Poldi

Mitglied
Sherlock Holmes & Co – 9. Die Hexe von Whitechapel

shco-9.jpg


Erster Eindruck: Geheimbund mit finsteren Plänen

Mitten in London werden zwei Morde verübt, zu denen auch Sherlock Holmes zu Rate gezogen wird. Doch während Scotland Yard von Auftragsmorden ausgeht, ermittelt der bekannte Detektiv in eine andere Richtung und ist bald einem Geheimbund auf der Spur, der seit langem im Vorborgenen agiert. Sein Weg führt ihn auch zu einer Frau, die in Whitechapel als Hexe verschrien ist…

Bisher wurden die Geschichte, die in Sherlock Holmes & Co erzählt wurden, mit Original-Fällen von Arthur Conan Doyle auf die eine oder andere Wiese verknüpft. In der neunten Folge „Die Hexe von Whitechapel“ hat sich Autor und Produzent Markus Winter davon aber frei gemacht und spielt nur in kleinen Kommentaren auf frühere Ereignisse an, die von der Geschichte aber völlig unabhängig sind. Und so ist eine außergewöhnliche Folge entstanden, die über ganz unterschiedliche Stationen einen komplexen, aber sehr runden Fall erzählt. Der Anfang ist recht ruhig, die Todesfälle interessant, aber nicht sonderlich außergewöhnlich umgesetzt. Richtig Fahrt nimmt die Folge mit dem Besuch bei der titelgebenden Hexe von Whitechapel auf, die eine mysteriöse Stimmung mit einbringt und auch ansonsten ein interessanter Charakter ist. Die Verknüpfung zum Geheimbund ist elegant eingebaut und lässt Sherlock Holmes in diese Richtung ermitteln, dem Hörer werden die Informationen jedoch nur tröpfchenweise zugespielt, sodass sich das Gesamtbild nur langsam zusammensetzt – und gerade das macht die große Spannung dieses Falles aus. Besonders gelungen ist die überraschende Wendung in der Auflösung, die noch einmal in eine ganz andere Richtung weist und dennoch sehr organisch eingebaut ist, sodass alle losen Erzählfäden zusammengeführt werden. Eine sehr starke Folge der Serie, die einen überraschenden und sehr gut erzählten Kriminalfall mit ganz eigener Wirkung erzählt.

Corinna Dorenkemp spricht Violet Westbury, die Hexe von Whitechapel und kann diese Figur sehr intensiv umsetzen. Durch sie bekommt die Figur eine unheimliche, machtvolle, aber auch sehr abweisende Ausstrahlung, die trotz des vergleichsweise kurzen Auftritts eine nachhaltige Wirkung hat. Andreas Conrad ist als Inspector Lestrade zu hören, der eine gelungene Mischung aus Ernsthaftigkeit und leichten humoristischen Elementen präsentiert. Florian Halm macht seine Sache als Dr. Watson sehr gut, sowohl die Dialoge als auch die Erzähltexte kommen authentisch und einprägsam zur Wirkung. Weitere Sprecher sind Petra Mott, Yvonne Greitzke und Frank Röth.

In Sachen Akustik hat Winterzeit wieder eine runde und gelungene Produktionsweiseumgesetzt. Mit kleinen, eher ruhigen Melodien bekommt die Geschichte zusätzliche Atmosphäre verpasst, die Geräusche sind glaubhaft eingebaut und verleihen mehr Lebendigkeit. Beides bleibt jedoch eher im Hintergrund und lässt den Fokus auf den Dialogen, nur einige Szenen werden durch eine kräftigere Umsetzung stärker betont.

Der bekannte Rahmen der Serie wurde auch hier wieder verwendet, die erdigen Orangetöne und das scheinbar daraufgelegte Foto sind mittlerweile eng mit der Serie verknüpft. Die schwarz-weiße Aufnahme zeigt hier eine der engen Gassen des Londoner Stadtteils Whitechapel, hier wird ein ansehnliches Spiel aus Licht und Schatten gezeigt. Im Inneren sind wieder Fotos und Kurzinformationen zu zwei der Sprecher enthalten.

Fazit: Eine spannend und kurzweilig erzählte Geschichte, die mit der sehr guten Darstellung der Hexe von Whitechapel und dem skrupellosen Geheimbund zwei markante Reizpunkte hat. Die Ermittlungen von Holmes und Watson haben zahlreiche Höhepunkte und offenbaren immer nur kleine Teile der Auflösung, die hinterher in eine gänzlich andere Richtung führt. Sehr gelungen!

VÖ: 25.April 2014
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-054-2
 
Oben