Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
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Ich habe mal eine Frage, auf die ich noch keine befriedigende Antwort bekommen/finden konnte:

Wie schaffe ich es, einen Sprecher oder ein Geräusch so klingen zu lassen, als wenn er bzw. es sich über dem Kopf des Hörers befindet, beispielsweise, wenn ein Hubschrauber von rechts unten starten soll und nach links oben abdampft oder ein Mensch aus einem Hochhaus nach unten ruft...?
Welche Lösung eignet sich am besten, um ein realistisch klingendes Ergebnis zu erzielen (außer vor Ort extra Außenaufnahmen machen)?
Ich würde mich freuen, wenn mir da einer weiterhelfen könnte :)
 
AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Das wird schwierig. HRTF könnte da in Frage kommen, das funktioniert aber nur mit Kopfhörern und auch nicht bei jedem Menschen gleich gut (wegen anatomischer Unterschiede). Ich habe aber für Mac kein kostenloses Plugins gefunden. Wenn du zufällig MAX/MSP ($$$) benutzt da geht sowas, sonst musst du Geld in die Hand nehmen.
Ansonsten:
Ein klassisches Panning mit ausgiebigen EQ-Fahrten und etwas Ambience an der richtigen Stelle, wirkt über Boxen und Kopfhörer überzeugend. Das ist allerdings aus der Ferne nicht einfach zu erklären. Wir hatten hier irgendwo mal ein Thema über Höhenausdünnung mit zunehmender Entfernung - Luftabsorption oder so. Schau da mal für den Anfang.
Ich würde mir ein Film ansehen wo ähnliche Szenen vorkommen und dann versuchen das gehörte zu "dechiffrieren" ;)

LG,

Badda
 
G

Gelöschtes Mitglied 994

AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Hallo lieber Tim... diesen Effekt kannst Du leicht mit einem... (siehe Bild) erreichen. Mit der Kunstkopfstereophonie erreichst Du ein "räumliches Hören". Allerdings bei mehreren Sprechern... ??? Gruß, Euer Gunther
 

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Eomer

der erste "Goonie"
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Hi, so etwas kann man mittels einer Software lösen. Es wird gerade an einem, ich nenne es mal "3D Hoerspiel" gearbeitet. Das kommt irgendwann Ende des Jahres raus. Habe dafür einige FX Sounds und Atmo´s in 4CH aufgenommen und dürfte schon eine Szene im Rohschnitt hören. Genial! Aber wie das genau gemacht wird, kann ich Dir nicht sagen.
Gruß
Eo=)
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Vielleicht hilft das Tut von Delamar zur Tiefenstaffelung etwas weiter...http://www.delamar.de/tutorials/abmischen-tiefenstaffelung-im-mix-7582 Auch nicht verkehrt der Wikipedia Artikel dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Tiefenstaffelung Direkt um "über den Köpfen" ist wohl bei jedem anders, da unsere Ohren alle anders geformt sind und wir unterschiedlich groß sind. :) Vgl. Hier http://de.wikipedia.org/wiki/Lokali...Medianebene:_vorn.2C_oben.2C_hinten_und_unten Sorry für die schräge formatierung...blödes mobildevice und nix Rechner
 

Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Vielen Dank für eure Hilfe, besonders die Beiträge von Badda und Mr_Kubi haben mir die Augen ein wenig weiter geöffnet, jetzt habe ich eine Idee, wie es klappen könnte, danke! Jetzt muss ich es nur noch ausprobieren :)
 

Dennis Künstner

Administrator
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Leider klingen solche Sachen auch sehr oft nach Software, zumindest die "künstlich" generierten Hörspiele oder Audiobeispiele die ich kenne. Häufiger Fehler viel zu schnelles bzw. zu hartes Panning, was "in echt" langsamer ablaufen würde. Es gibt einige ältere Radiohörspiele die mit passender Technik aufgenommen wurden, da hört man dann deutlich den Unterschied.

