• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Jeder stirbt für sich allein

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Erster Eindruck: Erschütterndes aus dem zweiten Weltkrieg

Anna und Otto Quangel leben ein bodenständiges Leben in der Zeit des zweiten Weltkrieges, bis ihr Sohn im Krieg fällt. Sie beginnen, die vorherrschende Politik zu hinterfragen und begehren gegen das NS-Regime Hitlers auf, indem sie Postkarten drucken und diese an verschiedenen Plätzen verteilen. Schnell wird die Gestapo auf die aufmerksam...

Geschichte kann man in Fakten erfassen, man kann sie aber auch lebendig aufarbeiten und die Atmosphäre der Zeit auferstehen lassen. Ein Werk, das eben dieses schafft, ist der Roman „Jeder stirbt für sich allein“, der auch beim Audio Verlag als Hörspiel erhältlich ist. Die Geschichte von Anna und Otto Quangel ist eine herzergreifende und bringt die damalige Zeit dem Hörer nahe, die geprägt von Unterdrückung, Angst und Misstrauen ist. Mit ihrem Widerstand, und sei er noch so klein und unbedeutend, bricht das engagierte Ehepaar dieses Schema auf, obwohl sie wissen, in welche Gefahr sie sich damit begeben. Alles wirkt hier sehr realistisch und lässt die Atmosphäre der damaligen Zeit greifbar werden. Die einfühlsamen Beobachtungen, die feinsinnige Charakterisierung der Personen ist es, was so ergreifend ist. So wird die Wandlung des Ehepaars gut dargestellt, deren gleichgültige Einstellung zu einer kämpferischen und unnachgiebigen wird. Sie erscheinen dank der genauen Beschreibungen sehr lebendig und wie aus dem Leben heraus gegriffen. Hilfreich dabei ist auch die sehr poetische, bildhafte Sprache, die in treffenden Formulierungen zum tiefen Eintauchen in die Handlung einlädt. Der Kampf der Quangels steht hier im Mittelpunkt, doch viele kleinere Nebenstränge fließen immer wieder mit ein und beschwören ein umfassendes Bild herauf. Der Verlauf ist eingängig, das Ende dramatisch, eine sehr intensive und eingängig Geschichte mit viel Potenzial zum Nachdenken, nah am Original umgesetzt.

Die Sprecher verleihen dem Werk noch mehr Leben und machen es dem Hörer so sehr einfach, sich von der Handlung gefangen nehmen zu lassen. Günter Naumann ist als Otto Quangel zu hören und kann besonders den erwachenden Kampfgeist und den Mut, die Welt gegen alle Widerstände wenigstens ein bisschen besser zu machen, mit seiner markanten Stimme einfangen. Auch das einfühlsame Spiel von Gudrun Ritter als Anna Quangel kann unter die Haut gehen und einen sehr intensiven Eindruck der leidensfähigen Frau abgeben. Gunter Schoß ist als Erzähler und beweist mit seiner eindrucksvollen Art, dass er auch für diese sehr ernste Geschichte wie gemacht ist. Weitere Mitglieder des Casts sind Daniela Hoffmann, Lutz Riemann und Hans-Peter Minetti

Auch die musikalische Umsetzung kann als rundum gelungen angesehen werden. Feinfühlige und ruhige, melancholische Arrangements unterstreichen die Atmosphäre, lassen sie lebendig wirken und sorgen dafür, dass sich der Hörer vollends in die damalige Zeit und die imposante Geschichte fallen lassen kann. Auch die Geräusche sind passgenau eingefügt, drängen sich aber nie in den Vordergrund.

Eine eisige Winterlandschaft ist das Motiv für das Cover dieser Produktion. Zu sehen ist eine verschneite Straße, gesäumt von Bäumen und Laternen, auf der ein einsamer Mensch seinen Weg geht. Berühmte Berliner Wahrzeichen deuten auf den Handlungsort hin, die restliche Aufmachung ist mit kleinen Zitaten aufgelockert und hübsch anzusehen.

Fazit: Eine sehr eindringliche Geschichte, die nicht nur die vergangene Zeit lebendig und erlebbar macht, sondern auch den Mut des Einzelnen herausstellt.

VÖ: 19.August 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1101-9
 
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