Phollux

Robert Kerick
Sprechprobe
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Hallo zusammen,
Ich habe mir mal ein paar Gedanken zum Cutter-Job gemacht und wie man diesen ggf. vereinfachen und ggf. auch schneller machen könnte.
Auf Youtube habe ich neulich ein tolles Video zum Thema Filmproduktion gesehen:

Gezeigt wurde der Schritt wie man aus dem fertigen Skript einen sog. Auszug erstellt. Dieser Schritt dient eigentlich der späteren Kostenabschätzung und der Festlegung des Filmbudgets.
Hierbei wird das Skript aus produktionstechnischer Sicht komplett auseinander genommen. (z.B. welche Drehorte kommen vor, wieviele Schauspieler werden benötigt, zu welcher Tageszeit spielt die Geschichte, welche Requisiten werden benötigt uvm.)
Ich möchte da jetzt auch nicht weiter in die betriebswirtschaftliche Tiefe gehen.

Ich möchte jetzt nur einen Aspekt rausgreifen: Den Requisitenaspekt!
Alle Requisiten die wir hier für eine Hörspielproduktion brauchen sind , korrigiert mich wenn ich daneben liege, größtenteils Geräusche.
Mein Gedanke ist nun:
Warum nicht das freigegebene Skript nach klanglichen Elementen durchkämmen und daraus eine Geräusche-Anforderungsliste erstellen? Diese Anforderungsliste enthielte dann sämtliche im Skript benötigten Sounds (geordnet nach Szenen oder Kategorien).
Beispiel:
Anforderungsliste-1510768277.PNG


Analog zum filmischen "Location Scout" (Jemand der durch die Welt reist um Drehorte ausfindig zu machen und sie bewertet) gäb es dann sowas wie einen "Soundscout" der für die Beschaffung dieser Sounds verantwortlich ist. Dies sollte/könnte/darf dann in enger Zusammenarbeit mit dem Cutter/Regisseur geschehen um die künstlerische Stimmung/Tonalität des Hörspiels nicht zu gefährden.
Wie die Geräusche dann "legal" beschafft würden (Recherche im Internet, geeignete Soundbibliotheken, DIY - Foley) läge dann im Ermessen des Soundscouts.
Mein Hintergedanke ist eben, dass während einer Hörspielproduktion die Suche nach geeigneten Sounds einen nicht unerheblichen Zeitaufwand bedeutet, der auch viel Frustrationspotential in sich birgt, wenn man nicht fündig wird. Warum also nicht diesen Bereich an all die großartigen Talente weitergeben, die es in Sachen Soundsuche, Sounderstellung, Foley etc. wirklich drauf haben?
Was haltet ihr von der Idee?
 

OldNick

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Sehr guter Gedanke, zumal der/die Spezialist/en auch im Laufe der Zeit quasi selbst Kurator einer Bibliothek werden würde(n) und somit auch Quelle(n). Die Frage ist, ob man diese Position für jedes Hörspiel einzeln vergibt oder ob sich - ähnlich wie bei den Lektoren hier - Leute fänden, die diesen Job übernähmen.
 

Phollux

Robert Kerick
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zumal der/die Spezialist/en auch im Laufe der Zeit quasi selbst Kurator einer Bibliothek werden würde(n) und somit auch Quelle(n).
Jep, daran musste ich auch denken. So ließen sich verwendete Sounds auch sicherlich bündeln.

Die Frage ist, ob man diese Position für jedes Hörspiel einzeln vergibt oder ob sich - ähnlich wie bei den Lektoren hier - Leute fänden, die diesen Job übernähmen.

Ich würde sagen beides wäre möglich. Letzteres würde sich wohl erst im Laufe der Zeit einstellen.
 

Marco

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Ein Soundscout?
Also eine Dienstleistung an den Cutter? Der Soundscout sucht für ein Hörspiel die passenden Sounds und übergibt diese dem Cutter?
Habe ich das richtig verstanden?
 

Ellerbrok

Sprecher, Cutter & Fledermaus
Teammitglied
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Der Soundscout sucht für ein Hörspiel die passenden Sounds und übergibt diese dem Cutter?
Ich glaube, so ist das gemeint... Das würde aber mit meiner Arbeitsweise kollidieren, denn in den allermeisten Fällen wächst der Sound meiner Szenen erst während des Schnitts und wird "on the fly" immer wieder verändert und ergänzt.

Das könnte vielleicht als Unterstützung helfen, wenn man ein ganz spezielles und/oder seltenes Geräusch sucht, aber nicht für generell alle Geräusche.
 

Phollux

Robert Kerick
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Huhu, :)

Der Soundscout sucht für ein Hörspiel die passenden Sounds und übergibt diese dem Cutter?
Habe ich das richtig verstanden?
Jep genauso meine ich das. :)

Das würde aber mit meiner Arbeitsweise kollidieren, denn in den allermeisten Fällen wächst der Sound meiner Szenen erst während des Schnitts und wird "on the fly" immer wieder verändert und ergänzt.

