• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Gruselkabinett – 143. Der Wolverden-Turm

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Maisie Llewelyn folgt der Einladung der begüterten Mrs. West, einer alten Freundin ihrer Eltern, um einige Tage in ihrem Herrenhaus zu verbringen. Auch ihr fällt sofort auf, dass der Turm architektonisch nicht zum Rest passt und erst vor kurzem fertig gestellt wurde. Noch ahnt sie nicht, welch düsteres Geheimnis die besondere Bauweise der Gegend birgt...

Es gibt Folgen des Gruselkabinetts, die von Anfang an eine unheimliche und bedrückende Atmosphäre aufbauen. Und es gibt Folgen, in denen sich dies erst langsam im Laufe der Zeit entwickelt. „Der Wolverden-Turm“ gehört zur zweiten Kategorie und erzählt zunächst von der Ankunft Maisies auf dem alte n Landsitz, beinhaltet aber noch keine übernatürlichen Elemente. Zwar wird schon ein kleines Geheimnis um den neu gebauten Turm aufgebaut, und mit der verwirrten alten Bessie kommen auch einige unheilvolle Ankündigungen in die Episode mit ein, wirklich schaurig wird es aber erst später. Doch auch hier schon wird die Stimmung der Vorlage von Grant Allen voll ausgenutzt, was für einen kurzweiligen Eindruck sorgt – wohl auch, weil die Länge von einer knappen dreiviertel Stunde gut gewählt ist. Eine prägnante Szene bei einer Kulturveranstaltung bleibt dann ebenso positiv im Gedächtnis und lässt die Zeit des späten 19. Jahrhunderts lebendig werden. Und dann steigert sich der Gruselfaktor im letzten Drittel der Handlung deutlich, führt mit einer intensiven Geistererscheinung und einem sehr gut erzählten Gewissenskonflikt für Maisie in eine Richtung, die so im Gruselkabinett noch nicht aufgekommen ist. Der Hörer erlebt den tranceartigen Zustand von Maisie hautnah mit, während das Finale in einem wahren Paukenschlag endet. Eine Episode der Serie, die wieder neue Elemente einbringt und mich voll überzeugen konnte.

Das liegt auch an dem hervorragenden Sprechercast, der viele bekannte und markante Stimmen vereint – Peter Weis, Bodo Primus und die unvergleichliche Dagmar von Kurmin sind nur wenige Beispiele hierfür. Annina Braunmiller-Jest ist in der Hauptrolle der Maisie zu hören und setzt ihre sanfte Stimme wieder sehr gekonnt und zielgerichtet ein, um die Emotionen der jungen Frau immer glaubhaft und präsent darzustellen. Beate Gerlach ist als verwirrte Bessie weniger zu hören, setzt die Rolle aber mit sehr viel Druck um und bleibt mit ihren Szenen positiv im Gedächtnis haften – besonders wegen ihren unheilvollen Ankündigungen. Wunderbar ist auch das Duo von Reinhilt Schneider und Kristine Walther, die beide sehr unterschiedlich klingen und doch als Hedda und Yolande eine Einheit bilden, die gerade das Ende sehr gekonnt wirken lässt.

Der Klang der Folge kann natürlich ebenso punkten, Titania Medien lässt sich erneut nicht lumpen und bietet eingängige Musik von der ersten bis zur letzten Minute. Gleich zu Beginn gibt es eine sanfte Klaviermelodie, später komplexere, aber immer sehr harmonische Stücke. Auch die eingebauten Geräusche und Effekte passen gut, hätten manchmal aber ruhig etwas kraftvoller sein können.

Für das Cover ist wieder Ertugrul Edirne zuständig, der eine geisterhafte Szene in kühlen Blau- und Weißtönen gestaltet hat. Im Hintergrund ist die kleine Kapelle mit dem neuen Turm zu sehen, der sanft vom Vollmond beschienen wird, während Maisie nur von hinten zu sehen ist und von zwei durchscheinenden Frauen mit wehenden Kleidern begleitet wird. Der Stil ist sehr passend und fasst die Stimmung der Folge gut zusammen.

Fazit: Ich mag es sehr, wie sich die unheimliche Stimmung hier langsam ausbreitet und eine rätselhafte Atmosphäre schafft, die später immer mehr anschwillt und eine ungewöhnliche und gerade deswegen so unterhaltsame Geschichte erzählt. Der Sprechercast ist hervorragend ausgewählt und setzt jede Szene besonders intensiv um.

VÖ: 26. Oktober 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5723-9
 
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