• Blut-Tetralogie   Dark Space

Markus Haacke

alias Doc Markuse
Hallo,

ich will mal kurz was schreiben zum Thema "Plopp-Effekt bei einem Headset verhindern"

Wer sich, wie ich, beim enthusiastischen Sprechen in sein headset über die ärgerlichen Ploppgeräusche ärgert, der kann dagegen was tun.

1) Was ist der Plopp-Effekt?
Der Plopp-Effekt entsteht, wenn z.B. beim Aussprechen der Buchstaben "P" oder "B" zuviel Luft auf einmal aus der Lunge gedrückt wird. Dieser Luftschwall trifft mit voller Wucht auf die im Mikrofon befindliche Membran. Diese Membran ist beweglich und sie nimmt die Luftschwingungen, die wir beim Sprechen erzeugen, auf und wandelt sie in elektrische Signale um. Die Membran schwingt also vor und zurück. Kommt nun so ein überdimensionaler Luftschwall daher, dann passiert es, daß die Membran bis zum Anschlag durchgedrückt wird. Sie geht dabei zwar nicht kaputt, aber das resultierende elektrische Signal ist völlig übersteuert. In einem Aufnahmeprogramm sieht so eine Plopp-Stelle aus wie in Bild 01. Man erkennt, daß das Signal über den oberen und unteren Maximalbereich hinausschiesst.

Und klingen tut das ganze so (siehe, äh, höre Sound 01).
Der Effekt tritt zwischen den Worten "Peter" und "Pan" auf.

Wer sich das mit der Membran nicht so recht vorstellen kann, dem kann vielleicht dieser Vergleich Erleuchtung bringen.
Stell dir vor du bist vom Vermessungsamt und sollst die Wellenhöhe an der Nordsee messen. Dazu bekommst du einen 2 Meter langen Messstab in die Hand und die Anweisung dich ins seichte Wasser zu begeben, um bei jeder ankommenden Welle deren Höhe zu ermitteln.
Du stehst also da und erfreust dich an den seichten Wellen. Mal kommt eine mit 70 cm, mal eine mit 1,20 Meter.
Aber plötzlich kommt eine 25 Meter Tsunami Welle auf dich zugerast. Das wäre dann der zu starke Luftschwall, der zum Plopp-Effekt führt. Nur mit dem Unterschied, daß das Mikrofon danach noch funktioniert - bei dir und dem Messstab wäre ich mir nicht ganz sicher.

2) Wie ist er zu verhindern?
Im Endeffekt ist es ganz einfach. Man muß verhindern, daß so ein überdimensionaler Tsunami-Luftschwall an die Mikrofon-Membran gelangt.
Naja, ganz so einfach ist es leider auch nicht, denn die anderen Schwingungen unserer Sprache sollen ja trotzdem an das Mikrofon gelangen.

Jetzt müsste man erstmal feststellen was den bösen Luftschwall von den normalen Sprach-Schwingungen unterscheidet.

Zum einen handelt es sich beim Luftschwall nicht um eine dauernde Schwingung (Hin- und Herbewegung), sondern nur um eine Vorwärtsbewegung von Luft.
Zum anderen breitet sich der Luftschwall in eine bestimmte Richtung aus, wohingegen die Schwingungen der Sprache sich annähernd in alle Richtungen ausbreiten.

Mit diesem Wissen gibt es nun verschiedene Möglichkeiten dem Problem zu begegnen.

a) Man kann versuchen die Spreu vom Weizen zu trennen. Quasi eine Art "Luftfilter" zu konstruieren, der die gewünschten Schwingungen durchläßt, aber den bösen Tsunami-Luftschwall rausfiltert.

b) Man kann versuchen das Mikrofon nicht in der Richtung des Luftschwalls zu platzieren.
Da sich unsere gewünschten Schallwellen annähernd in alle Richtungen gleich ausbreiten, müsste es ja möglich sein, das Mikrofon woanders zu platzieren.

Mit dem Wissen hab ich mich rangemacht und versucht mein neues Headset "Plopp-frei" zu bekommen.

