Poldi

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Schatztruhe der Märchen

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Erster Eindruck: Riesige Sammlung verschiedenster Märchen

„7 auf einen Streich“, das hat sich ein Schneider auf seine Kleidung gestickt. Dass damit aber Fliegen gemeint waren, sorgt für allerlei Wirbel, denn der König nimmt an, einem Riesenjäger gegenüber zu stehen... (Das tapfere Schneiderlein)
Drei Söhne ziehen – nicht ganz freiwillig - aus, um im Leben ihren Platz zu finden. Jeder von ihnen erhält zum Ende der Lehrzeit ein ganz besonderes Geschenk und kehrt damit zum Hof des Vaters zurück... (Tischlein deck dich)
Eine alte Zauberin verlangt von einem jungen Elternpaar das erste Kind, da diese Salat aus ihrem magischen Garten gestohlen haben. Das kleine Mädchen wird in einen Turm eingesperrt, aus dem es keinen Ausweg gibt – nur seine Haare sind der Weg hinein... (Rapunzel)
Ein Holzschnitzer fertigt eine kleine Marionette an, die ihn stark an einen kleinen Jungen erinnern. Tatsächlich steckt jede Menge Leben in dem Stück Holz, doch die Puppe hat einen großen Wunsch: Ein richtiger Junge zu werden (Pinocchio)

Märchen gehören zu den Klassikern unter den Hörspielen, wohl jeder hat das ein oder andere mal in seiner Kindheit den geheimnisvollen schwarzen Scheiben oder den kleinen Kassetten gelauscht. Eine geradezu riesige Sammlung genau dieser Kindheitserinnerungen lässt sich in der „Schatztruhe der Märchen“ finden, die mit ganzen 20 CDs aufwarten kann. Darunter sind neben den sehr bekannten (und auch oftmals als Hörspiel umgesetzten) Klassikern wie Aschenputtel, Dornröschen und der Froschkönig auch eher unbekannte Werke der Brüder Grimm wie Allerleirauh, Die zertanzten Schuhe oder Jorinde und Joringel zu finden. Ergänzt werden diese von Kindergeschichten und Sagen, beispielsweise Rübezahl, Gullivers Reisen und Pinocchio. Eine bunte Mischung aus 35 Geschichten, bei der wohl jeder seine Lieblinge wiederfindet und neue Seiten entdeckt. Durch die völlig unterschiedlichen Produktionsjahre und -teams wurden natürlich verschiedene Herangehensweisen an das Genre gewählt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist beispielsweise die Verwendung von Reimen in einigen Märchen. Diese Abweichung vom klassischen Hörspiel ist wohl nicht jedermans Sache, passt aber recht gut zu den zauberhaften Geschichten. Einen völlig neuen Ansatz bietet „Hans im Glück“, in dem ein Junge auf einer langen Autofahrt eben jenes Märchen als Hörspiel hört und immer wieder zwischen diesen beiden Ebenen hin- und hergewechselt wird. Eine Modernisierung, die jedoch etwas holprig geworden ist. Ansonsten kann man sich auf zahlreiche klassische Erzählungen freuen, die die Kindheit wieder auferstehen lassen und direkt ein heimeliges Gefühl erzeugen, Kindern ebenso viel Spaß machen wie Erwachsenen und in einem fast unschlagbaren Preis gesammelt angeboten werden. Wer Märchenhörspiele mag, wird mit dieser umfangreichen Sammlung also bestens bedient.

Bei so einer großen Vielzahl an Hörspielen, die unter verschiedenen Bedingungen entstanden sind, wurde natürlich eine große Zahl an Sprechern eingesetzt, mal auch heute noch bekannte Namen, mal völlig neue und bisher ungehörte Stimmen. Dass es dabei auch den einen oder anderen Ausreißen nach unten gibt, ist wohl verständlich, im Allgemeinen ist die Sprecherleistung aber eine gute. Eine Handvoll Stimmen taucht aber immer wieder auf, und dazu gehört auch der unvergessene Hans Paetsch mit seiner typischen Märchenonkel-Stimme, mit der er gleich einen warmen Grundton in die Märchen bringt. Auch Reinhilt Schneider taucht immer wieder in unterschiedlichen Rollen auf, beispielsweise als Aschenputtel, Schneewittchen oder Königstochter. Ihre kindliche, fröhliche Stimme passt sich immer gut der jeweiligen Atmosphäre an. Konrad Halver hat nicht nur zahlreiche Umsetzungen produziert, sondern auch immer wieder mitgesprochen, seiner markanten Ausdrucksweise lauscht man immer wieder gern. Andere Sprecher sind Gerd Holtenau, Franz Joseph Steffens, Dagmar von Kurmin, Joachim Wolff und Ursula Vogel.

Ebenso unterschiedlich wie die Sprecher ist die musikalische Umsetzung der einzelnen Produktionen. Klassische Stücke, wie von Johann Sebastian Bach, sind ebenso zu hören wie Eigenkompositionen. Eines haben die Hörspiele jedoch gemeinsam: Die Musik wird recht wenig eingesetzt, eher zur Einstimmung und während der Szenenwechsel. In den Dialogen tauchen eher Geräusche auf, und auch diese sind von unterschiedlicher Quantität, größtenteils aber sinnvoll eingebaut und geben dem Geschehen ein wenig mehr Gesicht.

Die stabile Pappbox, in der die 20 CDs angeliefert werden, ist tatsächlich wie eine kleine Schatztruhe aufgemacht, von allen Seiten sind goldene Beschläge abgedruckt, hinten ist eine Übersicht über sämtliche Geschichten zu finden. Der Deckel lässt sich dann ganz abnehmen, im Inneren hat jede CD ihre eigene Papphülle bekommen, auf der Produktionsdaten und Sprecher abgedruckt wurden.

Fazit: Eine sehr große Sammlung mit gelungenen Märchen und einer tollen Stimmung. Schön, dass so eine große Vielfalt angeboten wird.

VÖ: 26.August 2011
Label: Membran
Bestellnummer: 978-3-86860-086-5
 
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