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Poldi

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Hanni und Nanni – 62. Üble Verschwörung gegen Hanni und Nanni

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Eine ganze Woche keine Schulaufgaben, sondern zum Thema „Internetnutzung im Unterricht“ recherchieren – die Klasse von Hanni und Nanni ist begeistert, da das auch kostenloses Surfen im Internetcafe bedeutet. Voller Freude postet Hilda dann auch ein Gruppenfoto des ersten gemeinsamen Nachmittags in einem sozialen Netzwerk. Doch schon am nächsten Tag treffen die ersten Kommentare ein – und nicht alle davon sind freundlich...

Ja, es ist schon löblich, wenn Serien für Jugendliche mit der Zeit gehen, aktuelle Themen aufgreifen und damit auf richtiges Verhalten in der neuen Medienwelt hinweisen. Wie das jedoch ohne Witz, ohne Pepp und mit ziemlich erhobenen Zeigefinger geht, zeigt die 62. Episode von Hanni und Nanni. Viele der Dialoge wirken wie aus einem Ratgeber zur richtigen Nutzung von sozialen Netzwerken zitiert und passen leider nicht so recht zu den Charakteren, die ja als jung und frisch dargestellt werden. Bevor es dann auch richtig losgeht, werden schon so ziemlich sämtliche Gefahren aufgezählt, die so passieren können, und dennoch handeln die Mädchen scheinbar gegen ihre Überzeugung, um dann natürlich auch direkt eine ganze Reihe von bösen Kommentaren zu ernten. Das wirkt in dieser Dichte dann auch ziemlich aufgesetzt. Mir gefällt zwar sehr gut, wie dann gezeigt wird, was diese Kommentare mit einem eigentlich lebensfrohen Mädchen anrichten, wie sie sich verändert und dieses Thema auf einmal bestimmend wird. Schön, dass dem dann auch ein recht langer Teil gewidmet wird, doch schon kurz darauf wird wieder mit der Überführung des Täters einiges zunichtegemacht. Erst einmal handelt dieser sehr auffällig und knickt dann auch noch direkt ein. Auch hier gibt es eine stimmige Erklärung, die gut umgesetzt wird – vielleicht ein bisschen pathetisch, was ja aber durchaus in die Serie passt. Schade nur, dass die Mädchen einen sehr wichtigen Tipp gegen Cybermobbing zwar weitergeben, aber nicht selbst anwenden: Sich einem Erwachsenen anzuvertrauen und mit ihm besprechen, wie man am besten vorgehen soll. Frau Theobald hätte bestimmt weiterhelfen und dazu beitragen können, den Täter zu ermitteln. Und auch am Ende werden viele wichtige Verhaltensweisen von den Mädchen herunter erzählt, was die Folge beendet, wie sie anfängt und das wichtige Thema leider recht unmotiviert behandelt.

Ich mag es, wie die seit Jahren eingespielten Sprecherinnen miteinander agieren, auch wenn man der einen oder anderen Stimme schon anhört, dass sie nicht zu einem jungen Mädchen, sondern zu einer erwachsenen Frau gehört. Regine Lamster versetzt sich sehr gut in Hanni herein und gibt so einen glaubhaften Einblick in ihre Gefühlswelt voller Wut und Verletzung, ohne dabei zu dick aufzutragen. Susanne Wulkow macht ihre Sache als Hilda ebenfalls wieder gut und betont die Charaktereigenschaften des Mädchens sehr gekonnt. Madeleine Weingardt ist in einer Nebenrolle als Greta zu hören und liefert eine überzeugende Leistung ab, was ihre Szenen prägnant wirken lässt. Weitere Sprecher sind Kerstin Draeger, Merete Brettschneider und Marek Erhardt.

Viele der eingesetzten Musikstücke (allen voran der Titelsong) sind zwar schon aus vorigen Episoden bekannt, werden hier aber gut kombiniert und an die Szenen angepasst. Die Geräuschkulisse ist insgesamt ebenfalls stimmig und lebendig, einige Szenen im Internetcafe – besonders am Ende – wirken aber etwas künstlich, was am nicht immer glaubhaften Stimmgewirr liegt. Die Chatszenen nehmen zudem einiges an Tempo aus dem Beginn der Folge.

Das Cover ist natürlich auch wieder im typischen, nostalgischen Stil der Serie gemalt worden, was einen gelungenen Kontrast zu der Fotostreifen-Optik und dem modernen Rahmen mit den vielen grafischen Elementen bietet. Das Motiv ist sehr schlicht und zeigt die Zwillinge, zwei ihrer Mitschülerinnen und das besagte Foto auf einem Computerbildschirm – nicht mehr und nicht weniger.

Fazit: Ein wichtiges Thema, das aber sehr uninspiriert und flach dargeboten wird. Dabei wird sehr gekonnt gezeigt, was Cybermobbing mit einem Menschen anrichten kann, was gefühlvoll umgesetzt wurde. Aber die Geschichte darum ist ziemlich flach geraten, auch die Tipps wirken wie aus einem Ratgeber vorgelesen und lassen die sonst so lebendige Stimmung der Serie vermissen.

VÖ: 15. Februar 2019
Label: Europa
Bestellnummer: 190758892726
 
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