Die Frage nach der Arbeitsweise war auch die erste Frage, die ich mir gestellt habe. Ich würde mal sagen, jeder Jeck ist anders. ;) So eine Liste muss ja nicht statisch sein. Es ist meines Erachtens immer schwierig Kreativität in irgendeiner Weise zu planen oder zu organisieren weil sie sich eben nicht einsperren lässt. ;)
Die Liste mag von der Art her nicht jedem zusagen, dennoch halte ich sie für eine gute Unterstützung, der man sich gerne bedienen darf. :)
 

HaPe

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Ich arbeite auch mit Hilfe einer Sound-Liste. Gerade in diesem Jahr hab ich es bei einer Produktion genau so gemacht, wie Phollux es beschrieben hat.
Meine Liste definierte, welche Geräusche per Foley selbst gemacht werden können/sollten und welche aus anderen Quellen heraus gesucht werden müssen. Die Foley-Aufnahmen waren innerhalb eines Tages erledigt. Den Rest hat mir mein Produzent (quasi der Soundscout) besorgt. Das Ganze hat für mich den Zeitaufwand erheblich reduziert.
(Notwendige Nacharbeiten bei den Geräuschen schließt das natürlich nicht vollständig aus...;))

Die Geräuschesuche gehört für mich auch zu den ungeliebten Aufgaben.
Wem das ebenso geht, für den ist das eine gute Idee.
 

Heavy

Sprecher und Cutter
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Finde die Idee interessant. :) Fraglich ist nur ob sich jemand findet.
 

Phollux

Robert Kerick
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Das Ganze hat für mich den Zeitaufwand erheblich reduziert.
(Notwendige Nacharbeiten bei den Geräuschen schließt das natürlich nicht vollständig aus...;))

Jep genau darum gehts. Natürlich sollte der Cutter oder Regisseur Sounds nicht blin...äh...taub übernehmen. Deswegen meinte ich ja am Anfang ja auch:
Dies sollte/könnte/darf dann in enger Zusammenarbeit mit dem Cutter/Regisseur geschehen
um am Ende abzunicken, zu feilen, zu verwerfen und neu zu machen. ;)

Die Geräuschesuche gehört für mich auch zu den ungeliebten Aufgaben.
Jep! Sie kann ungemein kreativ und inspirierend sein...kann aber auch mordsmässig anstrengend sein.
 

Volker

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Das kann eine kleine Hilfe sein für den Cutter, wenn der Autor Sounds mitschickt die er sich vorstellt, aber es sollte nur eine Hilfe sein, um die eigene Kreativität des Cutters und des Sound Designers nicht zu beschneiden.
 

Nonowe

Mitglied
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Ich seh's ein wenig wie @Gabriel - fraglich, ob sich jemand dazu bereit erklärt. Ich zumindest würde eher davor zurückscheuen, eine Auswahl an Sounds ranzuschaffen, ohne dass ich selbst die Entscheidung treffen darf, was passt ;)

Vielleicht würde es schon helfen, eine Foren-Rubrik "Geräusche gesucht" zu eröffnen, in der man ab und zu einen Hilferuf absetzen kann?
 

Nightblack

Meinhard Schulte
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Jemand anderem den genauen Sound zu beschreiben, den man braucht ist mitunter schwierig. Wie soll eine Ohrfeige klingen? Der eine will sie möglichst naturgetreu, was dem anderen nicht effektvoll genug ist. Er will vielleicht ein Geräusch wie bei Bud Spencerfilmen. Ich habe mitlerweile eine stattliche Soundsammlung und finde dort viele mit winamp oder bei freesound.com. Trotzdem bin ich oft nicht zufrieden oder merke, das Testhörer dann doch eine andere Vorstellung von z.B. einem Pistolenschuss haben.
 

7klang

Komponist/ Mixing / Mastering
Man könnte ja dazu auch eine eigene Rubrik erstellen ... z.B. "Sounddesign gesucht" o.ä.
Und hier zumindest Anfragen Posten, um sich einen Sound / Geräusch , das man gefunden hat, noch verändern zu lassen von "Sounddesignern" .... ?
Hier wäre auch interessant, mal zu wissen, wer sich als "Sounddesigner" zur Verfügung stellen würde (Ich hätte kein Problem damit, den Cuttern zu helfen...)

EDIT : und wenn man dann noch eine Liste in ?einer Designgruppe? von den Sounds erstellt, die schonmal bearbeitet wurden ( da kämen ja dann jeweils mindestens 2 Geräusche hinzu ...das Original und das Bearbeitete ) hätte man zumindest schonmal eine Übersicht, WER WELCHE Sounds hat und sie teilen könnte ... und für eine kleine Spende für die Serverkosten hier könnte man sie abrufen
 
Zuletzt bearbeitet:

Heavy

Sprecher und Cutter
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Hoertalk hat ja ein Geräuschearchiv. Die Leute, die dort alle Geräusche eingestellt haben, sind ja Geräuschemacher. Wenn man es so sehen möchte.
 

