• Blut-Tetralogie   Dark Space

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Lady AX Power – Die erste Mission (Teil 1)

Lady AX Power flog so schnell, wie sie noch nie geflogen war. Was insofern nicht überraschte, als sie überhaupt zum ersten Mal so lange flog. Es lag nämlich noch gar nicht so lange zurück, als sie auf dem Dachspeicher ihres verstorbenen Onkels in einer uralten Kiste diesen seltsamen goldenen Gürtel gefunden hatte. Er hatte ihr zwischen dem übrigen staubigen Plunder so unübersehbar entgegengeleuchtet, als hätte er laut sagen wollen: „Nimm mich! Endlich! Ich habe schon so dringend auf dich gewartet. Ich und die Welt!

Zuhause in ihrer Studentenbude hatte sie den Gürtel zunächst aber achtlos auf die Seite gelegt, um sich wieder dem Manuskript ihrer Doktorarbeit zuzuwenden, das schon viel zu lange unfertig war. Für so ein auffallendes Bekleidungsstück hatte sie ohnehin keine Verwendung. Fast wäre der Gürtel also wieder vergessen gewesen, als sie eines Tages eine völlig verrückte anonyme Email erhielt. Zunächst hielt sie sie für Spam und löschte sie sofort, allerdings nur damit die Nachricht am nächsten Tag erneut im Posteingang stand. Das ging noch ein paar Mal so, bis sie die elektronische Message schließlich entnervt vorsichtig anschaute. Ein Absender namens 01nobody081 schrieb im Betreff „Sie haben ihn gefunden. Wir brauchen Sie!“ und der knappe Inhalt titulierte sie als „Verehrte Lady“ und nannte dann die Koordinaten eines geografischen Ortes, zu dem sie sich so bald wie möglich mithilfe ihrer „neuen Kräfte“ bewegen möge, um eine „Schieflage wieder gerade zu rücken“.

Sie hatte zunächst an einen schlechten Scherz oder vielleicht so etwas wie Geo-Caching gedacht, aber dann fiel ihr der goldene Gürtel wieder ein. War das etwa der Fund, auf den der unbekannte Schreiber hinweisen wollte? Als sie das Stück schließlich hervorholte und sich spontan um die Taille schnallte, geschah das Unfassliche: Auf einmal war die Schwerkraft um ihren Körper aufgehoben, und sie konnte mit kleinen einfachen Bewegungen von Armen und Beinen in der Luft manövrieren! Ohne den geschlossenen Gürtel um ihren Leib hingegen gab es keinen Effekt. Was für eine irre Sache war das denn? Nach Überwindung des ersten Schocks begann sie es faszinierend zu finden und lernte schnell, ihre neuen Fähigkeiten soweit zu koordinieren, dass sie sich keine blauen Flecken in ihrer Wohnung mehr einfing. Da sie eine kluge junge Frau war, begriff sie außerdem, dass der Gürtel sie offenbar zu etwas Besonderes machte, jedoch vermutlich auch gewisse Erwartungen damit verbunden sein mussten. Und so machte auch die anonyme Email plötzlich viel mehr Sinn. Spontan kaufte sie sich eine schwarze Lederjacke und nähte auf die Rückseite mit goldenem Stoffband die Buchstaben „A“ und „X“. Nun war sie bereit. Nun war sie Lady AX Power.

Und jetzt flog sie also. Schnell und leicht. Es war eine mondhelle Nacht, und schon längst hatte sie die Stadtgrenzen hinter sich gelassen. Unter ihr erstrecke sich eine karge, öde Heidelandschaft, auf der nur ab und zu ein paar größere Büsche lange düstere Schatten über den Boden warfen. Im Handy hatte sie die Koordinaten eingegeben, die in der Email standen. Wohin würde sie das wohl führen? Was würde sie dort erwarten? Welche Schieflage erforderte ihren Einsatz? Nach einer Zeit, deren Dauer sie nachher nicht mehr hätte benennen können, tauchte unter ihr ein Gebäude auf, das ganz offenbar das Ziel ihrer Mission darstellte. Beim Näherkommen erkannte sie ein heruntergekommenes Haus, dessen Dach und Außenwände im Mondlicht einen silbrigen Schimmer reflektierten. Vorsichtig landete sie vor dem Eingang und lockerte die Gürtelschnalle, um wieder sicheren Bodenkontakt zu haben. Die Tür des Hauses erwies sich als unverschlossen. Lady AX Power holte tief Atem und trat in das dunkle Innere.

(Fortsetzung folgt. Oder auch nicht.) :)
 

PeBu34

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Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen! :)
 
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