Poldi

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Gruselkabinett – 86. Die Kreatur

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Erster Eindruck: Unheimliche Vorkommnisse in einer kleinen Stadt

Michael Strang kann nicht mit Ansehen, wie seine Freundin Maryjoy unter dem Verlust ihren entlaufenden Katers Bozo leidet. Da in letzter Zeit schon mehrere Tiere in der Kleinstadt entflohen sind, macht Michael sich auf die Suche und fragt in der Nachbarschaft herum. Dabei trifft er auf den zurückgezogen lebenden älteren John Stark. Dieser kann ihm zwar nicht weiterhelfen, wird mit der Zeit aber ein enger Freund Michaels. Doch immer mehr Tiere verschwinden…

Der texanische Autor Robert E. Howard, der gerade einmal 30 Jahre alt geworden ist, hat zu Lebzeiten zahlreiche Gruselgeschichten verfasst. Auch das Gruselkabinett hat schon einige Vorlagen von ihm vertont, mit „Die Kreatur“ ist die mittlerweile sechste Folge aus seiner Feder erschienen. Die Handlung startet hier recht ruhig, auch mysteriöse Elemente tauchen erst später auf. Dennoch kann hier gleich eine intensive, leise unheimliche Stimmung erschafft werden, die sich durch die gesamte Folge zieht. Das Verschwinden der Tiere bleibt etwas im Hintergrund, wird dem Hörer aber immer wieder in Erinnerung gerufen und bleibt so präsent. Im Mittelpunkt steht jedoch die Beziehung zwischen Michael und John, die sich anfreunden. Der ältere, behinderte Mann bleibt dabei jedoch lange das große Rätsel in der Geschichte, man erfährt nur wenig über ihn. Und so kann sich der Hörer schnell denken, dass etwas mit ihm nicht stimmt, dass er in das Verschwinden der Tiere auf die eine oder andere Weise eingebunden ist. Große Überraschungen kommen auch später nicht auf, wenn sich die Handlung zuspitzt und verschärft, aber spannend erzählt und mit einem gewissen Schwung ist es allemal. Besonders die letzten Szenen mit der Auflösung des Ganzen legen noch einmal an Dramatik zu und schließen das Hörspiel gekonnt ab. Insgesamt eine etwas ruhigere Folge der Serie, aber gerade wegen dieser leise bedrohlichen Stimmung durchaus hörenswert.

Gerade einmal fünf Stimmen benötigt dieses Hörspiel, wobei Traudel Haas als Mrs. Ash und Hasso Zorn als Sheriff recht kleine Rollen haben und nur wenig zu hören sind. Auch Maximiliane Häckel kommt als Marjory Ash nur ab und an vor, kann aber gerade während der letzten Szenen noch einmal aufdrehen und sich gekonnt präsentieren. Jannik Endemann setzt die Rolle des Michael Strang ins rechte Licht, mit seiner eingängigen Stimme begleitet er den Hörer durch das Hörspiel und übernimmt den größten Anteil, da er auch als Erzähler fungiert. Er kann die Emotionen des jungen Mannes gut darstellen und kann die Atmosphäre in ihrer Wirkung unterstützen. Richtig gut gefallen hat mir Manfred Lehmann als John Stark, der die richtige Portion Würze in die Handlung bringt. Seine Stimme kann in vielen Facetten leuchten und ist sehr eindringlich.

Über weite Teile des Handlung bleibt die Geschichte eher ruhig, nur wenige Höhepunkte sind hier eingebaut. Und das spiegelt sich auch in der akustischen Gestaltung wieder, die aber dennoch alles andere als langweilig ist. Mit zahlreichen eingebauten Melodien, die auch leise während der Dialoge mitschwingen, wird eine dichte und leicht unheimliche Stimmung geschaffen, die den Reiz der Handlung noch weiter steigern kann.

Das Haus des alten Mannes wird auf dem Cover sehr imposant und eindrucksvoll dargestellt. Die Szenerie fängt die Stimmung eines Sonnenunterganges ein, sodass das Gebäude ist dunkles Violett getaucht ist und eine unheimliche Atmosphäre verströmt. Aus der leicht erhellten Tür tritt gerade ein Mann heraus, das einzige Element in diesem stimmungsvollen und von knorrigen Bäumen umgebenen Bild.

Fazit: Zwar ist die Handlung hier nicht immer überraschend und kann in einigen Teilen vorhergesehen werden, doch durch die sehr eindringliche und leise unheimliche Atmosphäre ist ein sehr hörenswertes und gut erzähltes Hörspiel gelungen. Die knappe Stunde Laufzeit bietet genügend Raum zur Entwicklung, ohne Längen in sich zu tragen. Besonders der Charakter des John Stark bringt Farbe in die Handlung.

VÖ: 15.April 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4965-4
 
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