drtoful

Mitglied
Hallo zusammen

Ich habe mich an meinen ersten Schnitt gewagt. Es ist der Shorty Check-In (Link).

Stimmen:
* "Er": Mindstalker
* "Sie": Faelon

Musik (Fahrstuhl):
* Local Forecast von Kevin MacLeod (Link)

Effekte:
* freesound.org
* Adobe Audition (da habe ich einen Link hier im Forum gefunden zu ganze viel Effekten)

 

Für mich als blutigen Anfänger stellen sich ein paar Fragen. Für den Dialogschnitt hatte ich eigentlich nicht so viele Probleme. Aber als es dann um das Hinzufügen der Atmos ging:

1) Konkret gibt es in diesem Shorty zwei Stellen auf dem "Sie" auf der Tastatur rumhämmert. Erstellt man dort im Dialogschnitt bereits eine Pause (man weiss ja nicht wirklich wie lange das Sample dann läuft) oder zieht man sich das dann später so zurecht wie es sein soll. Wenn ich alles alleine mache, dann geht das ja. Was wenn mehrere daran arbeiten?

2) Für mich ist es noch nicht ganz klar inwieweit ich als (angehender/lernender) Cutter Soundeffekte und Musik angehen soll. Muss man sich da ein eigenes Sammelsurium aufbauen. Ich habe mir mal diese Soundbibliothek von Adobe Audition runtergeladen, aber da einen passenden Effekt zu finden braucht fast viel mehr Zeit als dann das Schneiden an sich. Schreckt das die Cutter ab Cutter zu werden?

Wie läuft sowas in einer Produktion ab? Gibt es da Soundhunter die dann die passenden Effekte suchen, nach Angaben der Regie? Ich als Cutter muss es dann nur richtig einbauen?
 

Heavy

Sprecher und Cutter
Sprechprobe
Link
Ich kaufe mir zum Beispiel meine Geräusche und bin mit dem was ich kaufe sehr zufrieden. Meistens ist alles dabei und wenn nicht... dann kaufe ich das passende. Viele hier nutzen auch kostenfreie Seiten oder nehmen selbst auf.

Gibt es da Soundhunter die dann die passenden Effekte suchen, nach Angaben der Regie? Ich als Cutter muss es dann nur richtig einbauen?

Du als Cutter bist für die Szenen Gestaltung verantwortlich, heißt du suchst die geräusche heraus.

Muss man sich da ein eigenes Sammelsurium aufbauen

Ja, das wäre gut. Jekn, corlanus und Jam können dir da einige Seiten empfehlen.
 

ROH

Ryan

Hallo.

Wenn ich alles alleine mache, dann geht das ja. Was wenn mehrere daran arbeiten?

Da gibt es keine Regel. Du bist auf einer Plattform. Wie ihr, wenn der Fall eintritt, das bei eurer Produktion macht, ist eure Sache. Müsst ihr euch absprechen.

Für mich ist es noch nicht ganz klar inwieweit ich als (angehender/lernender) Cutter Soundeffekte und Musik angehen soll.

Dann hörst du dir am besten Hörspiele, Radio, TV und Filme an und entscheidest was dir gefällt und dann überlegst du dir – oder liest nach (Material gibt es darüber, musst du dich einfach nur hinterklemmen) - wie du da hinkommst.

Schreckt das die Cutter ab Cutter zu werden?

Der Aufwand ist größer und damit erschwert sich der Zugang.
Das Problem ist, dass du mehr Equipment brauchst (auch im Softwarebereich) um schnell arbeiten zu können.

Wenn du ein Tonstudio hast - ist das Kinderkram. Was ist, wenn du das nicht hast?
Das heißt du hast die Software nicht, ideale Hardware auch nicht, dir fehlt Fachwissen, in der Regel hast du auch nicht - so wie du jetzt - Zusatzzeug, weil selbst jemand der nur Musik macht, hat irgendwo ne Soundlib und wen es nur auf nem Sampler ist und da brauchst du schon ne ganz gehörige Portion Pioniermentalität zu Geduld und Sturheit, die du sowieso an den Tag legen musst.
Es ist keine Raketenwissenschaft, aber dir fehlt halt der einfache Zugang und da brauchst du Eigeninitiative. Dazu - gerade in dem Sounddesignbereich – bist du da vor allem auf internationales Wissen angewiesen, vor allem dem Englischen – weil die Amerikaner das quasi erfunden haben. Deswegen wenn du dir da Filme angucken willst – guck die besser im Ori-Ton, weil nämlich im Synchron und wegen unseres PAL Formats bereits eine Verzerrung stattfindet und auch am besten nicht unbedingt StarWars – sondern wo viele Dialoge passieren.^^
Was ganz banales z.B. Stimmen draußen klingen zu lassen und das Audiodesign für eine Außenszene da gibt es ein Dutzend verschiedener Lösungsansätze, wie du das machen kannst. Cool, wenn du sie kennst, weil dann kannst du sie einsetzen.^^

