• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Winnetou

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Erster Eindruck: Klassiker in modernem Gewand

Als junger Mann wird Karl als Landvermesser für eine Eisenbahngesellschaft aus Deutschland in die USA versetzt. Zunächst macht er sich keine Gedanken über die Indianer, denen ihr Terretorium weggenommen wird, doch als er einige der Ureinwohner kennen lernt, beginnt sich sein Denken zu wandeln. Besonders die Freundschaft zu Winnetou, dem Sohn des Stammeshäuptlings, prägt ihn, und schon bald bekommt er den Spitznamen Old Shatterhand verpasst...

Karl Mays Geschichten erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, besonders seine berühmteste Figur Winnetou ist nachwievor in aller Munde. 2010 wurde eine neue Hörspielumsetzung des bekannten Stoffes vom rbb und Radio Bremen in Auftrag gegeben, eine Kaufversion ist beim Hörverlag erschienen – und diese lohnt sich. Denn wo andere Umsetzungen manchmal etwas verstaubt wirken, wurde hier behutsam modernisiert und bekam so einen frischen Anstrich. Dabei hält sich das Hörspiel enger an die Vorlage, sodass besonders die Charaktere eine andere Wirkung entfalten als in den bekannten Filmen. Das ist zunächst noch etwas überraschend, stellt sich im Nachhinein aber als sehr gekonnter Schachzug dar: Man lernt so einige neue Facetten kennen, zumal auch der feine Humor der Geschichte mit weniger Pathos besser zur Geltung kommt. Dabei werden natürlich auch Fans des Genres nicht enttäuscht, die große Freiheit der Prärie ist immer noch genauso gut zu spüren wie der abenteuerliche Charakter des Romans. Besonders gefällt mir die Reduziertheit der Umsetzung, die sich voll auf die Dialoge konzentriert und gerade damit die Fantasie des Hörers.

Konstantin Graudus ist in dieser Umsetzung als Old Shatterhand zu hören, mit seiner markanten Stimme setzt er die Figur sehr präsent um und unterstützt gekonnt den Spannungsbogen der Handlung. Auch Max Hopp hat mir als Winnetou sehr gut gefallen, er wirkt sehr frisch und entlockt dem Charakter so einige sehr interessante Facetten. Auch Effi Rabsilber kann als Nscho-tschi überzeugen, ihre helle Stimme sticht immer etwas heraus und bringt so diese ganz besondere Figur gut zur Geltung. Weitere Sprecher sind Wolfgang Väöz, Joachim Bliese und Reiner Schöne als Erzähler.

Wie bereits erwähnt ist die Umsetzung eher reduziert, sodass der Fokus immer auf den Sprechern und den Dialogen liegt. Dennoch sind einige Geräusche eingefügt, die das Geschehen lebendiger und realistischer wirken lassen und die Sprecher in ihrer Wirkung unterstützen. Und auch einige Melodien sorgen für einen angenehmen akustischen Background, und natürlich darf dabei eine Neuinterpretation der bekannten Titelmelodie nicht fehlen.

Das Cover wird durch eine klassische Zeichnung geziert, die Winnetou und Old Shatterhand auf ihren Pferden durch die weite Prärie reitend zeigt, wobei alles sehr detailreich anzusehen ist. Verpackt sind die beiden CDs in einem hübschen Digipack, das größtenteils in dunklem Grün gehalten ist. Alle produktionstechnischen Details sowie eine Kurzbiographie über Karl May sind im Inneren abgedruckt.

Fazit: Eine Umsetzung, die behutsam gekürzt wurde, aber dennoch sehr nah an der Originalvorlage umgesetzt ist. Die Sprecher machen ihre Sache sehr gut und lassen die Charaktere bestens zur Geltung kommen, wobei sie nicht in bekannte Klischees verfallen, sondern eigene Wege suchen. Auch die Handlung ist sehr hörenswert umgesetzt, sodass eine rundum gelungene Neuinterpretation entstanden ist.

VÖ: 11. Oktober 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-774-0
 
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