Poldi

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Midnight Tales - 7. Morbide Rosen

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Dass Rose ihrem Rosengarten, der ihr größtes Hobby ist, mehr Aufmerksamkeit widmet als ihrem Mann Harold, veranlasst diesen zur Trennung. Nach einem heftigen Streit steigt er in den Wagen, fährt seine Gattin dabei aber versehentlich an - mit ungeahnten Folgen, die auch ihren Garten auf merkwürdige Weise verändern wird...

Nicht nur thematisch, sondern auch stilistisch unterscheiden sich die Episoden von "Midnight Tales", die gleich zum Start der Hörspielserie ein ordentliches Paket geschnürt haben. Auch die siebte Folge "Morbide Rosen" schlägt noch einmal eine andere Richtung ein, wobei schon gleich zum Start mit der oben beschriebenen Szene die Grundpfeiler gesetzt werden - und das durchaus überraschend und mit dem im Titel versprochenen morbiden Tonfall. Das Buch von Erik Albrodt spielt dabei mit verschiedenen Elementen, wobei die romantische Stimmung des Rosengartens als zentrales Thema gut auf die Handlung greift, was durch ein düsteres Geheimnis seiner Besitzerin gestört wird. Und auch die Rolle des Erzählers ist ungewöhnlich, er gibt einige sarkastische Kommentare von sich, ist prägend für die Stimmung der Folge und spricht den Hörer auch mal direkt an. Die Spannung ergibt sich dabei aus dem undurchsichtigen Charakter der Hauptfigur, steigender Wahnsinn sorgt für zusätzlichen Reiz und einen unterhaltsamen Verlauf. Das trifft vielleicht nicht den Massengeschmack, aber gerade durch die vielen Experimente ist die Serie so abwechslungsreich und gelungen. Und mich persönlich hat diese Folge durchaus gut unterhalten, auch wenn ihr etwas mehr Tempo durchaus gutgetan hätte – trotz der wie immer eher kurzen Laufzeit von 35 Minuten schleichen sich ein paar Längen ein.

Süffisant und herrlich ironisch gestaltet Peter Flechtner die Rolle des Erzählers, der die Stimmung der Episode damit entscheidend prägt. Seine Kommentare wirken zudem sehr kurzweilig, wobei er besonders die direkte Ansprache des Zuhörers gelungen gestaltet. Sabine Arnhold ist in der Rolle der Rose sehr überzeugend, sie wirkt ausdrucksstark und sehr lebendig, wobei sie auch den steigenden Wahnsinn der Figur sehr treffend vertont. Ihr Nachbar Ike Turner wird von Dirk Hardegen ebenfalls prägnant gesprochen, er verhält sich authentisch und trifft die unterschiedlichen Situationen sehr genau. Weitere Sprecher sind Andreas Otto, Eberhard Haar und Joscha Fischer-Antze.

Die akustische Gestaltung der Episode ist gut auf die Handlung abgestimmt und überzeugt mit einer passenden Mischung aus vielen Hintergrundgeräuschen und atmosphärischen Melodien. Beides bringt einen leicht romantischen Klang mit ein, Vogelgezwitscher und melodische Instrumente greifen dabei gut ineinander, aber auch die anderen Elemente sind passgenau eingefügt.

Das Cover zu dieser Episode konnte mich leider nicht überzeugen, zu schlicht und unsauber ausgeführt ist der Zeichenstil. Das Skelett, um das einige Dornenranken mit blutroten Blüten ranken, hätte vor dem düsteren Hintergrund mit dem kaum beleuchteten Haus durchaus gut wirken können. Auf diese Weise verpufft der Effekt des Unheimlichen aber leider.

Fazit: Erneut eine überraschende Folge, die ganz andere Aspekte des Genres Grusel beleuchtet. Schnell ist klar, worum es geht, doch die ungewöhnliche Idee und die kreative Umsetzung sorgen noch für einige Überraschungen. Der romantische, skurrile Anklang der Folge hat mir persönlich gut gefallen, ist aber auch recht speziell geraten.

VÖ: 3. April 2020
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 9783967620993
 

Isaak

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Hab ich grad letzthin wieder gehört, und mag ich auch sehr, wie fast alle Folgen der Reihe. Die technische Umsetzung ist solide, aber im Vordergrund stehen ja fast immer die ausgefallenen und teils angenehm verspielten neuen Twists auf bekannte Genremuster. Und was ich bei der Reihe generell ganz toll finde, ist dass die Figurendialoge mit viel Liebe zum Detail und gutem Ohr für den Konversationston einzelner Figuren geschrieben sind, nicht so holzschnittartig und klischeehaft, wie das vielerorts gemacht wird. Nicht, dass das Arbeiten mit Klischees im Genrebereich verboten gehört oder so, das hat ja auch seine Berechtigung und kann sogar Spass machen, aber bei den Midnight Tales finde ich sehr klar, dass da nie der erste Entwurf eingereicht wird, sondern die Leute gut an den Texten gefeilt haben. Gesprochen sind die ja auch immer gut, mal was, das sich als Genrekost bekennt, aber deswegen noch nicht an allen Enden dick auftragen muss.
 
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