Und bei so was liegt eigentlich die Kreativität und auch der Spaß begraben. Nur da erst mal hinzukommen, musst du was mitbringen und du musst dir auch klar darüber sein, dass es nur ganz, ganz wenige interessiert ob du dir den Hintern dafür zerfleischt hast oder nicht, weil du musst es selbst mal gemacht haben, um das in voller Gänze nachzuvollziehen.
Du wirst nach dieser Sucherfahrung jetzt verstehen, wenn jemand sagt: Guck ma', da hab ich den Schrei der Schlitzohrigen Waldwiesen Eule eingebaut – die kommt genau in dieser Region vor, wo die beiden Leute reden. - Was meinst du was dahinter steht, dass der weiß, dass die Schlitzohreule da vorkommt?^^

Und – Ja – du wirst automatisch ein Soundarsenal aufbauen – und da kann ich dir jetzt schon prophezeien, das birgt Suchtgefahr in sich. Jeder der so was im Soundbereich macht hat eine Gigabyte schwere Soundbibliothek die der auch auswendig kennt (im Groben) und je nachdem wie tief der da drinnen steckt – Zugriff auf tausende weitere. Dafür gibt es dann Programm X,Y damit die nicht suchen müssen.

ABER – Ja – klingt gut. Mir hat das Timing am Anfang sehr gefallen. Musik – Aufzug – Schritte – dann Papier – dann HALLO. Ist cool. Ist mir vom Mix her zu sehr aufgedreht gewesen – aber das ist Geschmackssache und Stil.
Euch (oder hier nur dir) muss es in erster Linie immer gefallen. Wenn du am Schluss zufrieden bist, ist alles gut.

Gruß
Ryan
 

drtoful

Mitglied
Danke Ryan für deine ausführliche Antwort.

Ich schaue eigentlich schon seit 15 Jahren Filme und TV-Serien fast ausschliesslich nur im Original-Ton. Es gibt wenige Synchros die nicht eine Oktave höher klingen (und damit irgendwie quitschig) als das Original. Und sowas macht mir dann die Serie/Film kaputt.

Mir war halt nicht ganz bewusst, inwieweit ich gehen kann, soll und darf. Oder ob die Regie eigentlich mehr oder weniger das gröbste schon festlegt.

Ich hatte vor allem Probleme mit den Schritten in diesem Cut. Es scheint keine ordentlichen Samples für das zu geben. Muss ich mal schauen ob ich irgendwie Literatur/Videos etc. dazu finde, wie man das besser machen kann. Ich hab zwar ein paar Stunden investiert da irgendwas schlaues zu finden. Aber viele Samples hatten zuviel Umgebungsgeräusche etc. noch dabei.

Muss ich also mal schauen mein Arsenal aufzubauen. Ich habe, wie bereits kurz erwähnt, schon diese 10k Adobe Audition Samples heruntergeladen. Ist schon mal ein Start :)

Und wenn ich eine gute Ausrede hab, um mir noch mehr Gadgets zu kaufen, umso besser :)
 

Alex007

Hoerspiel Command Headquarter
Viel Erfolg!!! Wir brauchen Euch Cutter dringend. Habe das auch schon mal überlegt aber man kann halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
 

ROH

Ryan
Danke Ryan für deine ausführliche Antwort.

Ich schaue eigentlich schon seit 15 Jahren Filme und TV-Serien fast ausschliesslich nur im Original-Ton. Es gibt wenige Synchros die nicht eine Oktave höher klingen (und damit irgendwie quitschig) als das Original. Und sowas macht mir dann die Serie/Film kaputt.

Mir war halt nicht ganz bewusst, inwieweit ich gehen kann, soll und darf. Oder ob die Regie eigentlich mehr oder weniger das gröbste schon festlegt.

