert..........genau DAS ist schon ein Grund, ihn sich anzuschauen :)
und genau aus demselben Grund konnte ich es kaum erwarten, "Sand" anzuhören :)
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Hell

wow....ein Film, der offenbar so dermaßen krass polarisiert..........

Sorry, aber ein kontrovers diskutierter Film sieht garantiert anders aus. Da würde sich die Diskussion nämlich auf den Inhalt oder die Stilistik beziehen und nicht bloß darauf, ob es allein schon preiswürdig ist, belangslose Genrebeiträge abzuliefern - bloß weil wir in Deutschland die phantastischen Genres (Horror, SciFi etc.) anscheinend stiefmütterlich behandeln.

Also wenn ich "Hell" beispielsweise mit den SciFi-Filmen vergleiche, die Rainer Erler in den 70er und 80ern fürs deutsche Fernsehen produziert hat (z.B. "Fleisch"), kann ich nur konstatieren, dass ich letztere um ein Vielfaches mutiger, innovativer, relevanter und kontroverser empfinde.

Und all jenen, die seit Jahren nicht müde werden zu betonen, dass uns der böse "Neue Deutsche Film" alles kaputt gemacht habe, und die nun selbst das einfältigste SciFi- oder Horrorfilmchen deshalb gleich als ersten Sendboten der Wiederkehr des phantastischen Kinos in Deutschland feiern möchten, denen möchte ich doch folgende Produktionen ans Herz legen:
- "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder
- "Nosferatu - Phantom der Nacht" von Werner Herzog
- "Die Hamburger Krankheit" von Peter Fleischmann

Die haben allesamt mehr Herz, Bauch & Hirn als der armselige "Hell".

"Hell" ist meiner Ansicht nach für das Genre genauso relevant und wertvoll wie es die deutschen Produktionen "Flashback - Mörderische Ferien" (http://de.wikipedia.org/wiki/Flashback_–_Mörderische_Ferien) oder "Slasher" (http://de.wikipedia.org/wiki/Slasher) oder etliche andere waren - nämlich gar nicht.

Flasche leer. Ich habe fertig.
 
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Dion

Autor
AW: Hell

… möchte ich doch folgende Produktionen ans Herz legen:

- "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder
- "Nosferatu - Phantom der Nacht" von Werner Herzog
- "Die Hamburger Krankheit" von Peter Fleischmann

Die haben allesamt mehr Herz, Bauch & Hirn als der armselige "Hell".
„Welt am Draht“ verschwand nach der Erstaufführung für Jahrzehnte aus der Öffentlichkeit, d.h. er war weder in Kino noch sonst wo zu sehen, geschweige denn zu erwerben. Die Ursache dafür: Der Film wurde von den damaligen Zeitgenossen nicht in seiner ganzen Tragweite erkannt.

So wurde auch „Nosferatu - Phantom der Nacht" von Werner Herzog, den ich persönlich sehr schätze, nicht sehr freundlich empfangen – weil „Nosferatu“ von Murnau als Pate allzu sichtbar im Hintergrund stand.

Und die „Hamburger Krankheit“? Ein Kommentar des Spiegels von damals (1979):

Das schlimmste an Fleischmanns Wut jedoch ist es, daß sie zwar ein Ziel hat, wenn auch ein verwaschenes, aber kein Gedächtnis.
Da ist ein Film, der eine Epidemie behandelt, an sich günstig, weil er alle störenden Personen einfach aus der Handlung rapide wegsterben lassen kann.
Doch es sterben nicht nur die Personen, sondern auch das Interesse ihrer Hinterbliebenen erlischt. Der Film wetteifert mit seiner Heldin (Carline Seiser), den Helden Griem in Sekundenschnelle zu vergessen. Und genauso bleiben Ferngespräche einfach ("Moment mal!") auf einer Gasthaustheke liegen; daß jemand eben noch mit nassen Haaren unter der Dusche stand, um im nächsten Augenblick trocken dazustehen, stört keinen, am wenigsten Fleischmann, denn es geht ja um Deutschland.
So hat der Film alle fünf Minuten ein neues Thema: ein wildes Potpourri, bei dem die Behörden bald alle nur denkbar Angesteckten auf Isolierstation schleppen oder in bewußt die Juden-Vergasung assoziierende Hygiene-Zwänge bringt, bald die gleichen Krankheitsgefährdeten zu einer Kundgebung für den verstorbenen Bundeskanzler mutwillig auf dem Marktplatz zusammentrommeln läßt.


So kann es aussehen, wenn Zeitgenossen über einen Film schreiben, den sie gerade zum ersten Mal gesehen hatten. Deswegen sollte man die heutigen Kritiken nicht so wichtig nehmen, denn ob „Hell“ tatsächlich armselig ist und weniger Herz, Bauch & Hirn hat, als die von dir genannten Filme, wird die Zukunft zeigen.
 

michelsausb

Laphroaig forever!!!
AW: Hell

Die Erzählweise von Werner Herzog ist recht gewöhnungsbedürftig...ich mag einige seiner Filme, vor allem (oder gerade wegen) des Mitwirkens von Klaus Kinski (für mich nach wie vor einer der größten deutschen Schauspieler).
Aber die Beiträge hier zeigen doch vor allem eins:
alles ist Geschmacksache. Und ich kann absolut nachvollziehen, dass viele Menschen einen Film wie Herzogs Nosferatu in die nächste Mülltonne wünschen....
vielleicht bekomme ich demnächst mal die Gelegenheit, "Hell" zu sehen.
An die "Hamburger Krankheit" kann ich mich dunkel erinnern...ich glaube, er hat mir damals gefallen (war allerdings in meiner Jugendzeit)....
ich persönlich empfand "Das Arche Noah Prinzip" von Emmerich als recht guten deutschen Sci-Fi-Film.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Hell

Vieles ist Geschmackssache - da gebe ich dir recht, Michael. Und freilich gilt: Wer sich amüsiert und gut unterhält, der tut nicht nur so. Spaß ist ein vollkommen evidentes Phänomen für den, der ihn empfindet (genauso wie die Abwesenheit davon). Oder um es mit den Worten von Matthias Beltz zu sagen: "Es sind die Armen im Geiste, die sich nach einer Vorstellung beklagen, sie hätten sich unter ihrem Niveau amüsiert."

