Poldi

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Happy Smekday (Adam Rex)

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Erster Eindruck: Invasion der Aliens mal anders

Gratuity Tucci – der Einfachheit halber Tip genannt – ist auf der Suche nach ihrer Mutter. Denn diese ist verschwunden, seit die Boovs, ein außerirdisches Volk, die Erde erobert und in Smekland umbenannt haben. Doch bei ihrem Trip quer durch die USA trifft sie zuerst auf J.Lo, einen abtrünnigen Boov, dessen wirklicher Name unaussprechlich ist. Nach anfänglichem Misstrauen hilft er ihr bei der Suche, und gemeinsam machen sie eine schreckliche Entdeckung…

„Der Tag, an dem ich die Welt retten musste“ ist der Untertitel von „Happy Smekday“, einer der wohl witzigsten und abgedrehtesten Hörbücher, die ich in letzter Zeit gehört habe. Gespickt von einem unglaublich schrägen Humor und irrwitzigen Einfällen kommt man stellenweise aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, ein Lacher folgt dem nächsten, eine komische Situation folgt auf die andere. Das Zusammentreffen der ganz unterschiedlichen Kulturen – das Menschenmädchen Tip auf der einen, Alien J.Lo auf der anderen Seite – ist hierfür meist der Auslöser und stellt den tollpatschigen Außerirdischen sehr niedlich dar. Viele Anspielungen, viel Wortwitz entdeckt man gar nicht beim ersten mal, sodass es sich auch später lohnt, noch einmal der Geschichte zu lauschen. Und die bietet noch deutlich mehr als diesen sehr vordergründigen Witz. Nicht zuletzt ist „Happy Smekday“ auch sehr spannend geschrieben und bietet nicht nur eine Gefahr für Tip, häufige Schlachten und eine Flucht durch die gesamte USA sorgen immer wieder für aufregende Momente. Und dann ist da auch noch die deutlich hervorklingende Sozialkritik, alle Menschen sollen schließlich in einen einzigen, kleinen Bundesstaat umgesiedelt werden, was an die Vertreibung der Indianer in Reservate angelehnt ist. Dieser Aspekt wirkt manchmal wie ein kritischer Hammer und ist manchmal etwas übergestülpt, doch dies ist nur ein sehr kleiner Kritikpunkt in diesem grandiosen Werk voller Überraschungen, Spannung und dem treffenden Humor.

Cathlen Gawlich beweist, dass sie wohl die Idealbesetzung für dieses Hörbuch ist. Sie schafft mit ihrer sehr angenehmen, hellen Stimme eine positive Grundatmosphäre und bringt mit einer sehr trockenen, bissigen Art den Witz des Buches bestens zur Geltung. Den gelungenen Spannungsbogen greift sie geschickt auf und verändert Nuancen in ihrer Sprechweise, wechselt das Tempo oder baut kleine Pausen ein. Noch besser hat mir allerdings ihre Anpassung an die verschiedenen Charaktere gefallen, jeder bekommt eine einzigartige Stimme, die sehr eng auf die Rolle zugeschnitten ist und dank ihrer wandelbaren Stimme unverwechselbar ist. Hervorragend!

Das Buchcover wurde natürlich auch für das Hörbuch verwendet und lediglich an das andere Format angepasst. In die Dächer einer Großstadt sind die einzelnen Buchstaben eingebaut und heben sich mit ihrem hellen Ocker von den restlichen Gebäuden ab. Zu sehen ist auch eines der kugelförmigen Raumschiffe, in dem die Aliens zur Erde gereist sind. Bis auf ein Foto der Sprecherin auf der Rückseite sind leider keine weiteren Extras vorhanden.

Fazit: Ein absolut irrwitziges, urkomisches und mit bissigen Anspielungen gespicktes Hörbuch, das auch nach dem Hören noch lange nachhallt und immer wieder gehört werden will. Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen sorgt für viele Reibereien, Tip und J.Lo geben ein wunderbares Paar ab. Auch wenn die eingebaute Sozialkritik etwas zu moralapostelig daherkommt, ist ein rundum gelungenes Roadmovie-Abenteuer gelungen.

VÖ: 1.Februar 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-354-9
 
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