Ich hatte vor allem Probleme mit den Schritten in diesem Cut. Es scheint keine ordentlichen Samples für das zu geben. Muss ich mal schauen ob ich irgendwie Literatur/Videos etc. dazu finde, wie man das besser machen kann. Ich hab zwar ein paar Stunden investiert da irgendwas schlaues zu finden. Aber viele Samples hatten zuviel Umgebungsgeräusche etc. noch dabei.

Muss ich also mal schauen mein Arsenal aufzubauen. Ich habe, wie bereits kurz erwähnt, schon diese 10k Adobe Audition Samples heruntergeladen. Ist schon mal ein Start :)

Und wenn ich eine gute Ausrede hab, um mir noch mehr Gadgets zu kaufen, umso besser :)

Ein Halbton.^^ Oktave wäre heftig. Aber - ja, genau. Daher kommt also das cineastische Timing.^^

Hast du die Schritte einzeln gesetzt? Wenn - Nein. Würde ich machen, wenn ich mit Schritten gehen würde. Muss man ja nicht in nem Hörspiel.
Weil du kannst gerade über Schritte die Charaktere darstellen und auch deren Emotion, weil es einfach das deutlichste Bewegungsgeräusch ist und da kommst du nicht drum herum, die einzeln zu setzen, weil du total vom Dialog-Rythmus abhängig bist. Und dann Vorteil: Dann kannst du die Sounds auch besser bearbeiten, auch wenn sie unsauber sind. Weil mehr als ein "Tock" ist das ja nicht.
Und - je nachdem - kommt auf den Mix an - kannst du auch noch tricksen - in dem du die nicht nur leiser sondern auch weniger präsent stelltst. Dadurch treten sie noch mehr in den Hintergrund, ohne an Wirkung zu verlieren.
Was du auch machen kannst - ist anstatt von Schritten also Schuhe - nur die Bewegungsgeräusche der Kleidung zu nehmen. Kommt natürlich auf das Outfit an. Aber so hast du ne größere Bandbreite an Geräuschmöglichkeiten.
Ich weiß jetzt nicht wie das da auf Freesound etc. aussieht- ich geb dir nur was weiter, wie du da vielleicht durm herum kommst.
Ansonsten, wenn du Schritte brauchst für ne Produktion später, frag die Sprecher. Alle die, die nen Handyrekorder haben, können dir Schritte aufnehmen.
Würde dir da auch nicht empfehlen in ne Lib zu investieren - weil die liegen meist an die 100 bis 200 Euro - und dafür kriegst du ein Zoom. Mit so einem Ding - kannst du alle Alltagsgeräusche aufnehmen. Du sparst also nicht nur dann an so einer Schritt-Lib, sondern wenn du dann mal ne Kaffeemaschiene brauchst oder ein Buch, ein Zippo, ein Stift etc.
Arbeitsaufwand 5 Minuten und du hast genau das was du brauchst.

Regie ist nicht so in Stein gemeißelt, wie das manchmal wirkt. Darfst nicht vergessen, du hast hier auch unerfahrene Autoren - die sich auch nicht so ganz sicher sind was kommt jetzt ins Buch und was nicht - und arbeiten dann nach dem Motto: Ich biete das an als Inspiration.
Wenn da steht: Nacht - Sound: Eulenruf - du hast aber keine Eule, aber dafür ganz tolle Grillen, willst du dann 5 Euro für ne Eule investieren, die nur dafür da ist um zu sagen: NACHT was auch deine Grillen könnten?
Es gibt auch da keine Regeln. Du kannst das so entscheiden in deiner Produktion, zusammen mit den Leuten die daran beteiligt sein werden, wie ihr das wollt.
Würde dir auch empfehlen immer - immer - ausnahmslos - immer erst das Buch zu lesen, bevor du irgendwo zusagst. Auch aus solchen Gründen.
Denn sonst steht du nachher da - und darfst eine Schlacht im antiken China darstellen.
Könnte natürlich deine Rechtfertigung sein - dir endlich die Bambus-Lib zu holen, nach drei Wochen intensiver HongKong-Kino Recherche zum Leidwesen deines Umfelds, aber wenn das nicht oben auf der Prioritätenliste steht - kann das auch nach hinten losgehen.^^

Gruß
Ryan
 
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