3) Lösungsversuche

Methode a)
Erst habe ich mich an Lösungsweg a) orientiert (Spreu vom Weizen trennen).
Das ist nicht neu und andere machen es auch so. Die Rede ist hier von den Windschutz-Hütchen aus Schaumstoff (siehe Bild 02). Das Schaumstoff-Ei ist innen hohl und wird über das Mikrofon gezogen.

Da der Schaumstoff aus lauter winzig kleinen Kammern besteht, die miteinenader verbunden sind, läuft sich ein relativ langsamer Luftschwall darin tot. Er eckt an den vielen Kammerwänden an, muss immer seine Richtung ändern und verliert dadurch Kraft, so daß er nur noch sehr schwach ist wenn er im Inneren angekommen ist.
Unsere Stimme ist im Gegensatz zum Luftschwall eine Luftschwingung mit hoher Frequenz. Diese hat die Eigenschaft sich auf direktem Weg durch die Schaumstoffkammern bewegen zu können. Da eckt also nichts an, sondern gelangt ungehindert an das Mikrofon im Inneren.

So ein Windschutz habe ich mir aus einem großen Schaumstoffblock selbst ausgeschnitten und dann über das Mikrofon am Headset gezogen.

Der Erfolg war niederschmetternd! Das ganze hat so gut wie nichts gebracht.

Nun gibt es noch ein andere Möglichkeit, die auch in Rubrik a) fällt.
Bei Aufnahmen mit Studiomikrofonen wird meist ein sog. Popschutz eingesetzt (siehe Bild 03). Das ist quasi eine gespannte Strumpfhose, die zwischen Sprecher und Mikrofon platziert wird. Hier passiert ähnliches wie bei dem Schaumststoff-Ei. Der langsame Luftschwall wird durch einen feinmaschigen Stoff abgeblockt, die hohen Schwingungen können aber ungehindert zum Mikrofon gelangen.

Sowas kann man in der Form natürlich nicht für ein Headset benutzen. Das Headsetmikrofon ist bauartbedingt viel zu dicht am Mund.
Da ich den Effekt dennoch testen wollte, habe ich mir aus steifem Draht, etwas Pappe und passendem Stoff eine Art Rundum Popschutz für das Headset gebaut. Leider habe ich das Bild vom fertigen Teil schon gelöscht, daher ist hier nur noch das Drahtgestell zu sehen (siehe Bild 04). Dieses war komplett mit dem Stoff bespannt und wurde über das Headsetmikrofon geschoben.

Da das Mikrofon nun komplett von dem Stoff umgeben war, sollte der Luftschwall elegant drumherum geleitet werden.

Aber auch hier wieder Pleite auf der ganzen Linie. :-(

Der Plopp-Effekt war zwar merklich abgemildert, aber der Stoff scheint auch als Hochpassfilter zu agieren. D.h. er läßt nur noch die hohen Töne durch. Das Ergebnis sind blechern klingende aufnahmen, denen die Bässe fehlen (höre Sound 02).

Das war also auch nichts.
Ich habe dann noch mit anderen Stoffen experimentiert, aber immer wenn der Stoff die Stimme nicht verändert hat, dann war er zu dünn, um gleichzeitig den Tsunami abzuhalten. Die Methode a) als Alleinlösung habe ich dann aufgegeben.

Ich denke, daß das Mirkofon bei einem Headset einfach zu dicht am Mund ist, und der Luftschwall dadurch viel zu stark ist, als daß er von einem Windschutz gebremst werden könnte.

Die Probleme mit dem spiralförmigen Popschutz sind vermutlich darin begründet, daß das Mikrofon vollständig von dem Stoff umgeben ist. Bei einem Popschutz für ein Stativmikrofon wird ja nur ein kleiner Teil in Hauptsprechrichtung abgedeckt.

Also habe ich mich verstärkt an Lösungweg b) versucht, also Mikrofon aus dem Luftschwall rausnhemen.

Methode b)
Leider sind die Möglichkeiten, das Mikro zu "verschieben" bei einem Headset recht gering. Man kann es maximal nach oben und unten wegklappen. Aber evtl. bringt das ja auch schon was?

