Heute hatte ich wieder einen "Video-Konferenz-Marathon-Tag".
Das geht langsam nicht mehr, das macht mich noch meschugge im Kopf.
Früher, also damals, kurz nach'm Kriech (zumindest gefühlt), da sind wir zu den Kunden gefahren und haben vor Ort Dinge besprochen, haben neue Leute kennen gelernt und hatten bei Übernachtungen auch an der ein oder anderen Hotelbar noch einen schönen Abend.
Seit zwei Jahren+ alles ausgeknipst.
Seit ich 19 war, bin ich (fast) mein gesamtes Berufsleben auf Achse gewesen. Von Göteburg bis Palermo und von Lissabon bis Moskau und alles was so dazwischen liegt.
Doch seit zwei Jahren bin ich in einer Art "offenem Vollzug". Ja, gut, ich hatte mehr Zeit für private Projekte. Wobei mehr sehr relativ ist.

Sagen, wir mehr als früher.
Wenn ich demnächst noch anfange den Rasen mit der Nagelschere zu schneiden, dann wird es kritisch.

Aber so langsam sind alle Arbeiten im und am Haus erledigt; zumindest die welche auf dem schon etwas angegilbten Zettel standen. (Es gibt schon neue Zettel

)
Wie gerne würde ich ein paar "Test-Surround-Szenen" aufnehmen in Köln. So z.B. an der Kreuzblume vorm Dom, in ein paar Stadtteilen, die ich noch gut erinnere und natürlich am Hbf.
Doch Hbf. hat sich ja erledigt (die spinnen die DBler) und wenn ich in Köln Tonaufnahmen machen wollte, bräuchte ich eine Drehgenehmigung, wenn ich ein Stativ auf den Boden stelle; und sei es nur genau eins.
Doch jetzt ratet mal, wer in der Kölner Stadtverwaltung längere Bearbeitungszeiten angekündigt hat, wegen Corona? Genau die Abteilung, die für solche Drehgenehmigungen zuständig ist.
Gut, Aufnahmen in einer Seitenstraße wird nicht sonderlich auffallen, aber direkt am Dom ... hmmmm.
In einem weniger optimistischen Moment mache ich mir Gedanken über die Mitbürger*innen, die eigentlich im Leben jetzt so richtig Vollgas geben möchten. Ich stelle mir dann vor, wie ich mich gerade fühlen würde, wenn ich gut 30 Jahre jünger wäre. Keine schönen Gedanken. - Doch wat willst maache?
Mit 24/25 haben wir die Welt aus den Angeln gehoben und die Welt erobert. Wir konnten nicht genug Leben bekommen, haben Nächte und Tage lang gefeiert und getanzt, geflirtet, geknutscht und ge ... äh ... getrunken, also getrunken haben wir auch.

Und manchmal sehr viel mehr als wir Durst hatten.
Offener Vollzug trifft es ziemlich gut. Wir können uns zwar bewegen und auch mit ein paar Menschen treffen. Aber als ich vorgestern auf Arte einen Konzertmitschnitt von "Delicate Sound of Thunder" (Pink Floyd Tour 2008) gesehen habe, war's vorbei. In einem Anfall von Wahnsinn habe ich flugs meine PA aufgebaut, aus dem Fernseher den Sound geholt und dann Rock 'n Roll Lautstärke bis die Scheiben mitgerockt haben.
Aber es ist nicht dasselbe.
Wenn da vorne 2 x 200.000 Watt Wackelpape schwingt und diese unbeschreibliche Energie von 20.000 Menschen da ist, dann ist das durch NICHTS zu ersetzen.
Nach ein paar Songs ging es mir schon wieder etwas besser. "One of these days" und dann noch "Comfortably Numb", "Run like hell", "Time" und "Wish you were here" ...
Es wäre mir schon fast (aber wirklich nur fast) egal, wer auf der Bühne steht, solange genug Wackelpappe schwingt. Gut, Tech-NO und Schlag-ER geht immer noch nicht, aber ansonsten ...

Oder einfach nur im Biergarten mit ein paar netten Leuten einen schönen Abend und keine Angst mehr zu haben.
Es geht mir auf den Keks, daß es immer noch nicht so ist und wahrscheinlich auch diesen Sommer nur mit Einschränkungen so sein wird. Wenn überhaupt.
... das mußte mal raus.
Danke für Eure Geduld und Verständnis.
