Poldi

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Alice im Wunderland (SWF 1958)

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Erster Eindruck: Phantasievolle Reise mit skurrilem Anklang

Als Alice ein weißes Kaninchen entdeckt, das eilig über die Wiese hoppelt, ist ihre Neugier geweckt, und sie folgt dem Tier. Durch einen tiefen Sturz durch dessen Bau landet sie schließlich in einem Raum mit einer einzigen Tür, doch diese ist viel zu klein für sie. Dabei liegt dahinter das Wunderland, und Alice möchte unbedingt dorthin gelangen...

Alice im Wunderland hat sich zu einem immerwährenden Klassiker der Kinderlirteratur entwickelt, besonders amerikanische Kinder wachsen mit der Geschichte auf wie hierzulande mit den Märchen der Brüder Grimm. Pünktlich zum Kinostart des zweiten Teils der aufwändigen Hollywood-Neuverfilmung bringt der Audio Verlag ein Radiohörspiel des SWF aus dem Jahr 1958 auf den Markt, der viel von dem Charme des Romans von Lewis Carroll in sich trägt. Die vielen, teils recht skurrilen Figuren, die Alice auf ihrer Reise begegnet, sind mit viel Zauber versehen und kommen gut zur Geltung. Schon der Verlauf des Buches ist recht konfus und ist eher episodenartig gehalten, da Alice einfach immer neuen Figuren begegnet, ein wirklicher roter Faden, ein Ziel ist nicht erkennen. Dieser Eindruck wird hier noch verstärkt, da in den 52 Minuten Laufzeit natürlich einige Passagen aus dem Roman gekürzt werden mussten. Dennoch kann diese Umsetzung des Kinderbuchklassikers überzeugen und mit sowohl drolligen als auch düsteren Szenen abwechslungsreiche Stimmungen schaffen.

Karen Wellmann ist in dieser Umsetzung als Alice zu hören, die die Figur mit robustem Charme ausstattet und mit ihrer neugierigen Art die Figur sehr gut charakterisiert, besonders in den Szenen mit der Herzkönigin kann sie mit ihrer Energie punkten. Hannes Tannert hat als Grinsekatze – in dieser Übersetzung Lachkatze genannt – die wohl populärste Rolle der Geschichte übernommen, er spricht diese auf seine ganz eigene Weise und kann dabei den Charme der Figur nicht so recht treffen. Als Erzähler fungiert Hans Söhnker, der seine Passagen sehr gradlinig vorliegt und einen angenehmen Märchenonkel-Klang hat. Weitere Sprecher sind Hermann Pfeiffer, Hans Mahnke und Edith Heerdegen.

Das Hörspiel hat bereits über 50 Jahre hinter sich, sodass die technischen Mittel natürlich ganz andere waren als heute. Dafür klingen die Dialoge recht klar und auch die Musik, die recht sparsam eingesetzt ist, ist gut abgemischt. Die akustische Gestaltung wird vorrangig durch einige Geräusche bestimmt, die sinnvoll in die Handlung eingebaut sind, aber nicht immer ihren Zweck erfüllen.

Die Gestaltung des für das Label typische Digipack ist sehr ansehnlich gelungen. Vir himmelblauem Hintergrund reckt sich ein stilisierter, schwarzer Baum als zentrales Motiv in die Höhe, dessen Blätter rote Herzen sind. Die Lachkatze grinst darauf sitzend Alice an, die in klassischem Zeichenstil von hinten mit verschränkten Armen zu sehen ist. Im ebenfalls blau gestalteten Innenleben werden einzelne Motive hiervon wiederholt.

Fazit: Einer der klassischen Kinderbücher schlechthin in einer etwas angestaubt wirkenden, aber durchaus netten Hörspielumsetzung. Nicht alle Figuren können hier ihren typischen Charme entfalten, dennoch wird die Welt sehr vielfältig und phantasievoll beschrieben. Der Geist der Vorlage wird auf jeden Fall eingeatmtet.

VÖ: 22.April 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-6861
 
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