Aber es gibt tatsächlich ordentliche VST Plugins, mit denen man den Effekt zumindestens ganz vernünftig und vor allem sehr leicht generieren kann. Wichtig ist, dass du bei der Abmischung dann auch mal auf die Boxen achtest bzw./oder eine zweite Abmischung fertig machst.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Da der Mensch keine "Über Kopf Ortung" (ein Flugzeug in einiger Höhe kann vom Menschen nicht in der Richtung geortet werden, weil wir keine Ohren besitzen die nach Oben geneigt sind) besitzt ist es wichtig das Geräusch aus beiden Kanälen gleich laut klingen zu lassen. Die Richtung eines Ereignisse welches über unserer Hörhöhe stattfindet kann erst in einiger Entfernung bestimmt werden, nämlich dann wenn das Ohr Intensität bzw. Laufzeitunterschiede wahrnimmt. In geschlossenen Räumen wird das Geräusch natürlich von den umgebenen Wänden reflektiert. Wie schon von Anderen erwähnt würde ich mit EQ (Höhen dämpfen) und Tiefenstaffelung mittels Raumeffekten bzw. EQ arbeiten.
 

marcotronic

sprechender Komponist
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Hallo zusammen,

ich grabe den alten Thread mal wieder aus, da ich mich seit kurzem mit der Thematik auseinandersetze und auf eine interessante Software für die Hörspielproduktion gestoßen bin.

Ich benutze für meine orchestralen und hybriden (orchestralen + elektronischen) Musikproduktionen hin und wieder eine "Spatialization"-Software zur räumlichen Anordnung der diversen Instrumente im Studio oder Konzertsaal, die mit einer speziellen Technik von Multi-Impulse-Response funktioniert (Vienna MIR Pro nennt sich das Dingen -> http://www.viennamirpro.com/ ) - hiermit lassen sich hervorragend und sehr authentisch Audioquellen in diversen verfügbaren (nachträglich erwerbbaren...) Studio- und Konzerthallenumgebungen positionieren.) - Nachteil für die Hörspielproduktion: Feste Studios/Konzerthallen/Kirchen, die nur von Vienna angeboten werden. Noch größerer Nachteil für Hörspiele: Die Positionen und Ausrichtungen der Quellen im Raum sind nicht in Echtzeit automatisierbar/animierbar (da hier das Ergebnis immer neu aus hunderten oder tausenden von Impulsantworten berechnet werden muss...)

Eine andere Software, die nicht auf multiplen Impulsantworten, sondern auf algorithmischer Berechnung beruht, ist Ircam Spat: http://www.fluxhome.com/products/plug_ins/ircam_spat
Hier ist jede Positionierung und Ausrichtung einer Tonquelle in Echtzeit automatisierbar/animierbar - sehr schön zur Hörspielproduktion geeignet. Audioquellen können wunderbar im Raum (auch vor und hinter dem "Zuhörer") positioniert und bewegt werden.
Nachteil: Leider schweineteuer (knapp über 1000,- EUR...)

Dann bin ich letztens auf eine sehr sehr interessante Software gestoßen, die für Hörspielproduktionen wohl genial ist, wie ich finde: AudioStage (und H3D Plugin) der französischen Softwareschmiede "longcat": http://www.longcat.fr/web/en/prods/audiostage
Man kann sich zum Testen auch mal die lite Version kostenlos herunterladen - ich habe das mal getan und das in Verbindung mit Logic als Host auch mal ausprobiert. Funktioniert bestens. Die Lite Version hat viele Einschränkungen, aber in der nächsthöheren Vollversion ("Stereo", 299,- EUR) kann man beliebige Tonquellen und den Zuhörer selbst in virtuellen 3D-Räumen positionieren (recht, links, vorne, hinten, aber auch oben und unten), diese animieren, ihre Ausrichtung einstellen, mehrere Räume miteinander mit sog. "Portalen" miteinander verbinden. Man kann passende Reverbs dazuschalten, sogar die Materialeigenschaften, der Böden, Decken und Wände einzeln festlegen. Wohl nur so richtig überzeugend nur mit Kopfhörer, aber ich finde das Ganze auch sehr brauchbar ohne Kopfhörer. Hier mal ein Beispielvideo eines "virtuellen Gangs" durch diverse Räume und Tonquellen:


Es gibt auf der Herstellerseite aber noch mehr Videos (http://www.longcat.fr/web/en/audiostage-videos) Macht einen sehr guten Eindruck, muss ich sagen. Vermutlich mein nächster Software-Kauf (die besagte "Stereo" Version...) :)

Gruß
Marco

PS: Habe gerade noch mal ein wenig gelesen bezügl. "binaural": http://de.wikipedia.org/wiki/Binaurale_Tonaufnahme
Vermutlich nur Zufall und durch meine Lautsprecherpositionierung begründet, dass es bei mir auch mit Lautsprechern ganz gut funktioniert - sonst halt nur über Kopfhörer.

