• Blut-Tetralogie   Dark Space

Klabautermann

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Hi!
Freddie Mercury ist der Arbeitstitel des Science-Fiction Romans, an dem ich gerade arbeite. Der Titel ist völlig wahllos gewählt, weil mir bisher nichts passendes eingefallen ist.
Ich würde gerne mal eine Szene eingesprochen hören. So kann ich mich besser auf die "Gesamtwirkung" konzentrieren, als wenn ich den Text lese... Das führt meistens nur dazu, dass ich wieder alles mögliche ändere ;)
Es ist vielleicht nicht unbedingt die spannendste Szene, sie soll eher eine gewisse Atmosphäre vermitteln.
Falls jemand Lust hat, möge er einfach drauf los sprechen :)

Ephraim wurde aus dem Schlaf gerissen, als sich die Tür zu Keas Zimmer öffnete. In fremder Umgebung reagierte er auch im Schlaf auf jedes Geräusch.
„Steh auf“, sagte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
Ephraim war darauf trainiert, innerhalb weniger Augenblicke vollständig zu erwachen. Ohne weitere Verzögerungen stemmte er sich hoch und legte seine kratzige Decke zur Seite.
Als Kea in den Speisesaal ging, folgte er ihr. Sie sprachen kein Wort. Ihre Faszination für ihn schien nach dem gestrigen Gespräch schlagartig verschwunden zu sein. Er konnte es ihr nicht verdenken.
Das Frühstück bestand wieder aus grauem Brei, der dieses Mal aber etwas süßer schmeckte. Außerdem bekam jeder ein Glas Soja-Milch dazu.
Drei Wochen lang diesen Fraß… Ephraim war keineswegs begeistert. In den letzten Jahren hatte er einen Lebensstandard gepflegt, von dem die meisten nur Träumen konnten. Gutes Essen war dabei zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Entbehrungen waren ihm natürlich nicht fremd, schlechtes Essen und schwere körperliche Arbeit waren lächerlich im Vergleich zu den wirklich schwierigen Zeiten, die er schon durchlebt hatte. Das hieß aber nicht, dass es ihm gefallen musste.
Nach dem Essen meldete er sich in Gerrits Büro. Wenigstens schien der an diesem Morgen keine Lust auf Machtspielchen zu haben. Er rief einen Arbeiter namens Glen und befahl, Ephraim in die Schmelzerei mitzunehmen.
Wenig später standen sie zusammen mit einem Dutzend anderer Arbeiter auf einer Plattform, die ruckelnd und quietschend in die Tiefe hinab sank.
Mit Glen hatte Gerrit eine ausgezeichnete Wahl getroffen, das musste Ephraim zugeben. Der Arbeiter war ein Bär von einem Mann. Mit dem struppigen Vollbart, rabenschwarz von Graphitstaub, machte er einen wilden Eindruck. Glen schien Ephraim zu respektieren, aber im Gegensatz zu den anderen Arbeitern hatte er keine Angst vor ihm.
Nach mehreren Minuten kam der Aufzug zum Stehen. Vor Ephraim erstreckte sich eine gewaltige Höhle, deren Formen viel zu regelmäßig waren, um natürlichen Ursprungs zu sein. Gewaltige Öfen, die an einem Rand der Höhle standen, tauchten die Szenerie in ein rötliches, schummriges Licht.
Scheinwerfer gab es nur an den Stellen, wo sie unerlässlich waren.
Von der großen Höhle zweigten weitere Gänge verschiedenster Größen ab. Offenbar benutzte man Schienen, um Erz und Gestein aus den Nebenarmen in die zentrale Halle zu transportieren. Auch die Höhle selbst war durchzogen von einem Netz aus Gleisen und Förderbändern.
Glen führte Ephraim zwischen gewaltigen Haufen von erzhaltigem Gestein hindurch in Richtung der Öfen. Im ersten Augenblick raubte die Hitze ihm den Atem.
Der Arbeiter zog sein Hemd aus und bedeutete Ephraim, seinem Beispiel zu folgen. Er war kein Mann großer Worte.
Die Arbeit war einfach, aber körperlich anstrengend. Förderbänder brachten unablässig Erz und Tetragonalgraphit, das fein säuberlich voneinander getrennt auf verschiedenen Haufen zwischengelagert wurde. Die Sortierung des Materials wurde weiter hinten erledigt, Glen und Ephraim waren nur für einen der Öfen verantwortlich. Ihre Aufgabe bestand darin, immer für die richtige Mischung aus Tetragonalgraphit und erzhaltigem Gestein im Ofen zu sorgen und die Schlacke abzuschöpfen. Das glutflüssige Eisen, das während dieses Prozesses entstand, wurde in gewaltige Tiegel gefüllt und von fest installierten Kränen zu einer anderen Station transportiert, wo es in Barrenform gegossen wurde.
Das Prinzip dieses Bergwerks war einfach. Eisenerz und Tetragonalgraphit wurden parallel abgebaut. Das Graphit, scherzhaft oft als 'Weltraumkohle' bezeichnet, nutze man, um das Eisen aus dem Gestein zu schmelzen. Wenn Ephraim die zusätzlichen Rohre, Kabel und Leitungen richtig deutete, nutzte man die entstehende Wärme auch zur Erhitzung von Wasser und zur Energiegewinnung.
Bereits nach wenigen Minuten glänzten die Oberkörper der Arbeiter von Schweiß. Es war Ephraim nicht unangenehm, sich körperlich wieder schwer betätigen zu müssen. Er versank in einer Art Trance, während er gleichmäßig wie eine Maschine arbeitete.
Als viele Stunden später das Signalhorn ertönte, erwachte Ephraim wie aus einem Traum.
Glen zog sein Hemd an. „Feierabend“, brummte er. Ephraim spürte eine seltsame Verbundenheit mit dem schweigsamen Arbeiter. Er war ehrlich erfreut, als Glen ihm anerkennend zunickte, bevor sie in den Aufzug stiegen.
Das Abendessen brachte er möglichst schnell hinter sich. Wie am Tag zuvor setzte sich Ephraim ans Ende eines Tisches, wo er seinen Brei löffelte.
Zurück in Keas Wohnung meldete sich sein Körper zu Wort. Medizinische Maßnahmen hatten einen zu starken Muskelabbau verhindert, aber nach sechzehn Monaten im Koma war Ephraim weit von seiner vollen Leistungsfähigkeit entfernt.
Er nutzte die mit einer Chemikalie versehen Tücher, die er im Bad fand, um sich zu reinigen. Eine kleine Dusche war zwar ebenfalls vorhanden, aber sie funktionierte nicht. Vermutlich wurde das Wasser streng rationiert.
Als Kea die Wohnung wenig später betrat, lag Ephraim bereits auf dem Sofa, das für die nächsten drei Wochen als Bett fungieren würde. Er wusste, dass er die Erholung dringend benötigte.
 
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