• Blut-Tetralogie   Dark Space

AlexS

Mitglied
Hier bin ich gespannt, ob und wie es funktioniert, wenn jemand diese Geschichte erstmalig liest oder hört, denn das Erzählmedium ist ursprünglich ein ganz anderes...


Wer möchte, bitte, Feuer frei! - Bitte dort, wo ich die „-“ gesetzt habe, eine kurze Pause machen... - (Hoffentlich) Viel Spaß...






Wenn sie aus den Gräbern steigen
von Alex Streb


Es war kurz vor Mitternacht. Graue Wolkenschleier zogen am vollen, milchig scheinenden Mond vorbei. Eisiger Wind strich über die mit Moos, Farnen und Efeu bewachsene Friedhofsmauer aus scharfkantigen Bruchsteinen. Dabei ließ der Wind den Dunst eines warmen Sommertages, der aus dem noch warmen Boden stieg, zu diffusem Nebel kondensieren.
Dicke Moospolster, graue, grüne und gelbe Flechten wuchsen auf den steinernen Grabsteinen, die schon lange nicht mehr gerade standen. Efeu hatte nach ihnen gegriffen und sie unerbittlich aus ihren Verankerungen gezerrt. Die Inschriften waren längst von Wind und Wetter unkenntlich gemacht worden. Wer hier, auf dem Hügel oberhalb des Dorfes, beerdigt worden war, den hatte man längst vergessen oder sich schon zu Lebzeiten nicht an ihn erinnern können.
Eine unheimliche Nacht an einem unheimlichen Ort!
Vor dem Eisentor des Friedhofs kondensierte der Nebel zu drei Motorrädern. Wuchtige Maschinen, die grünlich schimmerten, umwabert von blassgrünen Nebelschwaden. Geistermaschinen, die auf ihre Besitzer warteten...


-


Nebelschwaden verdichteten sich über einem der Gräber, bis skelettierte Finger durch den feuchten Boden stießen. Als die Kirchturmglocke, unten im Tal, zum ersten Mal erklang. Endlich Mitternacht!
Und das Skelett bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche. Die zerrissene Lederjacke bedeckte nur noch unvollkommen das, was einst ein kräftiger Körper gewesen war. Die schwarzen Motorradstiefel waren mit Graberde gefüllt und bei jedem stockenden Schritt schmatzte der feuchte Morast. In den leeren Augenhöhlen gähnte eine bodenlose Schwärze, ein blickloser Abgrund. Und doch sah es. Und obwohl es auch keine Stimmbänder mehr besaß, konnte es sprechen. Und es rief seine Kumpane.
Die erste Hälfte der Glockenschläge war kaum verklungen, als sich aus einem zweiten Grab ein weiteres Skelett erhob. In den blanken Knochen spiegelte sich der Mondschein. Zerschlissene Munitionsgurte hielten die Reste einer grauen Hose zusammen. Und auch seine Stiefel waren voller Graberde. Jeder Schritt klang, als stürze ein Stein in eine schlammige Pfütze. Das Skelett schloss sich dem an, der es gerufen hatte.
Gemeinsam schritten sie an den unzähligen Grabsteinen vorbei, unter denen andere lagen wie sie. Rastlose Seelen, deren Zeit vorüber oder noch nicht gekommen war. Andere waren vor ihnen aus ihren Gräbern gestiegen und wieder andere würden ihnen folgen.
Schritt um Schritt näherten sich die beiden Skelette dem Friedhofstor. Und kurz bevor der letzte Glockenschlag verhallt war, stieg ein drittes Skelett aus seinem feuchten Grab. Es folgte ebenfalls dem Ruf des ersten.


-


Das erste und das zweite Skelett hatten das schmiedeeiserne Friedhofstor erreicht. Gemeinsam stemmten sie sich gegen das verrostete Portal. Unheimliche Kräfte mobilisierend öffneten sie den linken Flügel und verließen den Friedhof. Unaufhaltsam schritten sie auf ihre Maschinen zu.
Es dauerte nicht lange und sie saßen auf den ledernen Polstern. Vage Erinnerungen daran, wie es sich angefühlt hatte, als sie noch lebten, vergingen so schnell, wie sie aufgekeimt waren. Knochenfinger griffen nach den Zündschlüsseln und die Motoren röhrten wenig später auf. Grün schimmernde Nebel verdichteten sich um die beiden Maschinen, die im Leerlauf ihr dämonisches Werk taten. Unablässig strömten verlorene Seelen aus dem Totenreich in die dämonischen Motoren. Vergingen in den Geistermaschinen und trieben sie an.
Dann warteten sie. Denn der dritte im Bunde fehlte. Minuten verstrichen, viel zu lange schon ließ er auf sich warten. Und als er endlich das Friedhofstor passiert hatte, da sahen sie, was ihn aufgehalten hatte.


-


Tief gebeugt kam das dritte Skelett näher. Zerrte etwas hinter sich her. Groß wie sein eigener, skelettierter Torso. Es war ein Grabstein. Grün durch den Bewuchs unzähliger Flechten, die auf der Unterseite abgerieben wurden. Der ausdruckslose Skelettschädel täuschte vor, dass es ihm nicht schwer fiel, den Grabstein zu bewegen. Doch immer wieder keuchte es, während es seinem Motorrad näher und näher kam.
Weitere Minuten verstrichen, während derer seine beiden Kumpane scheinbar gleichmütig auf ihren Maschinen saßen. Doch sie waren ungeduldig. Fieberten dem Augenblick entgegen, in dem sie losfahren konnten, um endlich Rache zu üben.
Das dritte Skelett erreichte endlich seine Maschine und stemmte den Grabstein hoch auf den Gepäckträger. Dort band es ihn fest. Verzurrte ihn sorgfältig und setzte sich dann auf das weiche Leder.
Und dann startete auch endlich das dritte Skelett seine Maschine. Knatternd standen sie da. Drei Geistermaschinen und die drei Skelette, die auf ihnen saßen. Die beiden ersten sahen das dritte an, aus augenlosen, schwarzen Knochenhöhlen. Die unausgesprochene Frage lastete schwer auf ihnen...


„Denkt ihr etwa, ich fahre ohne Papiere?“


Ende
 

ansuess

Andy Suess
AW: Wenn sie aus den Gräbern steigen

Gott.. was kann man denn alles aus so einem aaaalten Witz machen :D

Ich les das gerne mal ein hihi
 

AlexS

Mitglied
AW: Wenn sie aus den Gräbern steigen

:D

Cool, ich bin gespannt!

Und ich hab mir halt gedacht, nur weil ne "Idee" nicht die frischeste ist, muss man sie ja nicht an der Autobahn aussetzen, man kann ja mal versuchen, sie anders zu verpacken... :cool:
 

BlackFuu

Chaosqueen ¤ケーオス¤
Sprechprobe
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AW: Wenn sie aus den Gräbern steigen

Blubb ich will auch^^ Ma schauen, ob es sich auch mit ner weiblichen Stimme anhört. Aber erst nächste Woche.
 

AlexS

Mitglied
AW: Wenn sie aus den Gräbern steigen

@BlackFuu: Oh cool, das würde mich freuen!
 
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