schaldek

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Manchmal habe ich mich eben vermisst. An einigen Tagen; wenn es früher dunkel wurde als sonst. Vielleicht, so sagte mir eine Stimme, die um mich kreiste, lag es ja genau daran.

Es war und ist ein Zustand aus Leere und Schönheit - der Atem der Zeit und alle Seelen um mich. Herabgeschaut sah ich diesen stillen Kerl in seiner Ecke, regungslos und mit dem Gesicht verborgen in jenem Schoß, der einmal mir gehörte.

Wo war seit jenem schicksalhaftem Tag all das Echo hin, welches ihm seine Hoffnung vorgegeben hatte?
Ein einziger Blick in den Spiegel und die Frage nach der Hoffnung, die
stets da war, so lange der Atem um ihn herum pochte.
Der Atem aller Menschen pocht, er bebt und läßt Gedanken schweben.
Aber das ICH war an diesem Tag - in diesem Moment - verschwunden und kam nicht mehr zurück.

Wenn das Weltall in uns allen ist - so dachte der Kerl, bevor er
in den Spiegel schaute - dann sind wir selbst unendlich.
Unendlich tief in uns, so tief und unerreichbar wie die Grenzen des Alls,
die es nicht gibt.
Und so verschwand alle Hoffnung, alles Ich, als vier Augen ineinanderschauten.
Mit unermesslicher Kraft an jenem Tag gesogen in den Spiegel.
Eine Implosion hinein in die Unendlichkeit.

Der Kerl am Boden zittert und weint manchmal.
Manchmal bebt das All in seinen Venen und alle
Zeit pulsiert in Sekundenschnelle in dessen Körper.

Da ist er, der eine wache Moment, in dem, was das Ich ausmacht.
Wenn der Gedanke spürt, dass er einmal ein Gefühl gewesen ist.
 

MewMew

Christoph
Sprechprobe
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Trauriger und ergreifender Text. Ich musste es einmal laut vorlesen und mir kam ein kleines Tränchen in die Augen. Er lässt natürlich Platz für Interpretationen, aber mich hat er sehr berührt.
 
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