Ob ein Film dann aber nicht nur subjektiv als gut empfunden wird, sondern eben auch intersubjektiv (von objektiv möchte ich gar nicht sprechen), dazu bedarf es manchmal tatsächlich Zeit. Da gebe ich Dion völlig recht. Dazu muss die Gemeinschaft derjenigen, denen Filme am Herzen liegen, in einigen Fällen jahre- und jahrzehntelang lang streiten und diskutieren, und im Laufe dieses Prozesses kann ein Film durchaus auch schon mal verschütt gehen und später wiederentdeckt werden.

Die Sache, die mich aber wirklich stört, ist folgende: Seit ungefähr 20 Jahren wird uns mindestens einmal im Jahr (wenn nicht deutlich häufiger) ein deutscher Horror- oder (wenngleich deutlich seltener) SciFi-Film präsentiert, und immer mit denselben Worten: "Wow! Endlich, endlich ein Genrebeitrag aus Deutschland! Endlich ein Film, der mal keine Kömodie oder kein Drama ist."
Aber in Wirklichkeit werden viel, viel mehr solcher Filme produziert, als man meint. Man erinnert sich eben nur nicht an den Großteil von ihnen - denn dieser Großteil von ihnen ist leider zum Vergessen.
Dass die qualitative Spanne dieser Filme dabei sehr weit ist, will ich nicht leugnen. Der oben zitierte "Flashback - Mörderische Ferien" zählt sicherlich zum Erbärmlichsten, was ich mir jemals in einem Kino angesehen habe (und hat sich mit gerade und allein deshalb fest ins Gedächtnis eingebrannt.)

Das französische Kino hat nur vier bemerkenswerte Filme benötigt, um in den letzten Jahren zu einer festen Größe im aktuellen Horrorfilm zu werden: "High Tension", "Frontiers," "Martyrs" und "Inside" (Ich schreibe mit Absicht "bemerkenswert" statt "gut", denn persönlich finde ich nur "Martyrs" herausragend, während ich z.B. "Inside" für eine äußerst fragwürdige Schlachtplatte halte).
Michael Hanekes "Funny Games" (das Original) sorgte international für Furore. Nicht, weil die Leute sich für österreichischen Film interessiert hätte. Sondern weil alle, die den Film gesehen haben, den Eindruck hatten, dass da jemand mit einer künstlerischen Vision auf dem Regiestuhl saß.

Es ist letztlich völlig egal, wieviele Genrefilme wir auf den Markt werfen. Solange diese Filme nicht auf einer inhaltlichen oder künstlerischen Ebene überzeugen (oder zumindest "bemerkenswert" sind), werden sie doch bloß wieder sofort ins kollektive Vergessen verschwinden. Und dann ist es auch ganz egal, wieviele Preise solche Filme erhalten haben.
 
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Dion

Autor
AW: Hell

Aber die Beiträge hier zeigen doch vor allem eins:
alles ist Geschmacksache.
Nicht alles ist Geschmacksache, aber vieles. Dazu gehört zum Beispiel, ob man jemand oder etwas (Schauspieler, Regisseur, ein bestimmtes Filmgenre, etc.) mag oder nicht.

Qualität eines Films aber gehört nicht dazu. Es gibt verschiedene Qualitätskriterien, die man – wie bei einem Hörspiel – anwenden kann: Story bzw. Plot, Erzählweise bzw. Umsetzung, Musik, Kameraarbeit und sonstiges handwerkliche und schauspielerische Können, kurz alle Kategorien, die bei Filmfestivals oder Wettbewerben (Cesar, Oscar, etc.) beurteilt und ggf. prämiert werden.


Die Sache, die mich aber wirklich stört, ist folgende: Seit ungefähr 20 Jahren wird uns mindestens einmal im Jahr (wenn nicht deutlich häufiger) ein deutscher Horror- oder (wenngleich deutlich seltener) SciFi-Film präsentiert, und immer mit denselben Worten: "Wow! Endlich, endlich ein Genrebeitrag aus Deutschland! Endlich ein Film, der mal keine Kömodie oder kein Drama ist."
Ja, das ist wahr. Einen deutschen - und noch schneller: einen französischen! – Film erkennt man meistens sofort, selbst wenn man die Darsteller nicht kennt. Das passiert mir oft beim Zappen: Ein, zwei Minuten schauen und schon weiß ich: Das kann nur ein französischer Film sein. :D


Michael Hanekes "Funny Games" (das Original) sorgte international für Furore. Nicht, weil die Leute sich für österreichischen Film interessiert hätte. Sondern weil alle, die den Film gesehen haben, den Eindruck hatten, dass da jemand mit einer künstlerischen Vision auf dem Regiestuhl saß.
Michel Haneke ist ein Kapitel für sich: Was er auch anfasst, gelingt ihm. Siehe Die Klavierspielerin oder auch Das Weiße Band. Funny Games habe ich nicht gesehen, aber ich nehme mir das ab sofort vor.
 
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