- #1
Themenstarter/in
Liebe Männer!:wink:
Der hier vorgestellte Text richtet sich an euch: Ich suche einen männlichen Sprecher, der Lust hat, diese kleine Geschichte einzusprechen.
Es handelt sich um einen Auszug aus der von mir verfassten Kurzprosasammlung "Geschichten aus dem Cafe der Liebe", die alle mehr oder weniger in besagten Cafe den Schauplatz ihrer Handlung finden und noch eines gemeinsam haben:
Sie werden alle von demselben Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählt. Ich fand es interessant, aus der Sicht eines Mannes zu erzählen; aber als ich dann anfing, die Geschichten selbst einzusprechen, da hatte ich auf einmal das Problem, eine Frau zu sein. Man kann das Ergebnis in meinen Sprechproben anhören - aber egal, ob ich die Texte nun gut oder schön (oder auch nicht) lese, es bleibt dieser kleine störende Haken: es passt nicht. Nicht wirklich.
Und da fiel mir auf, dass ich so gerne meinen Protagonisten einmal hören würde!
Welcher xy-Träger wäre so nett, meinem Protagonisten eine Stimme zu geben?
Ich bin so neugierig!
Es ist ein recht kurzer Text und erzählt von der ersten großen Liebe des Jungen zu seiner Lehrerin. Na, kann sich da jemand reinversetzen?
Und an alle Frauen: Natürlich freue ich mich über jede, die das auch lesen will und Feed-Back gibt!
Ihr Gesicht: Nicht ein Detail davon habe ich vergessen, selbst wenn es sich dabei um etwas so Geringes handelte wie ein einzelnes Haar, nur eine Spur länger als die andern, an ihrem Kinn, ein helles hauchdünnes Haar, das selbst den wachsamen Augen ihres Mannes entgangen war, was ich nicht wissen konnte, aber zu wissen glaubte, denn ich, nur ich hatte diesen bestimmten Blick für sie, für ihr Gesicht, für ihre Haare, den Blick besessener Liebe.
Zeit genug, mir alles aufs Genauste einzuprägen, den Wechsel aller Farbnuancen ihres Teints zwischen Sommer und Winter und den Jahreszeiten dazwischen zum Beispiel, hatte ich auch. Wenn sie sich über mich beugte, schweigend, konzentriert, ohne zu spüren, mit welcher Hingabe ich meinerseits die Landschaften ihrer Wangen studierte, den feinen Nasenhügel dazwischen, die Flatterschatten ihrer Wimpern darüber, gab sie mir jedes mal die Gelegenheit, etwas Neues zu entdecken und dem Abbild meiner Erinnerung hinzuzufügen.
Ich legte es also darauf an. Sie an meinen Tisch zu locken und ihr gleichzeitig noch etwas zu bieten, was ihrer Aufmerksamkeit würdig war.
So wurde ein guter Schüler aus mir. Alleine aus diesem Grund.
Es war Zufall, dass sie Kunsterziehung und Ethik unterrichtete, und demnach war es auch der Zufall, der mich auf eine Laufbahn führte, die ich erstaunlich erfolgreich als begnadeter Zeichner beschritt, und nicht genetisch bedingte Begabungen.
Sie trug ihr Haar bis zum Kinn, welches kantig wurde, sobald sie sich verkrampfte im Versuch streng zu sein, welches ansonsten aber klar war und kühn, wie alle andern Linien in ihrem Gesicht, immer an der Grenze zum Herben, immer dennoch gerade noch zart genug, so dass ich es nicht einfach nur als schön ansah, sondern es ansah mit verwunderter Zärtlichkeit ob solcher Vollkommenheit.
Mit solch Augen betrachten wir vielleicht später nichts mehr, auch wenn wir es lieben, begehren und die Schönheit darin erkennen.
Ich aber war zwölfjährig, ein Kind, das keines war, ein Junge, der geschwiegen hatte in einer ihm fremden Welt, bis sie nach den Sommerferien mittwochs in der dritten Stunde das Klassenzimmer betreten hatte, in roten Stoff gehüllt, das silbrige Haar bis zum Kinn, sich vorgestellt hatte mit den Worten „Guten Morgen, 5a, ab heute werdet ihr das Vergnügen haben, von mir in die Welt der Schönen Künste geführt zu werden. Mein Name ist Frau Vogel“ und sie dem Jungen eine Sprache gegeben hatte und, als besäße ihr Name Macht, auch Flügel.
Viel Vergnügen beim Lesen!