Also habe ich verschiedene Mikrofonstellungen ausprobiert und dazu Probeaufnahmen angefertigt.
(siehe Bilder 05, 06, 07 und zugehörig Sound 03, 04, 05). Ja, es war schiesse-heiß, als ich die Fotos gemacht habe - ich seh nicht immer so aus ;-)

Bild 05 / Sound 03: Mikrofon direkt vor dem Mund. Hier ploppt es bei dem Wort Podcast.
Bild 06 / Sound 04: Mikrofon in Kinnhöhe. Heftiges ploppen bei "Peter Pan".
Bild 07 / Sound 05: Mikrofon kurz über Nase. Kein ploppen mehr, aber dafür fehlen Bässe.

Man merkt, daß die Stellung des Mikrofons auch Auswirkung auf den Klang hat. Zum Beispiel macht die Platzierung in Nasenhöhe die guten Aufnahmeeigenschaften des Headsets zunichte. Es klingt wie ein billiges Headset.
Die Hersteller werden das Mikrofon sicherlich auf die Platzierung direkt vor dem Mund optimiert haben.

Hmm, jetzt ist guter Rat teuer. Der Luftschwall scheint, gemäß den Probeaufnahmen, hauptsächlich nach schräg unten und nach vorn aus dem Mund gepustet zu werden.

4) Die Lösung (gültig für das Plantronics Audio 625 Headset)

Nach eingehender Untersuchung des Headsets, stellte ich fest, daß der Mirkofonbügel teilweise aus einem biegsamen Metallstreifen besteht, der mit Gummi überzogen ist. Also kurz ein Stoßgebet äh gebetet und beherzt den Bügel um ein paar Grad nach außen gebogen (das Mikro siht nämlich nicht aus, als könnte man es biegen).

Mein Mut wurde belohnt. Mit dieser Aktion habe ich das Mikro aus dem Luftschwall rausbekommen und bei Platzierung direkt in Mundhöhe gibt es auch keine Klangbeeinträchtigungen.

Bild 08 zeigt das präparierte Headset. Ich habe den selbstgebauten Windschutz zusätzlich noch draufgesetzt, damit evtl. vorhandener "leichter Seitenwind" beim Sprechen dadurch abgeblockt wird.
Der Klang des "umgebauten" Headsets ist in Sound 06 zu hören.

Ich hoffe Ihr hattet Spaß beim Lesen und evtl. kann der ein oder andere seine Plopp-Probleme durch diesen Beitrag auch in den Griff bekommen (oder bei dem Versuch sein Headsetmikro abbrechen... öhmm ;-) )

Gruß Markus
 

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Markus Haacke

alias Doc Markuse
Hier die anderen Dateien...
 

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Markus Haacke

alias Doc Markuse
und die Sounds... (Sound 01.mp3 hängt noch am oberen Beitrag!)
 

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Ed Trashwood

Ich hatte schon die Strumpfhose von meiner Freundin gerissen, da las ich, dies sei ungeeignet. Weis nächstes Mal eher auf sowas hin! Also ich bekomme das Ploppen nur weg, wenn ich das Mikro so weit wegbiege, daß meine Stimme insgesamt leiser aufgenommen wird. Dann muß man aber beim Anhören lauter stellen und dann nimmt das Rauschen zu. Darum habe ich mich vorerst fürs Ploppen statt fürs Rauschen entschieden. Das Ploppen ist beim Podcast allgemein aber nicht so schlimm wie beim Hörspiel.
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
Das mit der zerrissenen Strumpfhose tut mir Leid... aber man sollte solche Anleitungen immer erstmal zuende lesen. :)

Durch das seitliche Wegbiegen des Mikros ist die Aufnahmelautstärke übrigens nicht sonderlich beeinträchtigt worden. Da war es beim Wegdrehen auf Nasenhöhe schon ganz anders.
 
E

Ed Trashwood

du hast vielleicht eine bessere Soundkarte als ich.
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
Danke Thuda.
Man hätte das ganze auch kürzer verfassen können. Nachdem ich aber so viel durchgetestet hatte und sich der erhoffte Erfolg oft doch nicht einstelle, wollte ich interessierte User an meinem Erfahrungsgewinn "detailliert" teilhaben lassen. :)

Auf den zweiten Blick scheint mir die dabei gewonnene Erkenntnis recht lapidar und unspektakulär zu sein, aber vielleicht kann sie einem Einsteiger doch was nützen. Immerhin gibt es ja auch einen Beitrag über das richtige Aussteuern einer Aufnahme.
 
