Poldi

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Sherlock Holmes: Die neuen Fälle – 5. Das steinerne Schiff

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Erster Eindruck: Rückkehr eines Todgeglaubten

Der totgeglaubte Professor Moriarty ist zurück! Nachdem Sherlock Holmes und Dr. Watson für die Recherchen in einem Mordfall aus einer etwas abgelegenen Stadt nach London zurückkehren, entführt ihr Erzfeind Dr. Watson und benutzt ihn als Druckmittel gegen den Meisterdetektiv. Dieser muss mehrere Rätsel entschlüsseln, um seinen Freund zur Hilfe zu eilen – nicht ahnend, dass er in eine Falle läuft…

Sherlock Holmes hat auch nach den zahlreichen Fällen, die ihm sein Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle auf den Leib geschrieben hat, noch lange nicht ausgedient. Es gibt mittlerweile zahlreiche Fortsetzungen seiner Geschichte, auch das Label Romantruhe Audio hat sich neue erdacht und veröffentlicht diese als „Die neuen Fälle“. Fall 5 greift noch weiter in das Gefüge der ursprünglichen Fälle ein als sich nur die Protagonisten zu entleihen, denn auch Holmes‘ Gegenspieler Professor Moriarty taucht hier auf, was gleich zum Kernstück der ganzen Handlung wird. Die Introszene greift hier etwas vor und schildert, wie Moriarty triumphierend von Watsons Entführung berichtet. Der Zeitsprung zurück kommt dann etwas überraschend und nimmt Tempo aus der Folge. Erst mit dem ersten Auftauchen von Moriarty ändert sich dies, es entwickelt sich ein teuflisches Spiel, in dem sich die beiden Männer auf intellektueller Ebene messen. Da das Leben von Watson auf dem Spiel steht, kommt genügend Brisanz in die Folge, sodass diese sich auch völlig ohne Actionszenen sehr unterhaltsam ist. Nur am Schluss wird man der langen Dialoge, so interessant und gut geschrieben sie auch sein mögen, etwas überdrüssig. Das fast schon philosophische Gespräch der beiden Kontrahenten am Schluss ist das beste Beispiel hierfür. Die Figur des bösartigen Moriarty dominiert dieses Hörspiel und stellt sogar den allseits beliebten Detektiv in den Hintergrund. Es ist eine gut erzählt Folge, deren Längen man jedoch nicht leugnen kann.

Friedrich Georg Backhaus spricht hier den Professor Moriarty und kann den bösartigen, aber auch hochintelligenten und überheblichen Charakter vielschichtig darstellen kann. Nur seine Sinneswandlung am Ende wirkt etwas zu spontan, um wirklich glaubhaft zu sein. Der großartige Christian Rode ist auch in dieser Serie als Sherlock Holmes zu hören, seine eindringliche, markante Stimme kommt wieder bestens zur Geltung. Lutz Harder als Inspector Lestrade fällt im Vergleich zu diesen hervorragenden Sprechern etwas ab, liefert aber eine solide und glaubhafte Vorstellung ab. Weitere Sprecher sind Peter Groeger, Thomas Danneberg und Harry Walter.

Die akustische Gestaltung hält sich insgesamt eher zurück, große Teile der Dialoge stehen für sich selbst, ohne von irgendwelchen Effekten unterbrochen zu werden. Einige leise Melodien wurden dann aber doch eingebaut, die eine stimmungsvolle, leicht düstere Szenerie erzeugen und besonders wichtige oder dramatische Szenen untermalen. Auch einige Geräusche gestalten die Geschichte lebendiger.

Ein düsterer Mann, eingehüllt in einen langen Mantel, ein Zylinder auf dem Kopf, ein Gehstock in der Hand. Das hakennasige Gesicht mit den stechenden Augen liegt halb im Dunkel, während im Hintergrund die majestätische Tower-Bridge von London vor violettem Himmel zu sehen ist. Das Cover zu dieser Folge wirkt passend und versprüht nostalgischen Charme. Im Inneren gibt es neben den üblichen Angaben noch einen Infotext zu Friedrich Georg Backhaus.

Fazit: Eine Geschichte, die fast ausschließlich auf langen Dialogen basiert und gerade dadurch den typischen Charme der Sherlock Holmes-Geschichten bewahrt. Der Aufbau ist gekonnt und sinnvoll, nur das Ende mit Moriartys Wandlung wirkt etwas merkwürdig – wenn es auch dramaturgisch wirklich gelungen ist. Die Bedrohung von Watsons Leben und das tödliche Spiel zwischen den beiden Kontrahenten verleihen viel Brisanz. Gelungen!

VÖ: 12.Juli 2013
Label: Romantruge Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-070-2
 
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