Poldi

Mitglied
Morgan & Bailey – 6. Auge um Auge

mb-6.jpg


Erster Eindruck: Der Pfarrer unter Verdacht

Mitten in seiner Predigt wird der katholische Pfarrer Charles Morgan ziemlich unsanft unterbrochen – er steht unter Mordverdacht und soll eine alte, alleinstehende Dame umgebracht haben, um an ihr Erbe zu kommen. Natürlich ist seine evangelische Kollegin Rose Bailey empört und setzt die örtliche Polizei ziemlich unter Druck. Als sie aber erste Hinweise auf den wahren Täter bekommt, beginnt sie sofort mit ihren Ermittlungen...

Dass der strahlende Held, der Ermittler einer Serie, irgendwann einmal selbst unter Mordverdacht gerät, ist fast schon eine gängige Idee und wird in „Morgan & Bailey“ für meinen Geschmack in Folge sechs zwar etwas zu früh eingesetzt, bringt aber auch eine neue Note mit ein und beschäftigt sich zwangläufig noch mehr mit der Figur des Charles Morgan. Von ihm war bekannt, dass er vor seiner Tätigkeit in der katholischen Kirche Polizist gewesen war, doch die Umstände, die ihn zu einem Wechsel bewegt haben, werden erst in „Auge um Auge“ wirklich thematisiert. Die Erzählweise ist dabei sehr flüssig, schon ganz zu Anfang wird er festgenommen, weitere Szenen beschäftigen sich mit der energischen Rose, die zunächst ohne ihren Partner ermittelt, hier sind immer wieder kleine Hinweise auf Morgans Vergangenheit eingestreut. Und auch ein exzentrischer Softwareentwickler mit einer sehr interessanten Attitüde, der örtliche Polizist und Baileys Neffe Liam werden gekonnt in Szene gerückt, wobei letzterer nund endgültig seine Rolle in dem Gefüge gefunden hat und als treibende Kraft in der Handlung dient. Das spielt alles gut zusammen und ist dicht und gradlinig erzählt, Leerlauf kommt hier zu keiner Zeit auf. Allerdings ist die Auflösung des Ganzen dann vielleicht etwas zu einfach, mir fehlt der richtige Kniff, die überraschende Wendung, die mit der Actionszene am Ende nicht wirklich ausgeglichen werden kann – auch wenn diese tatsächlich unerwartete Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Serie haben wird. Leider scheinen zudem bei dem Plan des Täters ein paar viele Zufälle mit eingespielt zu haben. Doch die sehr angenehme Grundstimmung und der heitere Umgang mit der Religion sorgen auch hier für Kurzweil, zumal viele Szenen sehr stimmungsvoll umgesetzt wurden.

Hennes Bender hat sich als Hörspielsprecher in so einigen Produktionen bewiesen und sorgt sorgt auch hier für einen sehr positiven Eindruck. Er setzt die Figur des Ezekiel Wilcox sehr prägnant in Szene, kann die verschiedenen Gemütsstimmungen des Mannes facettenreich zur Geltung bringen und bleibt dabei immer glaubhaft. Bodo Wolf ist als Joel Ashton ebenfalls wieder mit von der Partie, mit viel Energie und einer ganz speziellen Attitüde setzt er seinen Charakter auf den Punkt gebracht um. Rita Engelmann hat mir als Rose Bailey wieder viel Freude bereitet, ihre sehr resolute Art, die charmanten Momente und die Spitzzüngigkeit schaffen eine grundsympathische und lebendige Persönlichkeit. Weitere Sprecher sind Pat Murphy, Katharina von Keller und Andre Bayer.

Contendo Media hat die Serie von Anfang an mit einer Mischung aus klassischen Kriminalgeschichten und moderner Umsetzung gesetzt, sodass auch diese Folge musikalisch recht vielseitig ist und die unterschiedlichen Stimmungen gekonnt einfängt. Auch die Geräuschkulisse ist sehr stimmig umgesetzt und bringt zahlreiche treffende Szenerien mit sich.

Rätselhaft und reduziert ist das Cover, das mit seinem mysteriösen Grün eine gelungene Grundstimmung schafft. Als Motiv wurde eine venezianische Maske ausgewählt, die auf ihrer hellen rechten Seite einen Blutstropfen wie eine Träne herabfließen lässt. Auf das religiöse Ambiente der Serie spielen einige kleine Motive im Hintergrund an, auch der Schritzug mit dem christlichen Kreuz als Bindeglied der Namen ist hierfür kennzeichnend.

Fazit: Die Folge ist sehr kurzweilig aufgebaut und treibt die Handlung konsequent voran. Die dabei offenbarten Details aus dem Leben von Charles Morgan sind gerade für Fans der Serie interessant, und auch die Darstellung der Charaktere ist wieder sehr stimmig gelungen. Kleinere Ungereimtheiten und ein deswegen nicht hundertprozentig befriedigendes Ende sind aber nicht zu leugnen.

VÖ: 4. November 2016
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-945757-40-6
 
Oben