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Sherlock Holmes Chronicles - 65. Die verschwundene Braut

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Lord Simon kündigt sich per Brief bei Sherlock Holmes an, der sich direkt über den Adeligen informiert - unterstützt von Dr. Watson, der bereits von der skandalösen Hochzeit des neuen Klienten gehört hat. Denn noch während der Hochzeitsfeier verschwindet die Braut spurlos, obwohl sie noch wenige Stunden zuvor glücklicher denn je gewirkt hat...

In der 65. Episode der Sherlock Holmes Chronicles hat sich WinterZeit mal wieder einem Klassiker aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle gewidmet und die Geschichte als Hörspiel adaptiert. Und wie bei dem Autor der Originalgeschichten üblich gibt es hier vor allem lange Gespräche, aktive Handlungen oder hoch spannende Szenen sind hier nicht vorhanden. Vielmehr ist die Folge komplett auf das Wohnzimmer von Holmes und Watson beschränkt, in dem sich eine Handvoll verschiedene Besucher einfinden und ihre Sicht der Dinge berichten. Diese sind dann auch nicht in eingebauten Spielszenen erzählt, sondern als klassische Dialoge und auch einige Monologe wurden eingebaut. Das Rätsel um die verschwundene Braut ist dann auch nicht so komplex, wie man es von den neuen Geschichten der Reihe oft kennt. Da man die (wenigen) Ermittlungen des Detektivs nicht lauscht und nur wenige Anhaltspunkte bekommt, kann man das Rätsel als Hörer auch kaum allein lösen. Und dennoch hat mir „Die verschwundene Braut“ sehr gut gefallen. Die Stimmung ist sehr dicht, die Charaktere ausdrucksstark, die Dialoge sind kurzweilig und ohne unnötige Schlenker aufbereitet. Auch das gefühlige Ende passt gut zu der Handlung und verleiht ihr einen geschliffenen Abschluss, vor allem die abschließenden Erläuterungen von Holmes auf seine Sicht der Dinge tun sich dabei positiv hervor. Gepaart mit der knappen Länge der Produktion eignet sich diese Folge bestens für zwischendurch.

Die Sprecher erwecken die Handlung zum Leben und machen ihre Sache richtig gut. Thomas Nero Wolff ist als Lord Simon zu hören und betont die hochnäsige und arrogante Seite des Adeligen, mit seiner steifen Sprechweise bemüht er sich nicht mal um die Sympathien der Hörer, was einen interessanten Charakter schafft. Als Inspector Lestrade ist natürlich wieder Bernd Vollbrecht zu hören, der den Humor der Figur und seine eingeschränkte Sichtweise auf die Dinge mit seiner Sprechweise herausarbeitet. Luisa Wietzorek spricht die Rolle der Hatty Doran und lässt die aufgewühlten Emotionen der jungen Frau gekonnt aus ihrer zarten Stimme herausklingen. Weitere Sprecher sind Thomas Kästner, Viola Sauer und natürlich Tom Jacobs und Till Hagen in den Hauptrollen.

Da die Handlung hier so deutlich auf einen einzigen Ort beschränkt, sodass auch bei der akustischen Gestaltung nicht allzu viel Abwechslung geboten werden muss. Festzustellen ist allerdings, dass das Kaminfeuer in der Baker Street recht langanhaltend prasselt. Die eingebauten Melodien, die teilweise auch die Monologe der Charaktere unterstreichen, sorgen aber dennoch für eine sehr stimmige Atmosphäre.

Das Grußwort in dem Booklet ist nach dem kleinen Aussetzer in der letzten Episode wieder zurückgekehrt – samt Erklärung, warum das so ist und mit einigen Gedanken zu eben diesen einleitenden Worten (womit eine von Markus Winter gestellte Frage bereits beantwortet wurde). Das Cover ist davon ab wieder besonders gut gelungen und zeigt die imposante Hochzeitskirche nebst einem Mann in der Rückansicht, was die Covergalerie sehr gelungen ergänzt.

Fazit: Auch die Klassiker von Sir Arthur Conan Doyle haben es in sich, wie „Die verschwundene Braut“ beweist. Die reduzierte Atmosphäre und die wenigen Hinweise, die dann aber schlüssig und unterhaltsam aufbereitet wurden, sorgen für ein stimmiges und sehr gelungenes Gesamtpaket – zumal der feine Humor der Figuren wieder hervorsticht und für breites Schmunzeln sorgt.

VÖ: 12. Juli 2019
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 9783960662259
 
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