• Blut-Tetralogie   Dark Space

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
Link
Hallo Zusammen,

ich hab mal eine Frage an alle Cutter. Soviel ich hier mitbekommen habe, wird immer zuerst dder Dialogschnitt gemacht, dann die Geräusche und die Verortung. Könnte man nicht genau so gut erst den Soundschnitt machen und dann die Stimmen anpassen? - Und wenn nicht: Warum?

Schon mal vorab herzlichen Dank für eure Antworten.

Liebe Grüße von
Peter :)
 

Marco

Mitglied
Teammitglied
Sprechprobe
Link
Im Dialogschnitt werden die einzelnen Takes zusammengeschnitten. Diese sollen einen natürlichen Rhythmus ergeben. Wenn Du zuerst die Geräusche und Atmo hast, dann musst Du den Dialog an die Geräusche anpassen. Damit hättetst Du wahrscheinlich keinen natürlichen Dialog mehr. Um diesen aber wieder zu bekommen, wirst Du nicht umhin kommen die Geräusche wieder dem Dialog anzupassen. Also kannst Du gleich erst den Dialog machen und dann die passenden Geräusche.
Du verstehst was ich meine?
Also, Du passt immer die Geräusche dem Dialog an.
 

Nightblack

Meinhard Schulte
Sprechprobe
Link
Ich trenne das nicht sooo radikal. Manchmal brauchen Geräusche einfach auch einen gewissen Zeitraum. Letztlich sind Geräusche wie auch Stimmen ja alles Takes / Samples, welche in einen zeitlichen und lautstärkemäßigen Kontext zusammengestellt werden müssen. Ich kümmere mich schon erst um die Stimmen, da man ja evtl. Nachtakes einfordern muss, aber wenn ich sie in die Spuren meiner DAW einbaue füge ich durchaus auch schon einige Geräusche hinzu.
 
G

Gelöschtes Mitglied 1980

Ich mach das sehr ähnlich wie Marco aus den gleichen Gründen. Man ist einfach flexibler, wenn man erst den Dialogschnitt macht.
Ein Beispiel: Bei VanBlackwood hab ich einen Charakter realtiv spät komplett neu eingesprochen bekommen. Es war viel simpler, die ursprünglichen Takes im Dialogschnitt zu ersetzen, als wenn da schon ein kompletter Klangteppich drum gewesen wäre.
 

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
Link
Herzlichen Dank für eure Antworten! :) Wieder was gelernt! :)

Um ganz sicher zu gehen, dass ich es richtig verstanden habe: Es werden also zuerst die Stimmen verortet und dann die Geräusche entsprechend, oder? Wenn also jemand durch einen Raum geht und redet, lässt man erst die Stimme "durch den Raum wandern" und passt dann die Schritte und andere Geräusche an. Richtig?
 

Ellerbrok

Sprecher, Cutter & Fledermaus
Teammitglied
Sprechprobe
Link
, lässt man erst die Stimme "durch den Raum wandern"
Nein, eigentlich nicht. ICH zumindest nicht. Bei meinem, bzw. Marcos Dialogschnitt sind noch keine Bewegungen enthalten. Die Sprecher werden höchstens minimal mit dem Panning aus der Mitte herausgeholt um die Dialoge besser verfolgen zu können. Das Panning hilft auch bei sehr ähnlichen Stimmen.

Mein Hauptanliegen an den Dialogschnitt ist festzustellen ob alle Dialoge schlüssig sind und evtl. Retakes notwendig sind. Alles weitere wie Bewegung und Geräusche folgen später.
 
G

Gelöschtes Mitglied 1980

Es werden also zuerst die Stimmen verortet und dann die Geräusche entsprechend, oder? Wenn also jemand durch einen Raum geht und redet, lässt man erst die Stimme "durch den Raum wandern" und passt dann die Schritte und andere Geräusche an. Richtig?

