• Blut-Tetralogie   Dark Space

Mr B.

Tassenmörder
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Auf ein letztes (höhö) mal: Hier die hoffentlich finale Überarbeitung der Geschichte. Danke erst mal an @jonasclick für die Anmerkungen, die habe ich umgesetzt und zusätzlich habe ich die Geschichte zwecks Verknüpfung mit einem anderen Text etwas erweitert. Ich wünsche viel Spaß



Am Ende der Zeit

Die große, tiefstehende Sonne hüllt das Ödland, das einst die zivilisierte Welt war, in ein dunkles Rot. Rund um den Horizont erstreckt sich die Wüste, in der nur der mitleidlose heiße Wind weht. Die Sandstürme, die über das Ödland fegen, hatten die Mauern eines riesigen, nachtschwarzen Schlosses, das sich aus dem Sand der sterbenden Sonne entgegenreckt, über die Jahrtausende hinweg glattgeschliffen. Seine fensterlosen Mauern scheinen das Licht zu schlucken, während es weiterhin dem Sand und der Hitze trotzt.
Im schwarzen Innern des Schlosses brennt kein einziges Licht, nur aus dem großen Saal dringt das Flackern einer fast abgebrannten Kerze. In ihrem Schein ritzt ein alter Mann mit zittrigen Händen seinen Namen in die Wand. Als er sein Werk vollendet hat, sinkt er erschöpft zu Boden. Sein unregelmäßiger Atem rasselt und sein Blick verschleiert sich. Seine Aufgabe ist nun vollendet; er hat die Namen aller Erdbewohner in den Wänden dieses verfluchten Schlosses verewigt. Sein Blick fällt wieder auf die Kerze, die auf einmal leicht flackert. Erschrocken weicht er zurück, denn in all den Jahren, in denen er hier lebte, wehte kein einziger Wind durch die Gänge. Panisch kriecht er von der Kerze zurück und stößt mit dem Rücken gegen eine Säule aus reinem Obsidian. Sein Herz pocht so stark, als wolle es aus seiner Brust springen und seine Augen weiten sich vor Entsetzen, als die Flamme mit einem letzten Flackern erlischt. Blutrotes Licht flutet das Schloss, als sich die Tore öffnen. Der heulende Wind bricht gewaltsam die Totenstille, die in den Gängen herrscht. Der Kopf des Alten ruckt herum, als mit dem Wind auch Schritte näher kommen.
Der Greis kneift die Augen zusammen, da das Licht seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen wie mit heißen Nadeln durchbohrt. Erst als sich die Tore wieder schließen, kann der Mann etwas erkennen. Er war nicht mehr länger in der Dunkelheit gefangen, denn die Feuerschalen, die an den Wänden hängen, hatten sich entzündet. Vor ihm steht eine hochgewachsene, schlanke Gestalt mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, die an einen Pharao erinnert. Der Körper wird von einer Robe verhüllt, die der Farbe der Sonne gleicht. Sein Blick schweift über die Wände, in die der Greis die Namen geritzt hatte. Er liest sie alle nacheinander, bis er beim Namen des Alten angekommen ist. Dieser kauert vor der Säule und starrt den Fremden angsterfüllt an. Ist der Fremde etwa sein Meister oder nur ein Abgesandter? Oder hat er doch noch jemanden vergessen?
Als hätte der unerwartete Besucher die Gedanken des Alten gelesen, dreht dieser langsam den Kopf und blickt den alten Mann an. Als dieser in abgrundtiefe Augen, die die Geschehnisse von Miliennien gesehen hatten, schaut, schreit er angsterfüllt auf. Er kennt den Fremden, denn einst waren sie Gefährten gewesen und durchquerten eine einsame Wüstenei, ehe sie fruchtbares, grünes Land betraten und sich dort ihre Wege trennten. Oft hatte sich der Alte gefragt, was aus seinem einstigen Gefährten geworden war und nun stand er vor ihm. Er hat den Schatten der Zeit verlassen und sich dem Alten offenbart. Er ist sein Meister. Langsam beugt sich der Fremde herunter und klopft dem Greis auf die Schulter. Ein sanftes Lächeln liegt auf seine Lippen und der Alte fängt an zu lachen. Er ist nun frei und kann Ruhe finden. Leblos sackt er zusammen und verfällt zu einem kleinen Häuflein Staub. Der Besucher wendet sich wortlos ab und geht langsamen Schrittes durch die verlassenen Hallen des Schlosses, in die nun langsam wieder Ruhe einkehrt. Ohne Hast und ohne Pause erklimmt er den höchsten Turm, dessen Treppe Tausend mal Tausend Stufen misst und betritt den Balkon, der an die höchste Turmkammer grenzt. Er tritt an die Brüstung, die direkt der Sonne gegenüber liegt und schlägt die Kapuze seiner Robe zurück. Sein Blick wandert über die Wüstenei, in der einst das Leben blühte. Langsam hebt er seine Arme und streckt sie der sterbenden Welt entgegen. Der Wind verstummt, der Sand legt sich wieder auf das Land herab und die sogar Zeit selbst scheint den Atem anzuhalten. Seine donnernde Stimme, die wie ein zerstörerischer Wind über das Land fegt, durchbricht die Stille. „Ich bin Nyarlathotep und ich bin von der Welt der sieben Sonnen herabgestiegen, um das Ende zu verkünden.“
Kaum sind seine Worte verklungen, schwillt die Sonne zu einer Supernova an und verschlingt die entvölkerte Erde.
 