Hi Doc.,

hey das sind sehr nützliche Tipps für unsere Einsteiger & Newcomer...
Deine Bilder sind absolut genial und treffen es auf den Punkt.
Dankeschön dafür, denn man kann nie genug Info's haben...

V.G.

Alex
 

Chia

Mitglied
Doc du bist wie immer mein rettender Engel......ich war schon völlig entnervt, als ich mich dran erinnert habe, dass du da mal was geschrieben hast....umgesetzt und endloch sind die plöden Plöpppinselperäuschepeg...äh weg
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
Hallo Chia, ich freue mich, daß ich Dir damit direkt helfen konnte und gleichzeitig die erste Rückmeldung eines echten, äh nennen wir es mal "Nachbau" bekommen habe.
thumbup.gif

Du hast ja Glück, hast Du doch genau das gleiche Mikro. :)

Hast Du auch noch nen Schaumstoffei drübergezogen?Re: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...
 
D

Dino

AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

Hi,

Öhm die Bilder / Sounds sind weg, oder? Der Artikel ist klasse, auch wenn er mir nichts geholfen hat. Das was Ed sagte stimmt: Durch wegdrehen wird die Stimme leiser und das Rauschen nimmt zu. Somit auch kein Erfolg :(

Danke trotzdem
Dino
 

Dennis Künstner

Administrator
Teammitglied
AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

Geht wieder.

Ja aber bei einem USB Plantronics ist so gut wie kein rauschen, daher klappt das in dem Fall. Hier geht es dann auch um die Plopp Effekte. Wenn du ein OnBoard-Soundkarte mit Klinken Mikro hast, dann hast du natürlich auch neben dem Plopp Effekten mit dem Rauschen zu kämpfen, dass ist klar. Daher wird hier auch grundsätzlich ein USB Headset oder halt aufwärts zum richtigen Mikro geraten.
 
D

Dino

AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

Danke für die Info. Werde mir sowieso ein neues kaufen müssen, mein jetztiges ist Mist, auch wenn es besser geworden ist (siehe Sprechprobe).

Dino

P.S.: Kann mir einer sagen, welches Mikro empfohlen werden kann? PC - Headset? Welche Preisklasse dürfte OKAY sein? Bringt der Dämpfer beim Headset viel?
 
D

Dino

AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

dankeschön!
 

Unkama

Das unmögliche Karma
AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

Huhu,

erstmal danke für den Bericht, wurde grad drauf hingewiesen.
Leider hab ich weder Feinstrümpfe, noch Schaumstoff zuhause. Deswegen war ich auf der Suche nach einem Ersatz. Und was macht Frau in Not, wenn sie experimentiert? -Na seht doch selbst :rofl:
Einmal mit und einmal ohne Blitz geknipst. Hier liegen 2 Frauen, welche sich bei dem Anblick schon in die Ecke geworfen haben.
Die Soundqualität ist nicht eingeschränkt und der Bügel ist ebenso nach aussen gebogen. Werde nachher dazu noch eine Aufnahme einstellen. Einmal mit und einmal ohne "Hygieneschutz". *räusper*
Hab nur keine Ahnung wie man hier die Bilder verkleinert darstellen kann. :eek:

Plamtronic_USB-a-1243270176.jpg



Plamtronic_USB-_b-1243270176.jpg



Lieben Gruss
Unkama
 

Markus Haacke

alias Doc Markuse
AW: Plopp-Effekt beim Headset vermeiden - Doktors Bastelstunde...

:eek: Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder? :D

DAS nenn' ich mal pragmatisch. Und auch in anderer Hinsicht praktisch: Solltest Du mal übermäßig spucken oder sabbern beim performen, dann saugt Dein Popp -äh- Ploppschutz sofort alles auf.

Coole Sache. Gewöhnungbedürftig, aber funktionell... Oder was haben Deine Tests gebracht?

(ich schmeiss mich hier weg) :laugh:
 
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