Richtig. Allerdings nicht nur. Es geht auch um das generelle Timing im Dialog. Das die Pausen realistisch klingen und so weiter. Ganz grundlegende Dinge. Panning und Lautstärker etc. lässt sich auch mit den Schritten noch später anpassen. Wenn Du aber feststellst, dass Du eine unnatürlich wirkende Pause in Deinem Dialog hast, ist es schwierig, das zu korrigieren, wenn Du schon den Ton und die Geräusche timingmäßig drumherumgebettet hast. Die müsstest Du dann nämlich auch alle anpassen.
Ähnliches Problem, wenn Du vorher den Klangteppich bastelst. Wenn Du feststellst, dass Dein Dialog nicht richtig in den von Dir gebauten Klangteppich (ich nenne das Ding so, ich hoffe, es ist klar, was ich mit dem Wort meine) passt, müsstest Du den kompletten Klangteppich umbauen und im Grunde bei null anfangen. Oder nen unnatürlich wirkenden Dialog in Kauf nehmen.
 

schaldek

Mitglied
Teammitglied
Es kommt - find ich auch - auf die Stimmigkeit des Dialogs an, weswegen ich das immer erstmal gern hinter mir habe, denn ich hasse Re-Takes.
Aber ich merke auch immer mehr, dass ein fertiger Dialog von seiner Stimmung auch die Stimmung der Szene vorentwirft und dass es sinnvoll ist, diese Stimmung erstmal zu checken. Die Vibes im Gespräch zu kennen, hilft mir persönlich sehr das Timing zu definieren. Danach suche ich u.a. auch viele Sounds aus. Also definitiv erst nach dem Dialogschnitt.
 
Zuletzt bearbeitet:

7klang

Komponist/ Mixing / Mastering
Ich klinke mich da 1fach mal mit ein und kann Marco, Pinnie und Marcel nur Recht geben. Aus o.g. Gründen ist es für uns Musiker auch sehr sinnvoll, erst mit Erhalt des "Rohschnittes" die musikalische Untermalung anzufangen. Hier verhält es sich ja ähnlich wie bei Atmos und Geräuschen ;-) Ok, vorrausgesetzt es handelt sich nicht explizit um ein Intro, was ja auch schon zu Beginn entstehen kann. Selbst "nur" musikalische Übergänge kann man dann schöner an den Dialog anpassen...
LG Andreas
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
Sprechprobe
Link
Ähnlich bei mir. Für mich sind die Dialoge (Inhaltlich wie Technisch) das Rückgrat eines Hörspiels. Die komplette Szene wird erst im Dialog geschnitten. Dabei kommt es mir besonders auf einen natürlich Sprach-Rhythmus an. Z.B. lassen sich Menschen nicht immer schön brav ausreden, sondern fallen sich gegenseitig ins Wort. Die gesamte Unterhaltung wird dann noch einmal an die Handlung angepasst. Personen gehen durch den Raum, sprechen durchs Telefon usw..
Besonders reizvoll finde ich es, wenn eine Stimme mit durch verschiedene Schauplätze genommen wird. Erst AM Telefon, dann DURCHS Telefon (weil andere Seite des Gesprächs) usw..
 
Y

Yüksel

wird immer zuerst der Dialogschnitt gemacht,
Nö, definitiv nicht, es kommt drauf an. Manchmal mache ich das tatsächlich so, daß ich erst haarklein den Dialodschnitt mit exaktem Timing fertig mache.
Mitunter mache ich gleich das volle Programm in einem Rutsch. Der Grund für letzteres ist, daß ich bei einigen Geräuschen oder Musik und evtl. Effekten gewisse Timingvorgaben habe, die Dialoge also da irgendwie genau einpassen muß, damit es wirklich wirkt.
Es kommt ganz auf die Szene an. Wenn Effekte / Musik eine entscheidende Rolle spielen, haben die für mich die gleiche Priorität wie die Dialoge. Wenn Geräusche / Musik / Effekte dagegen nur Textur sind, kommen dia halt nach dem Dialogschnitt mit dazu.
 

Phollux

Robert Kerick
Sprechprobe
Link
Ich denke der Dialogschnitt ist neben den inhaltlichen Aspekten wie Timing auch dafür da alle Aufnahmen technisch auf ein Level zu bekommen und aneinander anzupassen. z.b. Atmer, Schmatzgeräusche, Zischlaute etc. zu entfernen.
 