Noir

Mitglied
Ich finde diese Idee übrigens großartig, Phollux. Da ich mit meinem aktuellen Skript, was gerade im Lektorat ist, gerne in die Riege der Cutter aufsteigen möchte, wäre so ein Soundscout sicher eine sehr gute Sache. Klar, so eine Liste kann und wird niemals in Stein gemeißelt sein und während der Produktion würden sicherlich noch weitere (vermutlich kleinere) Listen hinzukommen, weil sich die Atmosphäre der Szene geändert hat oder die Sounds doch nicht so gut zusammenpassen oder doch noch weitere Sounds benötigt werden.

Ich könnte mir sogar vorstellen, solche Soundscouts hier beim Projekt ähnlich wie die Supporter und Lektoren als "Job" unterzubringen. Wichtig ist, dass für die Cutter klar ist: Hier soll keine Arbeit auf andere "abgewälzt" werden. Die Leute würden das dann ja - genau wie bei allen Jobs hier beim Projekt - freiwillig in ihrer Freizeit machen und deshalb sollten die Dienste auch nicht "über Gebühr" ausgenutzt werden ... Vielmehr sollten die Soundscouts ein Team um den Cutter herum bilden, der dann selbst quasi als "Anführer" diese Suche leitet und natürlich mitsucht. So bin ich als Cutter zwar zeitlich wieder mit eingebunden, habe aber insgesamt sicher ein deutlich schnelleres Ergebnis (was mir als Cutter wieder Zeit verschafft).
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
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Ich zumindest würde eher davor zurückscheuen, eine Auswahl an Sounds ranzuschaffen, ohne dass ich selbst die Entscheidung treffen darf, was passt ;)

Darum geht es auch gar nicht. Es gibt einen Auftragszettel, dazu das Skript und der Scout schaut nach, was er passendes dafür finden kann. In der Zwischenzeit werkelt der Cutter erstmal am Dialog-Schnitt herum. Und später, wenn es ans Sounddesign (Atomschnitt) geht, pickt er sich das passende aus dem rangeschafften raus (er sparrt sich komplett einen Großteil der Soundsuche - und ja, nicht alles wird passen). Was dann noch immer nicht passt oder fehlt, das muss dann nach bearbeitet/gesucht/erstellt werden. (wie @HaPe auch schon beschrieben hat) - Zumindest würde ich das auch nur so sehen wollen. Das dürfte sich auch mit bisherigen Arbeitsweisen weniger beißen.

Man könnte ja dazu auch eine eigene Rubrik erstellen ... z.B. "Sounddesign gesucht" o.ä.
Vielleicht würde es schon helfen, eine Foren-Rubrik "Geräusche gesucht" zu eröffnen, in der man ab und zu einen Hilferuf absetzen kann?
Haben wir bereits:

Suche/Biete Unterstützung in der Produktion | HoerTalk.de - Hörspiel-Community

Da gehören auch solche Anfragen mit rein!

Hier wäre auch interessant, mal zu wissen, wer sich als "Sounddesigner" zur Verfügung stellen würde (Ich hätte kein Problem damit, den Cuttern zu helfen...)

Cutter-Teams, Schnitt nach Aufgaben verteilt bis zum Mastering damit nicht alles auf nur einen allein drauf fällt? Damit rennst du auch bei mir offene Türen ein. ;)
 

Synchron

Mitglied
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Wenn man es als "Job" wie den Sprecher sieht, können dem Cutter/Regisseur jeweils mehrere Versionen angeboten werden, unter denen er das passendste wählen oder im Zweifel Retakes, sprich weitere Suchen mit besseren Kriterien, anregt.
Der kreative Prozess des Cutters sollte dadurch definitv nicht beschnitten werden, sondern eher bereichert, weil er nicht 100 Sounds zu einem Thema durchhören muss, sondern vielleicht 5-10 die vorgefiltert zu ihm kommen.
Halte das auch für sinnvoll, falls es dafür Freiwillige gibt :)
 

Noir

Mitglied
Das ist natürlich auch eine Idee. Die Soundscouts quasi "mitcasten" ... man könnte bei der Rollenausschreibung auch die Soundscouts ausschreiben und jeder, der sich bewirbt, setzt neben dem "Ich würde gerne mitsprechen!" noch ein "Ich würde auch als Soundscout mitmachen" ... und dann kann der Cutter diese "Rollen" auch besetzen.
 

pierre_horn

Autor und Produzent
Das sich jemand findet, der eine solche Aufgabe erledigt, halte ich für wenig realistisch. Allein schon einen Cutter für ein Projekt zu finden, ist, gelinde gesagt, schwierig bis aussichtslos;).

Aber he? Warum es nicht probieren. Es stehen ja demnächt im SHU einige Produktionen an. Vielleicht castet dort ja mal jemand einen Soundscout mit. Oder in einem der anderen Projekte. Dann könnte man ja Erfahrungen damit sammeln.
 
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