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Das goldene Ufer (Iny Lorentz)

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Erster Eindruck: Neues von den Historienromanexperten

Nach der Schlacht von Waterloo nimmt der Graf Renitz gleich zwei Waisenkinder bei sich auf: Dem Trommlerjungen Walther, der ihm das Leben gerettet hat, sowie der zehnjährigen Gisela, deren Vater im Kampf gefallen ist. Doch sein leiblicher Sohn Diebold missgönnt den beiden Kindern ihr Glück und macht ihnen das Leben so schwer wie möglich. Auch Jahre später ist sein Hass nicht erloschen, doch er begehrt nun Gisela, die zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen ist – doch diese will ihr Leben mit Walther teilen…

Iny Lorentz steht für ziemlich erfolgreiche historische Romane mit dem Prädikat Made in Germany, das Autorenduo aus der Nähe von München hat vor allem mit ihren Geschichten um die „Wanderhure“ ein großes Publikum erreicht. In ihrer neuen Reihe, die mit „Das goldene Ufer“ beginnt, kehrt das Duo jedoch nicht ins Mittelalter zurück, sondern beginnt mit Napoleons Niederlage in Waterloo. Das zugehörige Hörbuch ist bei Lübbe Audio erhältlich. Begleitet wird dabei insbesondere das Schicksal Walthers, der den besonderen Missfallen seines Adoptivbruders Diebold auf sich gezogen hat und sich immer wieder seinen Schikanen ausgesetzt sieht. Der Verlauf des Romans zieht sich über mehrere Jahre, beschreibt zuerst die Kindheit, später das Erwachsenenalter von Walther, Diebold und Gisela. Die späteren Ereignisse nehmen dramatische Züge an, bis die beiden Waisenkinder zur Flucht vor der mächtigen Grafenfamilie gezwungen sind. Das alles verpacken die beiden Autoren in dem ihnen eigenen flüssigen Schreibstil mit der gelungenen, stimmigen Wortwahl. Und auch die Geschichte ist durchaus kurzweilig und unterhaltsam, enthält keine Längen, ist aber auch ein wenig vorhersehbar, insbesondere wenn man schon andere Bücher von ihnen kennt. Die Charaktere sind gut ausgemalt worden und mit eigenständigen Eigenschaften versehen, nur Gisela droht immer wieder ins Klischeehafte abzudriften. Ein kurzweiliger historischer Roman, der in einer interessanten Epoche stattfindet und eine spannende Geschichte bietet, jedoch manchmal mehr Wendungen vertrage hätte.

Anne Moll spricht – wie schon bei zahlreichen anderen Romanen von Iny Lorentz – die Handlung mit ihrer angenehmen und ruhigen Stimme. Sie kann besonders die Emotionen der Charaktere sehr genau und treffend formulieren. Walthers Kämpfernatur und seine Willensstärke, sich von Diebold nicht unterkriegen zu lassen und Giselas feinfühliges Wesen stehen bei ihr im Mittelpunkt, doch auch Diebolds Grausamkeit kann sie mit hartem Klang darstellen. Den Spannungsbogen des Buches zeichnet sie mit kleinen Sprechpausen und leicht veränderten Stimmfarben nach.

Typisch für einen historischen Roman ist auf dem Cover – genauso wie auf der Buchversion – eine sentimental in die Ferne blickende junge Frau zu sehen. Der Zeichenstil erinnert tatsächlich an alte Ölgemälde und ist im Hintergrund mit hübschen Details versehen. Dass die weibliche Hauptfigur dieser Geschichte allerdings dunkle Haare hat, kann aus Marketinggründen sicherlich gut vernachlässigt werden.

Fazit: Die interessante Epoche wird hier lebendig und glaubhaft erzählt, die Handlung ist zwar etwas überraschungsarm, aber kurzweilig und unterhaltsam erzählt. Zuerst das emotionale Schicksal der beiden Waisenkinder, später Diebolds Grausamkeiten bis hin zum dramatischen Höhepunkt zeichnen ein eingängiges Bild der Herrschaft des Adels, ist dabei aber vielleicht etwas zu plakativ geraten. Für Fans des Autorenduos ist dies natürlich ein Muss, aber auch History-Fans dürften an der gut recherchierten Vergangenheitsbeschreibung ihre Freude haben.

VÖ: 17.Mai 2013
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3785748350
 
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