• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Gruselkabinett – 135. Bricket Bottom

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Erster Eindruck: Ruhige Gespenstergeschichte

Um seine Gesundheit zu schonen und eine weniger anstrengende Gemeinde zu betreuen, beschließt der alternde Reverend Maydew seine Stelle in der Stadt mit einem Kollegen aus einem idyllischen Landstrich zu tauschen. Seine Töchter Alice und Maggie, die nach dem Tod ihrer Mutter den Haushalt führen, begleiten ihn und erkunden in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft die Landschaft. Doch erst nach einiger Zeit entdecken sie das malerische Häuschen in Bricket Bottom...

Noch immer erfreut sich die „Anne auf Green Gables“-Serie von Titania Medien großer Beliebtheit und gehört neben dem Gruselkabinett wohl zu den größten Erfolgen des Labels. Eine kleine Verschmelzung der beiden Serien ist in „Bricket Bottom“ zu hören, die als 135. Episode des Gruselkabinetts erschienen ist. Denn die anfängliche Stimmung erinnert mit der malerischen Landschaftsbeschreibung, der wildromantischen Grundstimmung und der neugierigen und lebenslustigen Alice zumindest in Grundzügen an die Abenteuer des rothaarigen Mädchens. So bleiben auch erst einmal lange Zeit übernatürliche oder gruselige Szenen außen vor, zunächst beschäftigt sich die Handlung stark mit den Charakteren und dem Umzug ins neue Heim. Bis die beiden Schwestern das geheimnisvolle Haus entdecken, vergeht also einige Zeit, und auch dann ist das Tempo der Handlung erst einmal noch gering. Hochspannung ist hier nicht gegeben, mir hat die ruhige und intensive Atmosphäre mit der entdeckerischen Lebensfreude der beiden Schwestern jedoch äußerst gut gefallen. Und auch das unheimliche Finale, das eher mit leisem Grusel als mit Schockmomenten arbeitet, hat mich überzeugt, besonders der Rückblick auf die früheren Bewohner der Gegend. Eine in sich sehr runde Folge der Serie, die viel Wert auf die Stimmung des Augenblicks legt und sich erst spät den übernatürlichen Elementen zuwendet.

Wieder einmal wurden hier wundervolle Sprecher engagiert, allen voran die scheinbar ewig jugendliche Reinhilt Schneider, die der Rolle der Alice eine unbändige Neugier und Lebensfreude verleiht, aber auch die sich einschleichende Obsession sehr treffend einzubauen versteht. Daniela Bette bildet hierzu den nüchterneren Gegenpart als ihre Schwester Maggie, die gerade in den harschen Momenten sehr präsent wirkt. Beide ergänzen sich sehr gut und lassen ihre Dialoge lebendig wirken. Horst Naumann spricht den Vater der beiden, auch er trägt viel zur intensiven Wirkung der vorherrschenden Stimmung bei. Weitere Sprecher sind Bodo Primus, Dagmar von Kurmin und Rolf Berg.

Wie immer bei Titania Medien wird auf die akustische Gestaltung der Folge besonderen Wert gelegt, sodass die einzelnen Szenen noch besser zur Geltung kommen. Die gewählten Musikstücke sind sehr gut auf die entstehenden Stimmungen angepasst und nehmen im letzten Drittel noch einmal an Intensität zu, während die Geräusche nicht allzu überbordend, aber sehr treffsicher eingebaut sind.

An dem Cover von Ertugrul Edirne kann man sich kaum satt sehen, so detailreich und wunderschön ist die wilde Landschaft mit den hohen Bergen anzusehen, in die sich das rote Backsteinhaus einzuschmiegen scheint. Die aufwändige Kleidung der beiden Protagonistinnen, die beide nur von hinten zu sehen sind, lässt die Zeit der Jahrhundertwende auferstehen.

Fazit: „Bricket Bottom“ kostet die verschiedenen Stimmungen der Geschichte sehr gekonnt aus, von den wildromantischen Anfängen bis hin zu den Geistererscheinungen am Ende. Toll ist dabei auch der Blick in die Vergangenheit, die ein düsteren Geheimnis offenbart. Die tollen Sprecher und die intensive Umsetzung sorgen zusätzlich für sehr kurzweiligen Verlauf.

VÖ: 29. März 2018
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5626-3
 
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