Da bleibt dann wirklich die Frage, ob binaurale Produktionen das Richtige für Hörspiele sind. Mhhh...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

marcotronic

sprechender Komponist
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Kleines Update in Sachen AudioStage: Habe mal mit dem Hersteller ein Bisschen hin- und hergemailt über Weihnachten... Man ist bei der "Stereo-Edition" von AudioStage nicht auf binaurale Ausgabe (nennt sich dort H3D Audio ("H" für headphone) festgelegt, sondern hat diverse Ausgabemöglichkeiten, z.B. normales Stereo oder ein etwas verbreitertes Stereo3D für herkömmliche Speaker (ohne Kopfhörer), aber auch die H3D Ausgabe soll durchaus auch ohne Kopfhörer eine schöne räumliche Wirkung auf normalen Speakern haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Habe mir mal selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht und mir die Stereo-Edition gegönnt. Werde bei Zeiten mal ein kleines Demovideo fertigmachen für eine kleine Hörspielszene, oder so, und das hier mal zeigen...

Ich denke also schon, dass dieses Tool für die Hörspielproduktion sehr gut geeignet ist und werde mich hier bestimmt in Zukunft auch mal als Cutter/Produzent versuchen ;)

LG
Marco
 
AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Mein Lieblingsthema! :)

Ich habe seiner Zeit das H3D zum Einführungspreis erstanden und mir Audiostage ebenfalls mal angehört. Etwas enttäuscht war ich vom Hall, irgendwie war mir der nicht natürlich genug, doch das Handling des Programms und die Idee, Audiomischungen objektbasiert auf einer virtuellen XYZ Achse beweglich zu realisieren, halte ich für die Zukunft wenn es um beweglichen Klang bzw virtuelle Realität sprich Gameaudio geht.
Was mich interessieren würde (ich habe es damals nicht selbst ausgetestet) gibt es die Möglichkeit eines dynamischen Pre Delays im Hall, also wenn die Hörposition vom Emitter variiert? Sozusagen eine dynamische Anfangszeitlücke aller Emitter in Abhängigkeit zur wechselnden Position des Hörers? Das wäre endlich mal neu! Wenn dann noch die Positionen der Emitter innerhalb des Raummodells entsprechende gerichtete Erstreflexionen hervorbrächten...

Übrigens geht so etwas ähnliches auch mit Reaper, wenngleich auch mit enorm vielen Umwegen! Der Schlüssel dazu ist Vmorph und ein entsprechendes HRTF-Plugin pro Spur (Emitter). Damit kann man dann Schnappschüsse von diversen Parametern anfertigen (Szene) also zB auch ein binauraler Winkel und diese frei auf einer XY Achse verteilen. Später lässt sich dann beliebig zwischen den Parametern morphen womit man dann eine bewegliche binaurale Mischung hätte. Ist ein irrer Aufwand funzt aber...:D

Ich selbst habe vor einiger Zeit meine Kohle für VibeStation verbrannt. Hat irre Features! Leider habe ich aber erst nach dem Kauf der Vollversion diverse schwere Bugs entdecken können und spiele jetzt "Betatester"...:weinen:

Grüße
Basti
 

Erdie

Der düstere Herrscher
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AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Im Bezug auf die Ortung außerhalb der horizontalen Ebene empfehle ich mal nach der Theorie der Blauertschen Bänder zu suchen. Beispiele hier:

"Die Richtungswahrnehmung gilt nicht nur in der Medianebene"
http://www.sengpielaudio.com/DieRichtungswahrnehmungMedianebene.pdf

"Die Bedeutung der Blauertschen Bänder"
http://www.sengpielaudio.com/DieBedeutungDerBlauertschenBaender.pdf

Grundsätzlich ist das nur für Kopfhöherwiedergabe gültig, da die spektralen linearen Verzerrungen, die nach den Forschungen von Herrn Blauert zu den Oben / Unten Wahrnehmunge führen, durch den Einfluß des Kopfes hervorgerufen werden. Enthalten die Signale entsprechende Veränderungen, dürfen sie nicht eine 2. Mal verändert werden, was geschehen würden wenn der Kopf bei Lausprecherwiedergabe die Klang zusätzlich beeinflußen würde.
Soweit die Theorie, in der Praxis kann man mit den Theorien der Blauertschen Bänder trotzdem in eingeschränkter Form ähnliche Effekte auch über Lautsprecher erreichen.

Grüße
Erdie
 

Zwiebel

Neues Mitglied
AW: "Über den Köpfen"-Effekt

Der Spatial Audio Designer von New Audio Technology ist ein etwas anderer Ansatz.
Aber damit erreiche ich tolle Ergebnisse.
Bin sehr zufrieden.

Die kleine Version ist definitiv auch noch bezahlbar.
Im Läufe des Monats gibt's da eine Hörspieldemo, die man von Stereo zu Headphonesurround hin u herschauten kann.
 
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