Poldi

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Fallen – 4. Houston

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Erster Eindruck: Zwei ungleiche Brüder

Friedrich von Gartner konnte nicht nur sich und die kleine Elisabeth vor ihren Verfolgern in Sicherheit bringen, sondern auch die geheimnisvolle Soderquist auf seine Seite ziehen. Gemeinsam bestehen sie eine wahre Odysee durch das ganze Land und treffen schon bald auf die Brüder Pavel und Ziggy, von denen sie sich weitere Hinweise auf die merkwürdigen Geschehnisse erhoffen...

Gerade so richtig in Fahrt gekommen, geht es für die Miniserie „Fallen“ schon wieder in den Endspurt. Auch die vierte Folge der Geschichte, die aus einer Zusammenarbeit von zwei der angesehensten Hörspielmacher hervorgegangen ist, steckt dabei wieder voller Mystik, Dramatik und einer sehr eindringlichen Story, wird aber noch etwas klarer als die rätselhaften Vorgänger. Langsam kann man die Zusammenhänge der bisher voneinander getrennt verlaufenden Handlungsstränge zumindest erahnen, und auch das Wesen der Engel wird weiter ergründet und mit interessanten Ideen versehen. Neben dem Erzählstrang um Gibr, einem Engel, der sich in eine menschliche Frau verliebt hat, wird natürlich wieder besonderer Wert auf Friedrich von Gartner gelegt, der mit seinen Nachforschungen endlich weiterkommt. Dies ist nicht mehr ganz so gefährlich erzählt, was aber keineswegs negativ wirkt. Im Gegenteil, die Story verdichtet sich, die Dialoge sind eingängig und spannend. Dabei fließt sogar vorsichtig ein wenig Humor mit ein, beispielsweise im Gerpsäch mit Pavel und Ziggy Pollar. Die Szenen um die beiden ungleichen Brüder sind dabei zum Mittelpunkt der Handlung geworden und bringen auch die Rahmenhandlung am meisten voran. Wieder eine sehr runde Folge der Serie, zumal sich der rätselhafte Schleier weiter lichtet.

Hennes Bender hat sich längst auch einen Namen in Hörspielkreisen gemacht und überzeugt hier als Pavel Kollar mit einer sehr eigenständigen Sprechweise. Wie er sich immer versucht, aus verzwickten Dialogen zu retten, hat einige sehr heitere Momente, doch auch er passt sich der düsteren Grundstimmung gekonnt an. Sein Brüder Ziggy wird von Torsten Sträter gesprochen, der dem einsilbigen und recht schlichten Mann sehr treffend und mit unüberhörbarer Spielfreude umsetzt. Kaya Marie Möller ist als Soderquist ebenfalls hervorragend besetzt, diese Härte, diese stetige unterschwellige Genervtheit, das ist alles sehr stimmig! Weitere Sprecher sind Deborah Weigert, Florian Halm und Wanja Mues.

Wer ein Hörspiel von Imaga hört, darf immer eine sehr aufändige Produktion erwarten, und dieses Qualitätsmerkmal setzt sich auch hier weiter fort. Die Melodien legen sich eng um die Szenen und verleihen ihnen eine sehr eigenständige Atmosphäre, lenken die Aufmerksamkeit aber immer auf die Sprecher und ihre Dialoge. Auch die Geräusche dürfen mal etwas lauter sein, haben aber stets ihren festen Platz und sind nie nur Mittel zum Zweck.

Eine nur kanpp verhüllter Frauenkörper ist auf dem Cover von den Oberschenkeln bis zu den Schultern von hinten zu sehen, auf dem Rücken zwei blutige Wunden, in der Hand zwei spitze Pfeile – das in schwarz-weiß-rot gehaltene Cover ist schon sehr ansehnlich, doch seinen vollen Reiz entfaltet die Gestaltung, wenn das Motiv immer wieder mit verschiedenen Ausschnitten wiederholt wird und einem auch das kühle und abweisende Gesicht der Dame entgegenblickt – ein sehr gelungenes Konzept!

Fazit: Fallen wird in der vierten Folge noch etwas klarer und deutet die Zusammenhänge zwischen den Handlungssträngen an. Dabei geht es weiterhin sehr mystisch zu, und auch die kleine Spur Humor ist wohlplatziert und bereichert die Handlung um eine weitere Facette. Starke Charaktere, bildhafte Momente, düstere Ankündigungen – ein wahrer Hochgenuss, wenn auch ein etwas kurz geratener.

VÖ: 16. Dezember 2016
Label: Imaga
Bestellnummer: 978-3-9462-0706-1
 
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