Der hier vorgestellte Text richtet sich an euch: Ich suche einen männlichen Sprecher, der Lust hat, diese kleine Geschichte einzusprechen.
Es handelt sich um einen Auszug aus der von mir verfassten Kurzprosasammlung "Geschichten aus dem Cafe der Liebe", die alle mehr oder weniger in besagten Cafe den Schauplatz ihrer Handlung finden und noch eines gemeinsam haben:
Sie werden alle von demselben Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählt. Ich fand es interessant, aus der Sicht eines Mannes zu erzählen; aber als ich dann anfing, die Geschichten selbst einzusprechen, da hatte ich auf einmal das Problem, eine Frau zu sein. Man kann das Ergebnis in meinen Sprechproben anhören - aber egal, ob ich die Texte nun gut oder schön (oder auch nicht) lese, es bleibt dieser kleine störende Haken: es passt nicht. Nicht wirklich.
Und da fiel mir auf, dass ich so gerne meinen Protagonisten einmal hören würde!
Welcher xy-Träger wäre so nett, meinem Protagonisten eine Stimme zu geben?
Ich bin so neugierig!
Es ist ein recht kurzer Text und erzählt von der ersten großen Liebe des Jungen zu seiner Lehrerin. Na, kann sich da jemand reinversetzen?
Und an alle Frauen: Natürlich freue ich mich über jede, die das auch lesen will und Feed-Back gibt!
Wie der Junge begann, Gesichter zu lieben
aus
„Geschichten aus dem Cafe der Liebe“
von
Hanna-Linn Hava
Ihr Gesicht: Nicht ein Detail davon habe ich vergessen, selbst wenn es sich dabei um etwas so Geringes handelte wie ein einzelnes Haar, nur eine Spur länger als die andern, an ihrem Kinn, ein helles hauchdünnes Haar, das selbst den wachsamen Augen ihres Mannes entgangen war, was ich nicht wissen konnte, aber zu wissen glaubte, denn ich, nur ich hatte diesen bestimmten Blick für sie, für ihr Gesicht, für ihre Haare, den Blick besessener Liebe.
Zeit genug, mir alles aufs Genauste einzuprägen, den Wechsel aller Farbnuancen ihres Teints zwischen Sommer und Winter und den Jahreszeiten dazwischen zum Beispiel, hatte ich auch. Wenn sie sich über mich beugte, schweigend, konzentriert, ohne zu spüren, mit welcher Hingabe ich meinerseits die Landschaften ihrer Wangen studierte, den feinen Nasenhügel dazwischen, die Flatterschatten ihrer Wimpern darüber, gab sie mir jedes mal die Gelegenheit, etwas Neues zu entdecken und dem Abbild meiner Erinnerung hinzuzufügen.
Ich legte es also darauf an. Sie an meinen Tisch zu locken und ihr gleichzeitig noch etwas zu bieten, was ihrer Aufmerksamkeit würdig war.
So wurde ein guter Schüler aus mir. Alleine aus diesem Grund.
Es war Zufall, dass sie Kunsterziehung und Ethik unterrichtete, und demnach war es auch der Zufall, der mich auf eine Laufbahn führte, die ich erstaunlich erfolgreich als begnadeter Zeichner beschritt, und nicht genetisch bedingte Begabungen.
Sie trug ihr Haar bis zum Kinn, welches kantig wurde, sobald sie sich verkrampfte im Versuch streng zu sein, welches ansonsten aber klar war und kühn, wie alle andern Linien in ihrem Gesicht, immer an der Grenze zum Herben, immer dennoch gerade noch zart genug, so dass ich es nicht einfach nur als schön ansah, sondern es ansah mit verwunderter Zärtlichkeit ob solcher Vollkommenheit.
Mit solch Augen betrachten wir vielleicht später nichts mehr, auch wenn wir es lieben, begehren und die Schönheit darin erkennen.
Ich aber war zwölfjährig, ein Kind, das keines war, ein Junge, der geschwiegen hatte in einer ihm fremden Welt, bis sie nach den Sommerferien mittwochs in der dritten Stunde das Klassenzimmer betreten hatte, in roten Stoff gehüllt, das silbrige Haar bis zum Kinn, sich vorgestellt hatte mit den Worten „Guten Morgen, 5a, ab heute werdet ihr das Vergnügen haben, von mir in die Welt der Schönen Künste geführt zu werden. Mein Name ist Frau Vogel“ und sie dem Jungen eine Sprache gegeben hatte und, als besäße ihr Name Macht, auch Flügel.
Viel Vergnügen beim Lesen!