Zuletzt bearbeitet:

Corlanus

Cutter - zur Zeit in Auszeit
Inhaltlich wird die Geschichte von mal zu mal besser. Was mich noch stört, sind die vielen Bandwurmsätze. Beim (vor)lesen kommt kein "Flow" auf. Immer wieder gerät man ins stocken, weil der Satz nun doch noch nicht zu Ende ist. Viele Sätze kann man noch zusammenfassen, ohne dass sie an Sinn und Dramatik verlieren. (Am Handy spare ich mir das jetzt mal) Da geht also noch was :)
 

schaldek

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Ich fand die Bandwurmsätze gerade immer gut. Die liessen den Erzähler in beiden shortys irgendwie fast schon selbst wie einen Priester oder Propheten klingen. Die reden ja auch immer gern und holen dabei höchstens mit dem Mors Luft...;)
 

PeBu34

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Hallo Mr.B,

die neueste Fassung ist eine interessante und gleichzeitig verwirrende Mischung aus Düsternis und Erlösung. Der alte Mann freut sich ja nicht nur, seinen Meister wiederzusehen, sondern auch auf sein Ende - also, den Tod.

An ein paar Stellen verstehe ich leider den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheitsform nicht:

1. Erst als sich die Tore wieder schließen, kann der Mann etwas erkennen. Er war nicht mehr länger in der Dunkelheit gefangen, denn die Feuerschalen, die an den Wänden hingen, hatten sich entzündet.

2. Dieser kauert vor der Säule und starrt den Fremden angsterfüllt an. War er etwa sein Meister oder nur ein Abgesandter oder hat er doch noch jemanden vergessen?

3. ...von Miliennien gesehen hatten schaut, schreit er angsterfüllt auf. Er kannte den Fremden, denn einst waren sie Gefährten gewesen und durchquerten eine einsame Wüstenei, ehe sie fruchtbares, grünes Land betraten und sich dort ihre Wege trennten. Oft hatte sich der Alte gefragt, was aus seinem einstigen Gefährten geworden war und nun stand er vor ihm. Er war aus dem Schatten der Zeit getreten, er hatte sich ihm offenbart, er war sein Meister. (Der Satz klingt gut, aber ich bin mir wegen der Zeitform doch nicht ganz sicher.)

4. Ein sanftes Lächeln lag auf seine Lippen und der Alte fängt an zu lachen.

5. und geht langsamen Schrittes durch die verlassenen Hallen des Schlosses, in die nun wieder Ruhe eingekehrt war (ist?).

Vielleicht liege ich ja auch falsch, aber ich wollte es einfach erwähnt haben. :) Wenn ich die Zeitform einer Geschichte ändere, muss ich auch immer X-Mal nachlesen, ob alles richtig ist. :)

Liebe Grüße von
Peter :)
 

Mr B.

Tassenmörder
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Hallo Peter,

ich hab noch ein bisschen daran gebastelt und die Fehler sind behoben. Die Bandwurmsätze sind leider erhalten geblieben, da diese Geschichte nicht nur eine Art Fortsetzung einer anderen Geschichte ist sondern auch in einer kleinen Anthologie auftaucht für die diese Schreibweise wichtig ist. Wie sagte Marek so schön?

Die liessen den Erzähler in beiden shortys irgendwie fast schon selbst wie einen Priester oder Propheten klingen.

Und genau das ist auch das Ziel, aber ich verrate zu viel ;) Die Geschichte wurde oben aktualisiert
 

PeBu34

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Hallo Mr.B,

schön, dass ich helfen konnte! Ich bin schon gespannt, wie die Geschichte am Ende wird!

Liebe Grüße von
Peter :)
 
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