HaPe

Mitglied
Sprechprobe
Link
Ich fange auch immer mit dem Dialogschnitt an, um das Dialog-Timing zu definieren und allgemein das Level anzupassen (stimme auch Phollux zu: Bei nacktem Dialog höre ich einfach Feinheiten besser). Ebenfalls verändern machmal Retakes wieder das Timing. Wenn das steht, spare ich mir später mögliche, unnötige Nacharbeiten.
Anschließend kommen Geräusche, wonach ggf. Dialogtakes nochmal etwas verschoben werden können.
Erst dann kommen bei mir Automationen für PAN, VOL, Veränderung der Akustik, Effekte etc, um Nacharbeiten bei möglicherweise vielen Automationskurven zu vermeiden.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
Sprechprobe
Link
Im Prinzp gibt es keine klaren Bedingungen oder Vorraussetzungen, dass man zuerst immer den Dialogschnitt machen muss. Das kann jeder der Arbeitsweise anpassen, die er/sie für effektivsten hält. Ich mache es trotzdem so, dass ich zunächst immer die Takes zusammenstecke und sie von all dem Schmutz befreie (Ploppser, Mundblasen, Check auf Raumhall,...) und die Stimmen gegeneinander halte. Man kann mit geschultem Ohr und einem Sinn für die Handlung erkennen, ob das was man hört passt oder nicht. Das entscheidene aber ist, dass andere das auch können. Und die erfahrenen Sprecherinnen und Sprecher haben somit die Möglichkeit Fehler oder falsche Betonuzngen zu erkennen. Das hilft insofern die Retakes auch wirklich technisch qualitativ gleichwertig sind. Der Schnitt kann schnell gemacht werden und damit das erste Hörerlebnis schaffen.
Sobald man zufrieden ist, kann man dann in die nächste Phase gehen und die Geräusch und Effektabmischung starten. Das Ergebnis ist eine Szene, die zwar an sich fertig aber noch ohne Musik ist. Diese wird dann vom Musiker erstellt, sobald er die Szene zum Komponieren benutzen kann. So sind zumindest bei mir die Hörspiele entstanden und ich war mit der Methode immer recht zufrieden.

Viele Grüße, Michael
 

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
Link
Hallo Zusammen,
ganz herzlichen Dank für eure Antworten und Erklärungen! Das hat mir ein ganzes Stück weiter geholfen.

Liebe Grüße von
Peter :)
 

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
Link
Fragst du NUR AUS INTERESSE oder möchtest du dich selbst daran versuchen ;)
Ich hab in letzter Zeit öfter mal daran gedacht, mich am Schneiden zu versuchen. Noch kann ich mich nicht dazu aufraffen aber wenn ich es mache, ist es gut ein paar theoretische Vorkenntnisse zu haben. Ich würde aber ganz klein anfangen, also erstmal einen einfachen Dialog, in dem es hauptsächlich darauf ankommt, dass die Personen richtig zueinander stehen oder sich nur wenig bewegen. Dann würde ich das langsam steigern.

Liebe Grüße von
Peter :)
 

Heavy

Sprecher und Cutter
Sprechprobe
Link
Na siehst du. Dann hat das zureden ja was gebracht. Vielleicht können du und ich das Western Hörspiel gemeinsam schneiden? :)
 

PeBu34

Mitglied
Sprechprobe
Link
Na siehst du. Dann hat das zureden ja was gebracht. Vielleicht können du und ich das Western Hörspiel gemeinsam schneiden? :)
Da muss ich dich gleich zwei Mal enttäuschen. :) 1. Diese Idee hat nichts mit "zureden" zu tun. Es nervt mich im Moment einfach, dass bei "meinen Projekten" nichts vorwärts zu gehen scheint und das kann ich nur ändern, wenn ich selbst mehr mache. 2. Bis ich so etwas wie meinen Western schneiden - oder auch nur die Personen richtig verorten kann, wird es noch eine ganze Weile dauern. (Wie gesagt: Ich muss mich ja erstmal aufraffen und einen Anfang machen.) "Eigentlich" wollte ich das ja nicht, aber man kommt ja anscheinend nicht darum herum, wenn die eigenen Projekte fertig werden sollen.

Liebe Grüße von
Peter :)
 
Oben