• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Die Gentlemen bitten zur Kasse

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Erster Eindruck: Klassischer Krimi in dynamischer Umsetzung

Sie heißen Donegan, Arrow, Twinky oder Slowfoot, haben allesamt schon Dreck am Stecken und träumen von dem großen Geld. Und so schließen sich 15 Männer zusammen, um einen spektakulären und für unmöglich gehaltenen Raub zu planen. Eine Postbahn ist ihr Ziel, doch sie müssen sich zunächst zusammenraufen, um dieses zu erreichen...

Zum 50. Jubiläum von „Die Gentleman bitten zur Kasse“ ist das Hörspiel, das vielen in positiver Erinnerung geblieben ist, beim Audio Verlag erstmals auf CD erschienen. Der spektakuläre Raub auf einen Postzug, der sich tatsächlich ereignet hat, hat zwar schon einige andere Umsetzungen erfahren (am bekanntesten dürfte die Miniserie mit Horst Tappert sein), wird in dieser Version aber sehr konzentriert und auf den Punkt gebracht dargestellt. In gerade einmal 50 Minuten formt sich das Team der Gentleman, werden Zweifel ausgeräumt und persönliche Differenzen überwunden, wird überzeugt und geplant, wird schließlich der große Coup gelandet. Toll, dass dabei die Charaktere und ihre Beziehung zueinander so stimmig ausgeleuchtet werden und Wert auf die Unstimmigkeiten untereinander gelegt wird, aber auch die Annäherung und die Entstehung des Plans eng begleitet werden. So wirkt das Hörspiel dynamisch, was gerade in der Zeit des Entstehens nicht selbstverständlich ist. Und so bietet „Die Gentleman bitten zur Kasse“ eine stimmige Mischung aus einem großen Notalgiefaktor und einer kurzweiligen, spannenden Handlung, in der man mal mit den Bösewichten sympathisiert und mitfiebert, was einen sehr gelungenen Effekt mit einbringt. Allerdings ist es wegen der zahlreichen Charaktere etwas schwierig, den einzelnen auszumachen oder näher zu thematisieren.

Horst Tappert spricht die Rolle des Donegan mit der ihm eigenen Intensität und ist so ein gut dargestellter Kopf der Gentleman, seine Betonung ist authentisch und lässt einen eigenständigen Charakter entstehen. Auch Peter Schiffs Stimme kommt als Kinsey gut zur Geltung, er passt sich sehr gut der vorherrschenden Atmosphäre an und gestaltet seine Passagen kurzweilig. Auch Rolf Marnitz hat mir als Black gut gefallen, er rundet das gute Sprecherensemble mit einer eigenen Facette ab. Weitere Sprecher sind Lothar Grützner, Gerd Martienzen und Otto Czarski.

Der Klang des Hörspiels ist erstaunlich gut, wenn man bedenkt, wie alt die Aufnahmen schon sind. Ein gewisser blecherner Klang haftet den Stimmen zwar an, aber ansonsten ist die Qualität wirklich überzeugend. Auch die akustische Gestaltung ist gelungen, Musik ist an den richtigen Stellen eingesetzt, die Geräusche sind vielfältig und treffend, sodass ein stimmiger Klang entsteht.

Das Cover hat Anleihen an ein altes Kinoplakat, was besonders beim Schriftzug zur Geltung kommt, und nutzt auch Szenenbilder aus der Miniserie. Durch den knallroten Hintergrund sorgt das Titelbild zudem für genügend Aufmerksamkeit. Im Inneren finden sich eine komplette Auflistung der Mitwirkenden sowie einem weiteren Motiv aus der bekannte Verfilmung.

Fazit: „Die Gentleman bitten zur Kasse“ setzen den bekannten Stoff in einem reduzierten Hörspiel gelungen um, lassen dabei aber auch die Konturen der vielen Charaktere verwischen. Die Konflikte in der Gruppe und der dynamische Verlauf sorgen dennoch für viel Kurzweil, sodass sich die Produktion nicht nur an Nostalgiker richtet.

VÖ: 9. Februar 2018
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-7424-0451-0
 
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